Starlink im Praxistest: Internet per Satellit
Kein DSL? Keine Glasfaser? LTE zu langsam? Starlink bringt Breitband ins Haus! Das Internet aus dem All ist schnell und stabil, selbst in der Pampa. Was kann die Lösung für alle, die auf schnelles Internet angewiesen sind? Unser Praxistest gibt Antwort.

Schnelles DSL ist bei Ihnen nicht verfügbar und Glasfaser noch in weiter Ferne? Dann ist Starlink von SpaceX eine ernstzunehmende Alternative zum vielerorts langsamen LTE-Internet. Die Kosten sind konkurrenzfähig und die Leistung hoch. Dieser Ratgeber zeigt, wie sich das Internet aus dem All bewä...
Schnelles DSL ist bei Ihnen nicht verfügbar und Glasfaser noch in weiter Ferne? Dann ist Starlink von SpaceX eine ernstzunehmende Alternative zum vielerorts langsamen LTE-Internet. Die Kosten sind konkurrenzfähig und die Leistung hoch.
Dieser Ratgeber zeigt, wie sich das Internet aus dem All bewährt und ob es das Ende des Surffrusts bedeutet. Für Privathaushalte stehen zwei Tarife zur Auswahl: standortgebunden und Reise.
Für 50 Euro gibt es unbegrenztes Datenvolumen am Wunschort. Ein Blick auf die Versorgungskarte unter starlink.com/map zeigt, wo genau der Breitbandanschluss aus dem All zur Verfügung steht. Theoretisch können Sie die Starlink-Satellitenschüssel einfach mitnehmen und woanders aufstellen. Allerdings müssen Sie sich dann bei Starlink ummelden.
Mit dem Reisetarif flexibel surfen
Für Vielreisende, Camper, Wohnmobilisten und alle, die unterwegs arbeiten, ist der Reisetarif gedacht. Er bietet selbst in Küstenregionen landesweite Abdeckung, ermöglicht Reisen ins Ausland und unterstützt das Surfen in Bewegung, zum Beispiel während der Fahrt im Wohnmobil. Unbegrenztes Datenvolumen auf Reisen kostet 72 Euro. Genügen Ihnen 60 GByte im Monat, kommen Sie mit 40 Euro deutlich günstiger weg.

Hinzu kommen – das ist der Knackpunkt – die einmaligen Kosten für die Hardware. Das sind 349 Euro plus 20 Euro für Abwicklung und Versand. Damit bezahlen Sie die Satellitenschüssel und den dazugehörigen WLAN-Router mit der Empfangstechnik. Den Miettarif für die Hardware, kundenfreundliche 10 Euro pro Monat, hat Starlink kürzlich eingestellt. Immerhin haben Sie ab Versand 30 Tage Zeit, alles in Ruhe auszuprobieren. Bei Nichtgefallen gibt es eine Rückerstattung. Gut: In beiden Tarifen gilt keine Vertragsbindung, Sie können also monatlich kündigen. Apropos Hardware: Am besten für das Internet daheim ist die motorisierte Satellitenschüssel. Sie richtet sich automatisch auf den sendestärksten Satelliten aus.

Störungsfreier Empfang möglich?
Starlink benötigt freie Sicht zum Himmel. Gebäude, Bäume oder Hochspannungsmasten stören den Internetzugang. Mit der kostenlosen Starlink-App für Android und iOS können Sie vor Vertragsabschluss den optimalen Standort für Ihre Schüssel bestimmen. Die App scannt die Umgebung mit der Smartphone-Kamera und sagt voraus, wie gut der Empfang sein wird.

Auspacken und einrichten
Das Starterkit von SpaceX ist in einem schicken schwarzen Karton verpackt und enthält die 51 x 30 cm große Sat-Antenne mit Motor, einen Standfuß, den Mesh- Router (IEEE 802.11a/b/g/n/ac) und Verbindungskabel. Die Anleitung besteht aus einem einzigen Blatt mit ein paar Symbolen und fordert Sie auf, die Schüssel in den Standfuß einzusetzen, die Kabel anzuschließen und die Starlink-App auf dem Handy zu installieren.

