Handschmeichler mit Keramikrücken
Oppo Find X5 Pro im Test
Schlankere Linie oder stärkeres Zoom? Bei einem Smartphone ist die richtige Mischung entscheidend für den Erfolg. Der chinesische Aufsteiger Oppo stellt bei seinem 2022er-Flaggschiff das Design in den Vordergrund. Eine gute Idee?

Oppo auf der Überholspur
Für Oppo war 2021 ein gutes Jahr. Die Chinesen konnten ihre Präsenz in Deutschland und Westeuropa trotz der Corona-Turbulenzen deutlich ausbauen und liegen momentan stabil auf Platz 4 hinter Apple, Samsung und Xiaomi. Die gerade vorgestellte Serie Find X5 soll die Erfolgsstory 2022 weiterführen. Aushängeschild und Flaggschiff ist das X5 Pro, das mit einem stolzen Preis von 1.300 Euro nochmals spürbar teurer ist als der Vorgänger zum Markstart (1.149 Euro). Oppo setzt so weit oben an, dass sich der Vergleich mit dem Galaxy S22 Ultra geradezu aufdrängt.
Galaxy S22 Ultra und Find X5 Pro mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Und dabei fällt auf, dass die Modelle unterschiedliche Schwerpunkte setzen: Während Samsung mit zwei Telebrennweiten und Stylus alles hineinpackt, was technisch möglich ist, belässt Oppo es beim Zweifachzoom und baut dafür kompakter und leichter. Anders formuliert: Dem Hersteller ist das Design wichtiger als die maximale Ausstattung. Das zeigt die stufenlos in einer sanften Kurve aufsteigende Kameraeinheit auf der Rückseite, die wieder ein Hingucker ist und das Phone zum Design-Highlight dieses Jahres macht.
Es wird klassisch in Schwarz und Weiß angeboten, weitere Farben sind zum Marktstart nicht geplant. Auch beim Speicher ist die Auswahl eingeschränkt, in Deutschland wird ausschließlich die Konfiguration mit 12/256 GB verkauft, die sich nicht per microSD erweitern lässt.
Test: Oppo Find X5 Pro – Das bislang beste Smartphone des Jahres
Rückseite aus Keramik
Auffällig ist, wie gut und ausbalanciert das Phone in der Hand liegt, vor allem im Vergleich mit dem S22 Ultra, das breiter und zudem noch schwerer ist. Ein weiterer Unterschied: Oppo verwendet rückseitig Keramik, ein Material, das deutlich kratzfester ist als jede Generation von Gorilla Glass. Die Rückseite besteht aus einem einzigen Stück Keramik, in das die Rundungen und Aussparungen für die Linsen in einem aufwendigen Fertigungsschritt eingearbeitet wurden. Oppo nennt eine Bearbeitungszeit von 168 Stunden für die Rückseite, dabei dürfte die meiste Zeit in den Polierprozess fließen.
Das Ergebnis rechtfertigt diesen Aufwand: In der uns vorliegenden weißen Variante sieht das X5 Pro umwerfend aus, die an allen Seiten gerundete Rückseite schmiegt sich den Fingern regelrecht an. Obwohl die Keramikoberfläche glänzend poliert ist, sind Fingerabdrücke nicht so deutlich zu sehen wie bei Glas. Ein weiterer Vorteil ist die herausragende Haptik: Die Rückseite lässt sich nicht eindrücken und macht einen hochfesten Eindruck. Dazu passt, dass der schlanke Alurahmen absolut verwindungssteif ist. Natürlich ist eine IP68-Zertifizierung dabei. Design, Haptik und Verarbeitung sind herausragend, Oppo setzt hier ein Ausrufezeichen.

Display mit hoher Auflösung und 120 Hertz
Das Display ist wieder 6,7 Zoll groß, auch die knackscharfe Auflösung von 3.126 × 1.440 Pixeln kennt man vom X3 Pro. Die Anzeigequalität ist spitze, nur beim Boost könnte Oppo stärker hochregeln, 722 Candela sind für ein Flaggschiff zu wenig. Doch das ist Erbsenzählerei, der Gesamteindruck ist sehr gut. Abgerundet wird er von butterweichem Scrolling – wie Samsung setzt auch Oppo auf ein LTPO der neuesten Generation, das zwischen 1 und 120 Hertz variabel wechselt und damit den Akku schont

