Top-Smartphone mit S Pen
Samsung Galaxy Note 20 Ultra im Test: Gigant mit Stift
Samsungs Galaxy Note 20 Ultra bietet ein großes Display mit Stiftbedienung sowie eine top Ausstattung samt 5G. Ist der hohe Preis für das Smartphone gerechtfertigt? Das klärt der Test.

Was ein Brett! Dieser Gedanke kam uns beim ersten Kontakt mit Samsungs Galaxy Note 20 Ultra sogleich in den Sinn. Samsungs neues Topgerät mit Stift macht in der Hand nämlich ganz schön was her. Seine Länge von 165 Millimetern wird nur von wenigen Smartphones erreicht oder gar übertroffen. Mit 208 Gramm ist das Note zudem kein Leichtgewicht, liegt aber trotz der Größe nicht wirklich schwer in der Hand.
Beim Design zeigt Samsung auch mit der neuen Note-20-Serie wieder Kante. So ist der Rahmen an Ober- und Unterseite plan geschliffen und bildet mit der Front- und Rückseite einen rechten Winkel. Dass sich das Galaxy Note 20 Ultra trotzdem ausgezeichnet in die Hand schmiegt, hängt mit den beidseitig abgerundeten Längsseiten zusammen: Samsung biegt dabei sowohl das Display also auch die Glasrückseite gekonnt um die Ecke, wobei sich beide in einem nur zwei Millimeter breiten Metallrahmen treffen.

Galaxy Note 20 Ultra: hervorragende Verarbeitung
Dreht man das Note 20 Ultra um, springt sofort die sehr große Kameraeinheit ins Auge. Design ist zwar immer subjektiv, aber mit 2,8 Millimetern steht der Aufbau enorm vom Gehäuse ab. Da die Kanten zudem nicht fließend in die Rückseite übergehen, ist es nicht sehr angenehm, mit den Fingern an der Ausbuchtung hängen zu bleiben. Außerdem wackelt das Note durch sie bei der Bedienung gern auf dem Tisch.
Für die Rückseite verwendet Samsung mit dem neuen Gorilla Glass 7 ein besonders kratzresistentes und hochwertiges Material. Das hilft leider nicht gegen Fingerabdrücke, die das Glas in seiner hochglänzenden, spiegelnden Oberfläche unseres schwarzen Testgerätes nur zu gern aufnimmt. Somit wird das Note schnell etwas unansehnlich. Nichtsdestotrotz: Haptisch ist das Note 20 Ultra einfach ein Genuss, und die Verarbeitung ist wieder einmal über jeden Zweifel erhaben. Ein Schutz gegen Staub und Wasser nach IP68 rundet dabei die Ausstattung nach oben hin ab.

Kamera mit 108 Megapixeln und optisches Fünffachzoom
Das Kamerasystem, das Samsung beim Note 20 Ultra in dem riesigen Buckel auf der Rückseite verbaut, besteht aus drei Optiken: einem Weitwinkel mit 108 Megapixeln, einem Ultraweitwinkel mit 12 Megapixeln und einer Telebrennweite mit ebenfalls 12 Megapixeln. Letztere schafft mittels Periskopbauweise ein optisches Fünffachzoom. Die Bildqualität damit ist gut, solange viel Licht das Motiv erhellt. Allerdings ist die Abbildungsqualität der chinesischen Konkurrenz eindeutig besser (Beispielbild unten); das Tele des Note 20 Ultra bewegt sich in der Oberklasse eher im unteren Bereich. Digital lässt sich das Bild bis zu 50-fach vergrößern, dann aber mit erheblichen Qualitätsverlusten.
Beim Weitwinkel wird die native Auflösung des Sensors von 108 Megapixeln mittels Pixelbinning auf 12 Megapixel im Automatikmodus heruntergerechnet. Insgesamt schießt man damit sehr gute Fotos, die mit natürlichen Farben punkten. Im Vergleich mit anderen Smartphones, in denen der gleiche Sensor verbaut ist wie im Xiaomi Mi Note 10, wirkt das Bild des Note 20 Ultra allerdings weicher und weniger detailreich.
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Bei Dunkelheit nimmt die Qualität etwas ab, was zu unschärferen Aufnahmen führt. Das Ultraweitwinkel macht gute Bilder und hat eine geringe Verzeichnung sowie mäßige Vignettierung. Qualitativ kommt es allerdings lange nicht an die Topoptiken der Konkurrenz wie der des Huawei P40 Pro oder Oneplus 8 Pro heran, die deutlich detailreichere Fotos machen. Letztendlich holt Samsung beim Note 20 Ultra aus der Kameraausstattung nicht das ganze Potenzial heraus, das ein sehr teures Oberklasse-Smartphone bereithält.
In puncto Video hat das Note einiges zu bieten. Wer den Speicherbedarf nicht scheut, filmt sogar in 8K-Auflösung bei 24 fps, wobei 30 Sekunden ca. 300 MB belegen. Wenn die Lichtbedingungen stimmen, erhält man wirklich erstaunlich detailreiche Aufnahmen. Im Nachhinein lässt sich zudem ein Fotoschnappschuss mit 33 Megapixeln Auflösung aus dem Video extrahieren. Wer mehr Freiheiten möchte, dem bietet der Profi-Videomodus mit Histogramm, weichem Zoom, manuellem Fokus und Auswahl der Mikrofonposition große Einstellungstiefe. Zeitlupenvideos nimmt man übrigens in FullHD bis 120 fps und in HD bis 960 fps auf.

