Streaming-Tipps
NAS einrichten - so geht's
Tausende Alben geparkt in einem Gehäuse, das kaum größer als ein Buch ist: NAS-Systeme sind die Musikspeicher der Neuzeit. So richten Sie ein NAS ganz leicht ein.

Auf welchem Album war noch mal dieser Song? Und vor allem, wo steckt es? Wer einen gut gepflegten Plattenschrank besitzt, mag das Werk schnell finden. Jeder andere wird sich jedoch mühsam durch seine CDs und Schallplatten wühlen.
Mit einem zentralen Musikspeicher in Form eines NAS-Systems ist langes Suchen passe. Während das Umsortieren der eigenen physischen Plattensammlung Stunden dauert, kann der Musikfan bei einem solchen Netzwerk-Speicher entscheiden, wie er sein Archiv durchforstet: etwa nach Künstler, Album, Genre, Song oder Jahr.
Die drei Buchstaben NAS stehen für Network Attached Storage, also für einen ans Netzwerk angeschlossenen Speicher. Doch bevor wir uns diesen digitalen Musikbibliotheken im Miniformat zuwenden, ist es wichtig zu verstehen, wie ein Heimnetzwerk, in das der Server eingebunden wird, überhaupt funktioniert.
Im Zentrum eines jeden Heimnetzwerks befindet sich der Router. Er ist die Schaltstelle, mit der alle Komponenten direkt verbunden sind, egal ob NAS, Musikplayer, Computer oder Smartphone. Der Router ist dafür zuständig, dass Daten den Weg von einem Gerät zum anderen finden, also etwa vom Netzwerk-Speicher zum Streamer. In vielen Haushalten besitzt er ein integriertes Modem, das Kontakt zum Internet herstellt.
Die optimale Verbindung zum Router besteht in einem Netzwerk-Kabel, da es einen unterbrechungsfreien Transport mit hohen Übertragungsraten erlaubt. Doch nur wenige Wohnungen besitzen in allen Räumen eine Netzwerk-Buchse. Genauso wenig will man in jedem Raum ein Kabel verlegen. Hier kommt die Funkübertragung per WLAN ins Spiel. Dabei ist es wichtig, dass der Router für eine sichere Übertragung sorgt. Die AVM FRITZ!Box 7390 etwa unterstützt den schnellen WLAN-Standard n und erreicht Brutto-Übertragungsraten von bis zu 300 Mbit/s - also grundsätzlich genügend Reserven, um High-Resolution-Musik zu streamen.

Vor allem massive Wände und Stahlbeton dämpfen das WLAN-Signal aber. In Häusern und größeren Wohnungen sind deshalb WLAN-Repeater von Herstellern wie AVM, TP-Link oder Netgear nötig. Ein probates Mittel sind auch Powerline Adapter. Sie übertragen Netzwerk-Daten über die Stromleitung und verbinden sich mit Playern per LAN-Kabel oder WLAN.
Streaming nach Standard
Netzwerk-Spieler existieren in verschiedensten Variationen. In welcher Form sie gestreamte Musik entgegennehmen, ist meistens aber ähnlich. Am weitesten verbreitet ist der Standard UPnP. Streamer aus der Einstiegs- bis High-End-Klasse unterstützen ihn. DLNA (Digital Living Network Alliance) ist eine erweiterte Form von UPnP (AV), die für ein reibungsloses Zusammenspiel noch strengere Vorschriften setzt. Der Besitzer eines DLNA-Players kann also sicher sein, dass ein DLNA-Server erkannt wird. Welche Audioformate Player oder Server bei UPnP und DLNA unterstützen müssen, ist jedoch weitestgehend nicht vorgeschrieben. Das bedeutet, es hängt vom Player oder Server ab, ob er beispielsweise FLAC-Dateien abspielt bzw. anbietet.
AirPlay ist so etwas wie das DLNA von Apple. Damit kann der Nutzer von seinem iPhone, iPod, iPad oder Computer mit installierter iTunes-Software Musik zu einem AirPlay-Empfänger schicken. iTunes kann dabei auch Songs von NAS-Servern beziehen, wenn dort ein iTunes-Server installiert ist. AirPlay-Empfänger sind neben der Set-Top-Box Apple TV und der WLAN-Station AirPort Express auch Produkte anderer Hersteller wie etwa WLAN-Lautsprecher, Netzwerk-Player oder AV-Receiver. So reibungslos AirPlay in der Praxis funktioniert, High-Resolution-Musik lässt sich damit nicht streamen, denn es ist maximal CD-Qualität möglich.

Wieder andere Player sind in der Lage, auf Ordner zuzugreifen, die auf einem Computer oder einem NAS-System für das Netzwerk freigegeben wurden. Der große Unterschied dabei: Während UPnP- und iTunes-Server selbst den Speicher nach Musik durchforsten und sie nach Künstler, Album, Genre oder Jahr kategorisieren, übernimmt das in diesem Fall der Player selbst.
Der optimale Musikserver
Abhängig von den unterstützten Streaming-Standards des Netzwerk-Players und dem eigenen Musikarchiv fällt die Entscheidung für die passende Server-Software. Grundsätzlich ist eine NAS ein kleiner Computer, auf dem verschiedene Programme (etwa Server-Anwendungen) arbeiten. Die Bedienung erfolgt jedoch nicht über einen angeschlossenen Monitor und eine Tastatur, sondern meist über den Web-Browser an einem anderen Rechner. Die Hardware wurde außerdem darauf getrimmt, rund um die Uhr möglichst energiesparend zu laufen.
Einen UPnP-Server integrieren so gut wie alle NAS-Systeme für den Heimgebrauch. Aber nur wenige erfüllen die Ansprüche von Audio-Fans, AssetUPnP etwa. Die Server-Software besitzt nicht nur unzählige Einstellmöglichkeiten, in welcher Sortierung die Musik angeboten werden soll, sondern unterstützt nahezu jedes Audio-Format, in Kürze auch DSD-Musik. Die RipNAS-Server vom Hersteller HFX (siehe Kasten nächste Seite) werden etwa mit AssetUPnP ausgeliefert. Sie bieten schon heute DSD-Dateien im Heimnetz an.

