Getestet: Soundcore Space One Pro drehen voll auf

Preise und Marktüberblick

Mit einer UVP von 200 Euro sind die Space One Pro doppelt so teuer wie das im letzten Jahr vorgestellte Schwestermodell Space One und klar das neue Top-Produkt von Soundcore. In diesem mittleren Preisbereich gibt es viele Alternativen. Von Marshall etwa die Monitor II für 145 Euro, von JBL die Tour One M2 für 225 Euro und von Bose die Quiet Comfort SE für 229 Euro. Nicht zu vergessen die Accentum-Serie von Sennheiser mit den Accentum Plus Wireless (448 Punkte im connect-Test), die mittlerweile von 230 Euro auf 180 Euro gefallen sind. Die Fairbuds XL von Fairphone für 249 Euro (400 Punkte im connect-Test) sind ebenfalls eine spannende, weil besonders nachhaltige Alternative.

Ohne Case, aber mit Kabel

Der Lieferumfang sorgt nicht für Begeisterungsstürme. Soundcore legt zwar ein Klinkenkabel bei, sodass man den Space One Pro über die an der rechten Ohrmuschel integrierte Klinkenbuchse auch passiv betreiben kann, verzichtet aber auf ein Case für den bequemen Transport. Nur ein Beutel, der aus einem dünnen gummiartigen Material besteht, liegt bei. Wer ein hochwertiges Case möchte, muss noch einmal ins Portemonnaie greifen: Das Space One Pro Travel Case mit Magnetverschluss kostet 35 Euro extra.

Neutrales Design ohne Akzente

Auch beim Design sind wir zwiegespalten. Gut gefallen uns die Polsterungen am Bügel und an den Ohrmuscheln, der schlichte und fluffige Kunststoff harmoniert sehr gut mit dem Metallbügel, der am Übergang zu den Ohrmuscheln sichtbar wird. Hier kann man auch die beiden Scharniere begutachten, die exzellent verarbeitet sind und ein Einklappen der Ohrmuscheln ermöglichen. Weniger angetan sind wir aber von den Ohrmuscheln, die für unseren Geschmack zu verspielt und kunststofflastig aussehen. Aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, daher wollen wir das nicht überbewerten. Fakt ist: Haptik und Verarbeitung sind sehr gut. Fakt ist auch: Optisch können die Soundcore Space One Pro nicht mit den Top-Modellen von Sennheiser (Momentum 4) und Sony mithalten. Auch die Accentum gefallen uns besser.

Besonders weiche Polsterung

Die Polsterung überzeugt nicht nur optisch, die Space One Pro tragen sich sehr angenehm. Allerdings macht sich das vergleichsweise hohe Gewicht nach längerer Zeit bemerkbar - mit 218 Gramm sind die Accentum Wireless Plus knapp 70 Gramm leichter.

Connectivity: Die wichtigen Standards dabei

Die Space One Pro verbinden sich über Bluetooth 5.3 mit Smartphone, Tablet oder Notebook, Multipoint für einen schnellen Wechsel zwischen den Geräten wird unterstützt. Neben den Standards AAC und SBC können die Over-Ears auch mit LDAC umgehen, man kann also HiRes Audio hören. Es bleiben allerdings Leerstellen: Qualcomm aptX ist nicht dabei, auch Bluetooth LE und Auracast haben wir vermisst. Wer diese Standards möchte, muss (momentan) mehr Geld ausgeben.

Tasten statt Touch

Während teure Kopfhörer oftmals auf Touchflächen und eine Steuerung über Wischgesten setzen, läuft bei den Space One Pro alles über die bewährte (und preisgünstige) Tastensteuerung. Die Kopfhörer werden über 3 Tasten und eine Laustärkewippe bedient, die auf beiden Ohrmuscheln verteilt sind. Sie sind am hinteren Rand positioniert und abgesetzt, sodass man sie gut mit dem Daumen erreicht und auch blind drücken kann. Die Bedienung darüber klappt sehr gut, auch weil die Druckpunkte überwiegend knackig sind, aber wir hätten uns mit Blick auf den Preis Touch gewünscht.

Auch eine Trageerkennung gehört bei 200 Euro dazu, bei den Space One Pro spielt die Musik weiter, wenn man sie abnimmt.

Soundcore-App mit Soundcheck

Die Verwaltung erfolgt über die Soundcore-App, die mit einer modernen Optik und viel Übersicht gefällt. Die Übersicht kommt aber auch daher, dass hier nicht viele Funktionen untergebracht sind. Stark: ANC und Transparenzmodus lassen sich in 5 Stufen manuell regeln, beim ANC gibt es zusätzlich die Option adaptiv, bei der die Intensität in Abhängigkeit von den Außengeräuschen automatisch reguliert wird. Ein nettes Feature ist zudem der Eintrag "Sichere Lautstärke", bei der die eingestellte Lautstärke in ein von der WHO empfohlenes Hörgesundheitsschema eingeordnet wird, hier lässt sich auch ein ohrenschonender Grenzwert definieren.