Riesiges, randloses OLED-Display mit 120 Hz
Eine Wucht ist auch das OLED-Display, das sich über üppige 6,9 Zoll ausbreitet. Da es sehr dicht bis an die Ränder reicht und nur von einer kleinen Aussparung für die Selfiekamera (10 Megapixel) unterbrochen wird, scheint das Note 20 Ultra vorne nur aus Display zu bestehen. Hier ist definitiv genug Platz, um den S Pen zu schwingen und Videos sowie andere Inhalte zu genießen. Vor allem, weil der Screen mit 1440 x 3088 Pixeln sehr fein auflöst und eine adaptive Bildwiederholrate zum Einsatz kommt, die bis auf 120 Hz hochregeln kann. Diese Funktion ist jedoch nur bei FullHD-Auflösung verfügbar.
Unserer Meinung nach bringt ein butterweiches Scrolling durch eine hohe Bildfrequenz deutlich ersichtlichere Vorteile als eine extrem feine Auflösung. Andere Hersteller schaffen es jedoch auch, beides gleichzeitig anzubieten. Unter dem Screen sitzt für fixes und sicheres Entsperren übrigens noch ein Ultraschallfingerprintsensor.
Was die Qualität des OLEDs betrifft, sind die Messwerte aus dem Labor eher durchschnittlich. So ist das Display des Note 20 Ultra relativ blickwinkelabhängig und auch die Helligkeit bei normaler Nutzung könnte mit 313 cd/m2 besser sein. Daraus resultiert eine mittelmäßige Ablesbarkeit in Innenräumen und im Freien. Ausgezeichnet ist jedoch die Helligkeit bei Sonnenschein, die im Boost kurzzeitig 970 cd/m2 erreicht. Dennoch, insgesamt gibt es in der Oberklasse bessere Displays.

Note 20 Ultra mit starker Performance und Connectivity
Bei den inneren Werten macht das Note 20 Ultra seinem Namen alle Ehre und bietet starke Performance und Konnektivität. In der EU-Version verbaut Samsung den eigenen Topchipsatz Exynos 990, der auf 12 GB RAM zurückgreift. In den Benchmarks liefert das Note dementsprechend sehr gut ab, auch wenn es nicht ganz an die Leistung von aktuellen Qualcomm-Chips wie dem Snapdragon 865 herankommt. Alltagsaufgaben erledigt das Phone dennoch spielend, und selbst bei Multitasking oder grafikintensiven Anwendungen gerät es nicht ins Stocken. Nur warm wirds mit der Zeit.
Vorausgedacht hat Samsung bei der Connectivity: So beherrscht das Note 20 Ultra freilich 5G, WiFi 6, NFC und Bluetooth 5. Obendrein bieten die Koreaner gleich zwei Möglichkeiten, wie sich das Note 20 Ultra mit Dual-SIM nutzen lässt: Entweder mit einer zweiten Nano-Karte oder per E-SIM. Das ist praktisch, da man so den Speicher (221 GB) mit einer microSD erweitern kann, ohne die Dual-SIM-Fähigkeit zu verlieren.

