Das neue iPhone 13 Pro (Max) ist rekordverdächtig
Apple iPhone 13 Pro und iPhone 13 Pro Max im Test
Apples neue Pro-Serie fängt preislich dort an, wo andere Smartphone-Hersteller noch nie gewesen sind. Und das, obwohl das Design fast 1:1 von den Vorgängern übernommen wurde und auch die technischen Neuerungen überschaubar sind. Wie unser Test zeigt, gibt es aber ein paar Details, die es in sich haben.

Das iPhone 13 Pro startet bei 1.149 Euro, das iPhone 13 Pro Max bei 1.249 Euro. Mit diesen Preisen gelingt es Apple, seit Jahren die höchsten Margen im Smartphone-Markt zu erwirtschaften. Wie die Analysen von unterschiedlichen Marktforschern zeigen, schöpft Kalifornien so den größten Anteil der Gewinne in der Branche ab. Kurz und gut: Kein anderes Unternehmen verdient pro Smartphone so viel Geld, und kein anderes Unternehmen verdient mit seinen Smartphones in absoluten Zahlen so viel Geld wie Apple, und zwar mit Abstand. Ein Ende dieses beispiellosen Erfolgs ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Gab es früher nur ein Modell mit verschiedenen Speichergrößen, kommen jetzt jährlich vier verschiedene Größen- und Ausstattungsvarianten in den Handel. Wenn man die Vorgängergeneration dazurechnet, die gleichzeitig noch verkauft wird, ist die Angebotsvielfalt sogar noch größer.
Aber warum entscheiden sich so viele Menschen für ein iPhone? Die hohe Marge bedeutet ja im Umkehrschluss, dass der Kunde bereit ist, für ein iPhone mehr Geld auszugeben als für ein vergleichbares Android-Modell. Ein Grund dafür ist der Zugang zum iOS-Ökosystem mit seinen hohen Datenschutz-Anforderungen, der großen App-Vielfalt und einem perfekt auf die Hardware abgestimmten Betriebssystem. Aber das reicht als Erklärung nicht aus. Neben der Software muss auch die Hardware, also die Geräte selbst, ausschlaggebend sein. Was ist also das Geheimnis des Erfolgs? Vielleicht hilft der genaue Blick auf die neueste Generation der Pro-Serie weiter.

Faktoren des Erfolgs
Eine Konstante, die Apple-Smartphones kennzeichnet, ist ein leistungsstarker Prozessor. Ein iPhone ist bei Marktstart weder langsam noch ruckelig, weil eine flüssige Bedienung und gute Benutzerführung bei Apple hohe Priorität haben. Da das Unternehmen seit über 10 Jahren mit großem Erfolg eigene Prozessoren entwickelt, ist hier sogar absolute Spitzenklasse geboten.
Die Pro-Modelle übertrumpfen aktuelle Highend-Boliden mit Android-Betriebssystem in synthetischen Benchmarks wie Antutu oder 3DMark mit Leichtigkeit. Dass diese überragende Performance mit einem für Android-Verhältnisse sehr knappen Arbeitsspeicher von 6 GB erreicht wird, zeigt, wie gut Soft- und Hardware aufeinander abgestimmt sind. iPhone 13 Pro und 13 Pro Max sind also in puncto Performance auf der Überholspur unterwegs.
Der zweite Bereich, bei dem Apple keine Kompromisse eingeht, betrifft das Gehäuse. Alle iPhones zeichnen sich durch herausragende Haptik und Verarbeitung aus, das Design erfüllt allerhöchste Ansprüche. Die Geräte sind wasserfest nach IP68 und bestehen aus Glas und Metall. Dass die beiden 13er einen matten Aluminiumrahmen mit einer glänzenden Glasrückseite kombinieren, während die Pro-Modelle von einem auf Hochglanz polierten Edelstahlrahmen zusammengehalten werden, ist in unseren Augen ein marginaler Unterschied. Ein Vorteil der Pros ist dagegen die samtig-matte Glasrückseite, weil sie unempfindlich gegen Fingerabdrücke ist.
Die exquisite Materialwahl sowie die Dreifachoptik sorgen jedoch für ein hohes Gewicht: Beide Pros wiegen mehr als 200 Gramm, das Max gehört mit knapp 240 Gramm zu den einsamen Rekordhaltern. Es hat gegenüber dem 12 Pro Max nochmals 8 Gramm zugelegt – das klingt nach wenig, ist aber in der Hand spürbar.

