Gebrauchte Smartphones
Gebrauchte iPhones bedrängen die Android-Mittelklasse
Der Markt für gebrauchte Smartphones wächst schneller als der für neue Geräte. Davon profitiert vor allem Apple. Doch es gibt auch Verlierer.

Das Marktforschungsunternehmen Counterpoint hat sich den weltweiten Markt für gebrauchte Smartphones angeschaut und dabei einige interessante Entdeckungen gemacht. Ihren Bericht haben die Marktforscher, die auf Technik spezialisiert sind, nun im Internet veröffentlicht. Wir haben die Ergebnisse für Sie zusammengefasst.
Enormes Wachstum bei gebrauchten Smartphones
Nach dem Ergebnissen von Counterpoint wurden im Jahr 2017 weltweit beinahe 140 Millionen sogenannte "refurbished" Smartphones verkauft. Die Marktforscher verzeichnen hier ein Wachstum von 13 Prozent. Im Vergleich dazu steht der Markt für neue Smartphones eher schlecht da - er ist im vergangenen Jahr nur um drei Prozent gewachsen. Die sogenannten Second-Life-Smartphones machen nun 10 Prozent des gesamten weltweiten Smartphonemarktes aus.
Die gebrauchten Smartphones werden gesammelt, sofern möglich wiederaufbereitet und repariert und wieder auf den Markt entlassen. Von allen gebrauchten Smartphones landen rund 25 Prozent wieder im Verkauf. Doch nicht alle davon sind wiederaufbereitet (refurbished) worden. Aus diesem Grund variieren die Preise für gebrauchte Smartphones stark. Aber auch ihre Verfügbarkeit, Nachfrage für ein bestimmtes Modell, Farbe oder Speicherkapazität spielen eine Rolle.
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Gebrauchte High-End-Phones verdrängen Einsteiger-Geräte
Dass der Markt für neue Smartphones kaum gewachsen ist, hat laut Tom Kang, Research Director bei Counterpoint, auch damit zu tun, dass die Nachfrage nach gebrauchten Geräten gewachsen ist. Aber es gibt auch noch andere Gründe. "Das langsamere Tempo bei Innovationen hat dazu geführt, dass ein zwei Jahre altes Flaggschiff-Smartphone in Sachen Design und Features vergleichbar ist mit einem aktuellen Mittelklasse-Smartphone. Daher wird das mittlere Einsteiger-Segment von wiederaufbereiteten High-End-Smartphones verschlungen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um iPhones von Apple und zu einem geringeren Ausmaß auch um Galaxy-Phones von Samsung."
Laut Counterpoint merkt man die Dominanz von Apple und Samsung mehr auf dem Gebrauchtmarkt als bei den neuen Smartphones. Apple und Samsung zusammen genommen machen drei Viertel des gesamten Marktes für gebrauchte Smartphones aus, wobei Apple mit Abstand vorne liege. 80 Prozent des Umsatzes liege bei den beiden Unternehmen.
Mobilfunkanbieter fördern Rückkäufe von Smartphones
Einem weiteren Marktforscher von Counterpoint, Peter Richardson, zufolge wird das Wachstum auf dem Markt für neue Smartphones weiter stagnieren. Zu den Ländern und Regionen, in denen der Absatz für Gebraucht-Smartphones stark wächst, gehören Indien, Afrika, Südostasien, aber auch die USA und Europa. Großen Anteil an diesem Wachstum haben unter anderem auch Mobilfunkanbieter wie Verizon oder Vodafone, die den gesamten Lebenszyklus eines Smartphones begleiten.
In der Industrie werden Daten ausgewertet, um bestimmen zu können, welchen Wert ein Gerät in der Zukunft haben wird. Dadurch kann den Kunden ein garantierter Rückkaufswert geboten werden, je nach dem, wie alt das Gerät schon ist. So können Kunden es sich eher leisten, zu einem neuen Flaggschiff zu greifen, wenn sie zumindest einen Teil des Preises gutgeschrieben bekommen. Diese Strategie verfolgte auch Samsung im den ersten Wochen nach der Vorstellung des Galaxy S9.
Auch Umweltaspekte spielen eine Rolle
Peter Richardson erklärt weiter, der aufblühende Gebraucht-Markt für Smartphones erlaube es den Akteuren, den Wert und die Lebensdauer ihrer Mobilgeräte zu erhöhen. Für viele in der Instustrie sei der Profit von einem gebrauchten Gerät größer als der bei einem neuen. "Auch unter dem Gesichtspunkt maximaler Ressourcennutzung ist das ganze positiv, den viele bewerben ihre wiederaufbereiteten Geräte als umweltfreundlich."
Mit diesem Verhalten träfen Hersteller auch einen Nerv bei den Konsumenten, sagt der Forscher von Counterpoint. Alles in allem erwarte man, dass der Trend an Fahrt aufnehmen werde.