In-Ear-Kopfhörer

Sennheiser IE600 im Test

12.9.2022 von Andreas Günther

Mit Kabel? Ja. Wer unterwegs wirklich audiophil hören möchte, sollte auf den direkten Kontakt bauen. Die IE600 von Sennheiser offenbaren eine Klangwelt, die die allermeisten Bluetooth-Hörer nicht einmal ahnen lassen.

ca. 2:50 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Sennheiser-IE-600-teaser
Passgenau: Sennheiser optimiert beim IE600 von der Hülle über die Membran bis zum Ohrpassstück jedes Detail. Ein Garant für grandiose Musikwiedergabe.
© Sennheiser

Pro

  • herausragender Klang
  • robustes Gehäuse

Contra

Fazit

Stereoplay-Urteil: absolute Spitzenklasse (73 Punkte), Preis/Leistung: überragend

Kinder – vergesst es. Dieser Kopfhörer wurde nicht für Euch erschaffen. Er kann kein Bluetooth, keinen Smalltalk. Er ist – fast – ein Relikt und eben für die Erwachsenen gedacht. Was wir an dem IE600 von Sennheiser lieben. Die Signale werden per Kabel an die Membranen gebracht, kein Mikrofon im Weg, alles nach alter Väter Sitte. Und es gelingt super. Weil der Trend zum komplett kabellosen In-Ear-Hörer durchbrochen wird. Das mag nett und praktisch sein. Aber immer auch mit traurigen Kompromissen behaftet.

Wir sagen: Kein kabelloser In-Ear kommt an die Präzision dieses kabelgebundenen Wandlers. Das steht gegen den Trend. Deshalb ehrt es Sennheiser umso mehr, dass man trotzdem auf beiden Hochzeiten tanzt. Man kennt seine Kundschaft. Die investiert gern auch etwas mehr. Für den IE600 werden stattliche 700 Euro aufgerufen. Da wird kein Jugendlicher auch nur den Hauch eines Kaufimpulses spüren.

Schon beim Auspacken spielt der Hersteller mit uns. Wir sehen fast nichts, viel schwarzen Schaumstoff und dann ganz kompakt zwei silbern-glänzende Metallkonstruktionen. Und tatsächlich ist die äußere Formsprache auch ein Versprechen der Klangkraft. Hier wird ein Gehäuse in Deutschland metallisch und dreidimensional gedruckt. Das gibt es nur hier.

Testsiegel Stereoplay Highlight
Im stereoplay-Test verdient sich der Sennheiser Kopfhörer IE600 das Highlight-Siegel.
© stereoplay

Man schaue sich einmal das Video auf der Webseite von Sennheiser an. Das sieht aus wie ein Asteroid, der gleich im Pazifik einschlagen könnte. Ein toller Zoom, der alles verrät. Das ist eine amorphe Legierung, die aus dem Drucker kommt. Die Metalle werden bei der Herstellung schockgefroren. So gibt es eine seidenmatte Oberfläche, aber noch wichtiger: Mit einer Festigkeit, vierfach so stark wie bei reinem Stahl.

Soweit die Show, hier die Fakten: Klangimmanent agiert je eine kleine Membran von sieben Millimetern. Die sitzt wiederum in einer von Sennheiser „Doppel-Resonatorkammer“ genannten aufwendigen Konstruktion. Da wird uns warm ums Herz. Der Hersteller verspricht einen Frequenzgang von 4 Hertz bis 46,5 Kilohertz. Das übersteigt das menschliche Hörvermögen deutlich.

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Sennheiser IE600: Hörtest

Doch reine Zahlen überzeugen uns nicht immer. Also den Klanglieferanten anwerfen. Hier liebe und pflege ich seit einiger Zeit einen Player von Cayin. Gut, günstig, stemmt auch höchste Auflösungen mit Röhrenkraft. Ich docke die IE600 an – und die Kinnlade fällt herunter. Das ist mächtig, reich, ausladend – kein Fest, sondern bereits über die Grenze einer Orgie. Besonders warm wird mir im Finale des zweiten Aufzugs von Wagners „Götterdämmerung“.

Hier wird der Tod von Siegfried beschlossen und zugleich seine Hochzeit gefeiert. Durch einen cleveren Trick beschleunigt Wagner den Taktschlag auf das Doppelte. Wir stehen kurz vor dem Infarkt. Keiner hat das so mächtig getaktet wie Sir Georg Solti vor den Wiener Philharmonikern (Decca). Vor drei Jahren hätte ich noch geschworen, dass uns dieser audiophile Schub nur vor einer 40.000-Euro-Anlage inklusive großer Standboxen widerfährt. Aber auch hier gelingt es, mit einem kleinen, feinen Player und tollen In-Ears. Ohne Worte, ein tiefer Griff in die audiophile Seele.

Im Anschluss locken uns die alten Herren. Vor über 40 Jahren haben sich die Rolling Stones in ihr Album „Tattoo you“ geworfen, mit dem Einstiegssong „Start me up“. Jetzt auf neuem Vinyl oder in 24 Bit. Hey, das ist eines der besten Alben der Band. Sofort werden wir bei unseren Haaren gepackt und durch die Manege gezerrt. Dieses Unmittelbare, dieses Brachiale – toll, wie es den Sennheisern gelingt. Da macht es keinen Unterschied, ob wir an diesen kleinen Membranen stehen oder einem monströsen Set-Up in der Rock-Arena. Ein Erlebnis wie mit feurigen Fingern musiziert. Eine Welle der Leidenschaft an die Trommelfelle. Ein stereoplay-Highlight und also eine dicke, klare Kaufempfehlung.

Fazit

Ich gebe sie nicht mehr her. Jetzt könnte mir Sennheiser mit gebrochenen Fingern drohen oder mein Auto in die Luft zu jagen. Egal. Das ist für mich einer der besten In-Ear-Hörer der Gegenwart. Glücklicherweise nicht limitiert. Aber glücklich für jeden, der sie in die Ohren setzen kann. Kabel sind böse? Stimmt nicht. Die IE600 von Sennheiser schaffen die perfekte Inszenierung.

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