Ausbreitungswege besser verstehen
- Bewegungs- und Nutzungsanalysen per Crowdsourcing
- Ausbreitungswege besser verstehen
Wie können Analysen zu Mobilitätsverhalten und Mobilfunknutzung bei der Bekämpfung des Coronavirus und dem Umgang mit Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen helfen? Wir sprachen dazu mit Hakan Ekmen, CEO Telecommunication des Technologieberatungsunternehmens und unseres langjährigen Mobilfunk...

Wie können Analysen zu Mobilitätsverhalten und Mobilfunknutzung bei der Bekämpfung des Coronavirus und dem Umgang mit Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen helfen?
Wir sprachen dazu mit Hakan Ekmen, CEO Telecommunication des Technologieberatungsunternehmens und unseres langjährigen Mobilfunk-Netztest-Partners umlaut.
Wie bewerten Sie die Veränderungen im Mobilitätsverhalten?
Wir stellen weltweit fest, dass sich sowohl die Aktionsradien der Menschen als auch deren zurückgelegte Kilometer pro Tag mit der Einführung von Lockdown-Maßnahmen massiv reduziert haben. Interessant wird zu beobachten sein, wie sich die Mobilität bei gelockerten Kontakt- und Ausgangssperren entwickelt. Bleiben die Menschen diszipliniert, oder kommen wir sofort wieder auf das Niveau vor der Corona-Zeit zurück?
Eine zeitnahe Analyse kann hier helfen, gegebenenfalls politisch nachzusteuern. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir mit komplett anonymen Daten arbeiten. Wir können so analysieren was passiert, auch ob es lokale Unterschiede gibt, aber eben nicht, wer die jeweiligen Nutzer waren.
Hat Sie die Entwicklung bei den App-Nutzungen überrascht?
Die Zunahme der Nutzung von Bildungs-Apps, wie zum Beispiel Anton, und von Business-Apps, wie zum Beispiel Teams, war bei der Umstellung auf Home Office zu erwarten. Was uns überrascht hat, war der Rückgang beim Online-Shopping. Mit der Schließung vieler Geschäfte hätten wir erwartet, dass die Nutzung dieses Segments eher steigt. Corona scheint aber offensichtlich auch auf die Shopping-Laune zu schlagen.
Welche Bedeutung messen Sie Ihrer Crowdsourcing-Lösung bei?
Wir sehen, dass wir mit diesem Ansatz eine Vielzahl von wichtigen Informationen zur Steuerung und Analyse der Krise beitragen können. Dabei geht es sowohl um die Bewertung und Analyse unserer digitalen Infrastrukturen, die in Zeiten von Online-Meetings erheblich gefordert sind, als auch zum Beispiel um die Untersuchung unserer Bewegungsströme, die für die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien sehr hilfreich sein können. Die Verfügbarkeit internationaler Daten ist sehr wichtig, um die Ausbreitungswege besser zu verstehen.
Welche Bedeutung haben die Messungen für die Netzbetreiber?
Wir sehen sehr deutlich, wie sich während der Lockdown-Phase der Datenverkehr vom Mobilfunknetz ins Festnetz verlagert. Diese zusätzliche Belastung des Festnetzes zeigt dann auf, wo die Netze in ihrer Kapazität und ihrer grundsätzlichen Verfügbarkeit noch ausgebaut werden müssen.
Insgesamt erweist sich unsere Netzinfrastruktur in Deutschland aber als sehr belastbar. Sobald die Mobilität der Menschen wieder zunimmt, werden natürlich auch die alten Herausforderungen, wie zum Beispiel weiße Flecken in der Mobilfunkversorgung, zurück in den Fokus rücken.
Wie schätzen Sie die Bedeutung von Corona-Apps ein?
Wir messen den Corona-Apps eine sehr hohe Relevanz bei. Denn wir sind davon überzeugt, dass die Möglichkeit, relevante Kontakte von infizierten Personen warnen zu können, ein wesentlicher Bestandteil unserer Rückfahrkarte in Richtung Normalität sein wird. Doch auch bei der Umsetzung solcher Apps kommt es entscheidend darauf an, dass dem Datenschutz uneingeschränkt Rechnung getragen wird.