Design und Funktionen
Android 12 - das ist neu
Android 12 ist da und bringt die größte Design-Änderung seit 2014. Wir zeigen, wie die aktuelle Version von Googles mobilem Betriebssystem aussieht.

Ein neues Design und Verbesserungen für den Schutz der Privatsphäre standen bei der Entwicklung von Android 12 im Mittelpunkt. Daneben zeigt sich Android mit Funktionen wie dem digitalen Autoschlüssel topmodern und enthält natürlich auch die typischen, kleinen Verbesserungen: Zum Beispiel liefert die Kamera bessere Portraitfotos und im neuen Game-Modus können Sie den Bildschirminhalt via Youtube streamen. Wir zeigen die wichtigsten Neuerungen.
Neue Designsprache "Material You"
Mit Android 12 geht eine der längsten Auszeiten in der Android-Geschichte zu Ende. Satte sieben Jahre liegt das letzte Design-Update zurück, genannt "Material". Mit dem neuen "Material You" will Google Android nun einen frischen Look verpassen.
Aus unserer Sicht ist das gut gelungen: Android 12 hebt sich mit großen Bedienelementen, vielen Farben und neuen Animationen optisch deutlich vom Vorgänger ab, fühlt sich dabei aber immer noch vertraut an. Google hat Neues geschaffen, ohne Bewährtes über Bord zu werfen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Material You längst nicht überall angekommen ist.
Gut vorangekommen ist Google bei der Umgestaltung des Betriebssystems, also zum Beispiel beim Sperrbildschirm, Homebildschirm und den Einstellungen. Die Standard-Apps hat Google in der dem Beitrag zugrunde liegenden, finalen Beta-Version aber noch nicht vollständig aktualisiert. Auch dürften eher Jahre als Monate vergehen, bis Handy-Hersteller und App-Entwickler den neuen Look umgesetzt haben. Aber der Anfang ist gemacht.

Eine entscheidender Bestandteil von Material You ist die neue Funktion "Farbextraktion". Sie generiert eine zum Hintergrundbild passende Farbpalette und färbt die Android-Benutzeroberfläche passend ein. Gut zu sehen ist das im Beispiel, in dem das Grün der Pflanzen sich in den Knöpfen in den Schnelleinstellungen widerspiegelt. Nicht immer ist der Effekt derart auffällig. Beispielsweise verpasst Android 12 auch dem früher reinweißen Hintergrund der Einstellungen einen ganz leichten Farbstich, in unserem Beispiel ebenfalls grün.

Im direkten Vergleich der Schnelleinstellungen in Android 12 und Android 11 fallen die Unterschiede zwischen Material You (2021) und Material (2014) besonders gut auf. Material You setzt auf größere, spielerisch gefärbte und aussagekräftig beschriftete Bedienelemente. So nutzt Google aus, dass Handy-Displays heute fast ein Zoll größer sind als vor sieben Jahren. Trotzdem dürfte es Nutzer geben, die den kompakten Stil von Android 11 vermissen.

Ihre Herkunft hat die automatisch generierte Farbpalette in den Einstellungen für das Hintergrundbild. Schick, wie Android 12 hier eine realistische Vorschau auf die Auswirkungen der Einstellungen anzeigt - auf Wunsch sogar im Vollbild. Ist die Einstellung "Hintergrundfarben" aktiv, dann verwendet Android 12 die auf das Bild abgestimmte Farbpalette. Wechseln Sie auf "Grundfarben", dann können Sie eine von vier vordefinierten Farben auswählen.

Wem die verschieden gefärbten App-Icons und Symbole in der Suchfunktion nicht gefallen, der aktiviert beim Hintergrundbild die Einstellung "Symboldesigns". Dann greifen auch hier die Hintergrundfarben. Übrigens können auch App-Entwickler auf die Farbpalette zugreifen und ihre Programme entsprechend färben. Dass aber zum Beispiel Facebook deswegen auf das typische Blau verzichtet ist unwahrscheinlich.

Indem Sie den Homebildschirm an einer freien Stelle gedrückt halten gelangen Sie rasch zu den Einstellungen für das Hintergrundbild. Neben den Schnelleinstellungen hat im Rahmen von Material You auch der Lautstärkeregler an Größe gewonnen und lässt sich gefühlt besser greifen.

Bis hin zur Bildschirmtastatur und in die Einstellungen erstreckt sich das Farbkonzept von Material You.

Renoviert hat Google auch die Widgets in Android 12. Widgets sind Miniprogramme, die Sie dem Homebildschirm hinzufügen können. Konsequenterweise färbt Google die neuen Widgets - im Beispiel die analoge Uhr - passend zum Hintergrundbild. Endlich lässt sich auch die Form von Widgets verändern! Noch nicht an Material You angepasste Widgets wie das von Youtube Music wirken in der neuen Oberfläche hingegen wie Fremdkörper.

Frischer Sperrbildschirm
Runderneuert zeigt sich der Sperrbildschirm in Android. Weil immer mehr Smartphones ihn auch im Standby-Modus anzeigen ist das ein willkommenes Update. Sobald alle Benachrichtigungen ausgeblendet sind reduziert Google die Anzeige auf die Uhrzeit. Abhängig von den Einstellungen erscheinen hier auch Vorschläge für häufig verwendete Apps oder eine Verknüpfung zur Smarthome-Steuerung "Home Controls".