Akkulaufzeit und Performance: Find X5 auf dem gleichen hohen Niveau wie Galaxy S22 Ultra
Entsprechend liegt die Laufzeit nur geringfügig hinter der des S22 Ultra: 11:31 Stunden sind überragend. Dazu trägt auch der Prozessor seinen Anteil bei. Oppo setzt auf Qualcomms 4-Nanometer-SoC Snapdragon 8 Gen 1, der 2022 die erste Wahl für die meisten Top-Phones sein dürfte. Die Performance in Benchmarks liegt vor dem Exynos 2200 und wird nur von Apples A15 übertroffen.
Interessanter als diese Leistungsvergleiche ist in unseren Augen aber der vielversprechende Ausblick auf die Laufzeit, den Oppo und Samsung für 2022 geben: Die Kombination aus moderner Display- und Halbleitertechnologie scheint der Akkulaufzeit einen Schub zu geben.
Benchmark-Ergebnisse Galaxy S22 Ultra und Oppo Find X5 Pro
Benchmark-Ergebnisse Galaxy S22 Ultra | Oppo Find X5 Pro |
---|---|
Antutu: 689035 | 748728 |
Geekbench Single-Core: 828 | 855 |
Geekbench Multi-Core: 3189 | 3353 |
3DMark Wild Life Extreme: 2032 | 2605 |
GFXBench Car Chase: 2225 | 2838 |
Lieferumfang: 80-Watt-Netzteil mit dabei
Die Ladetechnologie macht ebenfalls einen Sprung. Oppo liefert einen 80-Watt-Schnelllader mit, und auch der Durchsatz von 50 Watt beim kabellosen Aufladen ist rekordverdächtig. Eine Schutzhülle liegt ebenfalls bei, und eine Displayschutzfolie ist bereits aufgeklebt. Dieses Rundum-sorglos-Paket steht in starkem Kontrast zum S22 Ultra, dem der Hersteller bis auf ein USB-C-Kabel nicht viel mit auf den Weg gibt.
Kamerasystem: Starke Kombination
Das Kamerasystem befriedigt zwar qualitativ, wer jedoch gern zoomt, sollte zu einem anderen Modell greifen. Umso überzeugender präsentiert sich das Ultraweitwinkelmodul, bei dem man kaum Abstriche machen muss. Auch die Selfiekamera vorne macht sehr gute Fotos. Eine gelungene Benutzeroberfläche mit vielen Einstellmöglichkeiten – unter anderem RAW – ergänzt das Kamerasystem. Es gibt aber weniger Optionen als bei Samsungs „RAW Expert“; die Teleoptik etwa kann man nicht ansteuern.

Hauptoptik / Weitwinkel
Der QUAD-Sensor der Hauptkamera ermöglicht Aufnahmen mit zwei Auflösungen: 50 oder 12 Megapixel. Sind die Bedingungen optimal (5000 Lux), liefert das Find X5 Pro mit der maximalen Auflösung detailreichere Bilder, wenn auch nicht ohne Wermutstropfen. Zwar ist die Auflösung hoch und besser als bei den 12-Megapixel-Fotos, doch die Signalverarbeitung rechnet unnatürliche Strukturen ins Bild. Diese Artefakte fallen als eine Art Grundrauschen auf. Den Effekt sieht man oft bei QUAD-Sensoren, allerdings selten so deutlich. Die 12-Megapixel-Aufnahmen sind etwas weniger gut durchgezeichnet, rauschen etwas mehr, wirken aber dennoch natürlicher und sind insgesamt sehr gut.
Wenn das Licht abnimmt (200 Lux), arbeiten sich die 12-Megapixel-JEPGs nach vorne, denn sie verlieren weniger Details als die 50-Megapixel-Bilder und liefern immer noch sehr gute Bildqualität. Das Rauschen nimmt unwesentlich zu, die Auflösung geht nur leicht zurück, und die Signalverarbeitung agiert moderat. Die 50-Megapixel-Bilder liegen bei 200 Lux zwar nur wenig zurück, brauchen aber viel mehr Speicherplatz. Im Dunkeln (5 Lux) hinkt die Bildqualität sichtbar den Ergebnissen bei 200 Lux hinterher. Die Unterschiede zwischen den Fotos mit 12 und 50 Megapixeln sind dann gering.
In der Gesamtwertung erhalten die Aufnahmen mit 50 Megapixeln zwei Punkte mehr als die 12-Megapixel-Fotos – das Prädikat „sehr gut“ verdienen beide.

