Testbericht

Standlautsprecher System Audio Mantra 60

19.1.2011 von Malte Ruhnke

Mit der neuen System Audio Mantra 60 (2400 Euro, Paarpreis) versuchen die Dänen eine Box mit superschlanken 14,5 Zentimetern Breite auf die Füße stellen, die obendrein Tiefbass ohne Unterstützung selbst spielt.

ca. 2:25 Min
Testbericht
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  1. Standlautsprecher System Audio Mantra 60
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Standlautsprecher System Audio Mantra 60
Standlautsprecher System Audio Mantra 60
© Archiv

Wie gut geht es Dänen

Dass Dänemark immer noch eins der innovativsten, aber auch zumeist querdenkenden Zentren der Lautsprecherentwicklung ist, beweist nicht nur der Vorzeigehersteller Dynaudio. System Audio, vor 25 Jahren von Ole Witthoft gegründet, stemmte sich in den 1980ern ebenso gegen gängige Lehrmeinungen wie die bekannteren Kollegen aus Skanderborg. Damals waren große Basschassis in Mode - und vor allem viele Treiber auf breiten Schallwänden wild verteilt. Witthoft dagegen ließ schon damals im Mittelhochton wenige Chassis antreten und setzte im Bass auf eine Armada von möglichst kleinen Treibern, um deren Schnelligkeit auszunutzen und den Raum möglichst gleichmäßig im Bass anzuregen. So wurden denn auch die schmalen Standboxen-Formen zum Markenzeichen seiner Firma, zuweilen allerdings riefen diese schlanken Gehäuse schon einmal nach Subwooferunterstützung (siehe AUDIO 2/08).

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arbeitsteilung: Äußerlich weichen Mittel- (Mitte) und Tieftöner (rechts) nicht voneinander ab. Ihre Aufgaben sind per steiler Filterung trotzdem strikt getrennt.
© Archiv

Mit der neuen Mantra 60 versuchen die Dänen nun, nicht nur die alten Mantren der 1980er Jahre zu widerlegen. Sie wollen auch eine Box mit superschlanken 14,5 Zentimetern Breite auf die Füße stellen, die obendrein Tiefbass ohne Unterstützung selbst spielt. Das eine Geheimnis sind dabei die Basschassis. Deren vier spielen in der Mantra parallel bis 600 Hz hinauf, jedes einzelne misst nur 4,5 Zoll (11 Zentimeter) im Korbdurchmesser. Um richtig Luft zu bewegen, sitzen sie einerseits eng beieinander, die Luft kann also nicht zur Seite ausweichen und die Schallwellen werden effektiver addiert. Zum anderen wurden die System-Audio-eigenen Töner auf höchstmöglichen Hub gezüchtet. Ein fünfter Konus sitzt darüber, doch er ist nur auf den flüchtigen Blick ebenfalls ein Bass: Es handelt sich hier um einen reinen Mitteltöner, der unter 600 Hz steil (Filter 3. Ordnung) ausgeblendet wird und damit trotz seiner ultrakompakten Maße kaum Hubmachen muss. Die Kombination mit einer 1-Zoll-Gewebekalotte oberhalb von 2500 Hz darf man wiederum als klassisch bezeichnen. Keineswegs nur als Reminiszenz an den Spieltrieb von Audiophilen sollte man die optional befüllbare Sandkammer im Sockel der Box sehen - sie sorgt im vollen Zustand für eine klare Verbesserung der Standfestigkeit. Von sonstigen audiophilen Spielereien halten die Dänen dagegen wenig. Ein klassisches Single-Wiring-Terminal versorgt alle sechs Töner.

Drive me home

Der Auftritt der System Audio war dann eine handfeste Überraschung im positiven Sinn: In puncto Spielfreude und Feinsinnigkeit ließ sie die gesamte Konkurrenz hinter sich und spielte sich mit ansatzlos schnell gespielten Rhythmen in Dirtmusics "Lives We Did Not Live" ("BKO", Indigo) - in die Herzen der Hörer. Bei akustischen Klängen (Kari Bremnes, "Norvegian Mood", Indigo) kam auch keine große Wehmut nach einem Subwoofer oder dem naturgemäß deutlich autoritäreren Tiefbassfundament der Quadral auf. Erst bei elektronischer Musik (Yello) wurde deutlich, dass der Mantra eben doch ein paar Hertz nach unten fehlen und ihre Fähigkeiten, Bassschläge in den Magen des Hörers zu landen, begrenzt sind. Das tat ihrer quirligen und insbesondere bei großfomatigen Klassikwerken auch sehr detailtreuen Spielweise kaum Abbruch: Verdis kräftig besetztes "Requiem" (Pappano, EMI) machte sie mit einer detaillierten, aber etwas diffus aufgestellten Chormannschaft ebenso zum Erlebnis wie die kammermusikalisch-solistisch eingespielte "Matthäuspassion" von Bach (Kuijken, Challenge). Bei dieser Aufnahme zeigte die System Audio eine sehr nuancierte Darstellung und arbeitete besonders die rhythmischen Elemente gut heraus; mit dem Stimmvolumen und der warmen Strahlkraft der Quadral konnte die Mantra 60 allerdings nicht ganz mithalten.

System Audio Mantra 60

System Audio Mantra 60
Hersteller System Audio
Preis 2300.00 €
Wertung 84.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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