Testbericht
Subwoofer: Nubert nuVero AW 13
Ein Mythos macht unter Akustik-Profis die Runde, das Geheimrezept für den perfekten Bass: Double Bass Array nennt sich die spezielle Verschaltung von vier Subs. Einer ihrer Erfinder ist Günther Nubert - und er bringt jetzt mit nuVero AW 13 (1300 Euro) auch den ersten DSP-Sub auf den Markt, der das beherrscht.
- Subwoofer: Nubert nuVero AW 13
- Interview mit Günter Nubert
- Datenblatt

Ausgerechnet Subwoofer! Mag der puristische Stereo-High-Ender denken, wenn er sieht, welche Innovationskraft die Hersteller gerade an den Tag legen. Selbsteinmessung, PC-Steuerung, Equalizer - eine Idee jagt die nächste. Das Image der Basskisten wandelt sich denn auch grundlegend: Früher oft als Krachmacher in Auto- und Heimkinoanlagen gefürchtet, sind Subwoofer heute bei den meisten HiFiisten hochrespektiert - dass ein hochwertiger Sub die Musikwiedergabe vor allem qualitativ verbessern kann, ist mittlerweile unumstritten.
Raumakustik ausgetrickst
Doch eines kann auch der beste Woofer nicht: die Raumakustik überlisten, insbesondere die klangzerstörerischen stehenden Wellen. Führende Akustik-Experten, darunter Günther Nubert, entwickelten vor einigen Jahren eine Idee, das Übel bei der Wurzel zu packen: das Double Bass Array. Doch die praktische Anwendung blieb Experten vorbehalten, die einen leistungsstarken DSP-Controller aus dem Profi-Bereich ihr Eigen nannten und beherrschten.

Die neueste Woofergeneration von Nubert kommt jetzt mit einem Paukenschlag auf den Markt: Der nuVero AW-13 hat, wie sein Bruder, der nuLine AW-1300, einen solchen Digitalen Signalprozessor zur Steuerung eingebaut. Damit lassen sich obere und untere Grenzfrequenz hertzgenau und reproduzierbar einstellen, ebenso Phasenlage, Pegel und drei parametrische Equalizerfilter. Parametrisch heißt, dass sich Einsatzfrequenz, Güte (gleich Einsatzbreite) und Pegel frei regeln lassen. So kann etwa ein durch die Aufstellung überhöhter Bereich durch ein passendes Filter abgesenkt werden. Doch das ist gar nicht die Hauptintension von Nubert, er selbst empfiehlt diese Form der Equalisierung auch nicht primär.

Das wirklich revolutionärste Feature ist ein eingebautes Delay zur digitalen Verzögerung des Signals. Dieses lässt sich nicht nur auf den Woofer selbst anwenden, sondern es steht auch ein zweiter Cinch-Ausgang zur Verfügung, ein sogenannter Slave, der per getrenntem DSP-Kanal frei angesteuert werden kann. So kommen auch analoge Woofer als Zweitgeräte in den Genuss der digitalen nuVero-Tricks.

