Mobilfunk-Netztest 2014/2015
Bestes Handy-Netz für Daten und Internet
Der LTE-Ausbau ist bei drei deutschen Netzbetreibern in den Großstädten weit fortgeschritten. Der Netztest 2014 zeigt, ob das tatsächlich Höchstleistungen in Sachen Datenverkehr bringt.

In welchem deutschen Handy-Netz lässt es sich am besten Surfen, am besten Youtube-schauen, am schnellsten Daten versenden oder empfangen. connect hat das im Netztest 2014 getrennt nach Großstädten, Kleinstädten, Autobahnen und Landstraßen und Zügen der Deutschen Bahn gemessen.
Daten in Großstädten
Sie liegen etwa beim Drivetest in den Großstädten in der Regel oberhalb von 99 Prozent. Nur E-Plus fällt bei statischen Webseiten mit 98,4 Prozent und bei den 3-MB-Downloads mit 98,6 Prozent minimal zurück. Bei den High-Definition-Youtube-Videos gibt es weitere leichte (Vodafone, O2) und etwas größere (E-Plus) Ausreißer nach unten. Das ändert nichts daran, dass die Zuverlässigkeit aller Netzbetreiber bei den Outdoor-Messungen in den Großstädten auf hohem Niveau liegt. Wer auf Youtube in HD keinen Wert legt, ist auch mit E-Plus stabil im Internet.
Doch für viele Anwender zählt auch die Geschwindigkeit. Und bei der ergibt sich ein differenzierteres Bild: Fast durchgängig zeichnet sich hier die Rangfolge Telekom vor Vodafone, O2 und E-Plus ab. Dabei liegt beim viel genutzten Internetseitenaufruf und beim für Facebook- und Smartphone-Cam-Nutzer wichtigen Datei-Upload Vodafone sehr dicht an der Telekom, O2 folgt Vodafone mit geringem Abstand.
Bei den Datei-Downloads werden die Unterschiede größer: Die Telekom ist etwa drei bis vier Mal so schnell wie E-Plus. Sie erreicht im zehnsekündigen Dateidownload mittlere Datenraten von knapp 40 Megabit pro Sekunde und ist in 90 Prozent aller Fälle fixer als 11 Mbit/s, womit sie ihr schon hohes Vorjahresniveau trotz gestiegenem Traffic hält. Die Indoor-Messungen bestätigen die durch die Drive-tests gewonnenen Erkenntnisse mit frappierender Genauigkeit.
Nur die Datei-Uploads gelingen hier etwas langsamer, O2 büßt insgesamt etwas an Speed ein und bei Youtube in HD verlieren Vodafone und O2 an Zuverlässigkeit. O2 landet sogar hinter E-Plus. Auch hier gilt, dass alle Netzbetreiber die getesteten Großstädte stabil versorgen, die Deutsche Telekom mit ihrer LTE-1800-Ausbau-Strategie bei der Geschwindigkeit aber weiterhin die Nase vorn hat.
Daten in Kleinstädten
Gegenüber den gut versorgten Großstädten haben Kleinstädte oft das Nachsehen. Doch die Telekom zeigt auch hier eine beeindruckende Performance. Mit der gleichen Zuverlässigkeit, die sie auch in Großstädten bietet, und einer etwa bei Webseiten gleichen Performance, die bei den Datei-Transfers um im Schnitt ein Drittel einbricht, ist sie auch in Kleinstädten erste Wahl.

