Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Smartphone recyceln

Alte Smartphones entsorgen: Das sollten Sie wissen

Mehr als 120 Millionen alte Handys und Smartphones schlummern in deutschen Schubladen. Dabei gibt es durchaus Möglichkeiten, die ausgedienten Mobiltelefone sinnvoll und gewinnbringend zu entsorgen.

Autor: Annegret Mehlfeld • 18.10.2017 • ca. 3:00 Min

Smartphone Schrott
Alte und kaputte Smartphones werden zu Bergen von Elektroschrott - die beste Art damit umzugehen ist Recycling.
© Winai Tepsuttinun/ Shutterstock
Inhalt
  1. Alte Smartphones entsorgen: Das sollten Sie wissen
  2. Smartphone-Recycling: Grenzen und Chancen
  3. Smartphone-Recycling in Deutschland und der EU

Wir Deutschen sind bekannt für unsere Umweltfreundlichkeit. Wir trennen unseren Müll, wir recyceln Papier, Plastik und Glas. Für fast alles haben wir einen Sack, einen Eimer oder eine Tonne. Wir sind auch relativ gut darin, unsere alten Kühlschränke und Heizungen loszuwerden – sie machen mehr...

Wir Deutschen sind bekannt für unsere Umweltfreundlichkeit. Wir trennen unseren Müll, wir recyceln Papier, Plastik und Glas. Für fast alles haben wir einen Sack, einen Eimer oder eine Tonne. Wir sind auch relativ gut darin, unsere alten Kühlschränke und Heizungen loszuwerden – sie machen mehr als die Hälfte aller abgegebenen elektronischen Recycling-Produkte aus. Smartphones hingegen teilen sich eine Sammelbox mit anderer Unterhaltungselektronik, mit Lampen und mehr. Dieses Jahr konnte es diese Gruppe auf nur neun Prozent des gesammelten Elektroschrotts bringen. Der Anteil der Smartphones ist dabei im Vergleich zum letzten Jahr sogar noch gesunken.

Dabei sind die Rohstoffe, die sich beim Recycling aus alten Handys und Smartphones extrahieren lassen, für die Industrie Gold wert – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wohin mit dem Schrott?

Ist die Entscheidung gefallen, den Handyfriedhof endlich aufzulösen, bleibt immer noch die Frage: Wohin damit? Seit 2016 gibt es ein Gesetz, das Ihnen die Entsorgung Ihres alten Smartphones ziemlich einfach macht. Alte Mobiltelefone sowie jede andere Art von Elektroschrott bis zu einer Größe von 25 Zentimeter können Sie kostenlos in jedem größeren Elektromarkt abgeben. Dazu gehören Filialen mit einer Verkaufsfläche ab 400 Quadratmetern. Der Elektroschrott, der dort aufläuft, wird von öffentlichen Behörden abgeholt und recycelt. Da hier alles auf einen Haufen kommt, ist das Sammelsurium an sogenanntem E-Waste jedoch vielfältig und das ordnungsgerechte Sortieren der Geräte aufwendig.

Besser ist es, wenn man alte Handys oder Smartphones bei speziellen Entsorgern abgibt. Ein solches Programm unterhält beispielsweise die Deutsche Telekom in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe e.V. Hier werden alte Handys und Smartphones gesondert vom übrigen Elektroschrott angenommen. Wer Mobiltelefone loswerden will, kann diese in jedem Telekom-Shop abgeben oder auch kostenlos per Post einschicken. Dazu registriert man sich im Internet unter beim Handysammelcenter und bestellt eine Handysammelbox. Ein Versandticket zum Selbstausdrucken ist online ebenfalls verfügbar.

Den Wiederverwertungsprozess übernimmt die Firma Teqcycle, welche die alten Handys und Smartphones auf ihre Funktionstüchtigkeit prüft und sie, wenn möglich, für den Wiederverkauf fit macht. Der Rest wandert zum Recycling. Der Erlös der weiterverkauften Geräte kommt übrigens einem von über 770 Naturschutz- und Umweltprojekten der Deutschen Umwelthilfe zugute. Laut Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V., konnten seit 2014 mehr als zwei Millionen Handys und Smartphones vor dem Ende auf der Müllkippe bewahrt und durch Recycling wenigstens teilweise wiederverwertet werden.

Gift und Gold 

Der Recyclingprozess ist jedoch nicht einfach: Ein Smartphone besteht aus rund 45 verschiedenen Materialien. Neben so offensichtlichen Bestandteilen wie Kunststoffen und Glas finden sich auch diverse Metalle wie Silber, Gold, Kupfer, Aluminium und Seltene Erden. Kunststoff oder Aluminium werden für das Gehäuse verwendet, Silizium steckt in den Chips, die übrigen Materialien kommen in Reinform oder als Legierung zum Beispiel als Leiterelemente zum Einsatz. Die seltenen Erdmetalle sind allerdings in einer so geringen Menge im Smartphone vorhanden, dass sie im Recycling- Prozess nicht wiedergewonnen werden können. Der ernorme Aufwand würde sich dabei im Verhältnis zur zurückgewonnenen Menge einfach nicht lohnen. Problematisch ist jedoch: Manche dieser Seltenen Erden wurden von der EU als giftig eingestuft. Auch andere Metalle, die in größeren Mengen im Smartphone vorhanden sind, tun Mensch und Umwelt nicht gut. Dazu gehören zum Beispiel Blei und Zink, aber auch Eisen und Kunststoff sind schädlich, wenn sie nicht ordentlich entsorgt werden. Im Hinterkopf hat man dabei vielleicht solch gruselige Szenarien wie hormonelle Beeinflussung durch Mikroplastik oder Schwermetalle im Speisefisch.

Smartphone im Mülleimer
Smartphones gehören nicht in den Hausmüll. Bei entsprechenden Sammelstellen sind sie besser aufgehoben
© Atsushi Hirao/ Shutterstock

Mülleimer ist keine Option 

Prinzipiell gilt: Alles, was nicht recycelt oder verbrannt wird, versauert oft auf Mülldeponien, reichert sich im Boden an und verseucht im schlimmsten Fall das Grundwasser. Daher ist es wichtig, seinen alten Elektroschrott nicht in den Hausmüll zu werfen, sondern der Industrie die Möglichkeit zu geben, die wertvollen Bestandteile herauszuholen und den Rest so umweltschonend wie möglich zu entsorgen. Je komplexer und ausgefeilter das Smartphone konzipiert ist, desto schwieriger gestaltet sich allerdings auch der Prozess des Zerlegens, der dem Recycling vorangeht. Smartphone-Hersteller verlöten und verkleben oft das Innenleben ihrer Produkte. Das macht es schwieriger, Einzelteile voneinander zu lösen. Vieles davon muss per Hand erledigt werden.