Die Kameralinsen dominieren die Rückseite jetzt noch stärker; zum einen, weil der Durchmesser der Objektive gewachsen ist, zum andern, weil nun die Objektive bei allen Modellen einen Millimeter weiter herausstehen. Was beim ultrakompakten 13 Mini kaum ins Gewicht fällt (10 statt 9 Millimeter), macht sich bei den Pro-Modellen und vor allem beim Pro Max umso stärker bemerkbar. Die dickste Stelle misst nun 11 statt 10 Millimeter und kippelt noch mehr auf dem Tisch – natürlich nur, wenn man kein Cover verwendet, das den Höhenunterschied neutralisiert.
Es gibt aber auch positive Detailverbesserungen: Die Einkerbung für die Facetime-Sensorik ragt minimal tiefer ins Display hinein, ist aber um 10 Millimeter schmaler geworden, was uns sehr gut gefällt, weil damit mehr Platz für die Status-Icons zum Beispiel für Empfang oder Akku bleibt.

Apple hat die besten OLEDs
Seit einigen Jahren gehört auch eine exzellente Displayqualität zu den festen Konstanten im Apple-Universum. Die Leuchtkraft und die Blickwinkelstabilität der neuen OLEDs sind herausragend und endlich legt Apple auch bei der Bildwiederholrate nach. Dynamische 120 Hertz verbessern die Darstellung von bewegten Inhalten enorm und liefern in Kombination mit den exzellenten Messwerten den aktuellen Display-Benchmark. In Zahlen aus dem Testlab: Apple schafft beim Pro Max eine Leuchtkraft von 822 Candela und einen Tageslichtkontrast von 1:43. Das 13 Pro bewegt sich auf dem gleiche Niveau. Kein anderer Hersteller kann da mithalten.

Beide Modelle sind mit Stereo-Lautsprechern ausgestattet, die eine gute Lautstärke und einen ausgewogenen Klang liefern.
Kamerasystem
Weitwinkel
Die Hauptkamera hat einen größeren Sensor und eine lichtstärkere Optik (1,5/5,7 mm; 26 mm KB) als das iPhone 12 Pro/Pro Max. Die Theorie lässt bei wenig Licht und Dunkelheit Vorteile erwarten, doch das neue Weitwinkelmodul schneidet im Grunde gleich gut ab wie die entsprechende Kamera aus dem iPhone 12 Pro Max und 13/13 Mini. Zwischen dem 13 Pro und 13 Pro Max sind keine relevanten Unterschiede festzustellen.
Bei viel Licht fehlte nicht viel bis zur Note „sehr gut“. In der Mitte lösen die Pro-Modelle etwas mehr Details auf als die Standardversionen, das Rauschen wirkt stellenweise etwas feiner. Die moderaten Verluste bei wenig Licht sowie bei Dunkelheit sind wiederum ähnlich. Insgesamt liefern die 12-Megapixel-Sensoren der 13-Pro-Modelle eine gute Bildqualität. Bei viel Licht reicht ihre Leistung zwar nicht an die hochauflösender Smartphones heran, sie fällt aber auch im Dunkeln nicht so stark ab. Die Signalverarbeitung macht einen sehr guten Job. Die Bildoptimierungen sind gut dosiert. Selbst bei Dunkelheit – wenn die Signalverarbeitung aggressiver arbeitet – rechnet sie die Strukturen in den Bildern nicht kaputt.

Kurzes Tele
Bis zum Faktor drei zoomen die Pro-Modelle digital mit der Weitwinkelkamera. Wir haben diese Einstellung mit dem Zweifachzoom getestet und erhielten ähnliche Ergebnisse wie mit dem iPhone 13/13 Mini. Bei der Aufnahme wird nur der mittlere Sensorbereich ausgelesen und wieder auf 12 Megapixel hochgerechnet: Als Folge davon erreicht die Auflösung nur halb so hohe Werte wie mit der Weitwinkelkamera ohne Zoom. Zwar halten die iPhones das Qualitätsniveau auch bei wenig Licht hoch, doch das hilft dann auch wenig. Wenn man aber unter schlechten Lichtbedingungen zoomt, erhält man mit dem digitalen Zweifachzoom teilweise bessere Ergebnisse als mit dem optischen Dreifachzoom.
Langes Tele
In den 13-Pro-Modellen debütiert ein neues Telemodul mit Zoomfaktor 3: eine 2,8/9-mm-Optik (77 mm KB) inklusive Bildstabilisator. Bei viel Licht ist das Tele der digitalen Lösung überlegen und gut. Zwar bildet das Weitwinkel die Motive natürlich detailreicher ab – sofern der Maßstab gleich bleibt; doch das Dreifachzoom bildet die Objekte größer ab und liefert so bei viel Licht am Ende mehr Zeichnung. Bei wenig Licht baut das Tele jedoch schnell ab und kann nicht mehr überzeugen – hier ist das digitale Zoom oft besser. Bei Dunkelheit hebt die Signalverarbeitung Kontraste und Schärfe stärker an: Die Bilder wirken teils detailreicher, aber auch unnatürlicher. Im Dunkeln überholt das Tele das digitale Zoom.
Ultraweitwinkel
Die Ultraweitwinkelkamera der Pros ist mit einer lichtstärkeren Optik ausgestattet – 1,8/1,57 mm (13 mm KB), statt F2,4/1,54 mm wie bei den iPhones 12 und 13 ohne Pro. Nicht minder wichtig: Das Ultraweitwinkelmodul hat nun einen Autofokus. Die Pro-Modelle arbeiten besser als die 13-Pendants bei viel und wenig Licht. Bei wenig Licht kommen sie dennoch nicht über „ausreichend“ hinaus, und bei Dunkelheit rauschen die 13-Pro-Fotos sogar mehr, was die Wertung nach unten zieht. Bei viel Licht ist das Ultraweitwinkel aber detailreich und gut.

