Testbericht
Sony Ericsson Xperia Play im Test
Während andere Slider eine Schreibtastatur ausfahren, legt das Sony Ericsson Xperia Play ein von der Playstation her bekanntes Gamepad frei. Lucky Punch oder Eigentor?
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Mit dem Xperia Play besetzt Sony Ericsson eine sehr spitze Nische. Die Symbiose aus Smartphone und Spielkonsole vereint zwei Welten: Aus dem Android-Smartphone wird im Handumdrehen eine portable Spielkonsole - und andersherum.

Das durch Wegschieben des Bildschirms freigelegte Gamepad des Playstation-zertifizierten Smartphones entspricht mit Steuerkreuz, Aktions- und Schultertasten weitestgehend dem klassischen PS-Controller, allein die Analogsticks für 360-Grad-Bewegungen sind hier als Sensorflächen ausgeführt.
Ob Sony Ericsson mit dem Xperia Play in der hart umkämpften Smartphonewelt einen Lucky Punch landet oder ein Eigentor schießt, hängt wesentlich von drei Faktoren ab: Hat das Smartphone ausreichend Power? Wie gut ist der Controller beim Spielen? Und gibt es überhaupt genügend Spiele?

Der Reihe nach: Das Sony Ericsson Xperia Play bietet dank 1-GHz-Snapdragon-Prozessor und Adreno-205-Grafikeinheit mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde eine sehr ordentliche Rechenleistung; über den gesamten Testzeitraum sind alle Spiele flüssig und stabil gelaufen, keine Ruckler, keine Hänger - alles tiptop!
Beim Spielen stellt sich recht schnell Playstation-Feeling ein, allerdings nicht zu 100 Prozent. Die Sensorflächen sind kein geeigneter Ersatz für die Analogsticks, und für maximale Bewegungsfreiheit in 3-D-Spielen ist das digitale Steuerkreuz einfach zu phlegmatisch; und die Schultertasten könnten etwas mehr Grip bieten, bei schnellen Kombinationen rutscht man leicht von den glatten Flächen ab.
Auspacken und loslegen

Insgesamt kann das Gamepad aber überzeugen: Die Tasten sitzen fest, die Druckpunkte sind sauber definiert - in Sachen Spielspaß kann derzeit kein anderes Smartphone dem Xperia Play Paroli bieten oder ein auch nur annähernd vergleichbares Spielerlebnis erreichen. Ergänzend zum Gamepad lassen sich viele Spiele auch mit dem berührungsempfindlichen Touchscreen oder durch Kippen und Neigen des Smartphones steuern.
Sony Ericsson hat vom Start weg sechs Spiele installiert und bietet mit Fifa 10, Star Battalion, Sims 3, Bruce Lee, Crash Bandicoot und Tetris eine bunte Mischung an Genres. Weitere Spiele lassen sich über zwei Zugangspunkte beziehen: Das "Xperia Play"-Widget verlinkt zum einen direkt auf Hersteller-Webseiten und filtert zum anderen alle für das Play angepassten Spiele aus dem Android Market - circa 50 Titel unterstützen derzeit die speziellen Tasten des Gamepads.

Der von Sony Ericsson eingerichtete "Playstation Pocket"-Store bietet exklusive Spiele aus der Sony-Playstation-Reihe an, die ebenfalls für das Play optimiert wurden; mit aktuell fünf Spielen ist das Angebot hier allerdings noch sehr überschaubar. Im Schnitt kosten für das Gamepad des Xperia Play optimierte Spiele zwischen drei und sechs Euro. Controller zuschieben, Spielpause: Das Sony Ericsson Xperia Play ist schließlich nicht nur Zocker-, sondern auch Smartphone. Als Betriebssystem kommt Android in der aktuellen Version 2.3 alias Gingerbread und einer mit eigenen Anwendungen und Widgets angepassten Oberfläche von Sony Ericsson zum Einsatz. Für reichlich Software-nachschub sorgt der Android Market, so lassen sich etwa die im Auslieferungszustand fehlenden Tools wie ein UKW-Radio und ein Dateibrowser nachrüsten.
Dank HSPA, WLAN und flottem Webbrowser ist das Play fit für mobiles Internet auf hohem Niveau. Auf dem 4-Zoll-Screen mit 480 x 854 Pixeln Auflösung verteilen sich (Web-)Inhalte schön übersichtlich, Multitouch funktioniert einwandfrei - allein, dass die Anzeige mit knapp 265 cd/m² nicht ganz so hell ist, muss gerügt werden.

Betrachtet man das Play allein durch die Smartphone-Brille, ist es ein ganz schön dicker Brummer und nicht eben handlich. Dafür sind Gehäuse und Slidermechanik aber auch sehr gut verarbeitet. Die Komponenten gleiten reibungslos auseinander und rasten sicher ein. Damit Kopfhörer auch beim Spielen angestöpselt werden können, ist die Klinkenbuchse seitlich angebracht, was beim Hosentaschentransport zum Nachteil wird.
Kein Smartphone für die Masse

Im Labor hat das Play seine Qualitäten als echtes Smartphone nochmal unterstrichen. Die im täglichen Nutzungsmix mit rund 4:33 Stunden ermittelte Akkulaufzeit ist lobenswert, die Sende- und Empfangsqualitäten erreichen vor allem im UMTS-Betrieb Spitzenwerte. Bei Gesprächen in Richtung Festnetz klingt der Gesprächspartner leicht unnatürlich, aber sehr deutlich und präsent.
Ein Massenprodukt wird das Xperia Play dennoch nicht werden, zu spitz ist seine Zielgruppe. Wer mit Spielen nichts am Hut hat, ist hier falsch; wer sich als Spielefreak bezeichnet, auch - eine echte Spielkonsole kann das Play nicht ersetzen. Es ist die perfekte Lösung für jeden, der unterwegs öfter eine Runde zocken, aber kein extra Gerät in die Tasche packen will.