Rega P6 mit Neo PSU & Ania im Test
Der Rega P6 kommt fertig montiert und justiert - für 1800 Euro samt Tonabnehmer und Netzteil. Wie klingt der Plattenspieler im Test?

Das „Glück des Tüchtigen“ beschwören die Tugendwächter mit schöner Regelmäßigkeit, wenn einem hart arbeitenden Zeitgenossen vermeintlich der Zufall auf die Sprünge, zu Erfolg oder zu irdischen Gütern verhilft. Nun ist der Plattenspielerbau, so er denn seriös betrieben, wahrlich k...
Das „Glück des Tüchtigen“ beschwören die Tugendwächter mit schöner Regelmäßigkeit, wenn einem hart arbeitenden Zeitgenossen vermeintlich der Zufall auf die Sprünge, zu Erfolg oder zu irdischen Gütern verhilft. Nun ist der Plattenspielerbau, so er denn seriös betrieben, wahrlich kein Glücksspiel, und guter Analogklang alles andere als Glückssache. Tüchtige Hersteller wie Rega werden das bestätigen.
Die Engländer bauen seit 1973 Plattenspieler, haben ihr damals aufgestelltes Bauprinzip beharrlich beibehalten und doch stetig weiterentwickelt. Auch der P6 ist ein Rega, wie er im Buche des Gründers Roy Gandy steht: Ein möglichst leichtes Chassis soll klangstörende Resonanzen möglichst leicht ableiten.
Dem Pflichtenheft folgten alle Mitglieder der neuen Rega-Generation. Und wie die erfolgreich in AUDIO getesteten P3, P2 und P1 tritt auch der P6 als unprätentiöser Brettspieler auf. Wie beim P3 ist an ihm mit dem RB 330 ein hauseigener Radialtonarm (Einzelpreis 580 Euro) montiert, der mit spielfreien Lagern, geschickt sich zum Kopf hin verjüngenden Wandstärken und manierlicher Innenverkabelung zu den Shooting Stars der Szene zählt.

Doch damit, mit dem 24-Volt-Synchronmotor und mit der gelochten Aluminiumstrebe zwischen Teller und Tonarmlager enden schon die Gemeinsamkeiten. Die Zarge des P6 besteht nicht aus schnödem MDF, sondern aus einem Sandwich, ähnlich dem teuren RP 8 (2500 Euro). Zwei sehr dünne, aber steife Kunststoff-Laminatscheiben hegen eine Schicht aus geschäumten Polyurethan ein – auf seine Kosten dürfte wirklich nur ein Bruchteil des Gesamtgewichts von 5,2 Kilogramm gehen.
Schon stärker dürfte der aus einem Stück Aluminium gedrehte Subteller (P3: Kunststoff) zu Buche schlagen, der über den beim P3 nur im Tuning Kit erhältlichen Rundriemen zum Rotieren in seinem patentierten, hochpräzise gefertigten Bronzelager getrieben wird.
Der unter Rega-Fans endgültige Aufrüst-Tipp ist beim P6 schon im Preis von 1300 Euro (ohne System) enthalten: Das Netzteil Neo PSU, früher TT PSUR (380 Euro), versorgt den Motor nicht nur mit von einem DSP akkurat aufbereiteter, sauberer Sinus-Energie, sondern enthebt den Benutzer dank an der Front umschaltbarer Frequenz auch von der lästigen Pflicht, die Drehzahl durch Umlegen des Riemens manuell vorzunehmen.

Schließlich lässt man den zweilagigen Glasteller – eine Schicht klar, die andere mattiert – doch gerne dort liegen, wo er hingehört. Das semitransparente Ding sieht einfach toll aus, freilich sollte für den Spielbetrieb die beiliegende Filzmatte aufgelegt werden. Genau wie die als Staubschutz wie leider auch als Schallfänger fungierende Acrylhaube abgenommen gehört.
Schön dranlassen darf man das Tonabnehmersystem Rega Ania. Der Moving Coil Pickup kostet einzeln stolze 650 Euro, doch das Komplettpaket mit dem P6 nur 1800 Euro. Der deutsche Vertrieb bietet zum gleichen Kurs für den P6 auch das hauseigene TAD Excalibur Black (Einzelpreis 700 Euro), das im Test in AUDIO hervorragend abschnitt.
Für den Test beließen wir es beim Rega-Pickup, denn erstens befreite Regas clevere Dreischrauben-Arretierung von der Lotterie der exakten Montage in der Headshell, zweitens passte es mit empfohlener Abschlussimpedanz von 100 Ohm exakt auf den einstellbaren Wert an der überragenden Phonovorstufe Accustic Arts Tube Phono II, die den Vollverstärker T+A PA 3100 HV versorgte, der seinerseits die Lautsprecher B&W 802 D3 befeuerte.

Hörtest
Bestens versorgt fühlte sich die Jury auch mit analogen Tugenden wie vollmundiger Stimmwiedergabe und farbfroher Klanggestaltung. Das wohlige Organ von Mützenträger Gregory Porter erklang sehr frisch auf „In Fashion“ vom Doppelalbum „Take Me To The Alley“, Keyon Harrolds Trompetensolo flirtete smooth mit den Trommelfellen. Härtegrad rauf, Dynamikspanne runter mit der virtuosen ProgrockTruppe Flying Colors und ihrer Doppel-LP „Second Nature“.
Das Trio Ania, RB 330 und P6 behielt im komprimierten Getümmel bestens die Übersicht, machte sogar noch Details wie Splash und Chinatype-Beckenschläge transparent. Klar heftiger zappelten die Zeiger des T+A beim hochdynamischen „Sgt. Pepper“ (MFSL-Pressung). Sauber moduliert kamen die Bässe (Tuba und E-Bass), sehr schön trennte das Rega-Ensemble die Chorstimmen. Clara Haskils unerreichtes Mozartspiel etwa im d-Moll-Konzert (Japan-Pressung) gab der Rega mit einer feindynamischen Finesse, einer sauberen Struktur und präzisen Räumlichkeit wieder, die auch sehr teuren Laufwerken gut zu Gesicht stünde. Beim Rega P6 schmiedeten Tüchtige das analoge Glück.

Fazit
Der Rega P6 ist ein Meister des Understatements. Ohne irgendwelche Protz-Insignien kommt er, spielt und siegt. Mit seinem dynamischen, akkuraten und recht brillanten Klang erweist sich der Sechser als ein Hauptgewinn in der Preis-Leistungs-Lotterie. Kein Glückslos, sondern sauberes Handwerk mit Sinn und Verstand.