Abhörgefahr bei DECT?
Was tun die Hersteller?
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- Was tun die Hersteller?
- Tipp: Schutz vor Lauschern
- So funktioniert DECT
Trotzdem besteht zumindest für private Telefonkunden keine extreme unmittelbare Gefahr. Denn die Com-on-Air-Karte wird längst nicht mehr produziert und ist nur noch in Restbeständen erhältlich. Auch setzen die Treiber der Karte Linux voraus. Letzteres ist nicht wirklich ein Problem, zeigt aber, dass eben nicht jeder gelangweilte Jugendliche mit seinem Notebook den Nachbarn abhören kann.
Anders wäre es, wenn Funkscanner auf den Markt kämen, die alle Schritte automatisiert erledigen würden: Analoge Funkscanner waren früher für ein paar Mark erhältlich, die Telefone der Vor-DECT-Zeit konnte wirklich jeder abhören. Auch ist seit Langem bekannt, dass Geheimdienste DECT mithören können.
Geheimdienstschulung "DECT-Knacken"

So ist vor einigen Jahren ein internes Schulungsverzeichnis des französischen Geheimdienstes aufgetaucht. Ein Punkt der Tagesordnung lautete: "Knacken von DECT in der Praxis". Das wiederum ist eine große Gefahr für die Wirtschaft.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Privatperson belauscht oder manipuliert werden, ist derzeit dagegen gering. Trotzdem - ein ungutes Gefühl wird sich wohl bei vielen kritischen Verbraucher einstellen.
Für die DECT-Hersteller bedeutet das: Zunächst müssen alle DECT-Algorithmen offengelegt und analysiert werden, um weitere Schwachstellen zu erkennen. Dann müssen Authentifizierung und Verschlüsselung dem Stand der Technik angepasst werden. So sind heute viel stärkere Verschlüsselungsverfahren möglich als seinerzeit bei der DECT-Entwicklung.
Nachbesserung nicht möglich
Die Einführung der DECT-Erweiterung CAT-iq ist eine Chance für die Branche, noch schnell nachzubessern. Das haben auch die Hersteller erkannt und arbeiten bereits fieberhaft. Auch kommen zurzeit die ersten update-fähigen Schnurlostelefone auf den Markt, die nachträglich sicherer gemacht werden könnten.
Bei VoIP-Telefonaten würde sich gar eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbieten. Eines ist aber auch sicher: Bereits gekaufte DECT-Telefone lassen sich nicht mehr absichern - hier hat der Kunde das Nachsehen. Warum haben aber die Hersteller so lange geschlafen? Die eigentliche DECT-Technik beherrschen weltweit nur eine Handvoll Chiphersteller.
Die klassischen Telefonhersteller kaufen die Chips und bauen ein Gerät drumherum - für Sicherheit ist hier meist weder Know-how noch die Sensibilität vorhanden, Gedanken macht man sich über Features, Menüführung und Marketing.
Kein Grund zur Panik
Wir halten fest: Für Privatpersonen besteht derzeit kein Grund zur Panik. Auch müssen Sie Ihr DECTTelefon nicht gleich auf den Müll werfen - angesichts der geringen Verbreitung der besagten Com-on-Air-Karte ist es unwahrscheinlich, dass gerade Sie zum Opfer werden.
Wer mehr Sicherheit will, dem empfiehlt sich der Griff zum Kabeltelefon. Eines sollte aber jedem bewusst sein: Wer lauschen will, der schafft das auch per Wanze oder Lasermikrofon.