Vodafone lässt bei der Zuverlässigkeit etwas und bei der Geschwindigkeit etwas mehr nach, kann aber immer noch hohe Ansprüche befriedigen. O2 und E-Plus gelingt das beim Surfen halbwegs. Der Transfer von Dateien oder Youtube-Videos in HD stellt Nutzer dieser Netze aber auf eine harte Geduldsprobe.
Die Kleinen sind hinterher
Bei den Datennetzen in Städten liegt in Deutschland im Netztest 2014 erneut klar die Telekom vorne. Doch auch Vodafone und mit leichten Abstrichen O2 bieten in Großstädten eine gute Performance bei hoher Zuverlässigkeit.
In den Kleinstädten macht O2 der hier wenig fortgeschrittene LTE-Ausbau zu schaffen, die Münchner bleiben hinter Vodafone zurück. Doch auch die Roten schaffen es nicht, das überragende Tempo der Telekom mit ihrem breitflächigen und breitbandigen LTE-1800-Ausbau mitzugehen. E-Plus bekommt den stark verzögerten LTE-Ausbau deutlich zu spüren. Die Zuverlässigkeit ist top, die Geschwindigkeit ein Flop.
Transferstraßen
Die Fahrten zwischen den Städten fordern die Netzbetreiber heraus, was sich im letzten Jahr mit Erfolgsraten bei Daten um die 80 Prozent und noch weniger bemerkbar machte. Dieses Jahr hat die Zuverlässigkeit bei allen Netzbetreibern deutlich zugenommen, wie der überwiegende Anteil an Erfolgsraten über 90 Prozent beweist. Bei den normales Surfverhalten simulierenden Internet-Seitenaufrufen etwa liegt die Spanne zwischen 93,3 Prozent der Live-Webseiten bei O2 und 99,4 Prozent bei der Telekom.

Vodafone bewegt sich nahe am Niveau des Primus, während der Düsseldorfer Anbieter E-Plus, der seit Kurzem zum Telefonica-Konzern gehört, noch vor den Blauen liegt. Auch bei der Geschwindigkeit hat sich seit dem letzten Netztest etwas getan. Die Auswertung der Testergebnisse ergab 81 Prozent LTE-Anteil für die Telekom, 84 Prozent für Vodafone, und selbst O2 konnte 72 Prozent für sich verbuchen.
Nur E-Plus hinkt mit 7 Prozent deutlich hinterher. Dieser Ausbau schlägt sich bei Vodafone und mehr noch bei der Telekom in Datenraten spürbar über dem schon ordentlichen Vorjahresniveau nieder. Dagegen gelingt es O2 nur teilweise, das Potenzial von LTE auszuschöpfen - 10 Prozent der Messungen fallen unter 1,3 Mbit/s; bei E-Plus liegt ein Zehntel der Downloads sogar unter 383 kbit/s. Bei den Uploads sind beide schwach.
Daten im Zug
Züge sind der Albtraum für Netzbetreiber. Den größten Teil des Tages stehen die Mobilfunkstationen entlang der Strecke arbeitslos herum und verbrauchen Strom. Doch ab und zu und für wenige Minuten müssen sie mehrere Hundert vorbeirasende Bahnkunden versorgen. Und die sitzen auch noch in einer abschirmenden Hülle aus Metall und aluminiumbedampftem Glas, die nur in einigen Zügen dank Repeater für GSM und LTE 1800 durchlässig wird.

Das spiegelt sich in den Ergebnissen, bei denen die Telekom unter hohen Fehlerraten von bis zu 11 Prozent und einem teilweise sehr niedrigen Geschwindigkeitsniveau leidet. Das sieht nicht gut aus, doch E-Plus, Vodafone und insbesondere O2 zeigen noch eklatantere Einbrüche von bis zu 38 Prozent bei den Erfolgsraten und Geschwindigkeiten, die der Nutzung des mobilen Internets die erwartete Qualität rauben. Insofern ist die Deutsche Telekom im Zug fast schon der Einäugige unter den Blinden. Netzbetreiber und DB sollten die Situation gemeinsam verbessern.
Den kompletten Netztest lesen Sie in der connect-Ausgabe 1/2015. Das Heft liegt ab 5. Dezember am Kiosk, ist als Einzelheft oder als digitale Ausgabe für iPad und Android bestellbar.