Das erlauben auch die auf der folgenden Seite vorgestellten NAS-Modelle von Buffalo, QNAP und Melco. Sie alle integrieren den Twonky Media Server, der für seine breite Formatunterstützung und weiten Konfigurationsmöglichkeiten bekannt ist.
Der Plex Media Server verschmäht zwar DSD-Files, leistet jedoch auch gute Dienste als Musikbibliothek. Andere NASHersteller wie Synology nutzen ihre eigene UPnP-Server-Software, mit ähnlich großem Funktionsumfang.
Die Möglichkeit zur Freigabe von Musikordnern im Netzwerk bieten ebenfalls alle NASSysteme. Weniger verbreitet ist hingegen die Integration eines iTunes-Servers oder eines Squeezebox-Servers für die Web-Radios von Logitech. Ob ein NAS-Modell diese Funktionen besitzt, verrät meist die Produkt-Webseite. Was die Suche erleichtert: Ein Hersteller installiert auf seinen verschiedenen NAS-Modellen für den Heimgebrauch in der Regel dieselbe Software mit größtenteils ähnlichem Funktionsumfang.
Wohn- oder Arbeitszimmer
Ist die Standard- und Audioformate- Frage geklärt, geht es um die Hardware. Das erste, was Sie hier beantworten sollten: Wollen Sie einen speziellen Audio-Server für den Hörraum bzw. das Wohnzimmer? Wenn ja, dann finden Sie bei Herstellern wie HFX oder Melco Modelle mit edel verarbeiteten Gehäusen, die High-End-Playern in nichts nachstehen. Lüfter gibt es nicht oder sie sind auf nahezu unhörbar getrimmt. Die Komponenten versprechen beste Klangqualität. Die Systeme werden ebenfalls komplett vorinstalliert ausgeliefert.

Mehr Installationsaufwand ist dagegen bei NAS-Systemen von Herstellern wie Synology, QNAP, WD, Asustor, Netgear oder Seagate ohne Musikfokus nötig. Die Verarbeitung ist weniger hochwertig, dafür sind die Systeme günstiger. Die Lüfter dieser Server sind häufig, wenn überhaupt, nur minimal hörbar - zumindest von denjenigen Modellen, die sich als Audio- Server anbieten. Denn dafür sind kleinere Server mit schwächeren Prozessoren und weniger Hitzeentwicklung völlig ausreichend.
Genügend Musikspeicher
Entscheidend ist auch, wie viele Festplatten-Fächer die NAS haben soll und wie viel Speicherkapazität. Da hier unterschiedlichste Wünsche existieren, werden viele Heimserver ohne Speicher ausgeliefert. Eine 1-Terabyte-Festplatte mit Platz für rund 3000 CDs reicht in vielen Fällen bereits aus. Wer sein NAS-System selbst bestückt, dem empfehlen wir aber eine 3,5-Zoll-Festplatte mit 3 TByte Platz der Red-Serie von WD aufgrund des besseren Preis- Leistungs-Verhältnisses. Außerdem kann man eigentlich nie genügend Speicher haben. Die Red-Reihe ist speziell für den Betrieb in NAS-Systemen ausgelegt und damit für den 24-Stunden-Betrieb mit möglichst geringem Stromverbrauch und wenig Hitzeentwicklung.
Damit die Musik sicher ist, sollte sie zumindest auf eine zweite Festplatte gespiegelt werden. Dafür gibt es NASSysteme mit zwei oder mehreren Einschüben, sogenannten Bays. Auch das schützt nicht vor Diebstahl, eigener Unachtsamkeit, Brand oder Blitzschlag. Es ist also ratsam, die Musik zusätzlich auf einer externen Festplatte zu sichern und sie bei Verwandten oder Freunden zu deponieren. Eine externe Festplatte ist auch der einfachste Weg die bereits gesammelte Musik auf ein NAS-System zu bringen. Dafür besitzen die NAS-Systeme USB-2.0- oder USB-3.0-Schnittstellen. Selbstverständlich lassen sich die Songs auch vom Computer über das Heimnetzwerk auf den Server bringen, das dauert aber weitaus länger.
Wem das Archivieren der eigenen CDs noch bevorsteht, der sollte ein NAS-System mit eingebautem CD-Laufwerk in Erwägung ziehen. Das rippt Alben selbstständig und versieht sie gleich mit den richtigen Titelinformationen. Und wenn Sie im selben Gerät auch gern den Player hätten, werden Sie bei Herstellern wie Wadia, Astell & Kern oder Revox fündig. Egal, für welches Modell Sie sich am Ende entscheiden, mit jedem Server bringen Sie ein für alle Mal Ordnung in Ihre Musiksammlung.