MP3
Ein Mythos aus dem Netz
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- Ein Mythos aus dem Netz
- Die Geburt der MP3 - der Tod der Musik?
Der Albtraum der Musikindustrie begann Mitte der Neunziger. Das Audio-Kompressions-Format MPEG-1 Layer 3 war zwar effektiv, aber noch relativ unbekannt. Was nicht zuletzt am sperrigen Namen lag. Nach einer internen Mitarbeiterbefragung wurde der Codec schließlich umbenannt in MP3. Um das Produkt bekannter zu machen, stellten die Erlanger es kurzerhand als Testversion ins Internet. Das war der Beginn eines Mythos. Findige amerikanische Studenten entdeckten schnell, dass sich damit sperrige Musikdateien plötzlich viel einfacher und schneller tauschen ließen. Aus knapp 50 Megabyte Daten pro Song wurden -gerade mal fünf Megabyte.
Harald Popp lächelt, wenn das Gespräch auf die Verluste der Phono-Firmen kommt. "Wir haben diese Entwicklung nicht in Gang gebracht, wir haben sie nur beschleunigt. Ohne MP3 wären wir eben zehn Jahre später in dieser Situation. Die Musikindustrie war einfach zu unflexibel, sie hat zu spät reagiert."Ein Hauch von Genugtuung und Stolz schwingt in dieser Aussage mit. Noch immer profitiert das Fraunhofer Institut weltweit von Ruhm und Schrecken des Codecs. "Wenn Taxifahrer in den USA hören, woher wir kommen, grinsen sie und sagen so was wie ,Ah, MP3, I know you guys!'"

Die Bekanntheit des unglaublichen Formats wuchs wie Unkraut. 1994 wurde der erste Mikrochip mit MP3-Encoder vom Fraunhofer IIS hergestellt. Er war voll funktionsfähig und spielte von einem damals unfassbar teuren Flash-Speicher mit rund zwei Megabyte Kapazität pausenlos eine rund zweiminütige -Audioschleife ab. Eine Sensation. Kein einziges mechanisches Teilchen drehte sich, der perfekte digitale Kreislauf. 1997 folgte der erste portable MP3-Player von Mpman. Und als Apple 2001 den ersten iPod präsentierte, war der Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Ein Datenkompressions-Format eroberte die Welt und stürzte die Musikindustrie in ihre bislang größte Krise. Heute nutzen alleine in Deutschland zehn Millionen Menschen einen MP3-Player, drei Millionen kaufen sich regelmäßig Songs im Internet. Mit der Zahl der Anhänger wächst aber auch die Empörung der Gegner. Ist dieses eingestampfte Datenhäufchen noch Musik?
Für Harald Popp keine Frage: Wenn das -Format nicht musiktauglich wäre, -würden ihm nicht so viele Menschen verfallen. Er selbst ist überzeugter Nutzer eines Festplattenrecorders. "Ich habe mir einen Universal-Player - und ein Surround-Boxenset gekauft. Wenn man einmal -fünfkanalig gehört hat, sei es DVD-Audio oder SACD, fehlt einem bei Stereo etwas. Surround ist ein gewaltiges Thema."