Smart Home
Heimvernetzung mit Qivicon
Die Smart-Home-Plattform Qivicon der Telekom steuert auf Wunsch die komplette Heimvernetzung von Heizung über Lichtschalter bis hin zu Rauchmelder und Alarmanlage. Für 2015 sind viele weitere Funktionen und Kooperationen geplant.

Seit ihrem offiziellen Marktstart im Herbst 2013 hat sich die von der Deutschen Telekom angebotene Smart-Home-Plattform Qivicon prächtig entwickelt. Das Portfolio an Starterkits und kompatiblen Einzelkomponenten ist deutlich gewachsen, für den Vertrieb konnten die Bonner eine Reihe von Partnerschaften schließen.
Verschiedene Startpakete
So können sich Interessenten entscheiden, ob sie ein Einstiegs-Set für die smarte Haussteuerung direkt von der Telekom oder von einem der Energieversorger EnBW, Rheinenergie oder Vattenfall beziehen. Auch Hausgerätehersteller Miele oder Qivicon-Zulieferer Bitron bieten eigene Qivicon-Starterkits an. Dabei haben die Kunden in vielen Fällen die Wahl, ob sie für den Einstieg ein Basispaket zum Stromsparen, zur Heizungssteuerung oder zum Einbruchsschutz erwerben möchten. Weitere Funktionen lassen sich dann über entsprechende Ergänzungskits oder Einzelprodukte nachrüsten.

Dabei erfolgt die Steuerung immer über die im eigenen Heim aufgestellte Qivicon-Basis. Sie verteilt ihre Steuersignale über den Heimvernetzungsfunkstandard HomeMatic. Zusätzlich lässt sich für bestimmte Zubehörprodukte und nicht zuletzt zur Anbindung an entsprechend ausgerüstete Miele-Hausgeräte über einen Funkstick der Funkstandard Zigbee nachrüsten. Mit weiteren Smart-Home-Standards wie Z-Wave, EnOcean oder DECT-ULE hat Qivicon bis auf Weiteres nichts am Hut.
Das Telekom-System versteht sich zwar als Integrationsplattform für unterschiedliche Smart-Home-Lösungen - allerdings sind die beteiligten Anbieter der Meinung, dass ihren Kunden mit dem aktuellen Sortiment genügend Wahlmöglichkeiten für Sensoren, Aktoren und Spezialgeräte zur Wahl stehen. Das trifft auch durchaus zu - allerdings müssen sich Qivicon-Kunden bei der Erweiterung ihres Systems eben auf die im Rahmen von Qivicon angebotenen Lösungen beschränken.
Steuerung per App
Über den heimischen Internetanschluss ist die Qivicon-Basis mit einem Server der Telekom verbunden. Dieser nimmt Steuerkommandos der zugehörigen Smartphone-Apps entgegen. Neben der Telekom bieten auch die Qivicon-Partner EnBW, Rheinenergie, Vattenfall und Miele eigene Apps an.
Diese lassen sich auf Wunsch auch abwechselnd nutzen. Häufiger geäußerten Bedenken will die Qivicon-Plattform konzeptionell begegnen: Bei Ausfall der Internetverbindung läuft das System auch mit lokaler Steuerung weiter, nur die Bedienung von unterwegs ist dann gekappt. Verschlüsselung und Sicherheitsfunktionen schützen das System vor unberechtigten Zugriffen. Und alle Qivicon-Partner versprechen per Selbstverpflichtung, die persönlichen Daten ihrer Kunden nicht zu missbrauchen.

