Röhrenverstärker: Ruhestrom, Lautsprecher-Kombination, Röhrentausch
- Röhrenverstärker: Fragen zu Aufstellung, Betrieb und Wartung
- Röhrenverstärker: Ruhestrom, Lautsprecher-Kombination, Röhrentausch
Was ist „Bias“?Bias bedeutet Ruhestrom. Damit ist der Strom durch die (End-)Röhren im nicht ausgesteuerten Zustand gemeint. Wie alle elektronischen Bauteile weisen auch Röhren Toleranzen auf, die den Ruhestrom beeinflussen können. Abweichungen von den Nenndaten bis zu 20 Prozent sind kein...
Was ist „Bias“?
Bias bedeutet Ruhestrom. Damit ist der Strom durch die (End-)Röhren im nicht ausgesteuerten Zustand gemeint. Wie alle elektronischen Bauteile weisen auch Röhren Toleranzen auf, die den Ruhestrom beeinflussen können. Abweichungen von den Nenndaten bis zu 20 Prozent sind keine Seltenheit. Die beiden Endröhren einer Gegentakt-Ausgangsstufe sollten allerdings möglichst gleich sein, weshalb man sie nach Ruhestrom vorselektiert. Im Optimalfall sind alle vier (oder acht) Endröhren eines Zweikanal- Push-Pull-Amps auf gleichen Ruhestrom selektiert.
Was ist eine Ruhestrom- oder Bias-Einstellung?
Manche Röhrenverstärker bieten eine mehr oder weniger einfache Einstellung und Überprüfung des Ruhestroms der Endröhren. Häufig üblich sind kleine Potenziometer, die mit irgendeiner Art von Anzeige kombiniert sind. So kann der Nutzer den Ruhestrom regelmäßig überprüfen oder beim Röhrenwechsel den Ruhestrom nach Anleitung selber justieren. Verstärker mit solchen Ruhestrom- Einstellungen sind für gewöhnlich auch auf selektierte Röhren angewiesen.
Was ist „Auto-Bias“?
Zunächst einmal eine babylonische Begriffsverwirrung. Denn so wird auch die simple, völlig „unautomatische“ Ruhestrom- Generierung über die Kathodenwiderstände der Endröhren tituliert, die streng auf gepaarte Röhren angewiesen ist und keine Möglichkeit zur Ruhestrom- Einstellung bietet. Doch da inzwischen auch ausgefuchste elektronische Regelungen für den Ruhestrom und sogar einstellbare Gittervorspannung (also die gewöhnliche Bias-Einstellung via Potenziometer) als „Auto“-Bias bezeichnet werden, sind Missverständnisse geradezu vorprogrammiert. Falls Sie einen Verstärker kaufen, bei dem Sie sich um nichts kümmern müssen, wird Sie das der Hersteller garantiert wissen lassen – und umgekehrt auch.
Was sind „gematchte“ Röhren?
Als holprig eingedeutscht „gematcht“ oder „gematched“ werden Endröhrenpaare bezeichnet, die in puncto Ruhestrom zueinander passend ausgemessen wurden. Auch zueinander passende Röhren-Quartette sind erhältlich.
Klingen ältere Röhren schlechter?
Nein. Man hört die Alterung nicht. Erst wenn die Emission so weit zurückgegangen ist, dass die Röhre schon längst hätte ausgetauscht werden müssen, verschlechtert sich der Klang merklich.

Woran erkennt man eine defekte Röhre?
Es gibt drei Arten, wie Röhren ausfallen können.
- Heizfadenbruch: Die Röhre glüht nicht mehr.
- Kaputte Kathode: Die Heizung glüht, aber es fließt kein Strom mehr, die Röhre wird nur noch warm, aber nicht mehr heiß.
- Kontaktfehler oder Kurzschluss im Inneren der Röhre: Die Geräte- oder die zuständige Röhrensicherung „fliegt“, Ruhestrom ist nicht einstellbar.
Weitere mögliche Fehler sind starke Verzerrungen, fehlende Leistung, extremes Rauschen oder starke, andauernde Knistergeräusche. Prinzipiell sind Röhrenverstärker mit einwandfreien, geprüften Röhren aber genauso zuverlässig wie halbleiterbestückte Geräte.
Kann ich Röhren selbst wechseln?