Zweifachzoom
Für echte Zoomaufgaben ist der Vergrößerungsfaktor 2 etwas zu klein, doch mit der Gesamtwertung „gut“ gehört das optische Zweifachzoom zu den besten seiner Art. Dabei zieht die schwache Performance bei Dunkelheit das Gesamtergebnis nach unten. Doch bei viel Licht sind die Bilder sehr gut, bei wenig Licht fast sehr gut. Die Auflösung erreicht ein ähnliches Niveau wie die 12-Megapixel-Aufnahmen der Weitwinkelkamera. Allerdings fällt stärkeres Rauschen auf. Es ist feinkörnig und stört zunächst, bei gutem Licht, kaum. Bei abnehmender Helligkeit wird das Rauschen kräftiger und überdeckt die feinen Strukturen, sodass die Feinzeichnung sichtbar leidet. Lob verdient die Signalverarbeitung: Die Optimierungen fallen gut dosiert, wenn auch kräftiger als bei der Weitwinkelkamera aus.
Superweitwinkelmodul
Mit dem gleichen Lob könnte man in die Bewertung des Superweitwinkelmoduls mit 50 Megapixeln einsteigen: Auch hier leistet sich die Signalverarbeitung keine Fehltritte. Eine Superweitwinkelkamera mit QUAD-Sensor ist eine Seltenheit. Dieses hier kommt zwar nicht an die Qualität des Huawei-Mate-40-Moduls heran, überzeugt aber mit insgesamt guter Bildqualität, bei viel und wenig Licht sogar mit sehr guter.
Die maximale Auflösung von 50 Megapixeln liefert am Ende jedoch kaum Vorteile, die 12-Megapixel-JPEGs sind qualitativ überlegen. Bei viel und wenig Licht kommt die Detailwiedergabe nah an die der Weitwinkelkamera (12 Megapixel) heran: Die Auflösung ist auch bei feinen Strukturen hoch, die Farben sind satt, aber nicht zu überzogen, Rauschen und Artefakte sind kein Thema. Lediglich im Dunkeln baut diese Kamera leider zu kräftig ab: Die Aufnahmen werden stark entrauscht, was auf Kosten der Details geht

Fazit zum Kamerasystem
Drei Kameras, drei Volltreffer. Zwar holt keine der drei Gold und Platz 1 in der Bestenliste. Aber alle drei können auf olympischem Niveau mithalten und liefern übergreifend ein bei viel Licht sehr gutes und bei nachlassendem Licht knapp sehr gutes Niveau. Mit 50 Megapixeln schafft die Hauptkamera bei perfekten Lichtbedingungen sogar ein „überragend“. Die Bildoptimierungen zeigen eine gelungene Bildabstimmung.
Bei Dunkelheit ist das Find X5 Pro aber kein Überflieger: Dann fällt vor allem das Zweifachzoom stark ab. Was diesem Smartphone fehlt, ist ein echtes Tele mit längerer Brennweite. Dieses Manko kostet leider auch eine sonst eigentlich sehr verdiente bessere Platzierung in der Bestenliste.
Oppo Find X5 Pro Messergebnisse Kamerasystem
Oppo Find X5 Pro | Messergebnisse Kamerasystem |
---|---|
Ultraweitwinkel | 82 gut |
Weitwinkel | 89 sehr gut |
Fotoqualität hell | sehr gut |
Fotoqualität dunkel | sehr gut |
Kurzes Tele/Zweifachzoom digital | 79 gut |
Langes Tele | - |
Benutzeroberfläche Color OS bekommt 3 neue Android-Versionen
Generell gefällt uns die Software von Oppo aber sehr gut, der Systemaufsatz Color OS beeindruckt mit wunderschön animierten Wallpapers und einem aufs Wesentliche reduzierten Design. Man hat zudem viele Optionen, eigene Akzente zu setzen, die Möglichkeiten zur Anpassung des Startbildschirmlayouts sind vielfältiger als bei den meisten anderen Herstellern.
Die aktuellste Android-Version 12 ist natürlich auf der Höhe der Zeit, drei weitere Versionen werden per Update auf das Find X5 Pro kommen. Das ist ein ordentlicher Zeitraum für ein Flaggschiff, allerdings weniger als die vier Versionen, die Samsung für seine S22-Reihe verspricht.
Dafür prescht Oppo an anderer Stelle vor: Mit dem Service-Bonus übernimmt der Hersteller bei einem Schaden im ersten Jahr nach dem Kauf einmalig die Hälfte der Reparaturkosten bei einem offiziellen Service-Partner – sogar bei selbstverschuldeten Unfällen (außer Flüssigkeitsschäden).

Connectivity fast vollständig
Beim Thema Dual-SIM ist mit 2x Nano SIM und eSIM die maximale Wahlfreiheit geboten. In puncto unterstützte Standards gibt sich Oppo aber nicht ganz so verbindungsfreudig wie Samsung, auf Wi-Fi 6E und auf UWB muss man verzichten. Dafür hat man mehr Optionen fürs kabellose Musikhören, aptX HD für HiRes Audio wird unterstützt.