Die Einrichtung erfolgt über die App und ist – hier hat sich Starlink offensichtlich von Apple-Produkten inspirieren lassen – einfacher als gedacht. Dazu trägt bei, dass es weder an der Schüssel noch am Router Schalter gibt. Um die Antenne an Wänden, Dächern oder Masten zu befestigen, bietet der Starlink-Shop verschiedene Halterungen an. Alternative Befestigungslösungen finden sich zum Beispiel bei Amazon.
Der Router versorgt die Schüssel über ein 15 Meter langes Kabel per Power-over-Ethernet auch mit Strom. Ein 45-Meter-Kabel ist für 135 Euro erhältlich. Der Router und die abgedichtete Verkabelung sind spritzwassergeschützt und können, wie in unserem dreimonatigen Test, im Freien stehen.
Bei dieser Aufstellvariante funkt der Router ins Haus – mit begrenzter Reichweite. Für den Dauereinsatz empfiehlt sich eine Wanddurchführung, für die Starlink ein Cable Routing Kit (54 Euro) anbietet.

158 Mbit/s nach 70 Minuten
Die Einrichtung läuft – Achtung Wortspiel – wie am Schnürchen: Sie verbinden Ihr Handy mit dem temporären WLAN von Starlink und legen den gewünschten WLAN-Namen samt Schüssel fest. Dann bewegt der Motor die Antenne hin und her. Keine zehn Minuten später ist die Verbindung hergestellt, und die Firmware der Geräte aktualisiert sich. Sobald die Schüssel online ist, können Sie lossurfen. Bis die volle Geschwindigkeit zur Verfügung steht, dauert es jedoch noch eine Weile.
In der Zwischenzeit prüft das System, welche der rund 5.500 Satelliten, die momentan für Starlink operieren, eine schnelle Verbindung zulassen. Wie weit die Kalibrierung fortgeschritten ist, zeigt eine Grafik in der App mit blauen und roten Rechtecken am Horizont an. Je mehr Blau, desto besser. Unsere anfängliche Surfgeschwindigkeit beträgt 52 Mbit/s. Das Warten lohnt sich: Nach 70 Minuten laden wir die ISO-Datei von Windows 11 24H2 mit guten 158 Mbit/s herunter.

Schnell, aber auch zuverlässig?
Nach Angaben von SpaceX beträgt die Übertragungsgeschwindigkeit im Downstream zwischen 25 und 220 Mbit/s. Der Richtwert liegt in der Regel über 100 Mbit/s. Im Upload sind maximal 20 Mbit/s drin. Über einen Zeitraum von drei Monaten erreichten wir im Downstream durchschnittlich etwa 142 Mbit/s. Das ist deutlich schneller als viele DSL-Verbindungen. Allerdings gibt es größere Ausschläge nach oben und unten, die aber im Arbeitsalltag nicht weiter ins Gewicht fallen.
Im Upload beobachteten wir in Geschwindigkeitstests meist stabile 18 bis 20 Mbit/s. Der konstant hohe Upstream machte sich bei unseren Gesprächspartnern in Videokonferenzen vom ersten Tag an durch ein deutlich schärferes Videobild positiv bemerkbar. Gut: Außer während ein paar Minuten mit Weltuntergangsgewitter war das Starlink-Internet immer verfügbar – ein Segen gegenüber dem gleichzeitig beobachteten LTE-Zugang. Starlink hat angekündigt, die satellitengestützte Infrastruktur flexibler zu nutzen. Demnächst sollen die Kunden mit 1 Gbit/s versorgt werden. Inwieweit sich dadurch die Tarife ändern, bleibt abzuwarten.
Gute Pingzeiten
Die Starlink-Satelliten umkreisen die Erde in einem Abstand von rund 500 Kilometern, andere Satelliten sind mehrere Zehntausend Kilometer entfernt. Dank der geringen Distanz ist die Latenzzeit (Pingzeit) relativ kurz. Die Latenz gibt die Zeitverzögerung an, mit der die Datenpakete ankommen. Sie liegt bei störungsfreiem Satellitenempfang zwischen 25 und 50 Millisekunden – gut für Surfen, Streaming und Videotelefonie. Kleiner Schönheitsfehler: Online-Spieler sind bei Starlink gegenüber manchen VDSL-, Kabel- und LTE-Nutzern aufgrund der Latenz eindeutig im Nachteil.
Highspeed für alle?
Starlink ist die Rettung für alle, die schnelles Internet wollen, jedoch keinen vernünftigen VDSL-, LTE- oder Glasfaseranschluss bekommen. Per Satellit kommt die Breitband-Internet-Flat ins Haus – zu akzeptablen Kosten und mit im Praxistest hoher Zuverlässigkeit. Im Upstream haben VDSL und Glasfaser mitunter die Nase vorn, sofern am Wohnort ein schneller Anschluss mit entsprechendem Tarif verfügbar ist.
Nicht stören sollten Sie sich am hohen Stromverbrauch – aus 50 Euro im Monat im Standardtarif für Privatleute werden schnell 65 Euro. Auch wenn Sie über Starlink prinzipiell selbst in den entlegensten Winkeln online gehen können: Es funktioniert nicht überall. Die Krux ist die Platzierung der Satellitenantenne. Keine freie Sicht nach oben bedeutet schlechten oder gar keinen Empfang.
Info: Surfgeschwindigkeit ermitteln
Wie bei anderen Internetzugängen auch hängt die Surfgeschwindigkeit bei Starlink außer von Ihrem Standort auch von der Anzahl der gleichzeitigen Nutzer und den Wetterbedingungen ab. Hinzu kommt: Die Geschwindigkeit, mit der Sie Daten empfangen und versenden können, variiert je nach Geschwindigkeit, mit der der jeweilige Server das Starlink-Gateway erreicht.

