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Apple Music im Test
Wie gut ist Apple Music? Wir haben uns im Test den neuen Streaming-Dienst auf iPhone, iPad, Mac und PC angesehen. Und die Ohren aufgesperrt.
- Apple Music im Test
- Apple Music: Preis und Klang

Mit iTunes und dem digitalen Verkauf von Musik hat Apple den Vertrieb und den Konsum von Musik seit 2001 revolutioniert. Dennoch verpassten Steve Jobs und nach ihm Tim Cook einen Trend: Musik-Streaming in Form eines Abos. Um hier wieder aufzuholen, kaufte Apple im Mai 2014 die Firma Beats samt Kopfhörersparte und Streaming-Dienst und verdient seither prächtig an den Kopfhörern von Dr. Dre und Jimmy Iovine. Aus Beats Music wurde Apple Music.
Dieser Dienst besteht aus dem Radiosender Beats 1, diversen Genre- und Künstler-Streams, personalisierten Vorschlägen, einem Social Network und der Möglichkeit, nach Titeln zu suchen und diese abzuspielen.
Echtes Radio
Apple vermarktet Beats 1 als klassischen Radiosender: Statt Algorithmen kümmert sich hier eine Mannschaft aus Fleisch und Blut um das Programm. DJs und Redakteure sitzen an Mikros und Mischpulten, etwa Zane Lowe, Ebro Darden oder Julie Adenuga - weltweit anerkannte Musikspezialisten, Radiomoderatoren und Trendsetter. Apple spricht von Studios in New York, Los Angels und London, aus denen "24/7 weltweit gesendet" wird. Live. Keine Pause- Funktion, kein Nachhören als Podcast, keine Interaktion.
Anders die weiteren "Radiostationen": "On the Dancefloor" zelebriert die 70er, "Urban Sounds" pumpt Hip-Hop- und R&B-Beats, und auf "Electronic" gibt's - richtig - elektronische Musik. Drei weitere Stationen sind "featured", etliche mehr verarbeiten die gängigen Genres. Man kann diese Stationen eher mit dem Prinzip anderer Streaming-Dienste vergleichen: Hören, liken, zum nächsten Track springen oder einen eigenen Sender mit ähnlichen Titeln erstellen. Kein Live-Erlebnis, keine DJs.
Wie funktioniert´s?
Apple Music läuft auf aktuellen iPhones, iPads und iPods (touch), Macs und PCs mit neuester iTunes-Version. Für Apple TV gibt's noch keine App - man muss Beats One oder seine Musik aus Apple Music über AirPlay auf das kleine Kästchen streamen. Auch auf Android-Geräten funktioniert Apple Music noch nicht, soll es aber wie Apple TV ab Herbst tun. Über das iPhone lässt sich mit Apple Music auch unterwegs per Mobilfunknetz Musik hören.

Unser Verbindungstest: Eine Fahrt durch den Münchner Untergrund per S-Bahn hinaus ins Voralpenland, ein iPhone 6 Plus im O2-/E-Plus-Netz im Anschlag. Auf der ganzen Strecke wechselt die Verbindung erfahrungsgemäß andauernd - von LTE über ein völlig überlastetes 3GNetz rund um den Hauptbahnhof bis hin zu Edge in den Waldabschnitten. Und wir wurden auf das Positivste überrascht, denn wir erlebten während der einstündigen Fahrt keinen einzigen Abbruch der Wiedergabe! Von einer Umstellung der wiedergegebenen Bitrate war ebenfalls nichts zu spüren. Der Datenverbrauch innerhalb dieser Stunde lag bei 45 Megabyte - sehr überschaubar.
Wer seinen Datentarif nicht belasten will, kann sich zu Hause mit der Option "Offline bereitstellen" einzelne Titel, Alben oder Playlists herunterladen und sie dann ohne Netzverbindung hören.
Social Network inside
Mit "connect" integriert Apple ein Soziales Netzwerk, über welches die Künstler mit ihren Fans in Kontakt treten können und umgekehrt. Sozusagen eine Kundenbindungswerbeplattform, auf der man kommentieren, liken und teilen kann. Hintergrundinfos zu neuen Alben, das gerade fertiggestellte Musikvideo oder Fotos vom letzten Gig seines Stars findet man in "connect". Im Unterschied zu Facebook posten die Künstler hier allerdings eher selten und auch wirklich nur Dinge, die mit ihrer Kunst oder aktuellen Produktionen zu tun haben, weniger Persönliches.
Wie fühlt es sich an?
Für Apple-Verhältnisse fühlt sich Music mit seinen zig Bestandteilen kompliziert an. Es gibt nach wie vor "Meine Musik" - Tracks, die man selbst in die Mediathek gelegt hat, gekauft und heruntergeladen hat oder die noch in der Cloud liegen. Dann gibt es die Rubrik "Für dich" - hier sammelt Apple abhängig von initial abgefragten Vorlieben und der vorhandenen Musik Vorschläge für den Abonnenten. Bei einem Hip-Hop-Fan zum Beispiel sind diese kategorisiert nach Alben einer bestimmten Gruppe oder eines Labels sowie nach Gruppen, die einen bestimmten Künstler in der Playlist des Hörers beeinflusst haben.
Unter "Neu" finden sich soeben erschienene Titel, die wiederum auf viele Kategorien verteilt sind: Playlisten von Kuratoren (so nennt Apple die Redakteure, die Playlisten manuell erstellen), Toptitel, kürzlich erschienen, auf connect entdeckt, Newcomer und viele mehr. Hier ist eher eine Entdeckungsreise angesagt als strukturiertes Suchen und Finden. Ist man auf Letzteres aus, hämmert man wie gewohnt Künstler, Album oder Titel ins Suchfeld und kann die gewünschte Musik aus dem Ergebnis abspielen.

Kompliziert: Findet man einen Titel über den iTunes Store - eine weitere Rubrik in Apple Music -, verlangt Apple Geld und fordert zum Kauf auf, damit man das Stück hören kann. Findet man dasselbe Lied über die Suche in Apple Music, muss man es nicht kaufen, sondern kann es im Rahmen des Abos anhören. Leider gilt das nicht für alle Titel.
Zu jedem Titel oder Album gibt es zahlreiche Optionen: Like, nächster Titel, auf "Nächste Titel"-Liste, Sender starten, zu "Meine Musik" hinzufügen, im iTunes Store zeigen, Sender teilen, Titel teilen, zu einer Playlist hinzufügen, offline bereitstellen. Jawoll! Trotzdem: Die Bedienoberfläche ist ansprechend, Appletypisch hochwertig und leicht erlernbar.