Sehr guter Software-Support und viele Features
Neben der Hardware spielt natürlich auch die Software bei der Nutzererfahrung eine wichtige Rolle. Das Note 20 Ultra wird mit dem aktuellen Android 10 ausgeliefert. Samsung spendiert seinen Topgeräten nun sogar garantiert drei Android-Updates – das macht sonst nur Google. Außerdem profitiert man von monatlichen Sicherheitspatches. Für Android-Smartphones ist das eine exzellente Updatepolitik!
Samsungs Nutzeroberfläche One UI liegt auf dem Note 20 Ultra in Version 2.5 vor und bietet einen ganzen Strauß an nützlichen Funktionen, auch abseits vom S Pen. So lässt sich eine gesicherte zweite Oberfläche einrichten, Apps mit zwei Konten gleichzeitig nutzen oder eine Seitenleiste mit frei konfigurierbaren Apps und Funktionen belegen.
Nützlich ist außerdem Samsungs Desktop-Modus DeX, der das Note 20 Ultra in einen mobilen PC verwandelt. Einfach das Phone per USB-C-auf-HDMI-Kabel oder drahtlos per Miracast mit einem Monitor verbinden, und schon werden viele Apps wie Office-Anwendungen in einer Desktopansicht dargestellt. Mit einer Bluetooth-Maus und -Tastatur lässt sich so tatsächlich relativ gut arbeiten.
Ebenfalls interessant ist Samsungs Kooperation mit Microsoft: Das Note 20 Ultra lässt sich nämlich in einen Xbox-Controller einspannen und als mobile Spielekonsole nutzen. Über den Xbox Game Pass kann man dann per Cloud über 100 Spiele zocken.

Samsungs S Pen für kreative Aufgaben
Außergewöhnlich ist Samsungs Note-Reihe aber vor allem wegen des Stylus, der beim Note 20 Ultra auf der linken Seite im Rahmen steckt und nach einem leichten Druck aus dem Gehäuse springt. Samsung hat noch einmal an der Reaktionszeit geschraubt, die beim Ultra nur neun Millisekunden beträgt. Das Schreibgefühl ist so tatsächlich recht realistisch und der S Pen macht auch zackige Gesten ohne große Verzögerungen mit.
Mit dem Stift wird das Note 20 Ultra auch zum perfekten digitalen Notizbuch: Einfach das Phone aus der Tasche ziehen und mit dem Stylus auf dem Display schreiben, ohne das Gerät zu entsperren. Praktisch ist ebenfalls, dass das Note das eigene Gekritzel auch sehr zuverlässig in Text konvertiert. Obendrein dient der S Pen zur Gestensteuerung. Dabei drückt man die Stiftaste und führt in der Luft eine bestimmte Bewegung aus, um in der Kamera-App die Optik zu wechseln, durch Bilder zu wischen oder zum Homescreen zurückzukommen. Deutlich nützlicher ist der S Pen aber tatsächlich für Notizen, zum Zeichnen oder für eine exakte Bildbearbeitung in Apps wie Lightroom oder Photoshop.

Note 20 Ultra mit solider Akkulaufzeit
Richtige Schwächen zeigt das Note 20 Ultra im Labor nicht und liefert eine durchweg gute Leistung ab. Samsung verbaut einen Akku mit 4500 mAh, mit dem das Phone im genormten connect-Laufzeittest eine Ausdauer von 9:16 Stunden erreicht – bei einer Bildwiederholrate von 60 Hz. Ein guter Wert, wir sind mit dem Smartphone damit durch einen Nutzungstag gekommen. Geladen wird das Note 20 Ultra entweder per Kabel mit 25 Watt oder drahtlos mit 15 Watt. Dabei lassen sich per Wireless Reverse Charging auch Peripherie wie Kopfhörer unterwegs mit Strom versorgen. Durchweg gut sind auch die restlichen Messwerte, darunter die Funkeigenschaften bei LTE, UMTS und GSM sowie die Telefonieakustik.
Das Note 20 Ultra ist ohne Frage ein sehr gutes Smartphone. Doch für wen? Unserer Meinung nach ist die Zielgruppe so spitz wie der Stift. Von eben diesem profitieren vor allem Kreative und Medienschaffende, die viel digital zeichnen möchten und sich ein edles Arbeitstier mit Topausstattung wünschen. Alle anderen werden sicher auch mit einem anderen Smartphone glücklich. Zu einem so stolzen Preis haben wir uns für ein absolutes Topgerät insbesondere beim Display und der Kamera mehr erhofft. Hier gibts für weniger Geld einige manch bessere Alternative in der Android-Oberklasse.