MP3
Die Geburt der MP3 - der Tod der Musik?
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- Die Geburt der MP3 - der Tod der Musik?
Der Erfolg der Fraunhofer-Kompression kam letztlich mit den Computern. Die Prozessoren wurden leistungsfähiger, schneller, billiger und gingen auch beim rechenintensiven MP3-Algorithmus nicht in die Knie. 1992, der Mauerfall war noch nicht lang her und das wiedervereinigte Deutschland blutjung, erhielten die Erlan-ger die ersehnte Bestätigung: Die Motion Picture Expert Group, eine Arbeitsgruppe der Internationalen Standardisierungs--Organisation (ISO), nahm das neue -Format unter dem eher unmusikalischen Namen MPEG-1 Layer 3 auf.

Heute ist das Fraunhofer IIS selbst Mitglied in den unterschiedlichsten Gremien. Digitales Radio, Fernsehen für Handys, Digitales Rechtemanagement, hochauf-lösendes TV - überall haben die -Entwickler aus Erlangen ihre Finger im Spiel. So kryptisch die Abteilungsnamen Audio und Multimedia Echtzeitsysteme anmuten mögen, so vielfältig sind die Aufgabengebiete der Teams. "Wir streben nach der perfekten HiFi-Qualität bei weiter sinkenden -Datenraten", beschreibt Popp die Ziele der Forscher.
Ziele, angesichts derer sich die Nackenhaare eingefleischter HiFi-Jünger erbost aufstellen. Muss das denn sein? Müssen Daten trotz größerer Bandbreiten und wachsender -Speicherkapazitäten weiter schrumpfen? Ist das die Zukunft der Musik?
Doch nicht Erlangen bestimmt diese Zukunft. Dort sitzen nur die Gehirne, die Handwerker, die effiziente Werkzeuge herstellen, um Musik für jeden Zweck und jeden Transportweg aufzubereiten. Der Markt und die Kunden diktieren, welches Werkzeug wie eingesetzt wird. So braucht das Digitale Radio platzsparende Codecs, damit die Kosten der teuren Server nicht explodieren. Die Mobilfunknetzbetreiber benötigen kleine Musikdateien, die sie durch die überfüllten Funknetze per Handy-TV -senden können. Anbieter von Download-Portalen wollen flexible Audio-Formate, die gut mit Digitalem Rechtemanagement funktionieren. Videokonferenzen, Telefonate übers Internet verlangen Kompressions-Formate, die noch leistungsfähiger, noch flexibler, noch kleiner sind als MP3.
AAC, Advanced Audio Coding, heißt die eierlegende Wollmilchsau der Audio-Kompression, der Nachfahre von MP3. Aus der Zusammenarbeit des Fraunhofer IIS mit anderen Firmen der MPEG--Arbeitsgruppe entstanden, bietet es so viel Flexibilität wie kaum ein anderes Verfahren. Es verpackt Daten in winzigste Pakete, kann aber mit der entsprechenden Rate auch audiophil, fast völlig transparent klingen. Die Anwendung bestimmt, wie klein die Daten sein müssen.
"Wenn Sie Studiomaterial mit AAC bei 256 Kilobit/s pro Kanal und 192 Kilohertz wandeln, stellen Sie jede CD in den Schatten", schwärmt Popp. Doch kaum ein Kunde des Fraunhofer Instituts wird diese Qualitätsstufe einsetzen. Gefragt sind die kleinen, hocheffizienten Varianten des Codecs, als Software oder digitale Signalprozessoren in Handys, -Autoradios, DVD- oder MP3-Player eingebaut.