Fazit
Das Weitwinkelmodul der Pro-Modelle liefert insgesamt gute Bildqualität und gelungene Signalabstimmung. Mit der Auflösung von 12 Megapixeln erklimmt sie aber keine Topposition. Und die Bildqualität zeigt im Vergleich mit der entsprechenden Kamera der Standardmodelle kein relevantes Plus. Der eigentliche Vorteil der Pro-iPhones ist das optische Dreifachzoom mit der guten Leistung bei viel Licht. Bei wenig Licht lässt es aber stark nach. Das gilt auch für die Ultraweitwinkelkamera, die bei guter Helligkeit empfehlenswert ist, aber schon bei wenig Licht nur ausreichend. Insgesamt erhalten die 13-Pro-iPhones ein „befriedigend“. Sie sind eine gute Wahl für Fotografen, die auf zuverlässige Ergebnisse und eine natürliche Bildabstimmung Wert legen.

iPhone 13 Pro vs. Profi-Kamera
Fortschrittliche Foto- und Videobearbeitung
Den neuen Kinomodus hat Apple prominent in der Kameravorschau platziert. Er ermöglicht erstmals Videos mit Bokeh-Effekt, man kann also den Fokus auf einzelne Objekte legen, während das übrige Bild in Unschärfe verschwimmt. Die Software identifiziert automatisch Gesichter und Tiere und markiert sie dezent mit einer rechteckigen Umrandung. Es wird automatisch auf die auffälligste Person fokussiert, ein Fingertipp aufs Display erlaubt den manuellen Wechsel. Man kann den Fokus auch nachträglich verschieben und überdies den Grad der Hintergrundunschärfe verändern. Samsung und Huawei bieten Ähnliches, aber nirgendwo ist es so gut und intuitiv umgesetzt – bei Videoaufnahmen setzt das iPhone auch in der neuesten Generation Maßstäbe.

Apples Sonderwege
Die Connectivity ist durchwachsen. Die neuen iPhones unterstützen mehr 5G-Frequenzen als die Vorgänger und sind damit zukunftsfester. Dazu passt auch die Unterstützung für Ultra Wide Band (UWB). Dieser Nahfunkstandard ist am ehesten mit Bluetooth vergleichbar, bietet aber einige Vorteile: geringere Latenz, höhere Datenraten und eine bessere Sicherheitsarchitektur. Außerdem ist damit eine Positionsbestimmung im Raum möglich. Apple nutzt sie, um seine Airtags zu orten, BMW setzt darauf auf, um iPhones als digitalen Fahrzeugschlüssel zu etablieren (BMW Digital Key Plus). Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass UWB in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird.
Wer Musik über Bluetooth hört, ist mit den Airpods gut bedient, denn Apple geht hier seinen eigenen Weg und setzt auf AAC, auf ALAC (Apple Lossless Audio Codec) und auf 3D Audio mit Dolby Atmos. Letzteres wird nur von den Airpods und einigen Beats-Kopfhörern unterstützt. Den Bluetooth-Standard behandelt Apple eher stiefmütterlich: Die verwendete Version 5.0 wurde bereits 2016 eingeführt und längst von 5.1 und 5.2 abgelöst, Qualcomm aptX oder Sonys LDAC werden nicht unterstützt.
Dieser Sonderweg setzt sich beim proprietären Lightning-Stecker fort. Apple hält weiterhin daran fest, obwohl immer mehr iPads USB-C unterstützen und sich eine EU-Richtlinie ankündigt, die Smartphone-Herstellern in naher Zukunft USB-C verbindlich vorschreibt. Das ist in Verbindung mit dem mageren Lieferumfang umso ärgerlicher, denn Apple legt nur ein Lightning-auf-USB-C-Kabel bei, und wer noch keinen modernen UCB-C-Stecker im Schrank hat (die älteren haben eine USB-A-Buchse), der muss ihn wohl oder übel nachkaufen. Im Apple-Shop kostet entsprechendes Zubehör 25 Euro, was angesichts der hohen Gerätepreise zu kritisieren ist. Denn man muss auch berücksichtigen dass mittlerweile viele Android-Hersteller zu ihren Smartphones jenseits der 500 Euro 40-Watt-Schnelllader mit in den Lieferkarton legen, während Apple-Kunden einen ganz gewöhnlichen 25-Watt-Stecker im Shop teuer nachkaufen müssen.