Funkeigenschaften und Akustik
Auch bei den Funkeigenschaften zeigt der Daumen nach oben: Im WLAN messen wir hohe Durchsätze sowohl ohne als auch mit Dämpfung (entspricht etwa 20 Meter Entfernung zum Router). Die Mobilfunkantennen sind ebenfalls sehr gut eingestellt, die Sende- und Empfangsqualität im LTE-Netz überzeugt.
Noch besser wird es beim Telefonieren, denn die Sprachqualität schafft es mit hoher Lautstärke und der sehr gut eingestellten Geräuschunterdrückung in die Spitzengruppe. Die Stereolautsprecher liefern ebenfalls druckvoll ab, wenn auch das Klangniveau des S22 Ultra nicht ganz erreicht wird.

Fazit: Eines der besten (und schönsten) Smartphones des Jahres 2022
Design, Akku, Funkeigenschaften, Display: Das Find X5 Pro zeigt überall Bestleistungen. Und im Gegensatz zu Samsung vernachlässigt Oppo den Lieferumfang nicht und übertreibt es auch bei Größe und Gewicht nicht. Ist das Find X5 Pro deshalb das ausgewogenere Smartphone? Auf jeden Fall eines der besten des Jahres 2022.
Oppo Find X5 Pro Testergebnisse
Oppo Find X5 Pro | Testergebnisse |
---|---|
Preis (Euro) | 1299 |
Preis-Leistungs-Verhältnis | befriedigend |
AUSDAUER (max. 125) | überragend (124) |
AUSSTATTUNG (max. 210) | sehr gut (183) |
System (max. 50) | 49 |
Display (max. 35) | 33 |
Connectivity (max. 25) | 21 |
Kamera (max. 80) | 61 |
Audioplayer (max. 5) | 4 |
Features (max. 5) | 5 |
Lieferumfang (max. 10) | 10 |
HANDHABUNG (max. 40) | gut (31) |
Handlichkeit (max. 20) | 11 |
User Interface (max. 5) | 5 |
Verarbeitungsqualität (max. 15) | 15 |
MESSWERTE (max. 125) | gut (104) |
Akustik (max. 55) | 45 |
Senden und Empfangen (max. 70) | 59 |
LTE-Bewertung | sehr gut |
GSM-Bewertung | sehr gut |
URTEIL (max. 500) | 442 sehr gut |
Oppo Find X5 Pro Ausstattung
Oppo Find X5 Pro | Ausstattung |
---|---|
GRÖSSE UND GEWICHT | |
Abmessungen (L x B x H in mm) | 164 x 74 x 9 |
Gewicht (Gramm) | 218 |
SYSTEM | |
Betriebssystem | Android 12 |
Prozessor/Kerne/Taktfrequenz (MHz) | Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1/8/3000 |
Arbeits-/Datenspeicher (MB) | 12288/231200 |
Steckplatz für Speicherkarte | [:-:] |
SIM-Format/Dual-SIM | Nano-SIM/[:+:] |
Akkukapazität (mAh)/kabelloses Laden | 5000/>= 30 Watt |
Systemperformance | überragend |
DISPLAY | |
Typ/Diagonale (Zoll) | OLED/6.7 |
Auflösung (Pixel) | 1440 x 3216 |
Maximale Bildwiederholrate | 120 Hertz |
Screen-to-Body-Ratio (%) | 90 |
Displayqualität | sehr gut |
CONNECTIVITY | |
GSM/LTE/Kategorie | [:+:]/[:+:]/CAT 20 |
5G/Frequenzbereich | [:+:]/Sub-6-GHz |
Bluetooth: Version/Hi-Res-Audio | 5.2/[:+:] |
WLAN-Standard | WiFi 6 |
USB-Typ/-Version/NFC | USB-C/3.2 Gen 1/[:+:] |
Hauptkamera | |
Anzahl Sensoren Hauptkamera | 3 |
Auflösung: Ultra-Weitwinkel/Weitwinkel/Zoom [MP] | 50/50/13 |
Fotolicht/Bokeh/Makroaufnahmen | 1 LED/[:+:]/[:+:] |
optischer Bildstabilisator/optischer Zoom-Faktor | [:+:]/2-fach |
Zeitlupe/-raffer/RAW | [:+:]/[:+:]/[:+:] |
Video-Auflösung/fps | 3840 x 2160/60 |
Videonachtaufnahmen | [:+:] |
Frontkamera | |
max. Auflösung Frontkamera (Megapixel) | 32 |
Sensoren/Bokeh/Blitz | 1/[:+:]/[:+:] |
Benutzerführung/Features | |
Entsperrung/Sensor im Display | Finger + Gesicht/optisch |
Privater Modus/App-Cloning/Spielemodus | [:+:]/[:+:]/[:+:] |
Always-On-Display/Stereolautsprecher | [:+:]/[:+:] |
IP-Schutzklasse | IP68 |
Lieferumfang | |
Headset/Datenkabel/Ladegerät | [:-:]/[:+:]/>=60 Watt |
Schutzhülle/Display-Folie | [:+:]/[:+:] |