Kopfhörer mit Echtzeit-Coaching

Soul Runfree Pro Bio im Test

7.2.2019 von Andreas Seeger

Das US-Unternehmen Soul Electronics macht mit innovativen Sportkopfhörern auf sich aufmerksam. Die Runfree Pro Bio versprechen Echtzeit-Coaching, basierend auf “A.I. Technology”, also Künstlicher Intelligenz. Was steckt dahinter?

ca. 3:35 Min
Testbericht
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Soul Runfree Pro Bio
Starke Idee: Der LED-Leuchtring am linken Zylinder, der den Akku trägt.
© Hersteller

Pro

  • üppiger Lieferumfang, für Sport optimiert
  • wasserfest nach IPX5
  • lange Akkulaufzeit

Contra

  • durchschnittlicher Klang
  • App mit wenig Funktionen und Abstürzen
  • Möglichkeiten der Laufanalyse schnell ausgereizt

Fazit

Die Runfree Pro Bio sind tolle Sportkopfhörer mit einer starken Akkulaufzeit, bieten aber kein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Der Klang ist nur durchschnittlich und die Möglichkeiten der Laufanalyse sind schnell ausgereizt, weil das Datenmaterial, das sich aus einem Bewegungssensor ziehen lässt, begrenzt ist.


Vielversprechend

Soul ist auf Sportkopfhörer spezialisiert, die Runfree Pro Bio sind das aktuelle Spitzenprodukt, was sich auch im Preis niederschlägt: 150 Euro sind nicht wenig für Bluetooth-Kopfhörer mit Nackenkabel. Für diesen Preis bekommt man auch die Momentum Free vom Audio-Spezialisten Sennheiser.

Lieferumfang, Design und Haptik

Der Lieferumfang ist optimal auf die sportliche Nutzung zugeschnitten. Neben den Standards wie Ladekabel und anpassbaren Ohrstöpseln (3 Größen) gehören dazu ein Kabelclip und Ohrhalter mit Schaum-Ohrstöpseln in zwei Größen, die Außengeräusche nahezu vollständig abschirmen. Ebenfalls dabei ist ein zweiter Satz mit Ohrhalterungen für einen noch festeren Sitz der Stöpsel beim Training. Alles findet Platz in einer gepolsterten Tragetasche, deren Silikonhülle Feuchtigkeit gut abschirmt.  Die Kopfhörer selbst sind IPX5-zertifiziert, also gut gegen Wasser geschützt. Man sollte sie nicht untertauchen, aber Regen und Schweiß sind kein Problem.

Weniger gut gefallen haben uns dagegen das Design und die Haptik. Die Ohrstücke sind vergleichsweise groß und stehen weit nach außen ab - wenn man eine Mütze darüber zieht, kann es sein, dass die Kopfhörer anfangs unangenehm aufs Ohr drücken. Die links und rechts ins Kabel eingelassenen Zylinder, die Akku und Steuerung beherbergen, sind klobig konstruiert, dazu passt auch, dass sich die Druckpunkte der drei Tasten der Steuereinheit nur schmammig erfühlen lassen und man für eine Reaktion kräftig durchdrücken muss. Das Gesamtgewicht ist mit 18,5 Gramm relativ hoch – die oben erwähnten Sennheiser Momentum Free sind zwei Gramm leichter und machen einen filigraneren Eindruck.

Starke Idee und praktisch bei der abendlichen Joggingrunde: In die zylinderförmige Akku-Einheit ist ein LED-Leuchtring eingelassen, der permanent weiß strahlt, wenn die Kopfhörer eingeschaltet sind.

