Sony Xperia 1 VI im Test: Das bislang beste 1er

Sonys Xperia 1 war unter den Top-Smartphones schon immer etwas besonders. Es war bekannt für eine Handvoll Alleinstellungsmerkmale, die so kein anderer Hersteller mitbrachte. Neben dem sehr schlanken 21:9-Format, war das unter anderem ein sehr hoch auflösendes 4K-Display, ein Klinkenanschluss oder die Möglichkeit zur Speichererweiterung. Zwei dieser Merkmale fallen nun erstmals weg, was zu einer besseren Nutzererfahrung führt. Hinzu kommen ein stärkerer Zoombereich, ein Makromodus und ein paar andere Feinheiten. Andere Dinge sind weiterhin geblieben, wie sie sind – leider muss man sagen. Dennoch hat Sony auch messtechnisch an einigen Stellschrauben gedreht.

Ob das neue Xperia 1 VI mit den Anpassungen zum bisher besten Xperia wird? Das haben wir im Test für Sie herausgefunden.

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Xperia 1 VI im Test: Das Display ist nun praxistauglicher

Sony hatte das Xperia 1 mit 4K-Display und 21:9-Format immer als das perfekte Phone zum Schauen von hochwertigem Film-Content promotet. Nur hatte Sony als einziges mit der Bravia-Core-App ein Streaming-Angebot mit echten 4K-Inhalten. Und wir hatten im Vergleich zu den Displays anderer Smartphones nie einen Unterschied bei der Schärfe gesehen. Zudem hatte die 4K-Auflösung auch einen gehörigen Nachteil: Das Display zog dadurch deutlich mehr Strom als die Panels anderer Hersteller, die bereits Jahre zuvor energiesparende LTPOs mit variabler Bildwiederholrate eingebaut hatten. Doch das ist alles Schnee von gestern.

Im neuen Xperia 1 VI verbaut Sony erstmals ein 6,5-Zoll-Display mit variabler Bildwiederholrate zwischen 1 und 120 Hz. Außerdem wurde das 4K- gegen ein FullHD+-Panel getauscht und der Formfaktor auf 19,5:9 angepasst. Beim Surfen führt das neue Displayformat zu einer besseren Nutzererfahrung, da Schrift nun größer dargestellt wird. Und auch Videos lassen sich mit weniger breiten Streifen rechts und links angenehmer anschauen.

OLED im Test mit ausgezeichneten Messwerten

Die Qualität des OLEDs ist auf einem herausragenden Niveau. Sony hat eine um 50 Prozent höhere Leuchtstärke als beim Vorgänger versprochen und das Versprechen laut unseren Messwerten auch eingehalten: Im Boost erreicht das Xperia 1 VI satte 1.514 Nits, ein Spitzenwert. Beim Xperia 1 V war bei 862 Nits Schluss. Die Helligkeit im Alltag ist mit 784 Nits ebenfalls auf einen sehr starken Wert gestiegen. Mit den exzellenten Kontrastwerten bedeutet das eine hervorragende Ablesbarkeit in Innenräumen und draußen. Hinzukommt eine sehr gute Blickwinkelstabilität. Kurzum: Das OLED gehört zu den besten seiner Klasse.

Exzellente Verarbeitung, tolle Haptik und leichtes Gehäuse

Mit 162 x 74 x 8 Millimetern ist das Xperia 1 VI zwar drei Millimeter länger und breiter als der Vorgänger, in der Hand macht das aber kaum einen Unterschied. Für ein Oberklasse-Smartphone ist das 1 VI weiterhin sehr handlich und mit nur 192 Gramm gehört es zu den leichtesten Top-Phones auf dem Markt.

Zum Glück hat Sony das Design des Gehäuses des Xperia 1 VI nicht verändert: Der rechteckige Metallrahmen ist immer noch mit eingefrästen, dünnen Längsrillen versehen und das matte Glas der Rückseite ist weiterhin fein strukturiert. Für uns ist das Xperia 1 VI eines der haptisch ansprechendsten Smartphones und die feine Oberflächenbearbeitung macht es zudem Fingerabdrücken schwer, die Rückseite zu beschmieren. Selbstredend in der Preisklasse ist auch der IP68-Schutz.

