Testbericht
Palm Treo 680
Seit Windows und Symbian das Feld der Smartphone-Betriebssysteme aufrollen, fristet das Palm OS ein Schattendasein - zu Unrecht, wie der neue Treo 680 zeigt.
- Palm Treo 680
- Palm Treo 680 - Erfolge im Labor

Anders als das wirkliche Leben ist die Welt der Smartphones in zwei Religionen eingeteilt: Windows und Symbian. Die ganze Welt? Nein, unbeugsame Tüftler in einem kleinen Dorf namens USA entwickeln noch immer an Palm OS, das in der Version 5.4.9 das neue PDA-Phone Palm Treo 680 befeuert.
Fit für den Apple

Erfreulicherweise hat auch das aktuelle Palm OS die ihm nachgesagten Tugenden behalten: Es ist schnell, kooperiert mit Apple-Systemen und ist einfach zu bedienen. Allerdings nagt am Outfit der Zahn der Zeit: Während die ersten Handys bereits mit zappelnd animierten Menü-Icons auf Kundenfang gehen, ist die Palm-Oberfläche für den einen noch selbsterklärend schlicht, für den anderen aber bereits freudlos funktional.
Ganz anders dagegen präsentiert sich die Hülle des Treo 680. Dank seines gerundeten Rückens liegt er perfekt in der Hand und lässt sich aufgrund des schlüssigen Bedienkonzepts auch mit einer Hand steuern. Seine absoluten Maße sind westentaschenfreundlich und seine 156 Gramm machen ihn zum gut tragbaren Mittelgewicht unter den Smartphones. Überzeugend ist auch die alphanumerische Tastatur: Eine Fehlbedienung der filigranen Drücker ist dank ihrer abgerundeten Oberfläche so gut wie ausgeschlossen - so blieben Touchscreen und Eingabestift im Test über weite Strecken arbeitslos.
Gretchenfrage: EDGE oder UMTS?
Doch so positiv das Handling auch ist, bei den Funkstandards tut sich der neue Treo schwer, die deutsche Kundschaft zu locken - denn auf den schnellen Mobilfunkstandard UMTS versteht er sich nicht. Auch WLAN ist ein Fremdwort für den Amerikaner. Dafür beherrscht er alle vier GSM-Bänder und macht Daten mit dem in den Vereinigten Staaten verbreiteten GSM-Beschleuniger EDGE Dampf. Da in Deutschland nur T-Mobile-Kunden in absehbarer Zeit mit ordentlicher EDGE-Unterstützung rechnen können, hat der Treo gegenüber der UMTS- und WLAN-funkenden Konkurrenz keinen leichten Stand.

Auf kurze Distanzen dagegen ist er dank Bluetooth und Infrarot gut gerüstet für den schnellen Datenaustausch zwischendurch. Allerdings ist die Auswahl an unterstützten Bluetooth-Anwendungen nicht gerade üppig. Nur das Headset- und das Handfree-Profil sowie die Standards Dial-up-Network und Object-Exchange werden unterstützt. Gerade Business-User, die viel im Auto telefonieren, vermissen das SIM-Access-Profil, und auch das gerade in Mode kommende A2DP-Profil, mit dem sich beispielsweise auf der Speicherkarte lagernde Musik via Blaufunk an ein entsprechend gerüstetes Autoradio übertragen lässt, fehlt.
Ebenfalls schade: Theoretisch schluckt der Speicherkartenslot neben SD- und MMC-Karten dank SDIO-Funktionalität auch Steckkarten mit WLAN-Funktion, aber die hat Palm gänzlich aus dem Programm genommen. Ein echtes Manko für ein mobiles Arbeitstier: Der Treo übernimmt beim Abgleich mit Outlook zwar Kontaktdaten und Termine, aber keine E-Mails - wer auf Reisen seine elektronische Korrespondenz erledigen will, muss also wohl oder übel das Notebook mitnehmen.