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Testbericht

Sony Ericsson Aspen im Test

Obwohl Windows Mobile 6.5 kurz vor dem Aus steht, schickt Sony Ericsson noch das Aspen in den Ring.

Autoren: Athanassios Kaliudis und Michael Peuckert • 8.10.2010 • ca. 3:55 Min

Sony Ericsson Aspen
Sony Ericsson Aspen
© Connect
Inhalt
  1. Sony Ericsson Aspen im Test
  2. Datenblatt
  3. Wertung

Die Vorfreude eines connect-Redakteurs auf ein neues Smartphone ist immer groß, sei es ein Android-, Blackberry-, Symbian- oder ein Windwos-Mobile-Gerät. Bei den Mircrosoft-Vertretern ist das im Moment allerdings eine etwas zwiespältige Sache. Denn die aktuelle Betriebssystem-Version 6.5 steht ku...

Die Vorfreude eines connect-Redakteurs auf ein neues Smartphone ist immer groß, sei es ein Android-, Blackberry-, Symbian- oder ein Windwos-Mobile-Gerät. Bei den Mircrosoft-Vertretern ist das im Moment allerdings eine etwas zwiespältige Sache. Denn die aktuelle Betriebssystem-Version 6.5 steht kurz vor der Ablösung durch Windows Phone 7, das nicht nur eine neue Philosophie beim Bedienkonzept verfolgen soll - was durchaus zu begrüßen ist -, sondern vor allem auch mit den bisher für Windows Mobile entwickelten Softwaretools nicht kompatibel sein wird.

Wir haben es hier also mit einem Auslaufmodell zu tun, das die altbekannten Windows-Mobile-Krankheiten, aber auch dessen Vorzüge mitbringt. Wir haben uns von dem nahen Ende selbstverständlich nicht beirren lassen, sondern das Sony Ericsson Aspen wie jedes andere neue Smartphone auch durchs Messlabor geschickt.

Umweltverträglich

Aus ökologischer Sicht ist mit dem nach dem mondänen US-amerikanischen Wintersportort benannten Aspen jedenfalls alles in bester Ordnung: Das Smartphone stammt aus Sony Ericssons Öko-Reihe Greenheart und schont die Umwelt durch ein recycelbares Kunststoffgehäuse, ein energiesparendes Ladegerät und den Verzicht auf eine in Papierform mitgelieferte Bedienungsanleitung. Für nachschlagewillige Nutzer ist Letzteres sicherlich ein Ärgernis; Bedienhinweise sind entweder auf der Herstellerwebseite im Support-Bereich oder im Hauptmenü des Smartphones unter "Hilfe" nachzulesen.

Bei der Verarbeitung der Gehäusekomponenten hat sich Sony Ericsson wiederum keine Blöße gegeben und gute Arbeit geleistet. Trotz sichtlich zusammengesteckter Teile ist deren Übergang beinahe kantenfrei und geschmeidig. Verbesserungswürdig ist jedoch der unschön knarzende Akkudeckel, der den haptisch gefälligen Gesamteindruck ein wenig trübt.

Stolperstein Touchscreen

Für die Bedienung des Aspen hat Sony Ericsson neben einer mechanischen Schreibtastatur, dem bewährten Navikey sowie links und rechts jeweils zwei Hardkeys noch einen Touchscreen vorgesehen. Da das Gerät im klassischen Riegelformat a la Blackberry ausgeführt ist, lädt es geradezu zur Ein-Hand-Bedienung ein - nur leider ist diese in der Praxis kaum möglich, denn bestimmte Steuerbefehle lassen sich nur über den Touchscreen ausführen.

Und wenn der ins Spiel kommt, hört der Spaß schnell auf: Der resistive Bildschirm reagiert nicht auf leichte Fingerberührungen wie etwa das iPhone, sondern nur auf Druck. Man muss also kräftig Hand anlegen, wenn man dem Handy etwas mitteilen will; Fehleingaben sind dabei keine Seltenheit. Die beliebte Multitouch-Steuerung mit Fingergesten ist technisch gar nicht erst möglich.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Bildschirm mit einer Diagonalen von 2,4 Zoll nicht eben groß und das Userinterface mit Widgets und Programmverknüpfungen recht schnell zugekleistert ist. Insbesondere in den tieferen Menüebenen oder etwa beim Verwalten mehrerer E-Mail-Konten sind die einzelnen Einträge und Optionsfelder einfach zu klein geraten.

