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Social Media für Kinder & Jugendliche: Das müssen Eltern wissen

Welcher Internetdienst ist bei meinem Kind gerade angesagt? Für Eltern ist es wichtig, bei Social Media auf dem Laufenden zu bleiben. Nur so kann man mit dem Nachwuchs über Gefahren sprechen und ihn schützen.

Autor: Lennart Holtkemper • 16.3.2017 • ca. 5:55 Min

Teenager mit Smarphone
Die Kommunikation in sozialen Netzwerken gehört für viele Kinder und Jugendliche zum Alltag.
© bikeriderlondon / shutterstock.com
Inhalt
  1. Social Media für Kinder & Jugendliche: Das müssen Eltern wissen
  2. Beliebte Social Media Portale
  3. Social Media: Tipps für Erziehungsberechtigte

Soziale Medien dominieren bei immer mehr Menschen die Kommunikation – was besonders Kinder und Jugendliche vor essenzielle Herausforderungen stellt. Denn die vielen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters bergen auch jede Menge Gefahren. Eltern sind in der Pflicht, Kindern den kompetenten Umgang m...

Soziale Medien dominieren bei immer mehr Menschen die Kommunikation – was besonders Kinder und Jugendliche vor essenzielle Herausforderungen stellt. Denn die vielen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters bergen auch jede Menge Gefahren. Eltern sind in der Pflicht, Kindern den kompetenten Umgang mit den neuen Medien beizubringen. Es reicht nicht, nur zu wissen, wie man eine App bedient. Wichtig ist es, dass man Kindern die Gefahren und Konsequenzen des eigenen Handelns im medialen Umfeld aufzeigt. Denn nur wenn Jugendliche die Risiken kennen, können sie die Dienste sicher nutzen.​

Die Schnelllebigkeit des Internets führt zu einer steten Entwicklung und Veränderung der Angebote. Was heute in ist, kann morgen schon wieder out sein. Facebook war in Deutschland lange Zeit der Platzhirsch unter den sozialen Netzwerken. Doch seit ein paar Jahren zeigt der Daumen bei immer mehr Kids nach unten: Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes hat Facebook 2016 bei Jugendlichen zehn Prozent an Beliebtheit verloren. Im Gegenzug konnte das Bildernetzwerk Instagram, das ebenfalls zum Zuckerberg-Imperium gehört, zehn Prozent gewinnen. Kein Wunder: Wenn einem die halbe Verwandtschaft auf Facebook folgt, ist der Spaß vorbei. Wer will schon, dass Eltern und Tanten die eigenen Posts und Bilder sehen? Die Jugend sucht sich lieber eine elternfreie Zone​.

Ich will Bestätigung! 

Egal welcher soziale Dienst genutzt wird, es dreht sich fast immer um Selbstdarstellung. Wie kommt mein Foto oder Video an? Wie reagieren andere auf meine Meinung? Man sucht Anerkennung und will sich dabei interessant, cool oder sexy präsentieren – oft genug auch jenseits der 40. Wenn man mitten in der Pubertät steckt und die eigene Persönlichkeit erst noch finden und festigen muss, ist die Rückmeldung aus der Gruppe natürlich umso wichtiger. Und schließlich will man kein Außenseiter sein, nur weil man einen Dienst nicht nutzt.​

Auch wenn man seinem Kind soziale Medien am liebsten verbieten würde – besser ist es, sich mit den Angeboten auseinanderzusetzen und dem Nachwuchs zu erklären, wo Gefahren lauern. Wir haben uns stellvertretend fünf Plattformen angeschaut: Instagram und WhatsApp dürften auch den meisten Erwachsenen ein Begriff sein, bei Snapchat, YouNow und Musical.ly dürfte schon eher ein Fragezeichen auftauchen.​

Teenager mit Smartphone
Bei vielen Social Media Portalen stehen Fotos und Videos im Vordergrund.
© © bikeriderlondon / shutterstock.com