Soul Runfree Pro Bio
Für einen noch festeren Sitz können die Ohrhalter aus Kunststoff ausgetauscht werden.
© Hersteller

Klang und Laufzeit

Dank des üppigen Lieferumfanges kann man die Passform der Kopfhörer perfekt auf den Gehörgang abstimmen, sodass sie bombenfest sitzen, auch wenn man den Kopf intensiv bewegt. Die Lautstärke ist eine Hausnummer, wir haben selten so laute In-Ears im Ohr getragen. Der Klang kann mit der Lautstärke allerdings nicht mithalten, uns sind vor allem die wenig ausdifferenzierten Höhen aufgefallen. Im Prinzip gilt dieser Befund aber für das gesamte Klangspektrum, die Musik klingt über die Runfree Pro Bio etwas dumpf, wie durch einen Schleier, es fehlen Details. Klar, zum Laufen reicht es, wer allerdings  großen Wert auf guten Klang legt, ist hier falsch.

Beeindruckt waren wir dagegen von der langen Akulaufzeit: Mit einer Ladung schafft man locker 10 Stunden, fast doppelt so lang wie mit den Momentum Free. Für Nackenkabel-Kopfhörer ist das ein ausgesprochen guter Wert.

Sportfunktionen

Über den integrierten Bewegungssensor werden eine Vielzahl von Daten aufgezeichnet und auf dieser Basis auch der Laufstil analysiert. Die Sportfunktionen sind über die App "Soul Fit" zugänglich, die mit ihrer schlichten Optik und Funktionalität wenig Eindruck hinterlässt. Wir registrierten während des Tests drei Abstürze.

In der App kann man unter anderem den Voice Coach ein- und ausschalten, der während des Trainings Hinweise gibt. Er ist prominent auf der Verpackung platziert und eines der zentralen Kaufargumente, also lassen wir ihn natürlich eingeschaltet.

Kurz nach dem Start weist uns der Coach darauf hin, dass die Schrittfrequenz zu hoch ist: “Your Cadence is too high” säuselt eine betont künstliche Computerstimme, dabei fadet die Musik sanft aus. Gleich darauf der nächste Tadel: Die “Vertical Oscillation” ist zu hoch. Hier werden gleich zwei Nachteile des smarten Trainers sichtbar: Die Hinweise gibt es nur auf Englisch, zudem werden sie in relativ kurzen Intervallen von 15-20 Sekunden ständig wiederholt, wenn man ihnen nicht folgt.

Soul Runfree Pro Bio
Die App Soul Fit macht einen schlichten Eindruck, nach einem Lauf offenbart sie aber eine Fülle an Trainingsdaten.
© Hersteller

Man kann den Coach aber auch deaktivieren und nach dem Laufen in Ruhe alle gesammelten Daten anschauen. Die Technologie hinter Laufanalyse und Voice Coach stammt von dem koreanischen Startup Beflex, das maschinelles Lernen benutzt, um eine Vielzahl von Analysedaten aus den vom Bewegungssensor aufgezeichneten Mustern zu extrahieren. Zunächst wird man von der Vielzahl der Diagramme regelrecht erschlagen, die in der App erfasst werden, unter anderem die Kopfhaltung, außerdem die Zeit, die der Fuß auf dem Boden und in der Luft verbringt. 

Das Ganze geht schon in Richtung einer professionellen Ganganalyse und die Hinweise sind durchaus hilfreich. Aber wie präzise kann ein Sensor, den man am Hals trägt, die Fußbewegungen aufzeichnen? Und was passiert, wenn man seine Laufhaltung optimiert und alle kritisierten Punkte korrigiert hat? Dann verliert der Voice Coach doch schnell seine Daseinsberechtigung, zumal viele Daten nicht erfasst werden, die für einen ambitionierten Läufer mit einem nachhaltigen Trainingsplan relevant sind, an allererster Stelle die Pulsfrequenz, aber auch die  VO2 Max.

Fazit

Die Runfree Pro Bio sind tolle Sportkopfhörer mit einer starken Akkulaufzeit, bieten aber kein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Der Klang ist nur durchschnittlich und die Möglichkeiten der Laufanalyse sind schnell ausgereizt, weil das Datenmaterial, das sich aus einem Bewegungssensor ziehen lässt, begrenzt ist. Genauso begrenzt präsentiert sich die App, die über die Laufanalyse hinaus kaum Funktionen bietet. Garmin zeigt mit der "connect"-App, wie man es besser macht.

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