HTC U23 Pro im Test: Lohnt der Neuanfang?

Was Smartphones anbelangt, war es lange still um HTC. Der Hersteller hatte sich eine Zeit komplett aus dem Handy-Geschäft zurückgezogen und sich verstärkt auf VR-Brillen konzentriert. In diesem Jahr allerdings hat HTC mit dem U23 Pro wieder ein Mittelklasse-Smartphone vorgestellt, das für 549 Euro in den Handel gegangen ist.

Auf den ersten Blick scheint die Ausstattung eine gute Wahl zu sein. Im Test klären wir, ob das HTC U23 Pro hält, was es verspricht und eine Alternative zu den in dem Preisbereich starken Smartphones von Samsung oder Xiaomi ist.

HTC U23 Pro im Test: Wasserschutz

Ein Leichtgewicht ist das U23 Pro mit 205 Gramm nicht, wenn man es in die Hand nimmt. Und das, obwohl HTC kein Glas, sondern matten Kunststoff als Rückseite verbaut. Auch der Rahmen besteht aus Kunststoff und nicht aus Metall. Hier dient der Powerknopf übrigens auch als Fingerprintsensor.

Natürlich hätten wir uns hochwertige Materialien gewünscht, stattdessen punktet das U23 Pro mit einem Wasser und Staubschutz nach IP67. Und das ist natürlich auch viel wert und eher selten unterhalb der Oberklasse. Außerdem ist das Smartphone trotz Kunststoff gut verarbeitet, alles geht geschmeidig ineinander über. Vor allem Fingerabdrücke haben auf der matten Rückseite keine Chance. Die Haptik des Phones ist damit ebenfalls top.

Ebenfalls kein Standard sind die Stereo-Lautsprecher, die über die Hörmuschel realisiert werden. Mit 83 dB ist der Sound durchaus druckvoll und gerade in den Mitten stark ausgeprägt.

Großes, helles OLED-Display

Mit 6,7 Zoll Diagonale bekommt man auf der Front des U23 Pro eine stattliche Anzeigefläche. Das OLED löst mit 1080 x 2400 Pixeln standesgemäß auf und bietet eine flotte Bildwiederholrate von 120 Hertz. Diese ist allerdings fix, ein LTPO verbaut HTC also nicht. Über die Einstellungen kann man selbst Hand anlegen und die Aktualisierungsrate nach Bedarf auf 60, 90 oder 120 Hz verstellen.

Den modernen Look der Rückseite büßt das U23 Pro vorne durch die vergleichsweise breiten, asymmetrischen Displayränder schnell wieder ein. Vor allem der untere Rand ist mit fünf Millimetern ungewöhnlich dick. Motorola gelingt mit dem Edge 40 Neo ein deutlich moderneres Design zum günstigeren Preis von 400 Euro.

Qualitativ ist das OLED-Panel dennoch sehr gut und liefert anständige Kontraste und dementsprechend eine gute Ablesbarkeit. Mit 680 Nits ist gerade die Leuchtstärke ausgesprochen hoch, bietet aber auch keinen Raum für Steigerungen, denn einen Boost scheint es nicht zu geben.

HTC U23 Pro im Kameratest

Zum Fotografieren gibt es auf der Rückseite ein Kamera-Quartett, das aus einer 100-MP-Hauptkamera, einem 8-MP-Ultraweitwinkel und einer 5-MP-Makro-Optik besteht. Ein Tiefensensor unterstützt zudem beim Porträtmodus die Trennung von Objekt und Hintergrund. Selfies schießt man mit bis zu 32 Megapixeln, die Qualität geht in Ordnung, ist mit Blick auf die hohe Auflösung aber nicht herausragend.

Wer mit der Hauptkamera fotografiert, sollte sich die Standardeinstellung wählen, bei der per Quad-Binnig vier Pixel zu einem größeren zusammengerechnet werden. Die 12-MP-Bilder haben bei allen drei Helligkeitsstufen eine bessere Qualität als die 100-MP-Aufnahmen. Scheint die Sonne, attestiert das Labor dem U23 Pro eine sehr gute Fotoqualität, die naturgemäß abnimmt, je dunkler die Szene wird. Allerdings ist der Einbruch nicht ganz so stark wie bei anderen Geräten in dem Preissegment, sodass man auch bei Dunkelheit noch sehr gute Bilder macht.

Eine eher mäßige Qualität bekommt man beim digitalen Zoom. Dort macht sich HTC die hohe Auflösung des Sensors nicht optimal zunutze. Andere Hersteller bekommen das besser hin.

Die geringe Auflösung des Ultraweitwinkels führt zu guten Bildergebnissen, solange es hell ist. Hier liefert das U23 Pro besser ab als vergleichbare Optiken.