Problematische Anmeldung 

Die Anmeldung bei jedem dieser Dienste setzt ein Mindestalter von 13 Jahren voraus. Wer noch keine 18 ist, muss gegebenenfalls die Eltern um Erlaubnis fragen. Die Theorie klingt gut. In der Praxis sieht das natürlich etwas anders aus. Sich bei einem Dienst anzumelden ist im Wortsinn kinderleicht – es reicht ein Klick ins entsprechende Feld. Zur Anmeldung wird meist eine Handynummer, eine E-Mail-Adresse, der vollständige Name und ein Passwort verlangt. Bei Musical.ly und Instagram kann, bei YouNow muss man seinen Account bei einem anderen sozialen Netzwerk zur Registrierung verwenden. Das erleichert zwar den Zugang, man stellt dem neuen Dienst und anderen Nutzern aber auf einen Schlag etliche Daten zur Verfügung; dazu später mehr.​

Eure Daten gehören uns 

Die mit der Anmeldung bestätigten Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien haben es ebenfalls in sich. Sie sind sicher nicht für 13-Jährige formuliert, selbst Erwachsene tun sich mit dem Verständnis schwer. Eine britische Anwältin hat die AGBs von Instagram in verständliche Sprache übersetzt. Die Lektüre macht nicht froh: Das Unternehmen behält sich​ ein uneingeschränktes Nutzungsrecht vor. Das bedeutet, dass Instagram jedes hochgeladene Bild anderen zur Benutzung zur Verfügung stellen kann. Fließt dabei Geld, muss Instagram den Urheber des Bildes nicht entlohnen. Auch alle persönlichen Daten wie Namen, E-Mail, Wohnort oder Telefonnummer kann Instagram mit verbundenen Unternehmen – zum Beispiel Facebook – teilen.​

Problematisch ist auch, dass alle Dienste ihren Hauptsitz in Amerika haben. Bei YouNow sind wir erst auf Umwegen zu den deutschen AGB gekommen. Musical.ly bietet sie sogar nur in Englisch an.​

Instagram Logo

Datenschutz 

Da Dienste wie Instagram mit den hochgeladenen Bildern machen können, was sie wollen, ist es enorm wichtig, Kinder über das Thema Datenschutz aufzuklären. Denn junge Menschen geben oft leichtfertig Dinge im Internet preis. Bei unseren Recherchen sind wir auf ein junges Mädchen bei YouNow gestoßen. Fragen zu ihrem Alter, zum Wohnort und zur Schulbildung beantwortet sie ohne Zögern. Dadurch, dass sie ihren Twitter-Account mit YouNow verbunden hat, konnte man ihren vollen Namen einsehen. Eine kurze Google-Suche brachte zudem Instagram- und Facebook-Profile zutage. Fotos, Namen und Wohnort des Freundes. Lesbar wie ein offenes Buch. Andere Streamer verrieten zusätzlich Hobbys oder Job, filmten gar einen Teil der Wohnung beim Herumlaufen.​

Und je mehr man über sich verrät, desto interessanter wird man im Internet. Auf solchen Plattformen tummeln sich viele Gestalten, die nichts Gutes im Sinn haben. Ein hochgeladenes Bild, eine gegebene Information, all das ist schwer wieder rückgängig zu machen. Grundsätzlich gilt: Jedes Konto sollte​ nur für freigegebene Personen zugänglich sein. Bei einem ungeschützten Instagram-Profil können auch Außenstehende den Fotoverlauf verfolgen. Das kann sich böse rächen – nicht nur, wenn später ein Personaler prekäre Bilder in der Timeline findet. Gleiches gilt für Musical.ly. Nur bestätigte Freunde sollten die Videos ansehen können. Und wer denkt, mit Snapchat verschickte Fotos verschwinden nach zehn Sekunden wirklich auf Nimmerwiedersehen, hat sich getäuscht. Mit der passenden App lassen sich die Bilder auf dem Handy speichern oder ein Screenshot anfertigen. Man sollte also immer genau überlegen, welche Fotos man verschickt. Das Netz vergisst nichts.​