Falls Sie ein totaler Laie in puncto Röhren sind und den Verstärker einfach nur benutzen wollen, lautet die Antwort: nein. Falls der Erfinder Ihres Verstärkers zum Röhrenwechsel ein Multimeter plus das Aufschrauben des Gehäuses verlangt, lautet die Antwort ebenfalls und sehr streng: nein! Hier ist wegen der hohen Spannungen in der Röhrenschaltung ausschließlich eine Fachwerkstatt zuständig.
Wer repariert Röhrenverstärker?
Ausschließlich eine Fachwerkstatt oder natürlich der Hersteller/ Vertrieb des Gerätes. Original- Ersatzteile sowie exakt jene Röhrentypen, die vom Hersteller vorgesehen waren, sind die Voraussetzung dafür, dass der reparierte Verstärker genauso klingt wie vorher.
Was sind „Tweaks“ und „Tuner“?
Falls Sie Ihren Röhrenverstärker dauerhaft genießen möchten, lassen Sie bitte weder einen „Tweak“ noch einen „Tuner“ auf weniger als zwei Meter an Ihren Amp heran. Bei beiden Erscheinungen handelt es sich um Personen, die Ihnen versprechen, Ihren Röhrenverstärker zu verbessern, indem sie Ihnen (für unanständig hohe Summen) „bessere“ Röhren verkaufen wollen. Ebenfalls beliebt sind das Baden von Röhrenfassungen in irgendwelchen Kontaktmitteln (tödlich!) sowie das Überstülpen obskurer Mikrofonie-Verhinderer über Röhren, die ohnehin schon schwitzen.
Was ist der Sockel und was ist die Fassung?
Der am Glas der Röhre angeklebte Kunststoffkörper mit den herausstehenden Kontaktstiften stellt den Röhrensockel dar. Die am Verstärker befindlichen „Buchsen“ für die Röhren sind die Röhrenfassungen. Beides sprachlich miteinander zu verwechseln, gelingt auch Profis.
Falls wir eine Röhre ziehen müssen, fassen wir sie am Sockel und nicht am Glaskörper an. Ausnahme: die kleinen Noval- Röhren (neunpoliger Sockel), deren Kontaktstifte direkt im Glasboden eingeschmolzen sind. Bei den heutzutage meist üblichen Endröhren handelt es sich um sogenannte „Oktal-Röhren“ mit achtpoligem Oktalsockel. Echte Trioden mit direkter Heizung besitzen hingegen einen vierpoligen Sockel.
Welche Lautsprecher sind für Röhrenverstärker geeignet?
Prinzipiell tun sich Röhrenverstärker, die in der sogenannten Leistungsanpassung arbeiten, mit Stromsäufern schwerer als Transistorverstärker. Sehr leistungshungrige Lautsprecher, womöglich noch mit niederohmigem Impedanzverlauf, sind nicht die Domäne der Röhren. Falls ein Lautsprecher zu einem gegebenen Röhrenverstärker zur Diskussion steht, ist ein Versuch also immer hilfreich. Eine Ausnahme stellen Single-Ended- Triodenverstärker dar, die auf sehr wirkungsgradstarke, möglichst hochohmige Lautsprecher mit mindestens echten 93 Dezibel pro Watt und Meter aufwärts angewiesen sind.
Unser Tipp: Die für Laien naheliegende Kombination solcher Trioden mit kleinen Zwei- Wege-Bassreflex-Boxen klappt erst recht nicht. Wer mehr wissen will, dem sei unsere fünfteilige Ratgeber-Serie „Verstärker und Lautsprecher“ ab Heft 11/2015 ans Herz gelegt.
Vier oder acht Ohm?
Sehr viele Röhrenverstärker besitzen Ausgangsübertrager mit verschiedenen Sekundärwicklungen, um die Anpassung an die Nenn-Impedanz eines Lautsprechers zu erleichtern. Häufig anzutreffen sind mit vier und acht Ohm gekennzeichnete Lautsprecherklemmen, schon seltener sind dazu noch 16-Ohm-Wicklungen zu finden. Da sich die Impedanz eines Lautsprechers bekanntermaßen mit der Frequenz ändert, stellt diese Anpassung aber nur einen groben Anhaltspunkt dar. In der Praxis probiert man bei jedem (!) Lautsprecher sowohl die Vier- als auch die Acht-Ohm- Wicklung aus und entscheidet schließlich ganz subjektiv, bei welcher Anschlussvariante sich der bessere Klang einstellt – kaputtgehen kann dabei nichts.