Damit der Ausstattung nicht genug: Fünf verschiedene Filter-, Pegel- und EQ-Setups lassen sich speichern und wieder abrufen. So kann der Benutzer ein Wunsch-Setup für Heimkinobetrieb und eines für die Stereoanlage parallel vorhalten und anwählen. Programmierte Weichenkonfigurationen für bekannte Nubert-Boxen sind ab Werk vorhanden.
Bedienkonzept
Die gesamte Steuerung, Kontrolle und Kalibrierung des Subs erfolgt komplett über die bidirektionale Funk-Fernbedienung, am Gerät selbst sind keine Regler, Anzeigen und Displays mehr vorhanden. Auch die eingebaute Hochpassweiche zur Entlastung der Satelliten - sie arbeitet konventionell analog, nicht über den DSP - lässt sich so hertzgenau an das vorhandene Setup anpassen.
Verstärkereinheit und Chassis sind im Subwoofer-Segment der Schwaben ebenfalls eine Revolution: Statt kernigem Zwölfzoller und analoger Verstärker kommt hier ein Pärchen nur gut halb so großer Bässe zum Einsatz, die von einem Schaltverstärker mit satten 440 Watt Nennleistung angetrieben werden. Die Hochleistungschassis für maximalen Hub sitzen im oberen Bereich des schmalen Woofergehäuses, was die Anregung von vertikalen Raumresonanzen verringert und den Bass noch präziser machen soll. Das Reflexrohr kann dagegen, weil es ohnehin tiefer spielt, im Downfire-Modus arbeiten.
Zweimal Hörtest
Zur klassischen Bewertung im AUDIO-Test musste der NuVero zunächst auf Tricks a la DBA und Equalizer verzichten. Die hatte er im AUDIO-Hörraum, mangels harter Rückwand von Dröhnproblemen kaum betroffen, auch gar nicht nötig: Mit einem ausgesprochen knackigen, unerreicht tiefen Bass spielte er sich bei allen Musikstilen in die Herzen der Hörer. Dabei konnte er sowohl die stehenden Basstöne in Madonnas "Ray Of Light" dröhnfrei und druckvoll wiedergeben als auch die harten, ultrakurzen Synthie-Beats in Miles Davis' "Tutu".
Immer wieder begeisterte der nuVero 13 vor allem durch Prägnanz und Härte seines Tiefstbasses, was ein substanzielles Fundament auch bei leiseren Abhörlautstärken ermöglichte, ohne dass der Tiefton dadurch Anzeichen von Schwammigkeit oder Weichheit aufgewiesen hatte. Bei klassischen Werken wie Berlioz "Symphonie Fantastique" (Nezet-Seguin) konnte er sich auch fein zurückhalten und nur wenn nötig bei einzelnen Paukenschlägen zum präzisen Punch ausholen. Einzig bei lang andauernden Pegelattacken im untersten Bereich musste er seiner Membranfläche Tribut zollen und erreichte nicht die allerhöchsten Lautstärken. Das wird aber allenfalls Fans von lauten Actionfilmen oder HipHop wirklich stören, deren Wunsch nach einer Magenmassage der nuVero AW-13 nur teilweise erfüllen kann.

Anschließend durfte der nuVero AW-13 nochmal im kleineren Hörraum, den AUDIO für Raummessungen benutzt, seine Künste zeigen. Zunächst fiel eine deutlich wuchtigere Vorstellung auf. Bassdrumschläge bei Charles & Friedmans "Junkyard" klangen voluminöser, doch auch weicher, Basstöne dröhnten, die rhythmische Textur der Musik zerfiel zusehends.

Kamen die beiden hinteren AW-13 ins Spiel (mittels 8,2m Delay, invertierter Polarität und etwa 8 dB weniger Pegel angesteuert), tat sich Wundersames: Das Dröhnen verschwand, der Bass spielte etwas schlanker, aber beinhart und ultrapräzise auf den Punkt. Doch nicht nur das: Auch der Übergang zu den Satelliten (hier: NuVero 3) gelang auf einmal übergangslos, mitscheppernde Regale gaben plötzlich Ruhe. Der Mythos DBA wurde Realität.
Fazit
Die Versuche von Günther Nubert mit dem Double Bass Array konnte ich bereits vor Jahren bestaunen. Nun endlich hat er seine Vision in ein fertiges Produkt gegossen. Die Ausstattung des nuVero Subs ist eine absolute Sensation. Das DBA braucht zwar etwas Hirnschmalz, doch es ist die konsequenteste Möglichkeit, Dröhnen zu verhindern und traumhafte Basspräzision zu bekommen. Wer diesen Aufwand scheut und keinen Problemraum hat, kann aber schon mit einem nuVero Sub ein herausragendes Basserlebnis haben: ein sehr musikalischer, unglaublich tiefer Woofer, wenngleich nicht der lauteste seiner Klasse.