Ratgeber
Dauertest: HTC HD2
Das fängt ja schon mal gut an: Nach dem ersten Start und der Eingabe der PIN beginnt das Windows-Mobile-Smartphone im Dialog mit dem Nutzer mit der automatischen Konfiguration etwa der Internet-Einstellungen oder einer Verbindung zu einem WLAN-Netz und arbeitet sich dann über E-Mail-Konten weiter bis zu Facebook, Youtube und Twitter, sodass das HTC HD2 schon nach kurzer Zeit betriebsbereit und vernünftig zu benutzen ist.
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Und das bedeutet zunächst einmal: das große Display genießen. Der Screen ist aufgrund seiner Fläche von 4,3 Zoll und der riesigen Auflösung von 480 x 800 Pixeln eine echte Pracht. Wer das Vergnügen auskosten will, wirft beispielsweise den Browser an.

Das HTC HD2 bringt den Opera Mobile als gelungene Alternative zum Internet Explorer mit. Mit Opera kann man wie beim iPhone mit zwei Fingern die Ansicht vergrößern und hat so auch große Webseiten schnell überblickt.
Voll ausgereizt wird die hohe Auflösung natürlich bei Bewegtbildern: Ein Zugang zu Youtube ist installiert, und auf der brillanten Anzeige wird der Unterschied zwischen den HD-Videos und dem großen Rest an geringer aufgelösten Filmen besonders augenscheinlich.
Wer im nächsten Schritt mit Zusatzsoftware sein HTC HD2 weiter aufmotzen will: Auch als Navi ist ein Smartphone mit einem solchen Display natürlich ein Knaller. Das berichtet auch "fNs" im connect-Forum: "Ein absoluter Pluspunkt, dass die gängigen Navigationshersteller ihre Software zu 99 % auch für Windows Mobile anbieten. Das Riesendisplay lässt für die Übersichtlichkeit keine Wünsche offen."
Anbindung an den PC
Wer seine PIM-Daten vom Rechner übertragen und ab sofort zwischen beiden Geräten synchron halten will, muss sich aus dem Internet unter windowsphone.com/getstarted die Software Active Sync herunterladen und auf dem PC installieren. Für alle Windows-Versionen findet sich dort die passende Programm-Variante, allein für Apple-Rechner mit ihrem Betriebssystem MacOS und für Linux gibt's nichts.

Wer also eines der letztgenannten Systeme nutzt, sollte sich genau überlegen, ob ein Windows-Phone wirklich Sinn macht. Denn gerade der lokale Datenabgleich zwischen Rechner und Smartphone gehört zu den Stärken dieser Plattform und damit auch des HTC HD2. So gleicht Active Sync nicht nur Kontakte und Termine ab, sondern auch Notizen und Aufgaben, E-Mail-Konten und Bookmarks aus dem Browser.
Wer beispielsweise seine geschäftlichen Mails dabeihaben, aber nicht ständig nach Feierabend oder am Wochenende abrufen will, überträgt die auf dem PC eingegangenen Mails über Active Sync ans HTC HD2. So kann man unterwegs zu den privaten Postfächern Kontakt halten, ohne andauernd von beruflichen Nachrichten belästigt zu werden - und hat im Zweifelsfall dennoch den Business-Mailverkehr der letzten Tage und Wochen dabei.
Mit Zusatzsoftware lassen sich auch andere Betriebssysteme mit Windows Mobile synchronisieren, aber so umfassend und detailreich wie Active Sync kriegt das kein anderes Tool hin.
An die Bedienung gewöhnen
So schnell und einfach die Einrichtung klappt - wenn's dann richtig losgeht, ist erst einmal Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Wer Windows Mobile bereits kennt, hat diese Startschwierigkeiten schnell vergessen, doch beim ersten Kontakt wird dem Nutzer die Macht der Plattform durch eine prall gefüllte Benutzeroberfläche vor Augen geführt.