Im Rahmen dient weiterhin der Power-Knopf auch als Fingerprintsensor. Sony spendiert dem 1 VI außerdem wieder einen extra Kameraknopf, der als Auslöser fungiert und sich wie das Pendant einer richtigen Kamera auch zum Fokussieren halb durchdrücken lässt. An der Oberseite finden die Japaner immer noch Platz für einen 3,5-mm-Klinkenanschluss. Ein mittlerweile einzigartiges Feature, das Besitzer von High-End-Kopfhörern freuen dürfte.

Was das Xperia 1 VI frontseitig vielleicht etwas altbacken aussehen lässt, sind die breiten Displayränder an Ober- und Unterseite. Sony verbaut frontseitig abstrahlende Stereo-Lautsprecher, die etwas mehr Tiefgang bietet, als wir es von anderen Smartphones gewohnt sind. Zudem verdeckt man sie nicht, wenn man das Phone in beiden Händen hält. Wer doch auf kabelloses Audio umsteigen möchte, bekommt mit LDAC einen HiRes-Codec und zusätzlich mit DSEE Ultimate eine Sony-spezifische KI-Technologie, die komprimierte oder gestreamte Audioinhalte verbessern kann.

Xperia 1 VI Kameratest: Stärkerer Zoom und toller Marko-Modus

Sony produziert die meisten Bildsensoren der Welt. Das muss man immer mit bedenken, wenn man über die Kamerafähigkeiten der Xperia-Reihe spricht. Viele Topgeräte sind mit Kamerasensoren der Japaner ausgestattet. Sony sollte also die besten Voraussetzungen haben, ihre Software perfekt auf die eigene Hardware abzustimmen. Zumal das Team, das die Alpha-Systemkameras mitentwickelt, auch bei den Xperia-Kameras die Finger mit im Spiel hat. Dennoch konnte die Xperia-1-Reihe lange Zeit teils nicht mit der Kameraausstattung und Fotoqualität der Konkurrenz mithalten. Langsam dreht sich allerdings das Blatt.

Sony verbaut trotzdem Sensoren aus dem Vormodell, mit einem Twist. Es stehen also weiterhin eine Ultraweitwinkelkamera mit 12 MP und eine Hauptkamera mit 52-MP-Sensor zur Verfügung. Bei Letzterem lässt sich erstmals wie bei allen anderen Herstellern nicht nur mit 12, sondern auch mit 48 MP fotografieren, wenn man sich etwas mehr Auflösung wünscht.

Das Auflösungsplus führt im Fototest bei der Hauptkamera zu besseren Ergebnissen. Hier vergeben wir mit 112 Score-Punkten die Note „überragend“. Die Ultraweitwinkelkamera gehört weiterhin zu den besten auf dem Markt und erreicht vor allem bei Nacht bessere Ergebnisse als die meisten Konkurrenten, wie das S24 Ultra. Das Foto-Labor vergibt weiterhin die Gesamtnote „sehr gut“ mit 91 Score-Punkten.

Aufgebohrt hat Sony das Tele des Xperia 1 VI. Dort kommt immer noch ein echtes optisches Zoom zum Einsatz. Man kann also variabel zwischen 3,5- und 7,1-facher Vergrößerung wechseln. Vorher war bei 5,1-fachem Zoom Schluss. Neu ist auch, dass man mit dem Tele Makro-Aufnahmen knipst. Dadurch kommen wirklich tolle Bilder zustande, da man sehr viel stärkere Vergrößerungen erreicht als mit herkömmlichen Makro-Kameras. Einziger Nachteil: Man muss den Fokus manuell einstellen, was bei sich bewegenden Blumen und Käfern herausfordernd sein kann. Sony unterstützt immerhin mit Fokus-Peaking.

Die Fotoqualität des Teles ist nach harten Messmethoden eher mäßig. Das kurze Ende (3,5x) kommt nicht ganz an das Vorjahresmodell heran und kann auch nicht mit vergleichbaren Optiken der Mitbewerber mithalten. So bietet das 3-fach-Tele des S24 Ultra eine deutlich bessere Qualität.

Auch am langen Ende (7,1x) bekommt man zwar eine starke Vergrößerung, aber nicht die Qualität eines 5-fach-Zooms von Samsung (S24 Ultra) oder eines 6-fach-Zooms von Oppo (Find X7 Ultra). Das Xperia 1 VI kann nicht die Details liefern wie die Optiken der eben genannten Smartphones und baut gerade bei nachlassendem Licht stark ab.

