Interview mit Valentina Daiber
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- Interview mit Valentina Daiber
Die Ergebnisse der World Radio Conference wurden sowohl von der GSMA als auch von der Wi-Fi-Alliance begrüßt – obwohl es speziell zur Nutzung des Frequenzbereichs um 6 Gigahertz ja eine ausgeprägte Konkurrenzsituation zwischen Mobilfunk und WLAN gibt. Wie schätzt Telefónica Deutschland die Er...

Die Ergebnisse der World Radio Conference wurden sowohl von der GSMA als auch von der Wi-Fi-Alliance begrüßt – obwohl es speziell zur Nutzung des Frequenzbereichs um 6 Gigahertz ja eine ausgeprägte Konkurrenzsituation zwischen Mobilfunk und WLAN gibt. Wie schätzt Telefónica Deutschland die Ergebnisse zur künftigen Frequenznutzung ein?
Die World Radio Conference hat beschlossen, das obere 6-Gigahertz- Frequenzband für den Mobilfunk zu öffnen. Das ist ein Erfolg für uns als Telekommunikationsanbieter. Uns steht perspektivisch ein zusätzliches Frequenzband zur Verfügung, mit dem wir unseren Kundinnen und Kunden höhere Geschwindigkeiten und vor allem weitere Kapazitäten bieten können. Denn die mobile Datennutzung nimmt exponentiell zu. Allein in unserem o2-Netz werden jährlich etwa 40 Prozent mehr mobile Daten genutzt. Im Jahr 2023 stieg der Wert auf 4,8 Milliarden Gigabyte. Jetzt liegt der Ball bei den nationalen und europäischen Regulierern. Sie müssen die Rahmenbedingungen für die Nutzung des 6-Gigahertz-Bands definieren. Mit der Freigabe des Frequenzbands für den Mobilfunk haben sie die einmalige Chance, der künftigen Digitalisierung in Deutschland sowie in ganz Europa einen wichtigen Schub zu verleihen.
Zusätzlich ging es in Dubai um die künftige Nutzung von Frequenzen unter 700 MHz. Auch hier setzen die Ergebnisse der WRC23 auf Koexistenz – insbesondere mit Rundfunk und der Veranstaltungsbranche. Wie ist Ihr Blick auf diese Ergebnisse?
Wir setzen uns für eine zusätzliche primäre Nutzung des Sub-700-Megahertz-Bereichs durch den Mobilfunk ein. Insofern ist der Beschluss einer Koexistenz mit dem Rundfunk und der Veranstaltungsbranche aus unserer Sicht etwas enttäuschend. Die Frequenzen sind für eine gute Flächenversorgung der 83 Millionen Bundesbürgerinnen und -bürger enorm wichtig. Wir machen uns daher weiterhin dafür stark, dass die Regulierer dieses Thema auf ihrer Tagesordnung behalten und sich für eine primäre Nutzung durch den Mobilfunk einsetzen – für bessere Netze und eine starke Digitalisierung. Spätestens zur World Radio Conference 2031 sollen die Entscheidungen auch international noch einmal überprüft werden.
Wie könnte eine Koexistenz von WLAN und Mobilfunk im Frequenzbereich um 6 GHz künftig konkret aussehen? Was würden Sie sich in diesem Zusammenhang insbesondere von der Bundesnetzagentur wünschen?
Wir wünschen uns eine Lösung, mit der wir unsere 43 Millionen Kundinnen und Kunden bestmöglich über 6 Gigahertz erreichen können. Die Ausbreitungseigenschaften von 6 Gigahertz im Mobilfunk haben wir im vergangenen Jahr ausführlich getestet. Dabei haben wir festgestellt, dass das Band unseren Kundinnen und Kunden sowohl außerhalb als auch innerhalb von Gebäuden sehr hohe Übertragungswerte im Gigabit-Bereich liefern kann. Entscheidend ist letztendlich, dass Mobilfunkanwender das 6-Gigahertz-Band störungs- und interferenzfrei nutzen können.
Welche weiteren Schritte sind bis zu einer endgültigen Klärung dieser Fragen aus Ihrer Sicht zu erwarten? Ab wann wäre eine Nutzung von Teilbereichen des 6-GHz-Bands durch Mobilfunkanbieter überhaupt realistisch?
Wir legen mit den heutigen Entscheidungen die Grundlage für die zukünftige Digitalisierung. Der Mobilfunk ist und bleibt die zentrale mobile Kommunikationsart für die Weltbevölkerung. Wenn die Verantwortlichen in Deutschland zügig Regelungen finden, wäre der 6-Gigahertz-Bereich schon in wenigen Jahren im Mobilfunk einsetzbar. Wir könnten künftig insbesondere Fußgängerzonen, Stadien und andere städtische Hotspots mit zusätzlichen Kapazitäten versorgen.