Diese Informationsfülle muss man erst einmal überblicken, das Hauptmenü ufert geradezu aus und die bei längerem Gebrauch nützlichen Startanzeigen, die bis ins Kleinste für das eigene Nutzungsverhalten angepasst werden können, liefern zunächst mehr Information, als man verdauen kann.
Dass Microsoft für die nächste Windows Phone Version 7 praktisch noch einmal ganz von vorne begonnen hat und mit Windows Phone 7 die aktuelle Version 6.5 ins Archiv stellt, zeigt, dass wohl selbst Microsoft vieles nicht für gelungen hält. Das sollte vor dem Kauf des HTC HD2 wohlüberlegt sein: Da Programme von dieser auf die nächste Version nicht kompatibel sein werden, werden viele Entwickler wohl bald ebenfalls Windows Mobile 6.5 zu den Akten legen.
Software-Shop Marketplace
Und womöglich werden einige Entwickler aufgrund dieses radikalen Bruches der Plattform ganz den Rücken kehren. Skype hat beispielsweise die Arbeit mit Windows Mobile eingestellt und den Skype-Client für Windows-Mobile-6.5-Geräte aus seinem Portfolio gestrichen. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass das Angebot im direkt ins HTC HD2 integrierten Online-Shop Marketplace noch explodieren wird. Im Moment ist das Angebot im Marketplace, für den eine kostenlose Windows-Live-ID nötig ist, für das HD2 jedenfalls überschaubar.
Gut 200 Programme werden aktuell für das Smartphone gelistet. "Die meisten auch noch zu recht stattlichen Preisen", wie Forenmitglied "fNs" feststellt. Das ist im Vergleich zu den Tausenden Apps in Apples App Store oder dem Android Market vergleichsweise bescheiden.
Dabei muss aber bedacht werden, dass der Marketplace ein relativ junger Vertriebskanal ist und die meisten Anwendungen außerhalb von Microsofts Softwareshop gehandelt werden, oft auf den Seiten der Entwickler selbst, aber auch in Portalen und Katalogen, die Software-Angebote sammeln. So dürfte jeder das gesuchte Programm mithilfe einer Google-Recherche finden - und auch wenn's nicht so bequem ist wie aus dem App-Store direkt: Programme lassen sich ja auch über den PC auf dem HD2 installieren.
HTC Sense statt Windows
Dass Windows Mobile 6.5 Schwächen bei der Benutzerführung hat, würden wohl auch alle Gerätehersteller, die mit Windows Mobile arbeiten, unterschreiben. Und so stülpen sie dem nackten Betriebssystem meist eine verbesserte Benutzeroberfläche über. HTC hat die Sense-Oberfläche installiert, die den erwähnten frei definierbaren Startbildschirm bietet.
Sense ist allerdings nicht nur auf den oberen Menüebenen zu sehen, HTC hat sich die Mühe gemacht, bis in die tiefsten Menütiefen die kleinteilige und weitläufige Struktur von Windows leichter verdaulich zu gestalten und etwas zu entrümpeln.

Die HD2-Nutzer wählen hier übrigens differenziert nach Anwendung; Petra Ruppel etwa berichtet: "Meinen Kalender pflege ich nur in der Original-Windows-Oberfläche, da Sense hier nicht alle Funktionen anbietet, z.B. alle zwei Wochen wiederkehrende Einträge." Was die Bedienung weiter verbessert, weiß Foren-Moderator "sela9": "Die Hardware sorgt für ein absolut flottes Menü auf allen Ebenen." Ähnlich sieht das "fNs": "Selten war Windows Mobile so flott und verzögerungsfrei."
Dennoch: Ein paar grundlegende Ungereimtheiten bleiben. Nur ein Beispiel: Das weitläufige Menü hätte man zumindest etwas entschlacken können, wenn man auf das Icon zur Rückkehr auf den Startbildschirm verzichtet hätte. Denn dafür bietet das HD2 eine Taste, die in jeder Situation mit einem Klick auf die Ausgangsanzeige führt.