Trotz der messtechnischen Schwächen sollte man dem Xperia 1 VI den Nutzen des Teles nicht aberkennen. Hier bekommt man einen großen Brennweitenbereich und die Qualität der Fotos genügt für Social Media allemal.

Zudem gefällt uns beim Xperia 1 VI das sehr natürlich abgestimmte Farbmanagement. Man bekommt keine knallgrünen Gräser und einen unnatürlich leuchtend blaue Himmel, sondern eine schöne Repräsentation der Realität. Hilfreich ist auch, dass das Xperia 1 VI nun satte 399 Fokusfelder hat, gleichzeitig Augentracking beherrscht und Körperpositionen vorhersagen kann. Der Augenfokus hat im Test sehr gut funktioniert.

Eine einzige Kamera-App sorgt für mehr Übersichtlichkeit

Bei den letzten Xperia-1-Generationen verkünstelte Sony sich noch mit gleich drei Kamera-Apps. Sie beinhalteten spezielle, sehr nischige Funktionen, die ein Gefühl vermitteln sollten, als würde man mit Sonys Kino-Kameras filmen. Beim Xperia 1 VI gibt es endlich nur noch eine Kamera-App, die außerdem bedienerfreundlicher und ansprechender gestaltet ist.

Wer umfangreiche Einstellungen wie bei einer Kamera wünscht, schaltet in den Pro-Modus und kann so von der Belichtungsmessung über den Fokusbereich sehr viel anpassen. Die App enthält weiterhin einige Fotofilter und bei Videos lässt sich zudem Sonys S-Cintetone aktivieren. Ein Farbprofil, das normalerweise in Sonys Kinokameras zum Einsatz kommt und besonders natürliche Farben und Hauttöne liefert. Apropos Video: Mit dem Xperia 1 VI filmt man in 4K und das mit bis zu 120 fps – das ist selten. Wer seine Fotos und Videos gleich auf dem Phone verarbeiten möchte, der nutzt die Video-Creator-App. Sie kann Aufnahmen automatisch an bereits vorinstallierte Musikstücke anpassen. Obendrein ist die Bedienung einfach und übersichtlich gehalten.

Viel Leistung, aber Software-Support nicht auf Höhe des Preises

Im Inneren des Xperia 1 VI gibt es mit dem Snapdragon 8 Gen 3 und 12 GB RAM viel Leistung, die auch zum Zocken von anspruchsvollen Spielen reicht. Die 256 GB integrierter Speicher lassen sich immer noch per microSD erweitern, was in der Oberklasse nur noch Sony bietet. Mit E-SIM ist das 1 VI zudem Dual-SIM-fähig und erhält im Herbst mit einem Update Wifi-7-Unterstützung. Uns fehlt vernetzungsseitig nur Ultra-Wideband.

Bei den WLAN-Messungen im Testlabor erreicht das Xperia 1 VI im Download maximal 828,2 Mbit/s und im Mittel 760,4 Mbit/s. Das ist etwas weniger als bei der Konkurrenz. Mit einer Wand zwischen Router und Phone (Messung mit Dämpfung) verringert sich die Geschwindigkeit auf rund 241 Mbit/s, was ebenfalls nicht ganz an durchschnittliche Werte anderer Phones herankommt.

Bei der Software spielt Sony aktuelles Android 14 auf das Xperia 1 VI, dessen Benutzeroberfläche ein natives Design hat. Mitunter wirkt die Oberfläche aber nicht sehr modern und hat im Vergleich zu anderen Topgeräten weniger Features. Standards wie eine Gesichtsentsperrung, eine App-Sperre, oder die Möglichkeit, Social-Media-Apps mit zwei Konten nutzen zu können, fehlen. Auch das Always-on-Display lässt sich kaum anpassen, von ein paar Uhrendesigns einmal abgesehen. Samsung, Xiaomi oder Honor bieten da deutlich mehr persönliche Entfaltungsmöglichkeiten und insgesamt einen viel größeren Strauß an Funktionen, die man in einem Topgerät mittlerweile erwartet. Samsung und Google warten gar mit KI-generierte Wallpaper für den Homescreen auf.