Ohne den aus dem Gehäuse ausziehbaren Eingabestift - auch Stylus genannt - dürfte die Touch-Bedienung des Aspen seinen Benutzer schnell zur Weißglut treiben. Freilich kann man die nötigsten Eingaben mit dem Navikey erledigen, aber eben längst nicht alle, weshalb die Benutzung des Touchscreens unumgänglich ist - und der Ärger beim Vertippen leider auch.

Die lahmende Benutzeroberfläche tut ihr Übriges, um einem den Umgang mit dem Aspen zu vergällen: Bei schnell aufeinanderfolgenden Eingaben reagiert das Gerät träge; besonders wenn mehrere Anwendungen im Hintergrund laufen, kommt es öfter zu störenden Hängern. Das ist bei Windows-Mobile-Geräten nichts Neues, dennoch sollte man sich dessen vor dem Kauf bewusst sein.

Von diesen Schwächen einmal abgesehen, kann die Nutzeroberfläche aber auch richtig Spaß machen. Auf dem mehrteiligen Startbildschirm lassen sich verschiedene Widgets, Shortcuts oder auch Favoritenkontakte nach Belieben platzieren. So haben beispielsweise Vielbeschäftigte ihren nächsten Termin stets im Blick und Musikfreunde den Mediaplayer nach einem Fingerzeig griffbereit.

Richtig interessant wird das ganze Individualisierungsszenario jedoch erst durch die als "Panels" bezeichneten Themenbereiche der Benutzeroberfläche, die sich den verschiedenen Alltagssituationen entsprechend gestalten lassen. Sony Ericsson hat sechs unterschiedliche Homescreen-Ansichten vorinstalliert; eine üppige Auswahl an weiteren Skins steht in Sony Ericssons Webshop Play Now zum kostenlosen Download bereit. Der Clou mit den Panels: Falls gewünscht und vorab festgelegt, wechseln die Cover zur gewünschten Uhrzeit automatisch.

Alles in Butter, aber ...

Zur Höchstform läuft das Aspen schließlich in der Kerndisziplin von Windows Mobile auf: dem Profi-Einsatz. Dank Exchange-Anbindung werden Outlook-Nachrichten auf das Smartphone gepusht, während sich Kalendereinträge, Kontakte und Notizen via ActiveSync intuitiv und einfach synchronisieren lassen. Wer unterwegs auch Office-Dokumente betrachten und bearbeiten möchte - Powerpoint ausgenommen -, ist dank entsprechender Software auch dafür ausgerüstet.

Unverzichtbar ist dabei natürlich eine gut bedienbare Schreibtastatur, mit der das Aspen denn auch auftrumpfen kann: Die groß dimensionierten Tasten sind deutlich voneinander abgegrenzt, mit einem angenehmen Gummiüberzug versehen und reagieren mit einem sauber definierten Druckpunkt. Umlaute haben leider keinen eigenen Drücker bekommen, sie können über eine Sondertaste rechts unten auf der Tastatur eingegeben werden.

Damit dem Smartphone im arbeitsintensiven Businesseinsatz nicht allzu früh die Puste ausgeht, ist ein 1565 mAh großer Akku mit einer ermittelten typischen Ausdauer von sechs Stunden verbaut - einen vollen Arbeitstag schafft das Aspen somit auf jeden Fall. Auch sonst war der Laborauftritt erfolgreich: Vor allem die Sendeleistung ist überdurchschnittlich gut, weshalb das Handy auch dann den Kontakt zur Antennenanlage aufrecht erhält, wenn die Bedingungen nicht ideal sind. Ausstattungsseitig ist mit HSPA, WLAN und GPS-Empfänger der aktuelle Standard erfüllt.

Am Ende bleiben gemischte Gefühle, weil das lahmende, wenig intuitive Betriebssystem der guten Verarbeitung, den guten Messwerten, dem hohen Funktionsumfang und der tollen Tastatur einen bitteren Beigeschmack verleiht.

Sony Ericsson Aspen