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Internetanbindung per Satellit

Amazon plant Kuiper-Satelliteninternet ab 2026 in Deutschland

Amazons Satellitenprojekt Kuiper soll ab 2026 erste Dienste in Deutschland anbieten. Während das Unternehmen beim Aufbau der Konstellation hinter der Konkurrenz zurückliegt, verfolgt es laut Experten ein langfristig strategisches Ziel: die Stärkung seines Cloudgeschäfts.

Amazon schickt fleißig Satelliten in die Erdumlaufbahn.
Amazon schickt fleißig Satelliten in die Erdumlaufbahn.
© Amazon

Amazon plant, sein Satellitenprojekt Kuiper ab 2026 auch in Deutschland verfügbar zu machen. Das Projekt befindet sich aktuell noch im Aufbau. Zuletzt seien 24 weitere Satelliten mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX gestartet worden. Insgesamt befinden sich nun 102 Kuiper-Satelliten im Orbit, was j...

Amazon plant, sein Satellitenprojekt Kuiper ab 2026 auch in Deutschland verfügbar zu machen. Das Projekt befindet sich aktuell noch im Aufbau. Zuletzt seien 24 weitere Satelliten mit einer Falcon-9-Rakete von SpaceX gestartet worden. Insgesamt befinden sich nun 102 Kuiper-Satelliten im Orbit, was jedoch noch nicht für einen kontinuierlichen Internetdienst ausreicht.

Laut Christian von der Ropp (via Golem), einem Berater für Satellitenkommunikation, soll der Dienst ab etwa 400 Satelliten unterbrechungsfrei nutzbar sein – insbesondere in höheren Breitengraden wie Deutschland. Eine vollständige Abdeckung im geplanten Versorgungsbereich zwischen 56° Nord und Süd erfordert jedoch mindestens 1.200 Satelliten.

Technische Hürden und Zeitdruck

Amazon ist beim Aufbau der Kuiper-Konstellation auf externe Raketenanbieter angewiesen, was den Fortschritt bremst. Bis Juli 2026 muss das Unternehmen laut Vorgaben der US-Aufsichtsbehörde FCC die Hälfte der geplanten 3.326 Satelliten im All positionieren. Fachleute bezweifelen, dass dieses Ziel erreichbar ist.

Derzeit sei der Dienst nur für wenige Stunden täglich verfügbar. Für eine stabile Versorgung in Deutschland rechnet von der Ropp frühestens in zwölf Monaten mit einer ausreichenden Satellitenzahl, für niedrigere Breitengrade sogar erst in zwei Jahren.

Strategie: Cloud statt Massenmarkt

Im Unterschied zum Konkurrenten Starlink von SpaceX verfolgt Amazon mit Kuiper ein anderes Geschäftsmodell. Das Unternehmen will mit dem Satellitennetzwerk vor allem den Zugang zu seinen Clouddiensten (AWS) verbessern. Damit soll das Cloudgeschäft gefördert und nicht primär mit dem Internetzugang selbst Umsatz generiert werden.

Zusätzlich ist Kuiper für den Einsatz im militärischen Umfeld vorgesehen. Durch Laserkommunikation zwischen den Satelliten können Daten in Echtzeit an die AWS Govcloud übermittelt werden. Dies ermögliche auch militärischen Nutzerinnen und Nutzern einen schnellen Zugriff auf Erdbeobachtungsdaten.

Mehr als Internet für Haushalte

Zwar soll Kuiper auch private Haushalte in schlecht versorgten Regionen ansprechen, doch bleibt laut von der Ropp fraglich, wie bedeutend dieser Markt tatsächlich wird. Vielmehr könnte dieser Bereich dazu dienen, politische Unterstützung und Marktzugänge zu sichern.

Amazon arbeitet laut Experten an einem eigenen Empfangsterminal, das für Endnutzer attraktiv und wettbewerbsfähig sein soll. Trotzdem stehen die wirtschaftlichen Perspektiven eher im Zusammenhang mit staatlichen Großaufträgen.

Cloud als Subventionsmotor

Nach Angaben von der Ropp habe Amazon allein in den letzten drei Jahren über 20 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Aufträgen von Militär und Geheimdiensten erhalten. Kuiper könnte in Zukunft durch die Anbindung an militärische Satelliten weitere große Summen generieren.

Die hohen Investitionen in das Satellitennetzwerk werden deshalb weniger als Risiko gesehen, sondern als strategische Kosten zur Stärkung des Cloudbereichs interpretiert. Anders als Starlink könne Amazon auf eine breitere Wertschöpfungskette setzen, in der auch teurere Clouddienste zur Finanzierung des Netzwerks beitrügen.

Am 9. April zieht Amazon nach und baut eine Konkurrenz zu Starlink auf.
 Starlink Praxisratgeber: Internet per Satellit

Autor: Leif Bärler • 14.8.2025

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