Neu im Qivicon-Kosmos
Um die Plattform noch attraktiver zu machen, hat die Telekom in den letzten Monaten weitere Partner an Bord geholt. So lässt sich nun auch das Lichtsteuerungssystem "Hue" von Philips in Qivicon einbinden, Osram soll mit "Lightify" in Kürze folgen. Zu den Kooperationspartnern zählt auch Sonos, deren Audio-Vernetzungssysteme sich über Qivicon zum Beispiel so steuern lassen, dass bei Rückkehr des Bewohners automatisch dessen Lieblingsmusik startet oder die Musik beim Klingeln an der Haustür verstummt.
Zum Einbrecherschutz können die Sonos-Lautsprecher digitales Hundegebell abspielen, wenn im Alarmmodus ein Bewegungsmelder auslöst. Zu den jüngsten Neuzugängen in der Qivicon-Welt zählen außerdem die Wetterstationen und Raumthermostate des Anbieters Netatmo.
Weiterer Ausbau
Und fürs gerade angebrochene neue Jahr haben die Qivicon-Macher weiterreichende Pläne. So könnten 2015 die Funktionen der Qivicon-Basis in neue High-End-Router der Telekom integriert werden. Dienste rund um Qivicon dürften sich dann auch in Tarifangeboten wie "Magenta One" finden. Im Sicherheitsbereich ist die Kooperation mit Notruf- und Sicherheitsdiensten sowie Versicherungen geplant.
Auch eine Zusammenarbeit mit Autoherstellern ist angedacht, um etwa Qivicon-Bedienelemente in deren Borddisplays zu integrieren oder vorprogrammierte Automatikfunktionen zu starten, wenn der Hausbewohner die Heimfahrt antritt. Auch bei den Funktionen bleibt die Entwicklung nicht stehen. Demnächst geplante Software-Updates bringen eine grafische Anzeige und Einstellung von Temperaturkurven für die Heizungssteuerung sowie eine Anwesenheitssimulation.
Bei Letzterer lernt das System im täglichen Betrieb die Nutzungsgewohnheiten seines Besitzers kennen und kann dann etwa zum Schutz vor Einbrechern auf Basis dieser Muster Lichter und Musikwiedergabe automatisch steuern. Marktmacht und Innovationskraft der Qivicon-Partner lassen erwarten, dass dieses System zu den Gewinnern im abzusehenden Verdrängungswettbewerb der Smart-Home-Plattformen zählen dürfte.
Qivicon nutzt Open-Source-Software
Die Funktionen der Qivicon Home Base und der Cloud-Server der Telekom basieren auf der Open-Source-Plattform OpenHAB und ihrer Entwicklergemeinde. Bei der Auswahl der Steuersoftware für die Qivicon Home Base und deren Anbindung an die Qivicon-Cloud-Server und -Dienste hat die Telekom das Rad nicht neu erfunden, sondern auf eine bereits am Markt etablierte Lösung gesetzt: OpenHAB (Open Home Automation Bus) ist eine auf Java basierende Softwarelösung, die Komponenten zur Gebäudeautomatisierung protokollneutral miteinander verbindet.
Sie bot somit ideale Voraussetzungen, Standards wie HomeMatic und Zigbee zu integrieren und erlaubt theoretisch in Zukunft die Unterstützung weiterer Funk- und Verkabelungsstandards. OpenHAB ist Open-Source-Software und wird unter der "Eclipse Public License" entwickelt. Somit profitiert Qivicon von den Aktivitäten und Lösungen einer weltweiten Entwicklergemeinschaft. Allerdings lassen sich deren Module und Applikationen nicht in Eigenregie auf der Qivicon Home Base nutzen - dazu muss die Telekom entsprechende Updates zusammenstellen und freigeben.
Interessierte Software-Bastler können die OpenHAB-Komponenten allerdings auf eigener Server-Hardware installieren, weiterführende Informationen und der Zugang zur Entwickler- und Anwender-Community finden sich unter www.openhab.org. Zur Bedienung stehen verschiedene User-Interfaces zur Auswahl, darunter sowohl web-basierte Oberflächen als auch Apps für iOS und Android.
Allerdings müssen sich Interessenten zwischen der kommerziellen Lösung Qivicon und der Nutzung der Open-Source-Varianten entscheiden. Eine Anbindung selbstgebastelter OpenHAB-Server etwa an die Qivicon-Clouddienste ist nicht möglich.