Rückblick auf gelöschte Benachrichtigungen
Für das Problem "Versehentlich eine interessante Benachrichtigung gelöscht" bietet Android 12 eine praktische Lösung. Sie heißt "Benachrichtigungsverlauf" und bietet einen Überblick über alle Mitteilungen der letzten Tage. Er wird sich in den Tagen nach dem Update auf Android 12 füllen.

Verbesserungen zum Schutz der Privatsphäre
Eine weitere neue Übersicht ist das Privatsphäredashboard. Darüber können Sie bequem nachvollziehen, welche Apps wann auf welche Daten (Kamera, Mikrofon, Standort usw.) zugegriffen haben. Praktischerweise können Sie von hier aus auch die Zugriffsberechtigungen managen.
Auf den ersten Blick entwickeln sich die Funktionen, die der Wahrung der Privatsphäre dienen, damit erneut weiter. In einer wichtigen Rubrik hat Android 12 aber noch nichts vorzuweisen. Noch immer ist das Tracking von Web-Nutzern zu Werbezwecken ein großes Problem beim Surfen im Netz. Apple ist hier mit zahlreichen Änderungen im iPhone-Betriebssystem iOS vorgeprescht und hat damit für Nervosität in der Online-Werbebranche gesorgt. Google als Unternehmen, das maßgeblich von Online-Werbung lebt, zeigt sich hier weniger bemüht. Zwar hat man anlässlich der Ankündigung von Android 12 im Mai 2021 versprochen "zu zeigen, dass Privatsphäre und Online-Werbung einander nicht grundsätzlich entgegenstehen". Android 12 zeigt bislang aber keine entsprechenden Verbesserungen.

Von Apple abgeguckt hat sich Google aber zwei andere Funktionen:
- Da ist zunächst der informative Hinweis auf Kamera-, Mikrofon- und Standortzugriffe in der Statusleiste. Besser als bei Apple: Über die Symbole gelangen Sie zu den Freigabeeinstellungen für die App, die gerade auf die entsprechenden Daten zugreift, und können sie anpassen. Im Notfall unterbinden Sie den Zugriff sogar noch schneller über die neuen Knöpfe in den Schnelleinstellungen.
- Gut finden wir außerdem, dass Android 12 auf Wunsch nur noch den ungefähren Standort mit einer App teilt. Schließlich reicht das in vielen Fällen völlig aus, zum Beispiel für die Wetter-App. Andere Funktionen benötigen hingegen aktuelle Daten, beispielsweise die Navigation mit Google Maps. Dank der neuen Einstellungsmöglichkeit gewinnen Sie wieder ein bisschen Privatsphäre zurück.

Neue Komfortfunktionen
Das Menü, das bei gedrückt gehaltener Ein-/Aus-Taste erscheint, hat Google in Android 12 aufpoliert. Über die Einstellungen können Sie die Taste aber auch neu belegen: Auf Wunsch aktiviert Sie Googles Sprachsteuerung "Assistant". Was praktischer ist kann damit nun jeder Nutzer für sich selbst entscheiden.

Je größer das Display, um so schwerer lässt es sich mit nur einer Hand bedienen. In Zeiten, in denen Handys auch mal an die 7-Zoll-Grenze heranreichen kommt der Einhandmodus in Android 12 daher gerade recht. Er lässt sich in den Einstellungen aktivieren und führt dazu, dass Wischen über die Leiste am unteren Rand den Bildschirminhalt nach unten bewegt. Dort lässt er sich besser mit dem Daumen erreichen.
Verbesserungen unter der Haube
In der Vergangenheit fiel Android auch dadurch auf, dass viele neue Funktionen nur mit aktueller Hardware Spaß machen. Google hat einiges an Zeit investiert um sicherzustellen, dass Android 12 auch auf vorhandenen Handys Spaß macht. Herausgekommen ist eine rund 20-prozentige Reduzierung des Bedarfs an CPU-Leistung. So bleibt mehr Rechenkraft für Apps beziehungsweise hält der Akku länger durch.
Ein weiteres Grundproblem von Android ist die Versorgung mit Betriebssystem-Updates. Dabei geht es nicht nur um neue Funktionen und Designs, sondern auch um die Beseitigung von Sicherheitsproblemen. Handys und Tablets sind häufig fünf Jahre und länger im Einsatz und es ist nicht unüblich, dass auch noch nach Jahren gravierende Sicherheitslücken entdeckt werden. Manche Hersteller versorgen ihre Geräte aber gar nicht, andere bestenfalls für drei Jahre mit Updates. Danach sind die Käufer dieser Geräte mit problembehafteten Modellen unterwegs, die ihre eigene Sicherheit und die anderer Nutzer gefährden.
Vor diesem Hintergrund ist es eine große Verbesserung, dass Google mit Android 12 eine Android Runtime (ART) ausliefert, die das Unternehmen über den Google Play Store aktualisieren kann. So lassen sich Sicherheitsupdates für eine Android-Kernkomponente ohne den Umweg über Hersteller und Mobilfunkanbieter direkt an die Kundschaft ausliefern. Das gilt zumindest für Geräte, die mit Google Play Store ausgeliefert werden. Bleibt zu hoffen, dass Google Android 12 auf dieser Basis so lange mit Sicherheits-Updates versorgt, wie das Betriebssystem von vielen Nutzern verwendet wird.