Urheberrecht 

Urheberrechtsverletzungen drohen insbesondere bei YouNow und Musical.ly. Lieder oder Zitate, die man bei Musical.ly für das Untermalen seines Videos nutzen kann, sind zum Großteil geschützt. Wer also einen aktuellen Popsong für sein Musical nutzt und dieses veröffentlicht oder über soziale Netzwerke teilt, läuft Gefahr, abgemahnt zu werden. Auch deshalb ist es​ wichtig, das Video nur persönlich an Freunde weiterzuleiten und sein Konto auf privat zu stellen.​

Bei YouNow läuft häufig das Radio im Hintergrund. In Deutschland ist es nicht erlaubt, Musik ohne Anmeldung öffentlich zu streamen. Tut man dies doch, kann man sich eine Abmahnung der Gema einhandeln. Auch bei Instagram darf man nicht einfach jedes Foto laden. Schon das posten von Bildern aus Paris kann Probleme verursachen, wenn der Eiffelturm bei Nacht zu sehen ist – die Bilderrechte liegen beim Lichtkünstler Pierre Bideau.​

Persönlichkeitsrechte 

Eine Gruppe Jugendlicher albert vor der Kamera herum. Im Hintergrund sieht man ein Klassenzimmer und den Lehrer, der mehrmals durchs Bild läuft. Unwissentlich wurde er Teil eines Livestreams auf YouNow mit Dutzenden Zuschauern. Dass dies eine Verletzung des Rechts am eigenen Bild darstellt, war den Schülern nicht bewusst. Grundsätzlich muss man vor der Veröffentlichung von Bildmaterial jeglicher Art die abgebildeten Personen um Erlaubnis bitten. Dies gilt natürlich auch für das Teilen von Fotos über Instagram, Snapchat oder WhatsApp. Wer möchte sich schon auf unvorteilhaften Fotos im Netz sehen?​

Snapchat

Mobbing und Belästigung 

Wer sich im Internet darstellt, erntet sicher nicht nur freundliche Kommentare und Lob. Beleidigende Bemerkungen sind schnell unter ein Bild getippt – natürlich gerne anonym. Auch Fotos, die man einst über Snapchat oder WhatsApp versandt hat, können bei einem Streit ungewollt die Runde machen.​

Unpassende Inhalte 

Sexuell anzügliche Kommentare sind uns bei Instagram und YouNow ebenfalls untergekommen. Besonders bei jungen Mädchen ist dies zu beobachten. Wieder fällt YouNow negativ auf: Während wir uns auf der Plattform umgesehen haben, waren zwei Mal sexuell eindeutige Streams in den Trends zu sehen. Obendrein gab es 16-Jährige, die mit Zigarette im Video hantierten – für Kinder sicher nicht das richtige Portal.

Auch auf Instagram gibt es teilweise viel nackte Haut. Etliche Fitness-Blogger oder Stars posen freizügig vor der Kamera. So entsteht ein stark sexualisiertes Körperbild in den Köpfen der Jugendlichen, das sie eventuell zum Nacheifern animiert. Darüber hinaus verstecken sich teilweise werbende Inhalte hinter auf den ersten Blick harmlosen Bildern. Da wird hier mal ein Turnschuh, dort mal ein Lippenstift in die Kamera gehalten und angepriesen. Für Jugendliche ist diese Art Werbung schwer als solche zu identifizieren.​

Umso wichtiger ist, dass Eltern diese neuen Welten mit ihren Kindern gemeinsam erkunden, erklären und Regeln für die einzelnen Dienste festlegen. Realer Rückhalt ist in digitalen Zeiten wichtiger denn je.​