True-Wireless-Kopfhörer mit ANC für 150 Euro
Beats Studio Buds im Test: den Airpods Pro auf den Fersen
Doppelte Premiere bei Beats: Die Studio Buds sind die ersten kabellosen In-Ears mit Noise Cancelling der Apple-Tochter. Und sie taugen auch für Android. Was sagt der Test?

Mit den Studio Buds für 150 Euro legt die Apple-Tochter Beats nicht nur ihre ersten komplett kabellosen In-Ears vor, sondern auch die ersten mit aktiver Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancelling). Dieses Privileg war im Hause Apple bislang den Airpods Pro vorbehalten. Schaffen sich die Kalifornier damit Konkurrenz aus eigenem Stall? Schauen wir mal.
Klang überzeugt auf ganzer Linie
Fangen wir mit der Hauptsache an: dem Klang. Hier können die Stöpsel gleich voll punkten. Mit dynamischer, unverfälschter Abstimmung, die Details fein herausarbeitet und sauber nebeneinanderstellt, sind die Buds auf Anhieb sympathisch. Auch Stimmen finden eine adäquate Bühne – egal, wie wild der Sound um sie herum tobt. Wer mit der Marke Beats eine extrem basslastige Abstimmung verbindet, kann beruhigt sein. Was nicht heißen soll, dass die Studio Buds vor tiefen Tönen kneifen. Im Gegenteil: Selbst Frequenzen aus den untersten Etagen werden im Kontext angemessen akzentuiert, ohne die Mitten und Höhen zu verdrängen.
ANC sorgt für Ruhe
Die Geräuschunterdrückung hat allerdings anders als bei den Airpods Pro hörbare Auswirkung auf das Klangbild: Ohne ANC ist der Sound voluminöser, tiefenbetonter und druckvoller. Mit ANC (auch im Transparenz-Modus) hellt sich die Szenerie auf. Was uns auf Dauer meist besser gefallen hat. Manchmal tut aber auch der Extra-Kick gut. Wer Apple Music nutzt: Die Studio Buds unterstützen 3D-Audio mit Dolby Atmos.
Stichwort ANC: Die Studio Buds bieten wie die Airpods Pro drei Stufen (Geräuschunterdrückung, Aus, Transparent). Sie filtern mit aktiviertem ANC Umgebungsgeräusche sehr gut heraus und schotten einen weitgehend ab, auch ohne Musikeinspielung. Wobei man dann ein leichtes Rauschen im Ohr hat, das im Transparenzmodus, in dem Stimmen und Geräusche durchgeleitet werden, noch wesentlich deutlicher zutage tritt. Startet die Playlist, ist davon aber nichts mehr zu hören. Insgesamt hat Apple das Thema dennoch besser im Griff: Die Airpods Pro (hier geht's zum Test) arbeiten auch ohne Musik nahezu rauschfrei und mischen im Transparenzmodus Stimmen und Geräusche natürlicher ins Ohr als die Studio Buds.
Sitzen bequem und sicher
Auch beim Sitz haben die Airpods Pro die Nase vorn: Mit ihrer wirkungsvollen Entlüftung und dem federleichten Sitz ist ihr Tragekomfort für uns bislang unerreicht. Die 5 Gramm leichten Studio Buds sitzen aber ebenfalls bequem und sicher, auch hier lindert eine Lüftung den Druck. Dank IPX4 sind die Buds wie die Pros gegen Schweiß und Spritzwasser geschützt und somit sporttauglich. Drei unterschiedlich große Silikon-Aufsätze zur persönlichen Justage liegen bei.
Das abgerundete Ladecase präsentiert sich mit mattem Finish als Handschmeichler und passt auch in die Hosentasche. Mangels Einkerbung oder kleiner Nase rutscht der Daumen beim Versuch, es zu öffnen, anfangs ins Leere, mit etwas Druck auf den Deckel klappt dieser aber zuverlässig auf. Kabellos laden kann man das Case nicht, ein 20 Zentimeter kurzes USB-C-auf-USB-C-Kabel liegt bei. Das kann zwar mit dem iPhone-Netzteil nichts anfangen, passt aber an Laptop oder eine Powerbank. Als Laufzeit für die Buds gibt Beats 5 Stunden mit ANC an, mit Ladestopps im Case sind bis zu 15 Stunden drin (ohne ANC: 8/24 Stunden). Das sind keine Traumwerte, geht aber im Alltag in Ordnung. Droht der Energienotstand, reichen 5 Minuten Aufladen für bis zu eine Stunde Laufzeit ohne ANC.

