Oppo Find X9 Pro mit Hasselblad-Lens-Kit im Kameratest: Systemkamera ade?
Wir haben die Kamera des Oppo Find X9 Pro ausführlich getestet und das Hasselblad-Lens-Kit angeschraubt. Die Ergebnisse sind stark, aber braucht es das wirklich?
Aufsteckobjektive für Smartphones gibt es seit Jahren. Sie sollen das Kamerasystem um Tele-, Ultraweitwinkel- oder Makrofunktionen erweitern. In der Praxis überzeugten sie jedoch selten. Die Bildqualität blieb meist mäßig und schon das exakte Ausrichten der oft per Klemme befestigten Linsen war...
Aufsteckobjektive für Smartphones gibt es seit Jahren. Sie sollen das Kamerasystem um Tele-, Ultraweitwinkel- oder Makrofunktionen erweitern. In der Praxis überzeugten sie jedoch selten. Die Bildqualität blieb meist mäßig und schon das exakte Ausrichten der oft per Klemme befestigten Linsen war umständlich. Nur wenige Hersteller boten bislang hochwertige Lösungen an, meist exklusiv für Apples iPhones.
Damit ist nun Schluss: Oppo hat gemeinsam mit dem schwedischen Premiumkamerahersteller Hasselblad einen Telekonverter für das neue Find X9 Pro entwickelt. Wir konnten die Optik bereits mit dem Find X9 Pro testen und waren beeindruckt. Neben dem Preis gibt es allerdings auch Kritikpunkte. Alle Details dazu im ausführlichen Kameratest.
Find X9 Pro: Kameraausstattung mit 200-MP-Tele
Wie die Jahre zuvor ist Hasselblad enger Kooperationspartner von Oppo für die Kameraausstattung. Beim Find X9 Pro gibt es wieder drei Kameras:
- 50 MP Ultraweitwinkel (f/2.0, 15 mm Äquivalent)
- 50 MP Hauptkamera, (f/1.5, 23 mm Äquivalent)
- 200 MP Tele mit 3-fachem optischen Zoom (f/2.1, 70 mm Äquivalent)
- True Color Camera
Gerade die Tele-Kamera des Find X9 Pro ist ein Highlight: Sie nutzt einen sehr hoch auflösenden 200-MP-Sensor, vor den auch der neue Telekonverter geschraubt wird. Damit folgt Oppo dem Trend anderer chinesischer Hersteller wie Honor (Magic 7 Pro) oder Vivo (X200/X300 Pro), die ebenfalls auf 200-MP-Sensoren für ihre Tele-Kameras nutzen.
Die Idee dahinter ist einfach: Ein Sensor mit so hoher Auflösung ermöglicht starke Vergrößerungen per Cropping, ohne komplexe, platzfressende optische Konstruktionen. Laut Oppo liefert die Kamera selbst bei 6-fachem Zoom noch 50 MP, also die typische Auflösung eines 5-fach-Zooms anderer Topmodelle. Insgesamt soll ein verlustfreier 13-facher Zoom möglich sein. Vergrößert man darüber hinaus, optimiert Computational Photography das Bild per Software. So erreicht das Find X9 Pro eine maximal 120-fache Vergrößerung.
Neben dem Tele hat Oppo eine weitere Besonderheit verbaut: eine True Color Camera mit Spektralsensor, der die Farbtreue verbessert. Ähnlich wie bei Huaweis Spitzenmodell, dem Pura 80 Ultra, erfasst sie ausschließlich Farbinformationen, damit das Smartphone alle Farben im Foto so akkurat wie möglich wiedergibt. Ein Punkt, wo viele Modelle gerade bei kräftigen Farben Schwächen haben.
Lesetipp: Die Smartphones mit den besten Kameras 2025 im Test
Find X9 Pro im Kameratest: Die aktuell beste Fotoqualität 2025
Selbstverständlich haben wir das Find X9 Pro wieder durch unser neutrales und unbestechliches Testlabor geschleust und jede Kamera mit zwei verschiedenen Lichtbedingungen gemessen und bewertet. Zusätzlich haben wir auch den Tele-Konverter aufgeschraubt, um seine optische Leistung zu messen. Dazu aber später mehr.