iOS 15 und langer Software-Support
Auch mit Blick auf die Software geht Apple eigene Wege, was für den Nutzer positive und negative Auswirkungen hat. Die jüngste Systemversion iOS 15, deren wichtigste Neuerungen wir hier vorstellen, wird an alle iPhones ab dem Modell 6s verteilt. Im Klartext heißt das: Auch ein mehr als fünf Jahre altes Smartphone (das 6s wurde 2015 vorgestellt) erhält noch eine neue Systemversion. Einen so langen Software-Support bietet kein anderer Smartphone-Hersteller, nicht einmal Google. Das ist auch ein gewichtiger Grund für die Langlebigkeit und die Preisstabilität der Apple-Smartphones.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass Apple einige Funktionen nicht anbietet, die auf der Android-Plattform überzeugen, an erster Stelle stehen da App-Cloning und das Always-on-Display, das wichtige Statusinformationen wie Uhrzeit, neue Nachrichten etc. permanent auch auf dem deaktivierten OLED einblendet. Generell gilt, dass iOS zwar viele Stärken in sich vereint, aber die Bedienung, vor allem die Gestensteuerung, auf einem modernen Android-Smartphone inzwischen intuitiver gelingt.
Durchwachsene Sprachqualität
Die Akkulaufzeit hat sich bei allen 13er-Modellen spürbar verbessert, was in erster Linie dem neuen effizienteren SoC A15 zuzuschreiben ist. Beim Pro Max führt das zu beeindruckenden 14:30 Stunden, beim 13 Pro reicht es noch für mehr als 13 Stunden. Das bedeutet, dass man die Geräte bei moderater Nutzung nur jeden zweiten Tag laden muss, was den Akku schont. Nachgetankt wird entweder über ein eigenes Netzteil oder kabellos mit langsamen 7,5 Watt, über Apples Magsafe-Standard verdoppelt sich der Durchsatz auf 15 Watt. Wireless Reverse Charging, mit dem das Smartphone seine Energie kabellos an Peripheriegeräte wie Kopfhörer abgibt, wird auch in der neuen Generation nicht von Apple unterstützt.
Die Funkeigenschaften hat Apple für LTE optimiert, bei 5G/4G-Netzabdeckung ist man mit beiden Phones also gut unterwegs. Ungemach droht nur bei einem Rückfall ins 2G-Netz, hier messen wir unterdurchschnittliche Werte. Da 2G in erster Linie noch eine Backup-Funktion hat, ist das verkraftbar. Enttäuscht waren wir dagegen von der Akustik. Apple-Smartphones haben noch nie mit einer besonderen Sprachqualität geglänzt, die 13er-Generation markiert aber einen neuen Tiefpunkt. Während die Lautstärke ein gutes Niveau erreicht, überzeugt der Klang nicht, den Stimmen der Gesprächspartner fehlt es an Natürlichkeit und Deutlichkeit. Hinzu kommt eine Geräuschunterdrückung, die Nebengeräusche viel stärker durchlässt als bei vergleichbaren Smartphones. Dieser Befund trifft mehr das Pro Max und weniger das Pro, ein überzeugendes Niveau erreicht aber kein Modell.

Fazit: Starker Auftritt von Apple
Die letzten großen Überraschungen aus Cupertino hießen iPhone und iPad, seitdem geht alles seinen gewohnten und eingeschliffenen Gang. Das bedeutet: Die 2021er-Generation ist eine behutsame Weiterentwicklung der 12-Serie, Besitzer eines iPhone 12 Pro haben daher kaum Grund zum Wechseln. Es sei denn sie wollen von der rekordverdächtigen Akkulaufzeit und der besonders weichen 120-Hertz-Darstellung profitieren. Für die Pros gilt das gleiche, was wir schon für iPhone 13 und 13 Mini festgehalten haben: Die vielen Detailverbesserungen machen die Modelle zu einem gelungenen Update.