Einsteiger Smartphones
Honor 50 Lite & Poco M4 Pro 5G im Test
Fette Ausstattung, schmales Geld: Chinesische Hersteller sind für ihre aggressive Preispolitik bekannt. Das jüngste Beispiel dafür sind die neuen Phones von Honor und Xiaomi. Wer bietet mehr? Das haben wir in unserem Check! geprüft.

Das von den Totgesagten auferstandene Honor war bereits wichtiges Thema, nun hat uns auch der Einsteiger der neuen Serie Honor 50 erreicht. Schneidet er ähnlich gut ab wie das Mittelklassemodell? In den unteren Preisregionen ist die Konkurrenz groß, und mit Xiaomi fühlt sich hier ein besonders starker Wettbewerber pudelwohl.
Das zeigt der neueste Vertreter Poco M4 Pro 5G eindrucksvoll, eines der günstigsten 5G-Smartphones, die man derzeit kaufen kann. Auffällig: Auf der Verpackung ist kein Hinweis auf Xiaomi, stattdessen steht überall „Poco“, auch auf dem Smartphone.
Nur im Kleingedruckten und spätestens, wenn man das Phone einschaltet und mit der MIUI-Benutzeroberfläche in Berührung kommt, werden die Wurzeln unübersehbar. Die Zielrichtung ist klar: Xiaomi will seine Marke Poco stärker und eigenständiger im Markt positionieren.
90 Hertz versus schmaler Rand
Die Chancen dafür stehen gut, denn das M4 Pro 5G ist ein Smartphone, das auffällt. Zum modernen Mobilfunkstandard 5G gesellen sich ein 90-Hertz-Display und Stereolautsprecher, was in dieser Preisklasse eine herausragende Kombination ist. Da kann selbst eine ehemalige Huawei-Tochter nicht mithalten – dem Honor 50 Lite fehlen alle drei genannten Ausstattungsmerkmale.
Die Chinesen setzen stattdessen auf ein besonders vollflächiges Display: Obwohl beide Modelle etwa gleich groß sind, schafft es Honor, ein größeres Panel einzubauen, indem sie enger an der Kante bauen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn so schmale Displayränder hat man in der 300-Euro-Klasse bisher nicht gesehen. Die Anzeige ist zudem leuchtstärker und kontrastreicher als bei Poco.
Details: Honor 50 Lite
Den guten Eindruck mindert aber nicht nur die fehlende 90-Hertz-Option, sondern auch die breite Aussparung für die 16-Megapixel-Frontkamera. Honor belässt es nicht bei einem kleinen schwarzen Kreis, sondern baut eine Dual-Optik ein, deren Sinn sich schwer erschließt.
Es scheint sich hier um einen Tiefensensor zu handeln, der die Bokeh-Berechnungen für die Hintergrundunschärfe vereinfachen soll. Xiaomi belässt es dagegen bei einer Optik (ebenfalls 16 Megapixel) und erzielt damit bessere Ergebnisse.

Bei der Hauptkamera liegen die beiden dagegen qualitativ in etwa gleichauf, was bedeutet: Mit der Standardbrennweite gelingen gute Fotos, bei guten Lichtverhältnissen lohnt es sich auch, die volle Auflösung auszureizen. Das Ultraweitwinkelmodul produziert dagegen die in dieser Preisklasse leider übliche bescheidene Qualität.
Xiaomi bietet beim Fotografieren mehr Einstellungen, unter anderem RAW, die Makrooptik des Honor 50 Lite bringt dafür mit eine zusätzliche Perspektive ins Spiel. In Sachen Speicherplatz ist das Bild ausgewogen: Beide von uns getesteten Varianten sind mit 6/128 GB gut bestückt.
Weil Xiaomi so viel Bloatware vorinstalliert, steht allerdings ab Werk deutlich weniger zur Verfügung. Zum Glück lassen sich die Apps problemlos deinstallieren.
Details: Poco M4 Pro 5G
Beide Smartphones sind Dual-SIM-fähig, das Poco ist aber als einziges hybrid ausgelegt, sodass man alternativ auch eine microSD einlegen kann. Auch mit Blick auf den Prozessor hat Poco die Nase vorn: Mediateks Dimensity 810U ist der Nachfolger des 800ers (unter anderem Oppo A94), der neben 5G eine solide Mittelklasse-Performance bereitstellt.
In Benchmarks erreicht das 5G-SoC im Schnitt über 50 Prozent mehr Leistung als Qualcomms Snapdragon 662, der im Honor 50 Lite den Takt vorgibt. Beide Smartphones erreichen ein alltagstaugliches Arbeitstempo, das zeigt auch der seitlich im Rahmen integrierte Fingerabdrucksensor, der schnell und ohne Probleme entsperrt. Das M4 stellt aber eben mehr Leistungsreserven bereit, zum Beispiel für 3D-Spiele.

66 Watt versus XXL-Akku
Auch beim Akku schafft es Poco, einen drauf zu setzen. Obwohl das M4 nur minimal größer und schwerer ist als das Honor 50 Lite, hat der Akku knapp 15 Prozent mehr Kapazität.
In Verbindung mit dem energieeffizienteren SoC (Strukturbreite 6 Nanometer statt 11 Nanometer) gibt sich das Poco-Phone spürbar ausdauernder: Im PC-Mark-Battery-Test hält es herausragende 18 Stunden durch, während das Honor 50 Lite sehr gute 13 Stunden erreicht. Auch damit kommt man noch locker durch den Tag.
Stark: Honor legt ein 66-Watt-Netzteil in den Lieferkarton, das den Akku innerhalb von nur 40 Minuten wieder voll auflädt. Bei Xiaomi (33 Watt) dauert es mit 60 Minuten etwas länger.
Beide Phones stecken in einem topverarbeiteten Kunststoffgehäuse – Honor im ultramodernen Hochglanzlook, Poco mit auffällig angerauter Rückseite – und schneiden in diesem Test mit einem „sehr gut“ ab. Xiaomi hat aber im direkten Vergleich noch mehr zu bieten und ist ein beeindruckender Preisbrecher.