Vergleich

World Wide Car - Internet im Auto

29.11.2011 von Oliver Stauch

Das wurde auch Zeit: Endlich bringen die Autohersteller das Internet ins Auto. Die Konzepte von Audi und BMW im Vergleich.

ca. 5:15 Min
Ratgeber
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World Wide Car - Internet im Auto
World Wide Car - Internet im Auto
© Archiv

Eigentlich ist es ja verboten, aber jeder macht es hin und wieder: das Smartphone im Auto benutzen. Egal, ob eine SMS, der Nachrichtenticker oder der beste Freund via Facebook anklopft -  liegt das Smartphone im Auto in Reichweite, greifen immer mehr Menschen zu. Und wer auch bei der täglichen Fahrt zur Arbeit nicht auf Newsmeldungen verzichten will, der liest im Stau an der Ampel mal schnell die wichtigsten Nachrichten-Apps quer.

Doch nicht die Nutzung des Internets an sich ist hier das Gefährliche, sondern das umständliche Handling mit dem Smartphone: einhändig, kleine Schaltflächen, der Blick nicht mehr auf der Straße. In einer kontrollierten Umgebung mit an die Fahraufgabe angepassten Ein- und Ausgabemedien ist das Internet dagegen durchaus nutzbar - sagen zumindest die Autohersteller und integrieren zunehmend das Internet in ihre Infotainment-Systeme. 

Maßgeschneiderte Dienste

Hatte man sich bei Demo-Cars zum Thema Internet im Auto Ende der 90er-Jahre noch darauf beschränkt, einen PC mehr oder weniger dezent im Auto zu verbauen und jedem Passagier einen Monitor samt Tastatur zu spendieren, so sind die Konzepte heute konsequent auf den Fahrer zugeschnitten und einfach zu bedienen - wobei die Sicherheit bei der Nutzung  im Vordergrund steht. 

Der Vorreiter in Sachen Internet im Auto ist BMW: Schon vor zehn Jahren haben die Bayern mit der Einführung des Cockpit-Systems iDrive die Weichen gestellt. Die Bestandteile waren ein weit oben montierter Monitor, der den Blick nur wenig von der Straße lenkt, dazu ein Controller auf der Mittelkonsole, auf dem die Hand des Fahrers wie von selbst zum Liegen kommt. So ist das System quasi blind bedienbar und lenkt so gut wie nicht vom Verkehr ab.

BMW Connected Drive

Internet im Auto
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Alle Internetdienste werden bei BMW unter dem Überbegriff "Connected Drive" zusammengefasst und sind mittlerweile für alle Baureihen verfügbar. Dazu gehört der Auskunftsservice BMW Assist, der nicht nur einen automatischen oder manuellen Notruf mitsamt der Übermittlung der GPS-Position bietet, sondern auch einen persönlichen Reisebegleiter per Telefon bereithält. Der findet Sonderziele auf der ganzen Welt, schickt diese per Mail direkt ins Auto und steht einem auch sonst mit Rat und Tat zur Seite. Auch kann man sich selbst via Google Maps von jedem Rechner aus Ziele ins Auto schicken.

Ganz neu bei BMW Assist sind die sogenannten Fernfunktionen - man kann sein Fahrzeug über das BMW-Callcenter orten lassen und zum Beispiel checken, ob es verriegelt ist. Damit nicht genug: Es gibt sogar eine iPhone-App namens "MyBMW Remote", mit der man das auch per Smartphone erledigen kann. Je nach Modell lässt sich so auch die Standheizung aktivieren oder beim Auto das Licht einschalten, zum Beispiel wenn man es nachts auf einem großen Parkplatz gerade nicht wiederfinden kann.

Internet im Auto
Interieur BMW
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Richtig aus dem Auto ins Internet geht's aber erst mit BMW Online - und, ebenfalls ganz neu, mit BMW Apps. Dafür gibt es im iDrive-Menü einen eigenen Menüpunkt namens "Connected Drive". Die hier versammelten Funktionen wie Wetterinfos, Google Suche mitsamt Google Maps und Streetview, der News-Dienst mit Kurznachrichten und die "Office" genannte E-Mail-Funktion mit Zugriff auf einen Kalender sind in Optik und Bedienung auf die Benutzung während der Fahrt ausgelegt: Große Schriften, kurze und prägnante Texte und eine eingängige Bedienlogik machen es tatsächlich einfach, sich kurz auf den neuesten Stand zu bringen.

Doch das ist nicht alles: Unter "Anwendungen" verbergen sich die BMW Apps, die wie auf einem Smartphone installierbar sind und spezielle Funktionen in eine einheitliche Benutzeroberfläche packen - zum Beispiel eine Such-App für Postfilialen, das Bewertungsportal Qype oder auch die "eigenen News", unter denen man sich über das Connected-DrivePortal RSS-Feeds beliebiger Webseiten frei zusammenstellen kann.