Eine dennoch praktisches Features des Xperia 1 VI ist Side Sense. Wer mit dem Finger nach links, oben oder unten über die virtuelle Seitenleiste streicht, öffnet damit eine Übersicht auf verschiedene Funktionen oder Apps. Welche Funktion ausgeführt wird, lässt sich zudem auch anpassen.

Was den versprochenen Software-Support angeht, ist dieser für ein solch teures Top-Smartphone zu niedrig. Sony möchte drei neue OS-Updates liefern und über vier Jahre Sicherheitspatches ausspielen. Das ist jeweils ein Jahr mehr als beim Vorgänger. Samsung und Google versprechen jedoch eine 7+7-Strategie und Xiaomi und Honor immerhin 4+5.

Dank neuem Display richtig starke Akkulaufzeit beim 1 VI

Im Xperia 1 VI ist wieder einen Energieriegel mit 5.000 mAh verbaut, der dem Xperia 1 V im Labor zu rund 11 Stunden Akkulaufzeit verhalf. Gut, dass Sony das 4K-Panel gestrichen hat, denn mit dem LTPO-Display und der Full-HD-Auflösung hat sich die Laufzeit beim Xperia 1 VI deutlich verlängert: Mit unserem genormten Akkulaufzeittest haben wir satte 17:58 Stunden gemessen! Damit kommt man locker zwei Nutzungstage über die Runden.

Etwas mager ist immer noch die Ladeleistung, die kabelgebunden bei 30 Watt liegt. In der Oberklasse sind zwei- bis dreimal höhere Werte mittlerweile üblich. Das Xperia 1 VI lädt man in 27 Minuten auf 50 Prozent auf, was tatsächlich nicht viel länger ist, als bei anderen Topgeräten. Die volle Ladung dauert jedoch länger und ist erst nach 1:23 Stunden abgeschlossen. Ein Honor Magic 6 Pro (80 Watt) ist im Vergleich nach 54 Minuten voll und hat dazu noch einen 600 mAh größeren Akku.

Kabelloses Laden ist beim 1 VI ebenfalls an Bord. Sony gibt hierbei die Ladeleistung leider nicht offiziell heraus. Wir gehen davon aus, dass Sony den Qi-Standard zumindest voll ausreizt, was eine Leistung von 15 Watt bedeuten würde. So oder so ist das vergleichsweise wenig. Andere Geräte kann man auf dem Xperia VI per Reverse Wireless Charging auftanken.

Guter Empfang und top Telefonieakustik

Geschraubt hat Sony auch am Empfang. Im Testlabor haben wir bei LTE und 5G jeweils gute Werte gemessen. Bei beiden Standards hat Sony die Sendeleistung und teils die Empfindlichkeit erhöht, was zu einem besseren Mobilfunkempfang führt. Gerade die wichtigen Bänder LTE 2600 MHz und 5G 3,5 GHz punkten nun mit hohen Werten im Vergleich zum Vorgänger.

Die Telefonieakustik bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau. So ist die Sprachverständlichkeit in Sende- und Empfangsrichtung sehr gut und auch die Geräuschunterdrückung ist stark. Dort konnte sich das 1 VI bei Kneipenlärm sogar weiter steigern.

Fazit: Sony baut das bisher beste Xperia 1

Sony hat verstanden, dass eine lange Akkulaufzeit einen größeren Mehrwert bietet als ein 4K-Display. Trotz geringerer Auflösung ist die Qualität des OLEDs ausgezeichnet. Sehr gut finden wir auch die neue Makro-Funktion und dass Sony alle Kamera-Features nun in einer Kamera-App kondensiert hat. Das Kamerasystem bietet eine insgesamt sehr gute Fotoqualität und das Tele mit seiner langen Brennweite einen Mehrwert, auch wenn die Leistung im Vergleich zu Optiken anderer Geräte zurückfällt.

Knackpunkt ist und bleibt die Software, die ansprechender gestaltet sein könnte und anderen Top-Smartphones im Funktionsumfang und Update-Support hinterherhinkt.

Beim Xperia 1 VI heißt es dann zugreifen, wenn einem Software-Features und die beste Ausstattung nicht so wichtig sind und man das haptisch feinste Phone auf dem Markt haben möchte.