Echte Tasten erleichtern Steuerung
Sehr gut: Statt über frickelige Sensorflächen läuft die Steuerung von Start/Stopp, Titelsprung und ANC über leichten Druck auf die b-Tasten rechts oder links, wobei Eingaben mit haptischem Feedback quittiert werden. Das klappt zuverlässig und besser als das Gefummel an den Stielen der Airpods Pro. Ganz zu schweigen von anderen Herstellern. Ein kurzer Tipp startet und stoppt die Wiedergabe. Ein schneller Doppeltipper springt einen Titel weiter, drei kurze Drücker bringen einen zum vorherigen Song. Die Lautstärke lässt sich dagegen nur am Smartphone, mit einer kompatiblen Smartwatch (wir nutzten im Test eine Fitbit Sense) oder per Sprachassistent anpassen.
Wenn man den Sitz im Ohr modifizieren will, muss man allerdings aufpassen, dass man nicht eine Taste erwischt. So haben wir anfangs ein, zwei Testanrufe ungeplant beendet. Apropos: Telefonieren kann man mit den Studio Buds in bester Qualität. Die Sprachverständlichkeit ist in beide Richtungen sehr gut.
Einen Lagesensor, der beim Herausnehmen die Wiedergabe automatisch stoppt, bieten die Studio Buds nicht (die Airpods Pod schon). Auch ist kein H1-Chip verbaut, der den nahtlosen Übergang zwischen Apple-Geräten sowie geteiltes Audio mit einem anderen Apple-User erlaubt. Und es finden sich weniger Features in den Einstellungen.


Feintuning in iOS
Bei iPhones sind die Einstellungen in iOS integriert. Wo man sie findet, müssen Apple-Kopfhörer-Newbies jedoch erst einmal recherchieren, denn eine detaillierte Anleitung liegt den Studio Buds nicht bei. Des Rätsels Lösung: Öffnet man am iPhone das Kontrollzentrum (Wischer von der rechten oberen Ecke) und drückt lange auf die Lautstärkeregelung (erkennbar an den beiden stilisierten Ohrstöpseln), kann man die ANC-Einstellung umschalten. Weitere Einstellmöglichkeiten finden sich im Bluetooth-Menü: Tippt man auf das „i“ neben den Studio Buds, öffnet sich ein Fenster, in dem sich die Tastenbelegung bei langem Druck links und rechts entweder mit der Geräuschkontrolle (ANC) oder mit dem Sprachassistenten des Handys belegen lässt.
Einfache Kopplung mit iOS und Android
Die Kopplung mit dem Smartphone läuft stabil über Bluetooth 5.2 und gelingt kinderleicht – und zwar mit iPhones wie mit Android-Geräten. Für Android steht im Playstore die Beats App bereit, über die sich die Stufen der Geräuschunterdrückung und die Lautstärke regeln lassen. Zudem informiert die App über die verbleibende Laufzeit und anstehende Firmwareupdates.
Praktisch hier wie da: Sind die Stöpsel nicht auffindbar, kann man sie unter iOS mittels „Wo ist?“, unter Android über „Mein Gerät finden“ lokalisieren und, sofern man sie in näherer Umgebung vermutet, einen ansteigenden Ton abspielen lassen. Ebenfalls lobenswert: Beats verzichtet auf Plastik in der Verpackung und verwendet laut eigenen Angaben 92 % pflanzliches Material aus recycelten Fasern und nachhaltiger Forstwirtschaft. Gut so.

Fazit: Sehr guter zweiter Platz
Die Airpods Pro sind mit exzellentem ANC und herausragendem Tragekomfort immer noch die Nummer 1 im Apple-Kosmos. Doch die Studio Buds müssen sich beileibe nicht verstecken. Der Verzicht auf Kabel und die einfache Steuerung über die Multifunktionstasten sorgen für Komfort im Alltag. Auch die Geräuschunterdrückung arbeitet effektiv. Das Wichtigste ist aber der Klang – und hier können die Studio Buds mit einer rundum gelungenen Performance überzeugen.