Starker WLAN-Durchsatz und genügend Leistung

HTC verbaut beim U23 Pro 12 GB RAM und mit dem Snapdragon 7 Gen 1 einen Mittelklasse-Chip mit passabler Leistung für den Alltag. Auf mobile Gaming in den besten Einstellungen muss man zwar verzichten, für alle anderen alltäglichen Aufgaben steht aber genügend Rechenleistung bereit, damit alles flüssig läuft.

Beim Speicher ist HTC nicht knausrig und spendiert 256 GB von denen 209 GB übrig bleiben. Leicht über Klassenniveau ist die Konnektivität. Beim WLAN gibt's sogar fixes WiFi 6E und man kann sich entscheiden, ob man das U23 Pro mit Dual-SIM nutzt oder eine microSD zur Speichererweiterung einschiebt. Kabelgebunden bekommt man einen schnellen USB-C-Anschluss mit 3.2-Standard, der auch einen Bildausgang beherrscht.

Komplettiert wird die Connectivity mit 5G und Bluetooth 5.2. Leider sind keine hochauflösenden Audio-Codecs wie aptX oder LDAC vorhanden. HTC kompensiert das mit einem Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer, den man mittlerweile sehr selten findet.

Im Labor haben wir beim WLAN eine starke Leistung gemessen. Der mittlere Durchsatz beim Download ist mit 1040 MBit/s schon fast auf Oberklasse-Niveau. Auch der Durchsatz mit Dämpfung ist mit 357 MBit/s sehr gut für ein Mittelklasse-Smartphone.

HTC U23 Pro mit nativer Software und mäßiger Update-Versorgung

Softwareseitig spielt HTC Android 13 aufs U23 Pro. Als Nutzer bekommt man zudem eine weitestgehend native und dadurch schlichte Oberfläche zu Gesicht. Eher schlicht hält es HTC auch mit den Features: keine duale Kontonutzung bei Social-Apps, kein abgesicherter privater Bereich, kaum Einstellungsmöglichkeiten beim Always-on-Display. Das können andere Hersteller in dem Preisbereich wie Honor, Motorola oder Xiaomi deutlich besser.

Ziemlich mau ist auch das Update-Versprechen, trotz der nativen Oberfläche, die dadurch eigentlich einfach zu versorgen sein sollte. So wird das U23 Pro nur über zwei Jahre mit Sicherheitspatches versorgt und ob das Smartphone überhaupt ein neues Systemupdate erhalten wird, kann HTC zu diesem Zeitpunkt nicht einmal sagen.

U23 Pro hat eine sehr gute Laufzeit aber gemischten Empfang

Der Snapdragon 7 Gen 1 wird im effizienten 4-nm-Verfahren produziert. Aus seinem 4.600-mAh-Akku holt das HTC U23 Pro im Labor sehr gute 10:16 Stunden heraus. Geladen wird das Smartphone per Kabel mit durchschnittlichen 30 Watt. Das U23 Pro unterstützt auch kabelloses Aufladen mit bis zu 15 Watt und kann auch an andere Geräte Strom abgeben, was in der Mittelklasse selten ist.

Einen Netzstecker muss man sich übrigens dazukaufen, wenn man keinen mit Schnellladefähigkeit hat. HTC legt nichts bis auf das Phone und ein Ladekabel in die Box.

Gemischte Ergebnisse gibt es bei den Empfangseigenschaften. So ist der LTE-Empfang gut abgestimmt, könnte aber noch mehr Sendeleistung auf den einzelnen Bändern vertragen. Optimierungsbedarf sehen wir beim 5G-Emfpang, der mit der Note “befriedigend” abschneidet. Eine mit 7 dBm deutlich zu geringe Sendeleistung haben wir bei 700 MHZ gemessen und auch das wichtige 3,6-GHz-Band bietet mit 12,5 dBm zu wenig.

Solide ist wiederum die Telefonieakustik. Bei den Lautstärkewerten haben wir in beide Richtungen nichts auszusetzen und auch die Sprachverständlichkeit ist gut. Nur die Geräuschunterdrückung in Kneipenumgebung dürfte noch etwas besser ausfallen.

Fazit

Wir sind etwas zwiegespalten mit HTCs neuem Smartphone-Aufschlag. Das U23 Pro bietet einige schöne Features, wie einen Wasserschutz, schnelles WLAN, kabelloses Laden oder die Speichererweiterung. Äußerlich wirkt es jedoch von vorne etwas unmodern, auch wenn das OLED anständige Messwerte aufweist.

Optimieren sollte HTC neben dem 5G-Emfpang unbedingt auch die Software. Sie bietet zu wenig Features und eine zu kurze Update-Versorgung. Für den Preis von über 500 Euro bietet die Konkurrenz etwas mehr.