Smartphone-Anbindung

Doch auch das ist noch nicht alles: Wer ein iPhone mitsamt der passenden Halteschale unter der Mittelarmlehne hat, kann mit der App "BMW Connected" auch Facebook-Nachrichten und Twitter-News auf dem großen Bordmonitor lesen und sogar Webradio hören - dank Außenantenne mit exzellenter Empfangsqualität. Während die normalen BMW-Online-Dienste und BMW Assist über die Auto-SIM-Karte mit EDGE-Tempo abgewickelt werden, läuft das Datenvolumen bei BMW Connected über die interne SIM-Karte des iPhones. Das freie Internet über einen Browser gibt es bei BMW zwar auch noch, doch die Darstellung mancher Seiten ist arg abgespeckt.

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Internet im Auto - Audi

Bildergalerie

Die Internet-Dienste von Audi und BMW im Vergleich

Das wurde auch Zeit: Endlich bringen die Autohersteller das Internet ins Auto. Die Konzepte von Audi und BMW im Vergleich.

Das klappt alles so gut, dass man sich im Nu an diese Annehmlichkeiten gewöhnt hat - und der Griff nach dem Smartphone gar nicht mehr nötig ist. Einzig der Preis könnte einem das Vergnügen madig machen: Für BMW Assist allein braucht man in der 5er Reihe die Handyvorbereitung namens Business Bluetooth für 750 Euro, BMW Assist ist hier sechs Monate kostenlos. Wer auch BMW Online haben will, kommt um das Navigationssystem Professional für 3800 Euro nicht herum, für die BMW Apps sind weitere 150 Euro fällig. BMW Assist und BMW Online sind drei Jahre enthalten, danach kosten sie 175 Euro pro Jahr, mit BMW Online 250 Euro, der Internetzugang schlägt mit weiteren 150 Euro pro Jahr zu Buche.

Audi Connect

Internet im Auto
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Bei Audi heißen die Internetdienste "Connect" und sind weit weniger umfangreich - dafür deutlich überschaubarer. Zwar sind auch hier die Voraussetzungen teuer - man braucht das MMI-Navigationssystem Plus mit Touchpad-Eingabe für 3500 Euro und das Autotelefon Bluetooth online für 890 Euro. Doch verzichtet Audi auf Folgekosten und überlässt dem Fahrer die Wahl, wie er online gehen will - über eine eigene SIM-Karte, die in die Mittelkonsole geschoben wird, oder via Bluetooth mit einem SIM-Access-kompatiblen Handy (Tethering via Smartphone klappt noch nicht).

Nutzt man eine SIM-Karte, stellt das Fahrzeug neben der Zielsuche via Google einen eigenen WLAN-Hotspot zur Verfügung, der von allen Smartphones und Laptops im Fahrzeug genutzt werden kann. Außerdem gibt es Live-Staumeldungen von Inrix Traffic, die sich beim kurzen Test als sehr viel besser als die sonst üblichen TMC-Pro-Meldungen präsentierten, aber noch nicht ganz die Präzision des HD-Traffic-Dienstes von Tomtom erreichen. Bei BMW war dieser Dienst zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar.

Internet im Auto
Interieur Audi
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Das MMI-Bediensystem gruppiert sich rund um den Schalthebel und ist damit nicht ganz so intuitiv zu kontrollieren wie das iDrive von BMW. Die wirklichen Onlinedienste verbergen sich im Info-menü als Unterpunkt der Verkehrsinformationen: Audi Connect. Hier werden die Topnews von drei Nachrichtenportalen als kurze Teaser-Texte angezeigt. Da es leider keine Möglichkeit der Individualisierung gibt, ist man je nach Nachrichtenlage entsprechend schnell durch - und dann wieder offline. Doch auch die Funktion im Audi zeigt: Wenn die Integration passt, sind auf die Nutzung während der Fahrt zugeschnittene Internet-dienste im Auto problemlos zu handhaben.

Der Grundstein ist gelegt

Auch wenn bei unserem kurzen Praxistest das Audi-System gegenüber dem BMW das Nachsehen hat, stecken beide im Prinzip noch in den Kinderschuhen. BMW hat bereits Entwicklungsbüros in Europa und Amerika gegründet, die einzig der App-Abteilung von BMW Online zuarbeiten - hier wird noch eine Menge Innovation kommen. Aber die Bayern sollten auch eine Entflechtung des mittlerweile doch recht komplexen Systems in Betracht ziehen. Audi wiederum macht es dem Benutzer einfacher, sich zwischen den Abos, SIM-Karten und Optionen zurechtzufinden, kann jedoch in Sachen Funktionalität nicht mit den Münchnern mithalten.

 

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