Über die Option Hear ID kann man mit Hilfe eines rudimentären Hörtests und mittels einer Songbewertung ein personalisiertes Klangprofil erstellen. Wenn das zu keinen guten Ergebnissen führt, kann man sich am 8-Band-Equalizer austoben oder vordefinierte Equalizer-Presets ausprobieren. Die Option Dolby Audio hat ebenfalls einen spürbaren Einfluss auf das Klangbild.

Für die App gilt: Reduce to the Max. Anker konzentriert sich auf die wesentlichen Optionen, besonders auf die Klanganpassung und liefert hier sehr gut ab, vor allem mit Blick auf den Preis von 200 Euro. Extras oder innovative Features gibt es allerdings kaum.

Wie gut ist der Sound?

Die 40-Millimeter-Treiber aus Polyetheretherketon (PEEK) und einer Polyurethan-Membran haben uns in der Grundeinstellung nicht überzeugt - zu dröhnig-basslastig. Das kann aber auch daran liegen, dass wir ein frühes Sample mit einer frühen Firmware getestet haben. Viel wichtiger ist hier, dass es uns mit dem Equalizer-Preset "Piano" gelungen ist, einen ausgewogenen Klang hinzubekommen, bei dem das Verhältnis von Bässen, Mitten und Höhen stimmt. Allerdings ist hörbar, dass es sich um einen 200-Euro-Kopfhörer handelt, die oberen Mitten und die Höhen sind zu wenig ausdifferenziert, hier hätten wir uns mehr Klarheit gewünscht. Summa Summarum ist der Sound aber gut und preisgerecht, positiv bleiben vor allem die vielen Klanganpassungsmöglichkeiten im Gedächtnis.

Auffällig ist zudem die hohe Lautstärke von 115 dB, das sind locker 5 Dezibel über dem Durchschnitt. Auf Wunsch drehen die Space One Pro also voll auf, allerdings sollte man dabei die eigene Hörgesundheit nicht vernachlässigen.

Geräuschunterdrückung top, Transparenzmodus flop

Das ANC arbeitet adaptiv oder man regelt manuell in 5 Stufen - wir empfehlen die adaptive Einstellung. Wie unsere Messungen zeigen, hat Anker hier richtig gute Arbeit geleistet: Auf den niedrigen Frequenzen werden 20 dB neutralisiert, in der Spitze (auf den höheren Frequenzen) sogar 40 dB. Das ist Spitzenklasse auf dem Niveau von den teuren Flaggschiffen von Sennheiser&Co.

Der Transparenzmodus lässt sich ebenfalls in 5 Stufen regulieren, allerdings werden selbst auf höchster Stufe zu viele Nebengeräusche herausgefiltert, sodass man akustisch zu wenig von seiner Umgebung mitbekommt. Es werden gemittelt 6 dB neutralisiert, ein Wert von 0 bis +/-1 wäre aber angemessen. Hier muss Anker noch per Software-Update nachbessern.

Gute Akustik beim Telefonieren

Die Qualität beim Telefonieren ist in der Summe gut, mit einer klaren Stimmwiedergabe des Gesprächspartners und einer Geräuschunterdrückung auf einem befriedigenden Niveau. Für Dauertelefonierer sind die Space One Pro aber vor allem deshalb nicht die nicht die erste Wahl, weil die eigene Stimme zwar deutlich, aber einen Tick zu dünn und blechern übertragen wird.

XXL-Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit ist mit 40 Stunden bei aktiviertem ANC sehr lang - mehr kann man von einem Over-Ear-Kopfhörer nicht erwarten. Es gibt nur wenige Modelle wie Sennheisers Accentum True Wireless, die mit 50 Stunden noch einen drauf setzen können. Praktisch ist die Schnellladefunktion: Schon nach 5 Minuten am Ladegerät haben die Space One Pro genug Power für 8 Stunden Musikhören.

Fazit: Starke Over-Ears mit Fokus auf ANC und Klanganpassungen

Bei den Space One Pro handelt es sich um Over Ears im mittleren Preissegment, die ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Die Geräuschunterdrückung filtert auf Top-Niveau, der Akku hält lange durch, die Klangeinstellungen sind sehr vielfältig. Davon abgesehen werden allerdings nicht viele Extras geboten und beim Transparenzmodus muss Soundcore noch ein Update nachschieben.