Das beste Ultraweitwinkel
Das Ultraweitwinkel des Find X9 Pro ist das aktuell beste auf dem Markt. Zumindest, wenn man Aufnahmen bei Tageslicht betrachtet. Dort liefert die Optik bei voller Auflösung eine Detailtiefe, an die andere Phones nicht herankommen. Nachts kommt das Oppo nicht an die Detailtiefe des Pixel 10 Pro XL heran, das auf diesem Gebiet zu den besten Geräten gehört. Zudem hatte unser Messtechniker Schwierigkeiten, überhaupt ein scharfes Bild zu bekommen.
Sehr starke Hauptkamera
Auch die Hauptkamera gehört zur Crème de la Crème der Smartphone-Fotografie. Bei viel Licht liefert sie die zweitbeste 2025 von uns gemessene Fotoqualität. Auch hier entpuppt sich der Nachtmodus als leichte Schwachstelle. Zwar ist die Qualität immer noch sehr gut, kommt aber nicht an die überragenden Fotos des Pixel 10 Pro XL heran, das immer noch die Nachtfoto-Krone aufhat.
Das beste 200-MP-Tele auf dem Markt
Beim Tele setzt sich Oppo mit dem Find X9 Pro aufs Treppchen. Keine andere Optik liefert so gute Fotos ab. Das gilt diesmal sowohl für Aufnahmen bei Tageslicht als auch bei schlechten Lichtbedingungen. Damit lässt das Oppo das Vivo X200 Pro (knapp) und Honor Magic 7 Pro (bei Tageslicht knapp) hinter sich, die ebenfalls mit 200-MP-Teles ausgestattet sind. Mit 200 MP bekommt man wirklich eine ungeahnte Detailtiefe. Mit rund 55 MB aber auch sehr große Dateien. Die volle Auflösung zu nutzen, lohnt sich in den seltensten Fällen.
Oppo Find X9 Pro: Kameratest
| Kamera | Lichtbedingung | Bewertung Fotoqualität |
|---|---|
| Ultraweitwinkel | überragend (100 Punkte) |
| Weitwinkel | überragend (103 Punkte) |
| hell | Nacht | überragend | sehr gut |
| 3-fach Zoom (200 MP) | überragend (122 Punkte) |
| 6-fach-Zoom digital | sehr gut (91 Punkte) |
| GESAMTWERTUNG | ÜBERRAGEND (105 PUNKTE) |
Telekonverter von Hasselblad sorgt für Systemkamera-Feeling
Das Besondere am Find X9 Pro ist der optionale Telekonverter. Er sieht aus wie ein Mini-Objektiv von Hasselblad und ist komplett aus Metall gefertigt. Die Verarbeitungsqualität der Optik ist also hervorragend, was man sowohl von Hasselblad als auch vom hohen Preis (499 Euro) erwarten darf.
Zum Hasselblad-Set gehört eine spezielle Schutzhülle aus Kevlar, eine Platte mit Bajonett-Anschluss und natürlich das Objektiv. Die Hülle ist wie das Objektiv von exzellenter Qualität. Sie ist vor allem sehr dünn und extrem stabil. Um die Kameraeinheit herum bietet sie Führungsrillen, auf die die Platte mit dem Bajonett-Anschluss geschoben wird. Danach muss man nur noch das Objektiv aufstecken.
In der Kamera-App steht für das Fotografieren mit der Optik ein spezieller Modus bereit, da das Objektiv Bilder kopfüber aufnimmt. Wichtig zu wissen: Ist die Tele-Optik einmal aufgeschraubt, lässt sich nur noch mit dem Teleobjektiv fotografieren. Die Montageplatte verdeckt alle anderen Kameras des Find X9 Pro. Aber die Aufsteckoptik wäre beim Fotografieren ohnehin immer im Bild.
Ihr merkt schon: der Prozess ist nicht ganz so komfortabel und das Fotografieren mit dem Adapter ist mit Einschränkungen verbunden. Doch bringt er immerhin qualitativ einen Mehrwert?