Starlink-Tempo messen
Wie schnell Daten zwischen Ihnen und dem Starlink-Gateway übertragen werden, ermittelt der Geschwindigkeitstest in der Starklink-App. Begeben Sie sich dazu in die Nähe des Routers, und vergewissern Sie sich, dass Sie sich im Starlink-WLAN befinden, sonst zeigt die App falsche Werte an. Tippen Sie nach Abschluss des Tests unten auf Erweiterten Geschwindigkeitstest durchführen.
Surftempo messen
Für einen objektiven und damit möglichst realistischen Check der Surfgeschwindigkeit ist es auch wichtig, wie schnell die Datenpakete über das Starlink-Gateway hinaus zu Servern übertragen werden. Diesen Aspekt berücksichtigen die kostenlosen Tempotests von Ookla (speedtest.net) und Netflix (fast.com). Unter Weitere Informationen anzeigen verrät fast.com die gemessene Latenzzeit. Die offizielle, im Auftrag der Bundesnetzagentur entwickelt App Breitbandmessung für Windows (breitbandmessung.de) funktionierte bei unseren Versuchen mit Starlink nicht.

Info: Stromverbrauch reduzieren
Der Stromhunger ist beim Surfen via Satellit ein Schwachpunkt. SpaceX gibt für die Standardschüssel mit Motor als durchschnittlichen Stromverbrauch im Betrieb zwischen 50 und 75 Watt an. Spitzenwerte von 75 Watt werden erreicht, wenn die Motoren zum Ausrichten der Schüssel laufen oder die Heizung zum Schmelzen von Schnee aktiv ist. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 50 Watt im 24/7-Betrieb ergeben sich rund 34 kWh pro Monat. Mit einem Tarif von 0,44 Cent pro kWh sind das etwa 15 Euro monatlich.

Ruheplan an, Heizung aus
Um den Stromverbrauch zu senken, aktivieren Sie den Ruhemodus. Er schickt das System in den Schlafmodus, wenn auch Sie schlafen. Wenn es bei Ihnen nur selten schneit, schalten Sie die Schneeschmelzfunktion aus.
Info: Fritz!box mit Starlink verbinden
Starlink hat die eigene Hardware als geschlossenen Mikrokosmos konzipiert. Darum gibt es am Mesh-Router keinen Ethernet-Anschluss. Neuere Router- Generationen verfügen jedoch über den Bypass-Modus: Er deaktiviert das Router- und WLAN-Modul im Gerät und macht es damit zu einem Satellitenmodem.

Zubehör ist Pflicht
Um einen eigenen Router wie die Fritz!box an den Starlink-Router anzuschließen, ist optionales Zubehör aus dem Starlink-Shop notwendig. Für den weitverbreiteten Starlink-GEN2-Router brauchen Sie den Ethernet-Adapter (28 Euro), für die Mini-Satellitenschüssel das Mini-Ethernet-Kabel (60 Euro). Und so geht’s: Ziehen Sie das Antennenkabel vom Starlink-Router ab. Stecken Sie das feste Kabel des Ethernet-Adapters am Starlink-Router ein. Verbinden Sie das Antennenkabel mit dem Adapter und, warten Sie, bis Starlink wieder Empfang hat. Verbinden Sie nun die Fritz!box per LAN-Kabel mit dem Ethernet-anschluss des Adapters.
Bypass einschalten
Aktivieren Sie den Bypass-Modus in der App unter dem Menüpunkt Einstellungen/Router.