Ein weiteres Beispiel kommt von Forenmitglied "Bocadillo": "Auch sind manche eigentlich einfache und bei den meisten selbsterklärend zu findende Funktionen regelrecht versteckt. Zum Beispiel die Deaktivierung der Tastentöne beim Wählen. Wer kommt hier auf die Idee, unter Netzwerk/ Optionen zu suchen?"
Schwerer Brocken
Was wir angesichts der Begeisterung für die riesige Anzeige bisher verschwiegen haben: Das HTC HD2 ist ein echter Brocken. Zwar ist die Grundfläche des Gehäuses nur wenig größer als das Display. Dennoch liegt das Smartphone aufgrund der Breite nicht besonders gut in der Hand und zeichnet sich in Hosentaschen doch sehr deutlich ab.
Der Brocken ist schwer, dafür aber edel: Ein Akkudeckel aus Metall, umrahmt von Softtouch-Oberflächen hinten und an den Seiten, machen das HTC HD2 zum Schmuckstück. Das Display, das elegant auf bloße Berührung reagiert, ist von einer stabilen Scheibe geschützt, die trotz der großen Fläche auch in der Mitte selbst auf großen Druck nicht spürbar nachgibt.
Bei den Anschlüssen beschränkt sich HTC auf das Wesentliche: einen Micro-USB-Anschluss für Daten- und Ladekabel sowie eine 3,5-mm-Klinkenbuchse für Kopfhörer oder externe Lautsprecher. Die MicroSD-Karte findet sich gut geschützt unter dem Rückendeckel, lässt sich aber auch bei laufendem Gerät auswechseln. Über die gute Verarbeitung sind sich alle einig, Forenmitglied "bocadillo" drückt's so aus: "Das Teil ist makellos verarbeitet, kein Knarzen, kein gar nix, absolut top."
Auch nach mehreren Wochen Gebrauch sieht das HTC HD2 aus wie am ersten Tag. Fingerfett auf der Front ist natürlich ein ständiges Problem, ansonsten zeigten sich Gebrauchsspuren lediglich an der etwas aus dem Gehäuse ragenden Kamera, die von einer scharfen Kante gerahmt wird.

Dennoch bleibt festzuhalten: Selbst für jemanden, der häufig Smartphones mit sich herumträgt, und das meist in der Hosentasche, stellt das HTC HD2 noch eine richtige Herausforderung dar. Denn während der Dauer des Tests hat sich gezeigt, dass so ein großes Display und die Datenmenge, die auf dem Gerät Platz findet, in vielen Situationen zwar eine echte Hilfe sind, doch das damit verbundene Gewicht ist gelegentlich einfach zu viel.
So waren wir ganz schnell beim Zweithandy. Der SIM-Karten-Wechsel klappt beim HTC HD2 schnell und ohne großen Gefummel, zum Entfernen der Karte muss noch nicht einmal der Akku herausgenommen werden. Eine bequemere Lösung stellt eine zweite SIM-Karte dar. Solche Karten, die auf dieselbe Mobilfunknummer laufen, bietet praktisch jeder Netzbetreiber.
Das abschließende Urteil überlassen wir diesmal den Besitzern eines HTC HD2. Petra Ruppel meint: "Alles in allem ist das HTC HD2 ein super Teil, das aus meiner Sicht dem iPhone in vielen Punkten überlegen ist: Multitaskingfähigkeit, wechselbarer Akku, Tastatur, Konfigurierbarkeit!".
Foren-Moderator "sela9" hält das HD2 für "das effektivste und kundenfreundlichste Business Smartphone am Markt." Auch "fNs" hat den Kauf nicht bereut: "Ich würde mir wieder dieses Smartphone kaufen. Top Verarbeitung, gewaltiges Display und eine schöne Oberfläche. HTC hat es verstanden, wie man Windows Mobile benutzergerecht und vor allem fingerfreundlich aufbereitet. Eine eierlegende Wollmichsau gibt es nicht und so ist auch das HD2 nicht perfekt - aber verdammt nah dran."