Mit Telekonverter wird die Fotoqualität noch besser
Und ob! Mit aufgesetzter Optik erreicht das Find X9 Pro einen 10-fachen optischen Zoom. In der Kamera-App stehen dafür die Stufen 10x, 20x und 40x zur Auswahl. Besonders auffällig ist das verbesserte Bokeh, das Porträts eine deutlich natürlichere Hintergrundtrennung und insgesamt ästhetischere Tiefenwirkung verleiht.
Die Fotoqualität ist zudem bei 10-, 20- und 40-facher Vergrößerung besser als der reine Digitalzoom des Find X9 Pro ohne Konverter. Gerade wer 40-fach zoomt, sieht den größten Unterschied. Auch die sehr gute Tele-Kamera des Pixel 10 Pro XL (optischer 5-fach-Zoom) kann trotz starker Software-KI-Magie nicht mithalten.
Spannend ist auch ein Vergleich des 10-fachen optischen Zooms mit anderen Smartphones. Beim Find X9 Pro ist er besser als sein digitales Pendant und besser als der des Pixel 10 Pro. Da echte optische 10-fach-Zooms in Smartphones selten sind, hat Oppo hier fast ein Alleinstellungsmerkmal mit dem Adapter. Nur das kürzlich vorgestellte Huawei Pura 80 Ultra kann dem Find X9 Pro mit Telekonverter in puncto Bildqualität annähernd Konkurrenz machen.
So gut die Qualität ist: auffällig im Test war wauch der veränderte Bildeindruck mit und ohne Konverter. So haben die Bilder ohne Aufsatz einen leichten Magentastich, mit Konverter wirken sie etwas grünlich. Hier scheint etwas mit dem Weißabgleich nicht ganz zu passen. Was insofern spannend ist, da Oppo mit dem Spektralsensor explizit eine Lösung dafür an Bord hat. Der Sensor ist bei aufgesetztem Tele aber leider auch verdeckt.
Bessere Nachtaufnahmen mit dem Tele-Konverter
Wer mit dem Konverter nachts auf Fototour geht, verliert durch das viele Glas etwas Lichtstärke. Im Test haben wir gesehen, dass sich die Verschlusszeit verlangsamt und der ISO-Wert steigt. Im Grunde ist das aber vollkommen egal, denn auch nachts ist die Fotoqualität mit Konverter immer noch besser als ohne.
Sowohl gegenüber dem Digitalzoom des Find X9 Pro als auch der digitalen Lösung des Pixel 10 Pro. Selbst der optische 10-fach-Zoom des Huawei Pura 80 Ultra erreicht nicht die Detailtiefe.
Find X9 Pro mit Hasselblad-Telekonverter: Lohnt sich das 500-Euro-Zoom-Upgrade wirklich?
Bleibt am Ende die Frage: Lohnt sich der Aufpreis von rund 500 Euro für den Telekonverter? Für die meisten Nutzer wohl nicht. Denn zusammen mit dem Smartphone summiert sich der Preis auf etwa 1.800 Euro. Dafür bekommt man bereits eine gute, gebrauchte Vollformatkamera samt Zoomobjektiv.
Trotzdem: Ich war erstaunt, wie viel besser die Fotoqualität mit einer Aufstecklinse tatsächlich werden kann, wenn der dahinterliegende Sensor ebenfalls eine hohe Qualität und Auflösung bietet.
Wer gern Porträts oder Detailaufnahmen macht, bekommt mit dem Konverter ein hochwertiges, spannendes Werkzeug, das das Fotografie-Erlebnis spürbar verändert. Das Find X9 Pro verwandelt sich damit zu einer Systemkamera mit Teleobjektiv. Insgesamt eine spannende Entwicklung und ein mutiger Schritt von Oppo, der zeigt, wie viel Potenzial in mobiler Fotografie steckt.
Für die nächste Generation wünsche ich mir ein hochwertiges Objektivset mit mehreren Brennweiten für die Hauptkamera. Oder aber ein Zoom, mit dem man fotografisch noch mehr Möglichkeiten hat.