On-Ear-Kopfhörer
Bowers & Wilkins PX: Noise-Cancelling-Kopfhörer im Test
Bowers & Wilkins genießen einen exzellenten Ruf als Boxenhersteller. Wenn die Engländer jetzt einen Noise-Cancelling-Kopfhörer machen, ist das mehr als ein Einknicken vor einer Mode. Beim PX wird audiophiler Klang massentauglich.

Bei Bowers & Wilkins hat man normalerweise nur einen einzigen Gedanken: Lautsprecher. Dabei hat der britische Traditionshersteller auch ein kleines, aber feines Portfolio an Kopfhörern jeglicher Bauart vorzuweisen.
Ein Segment war bislang noch nicht besetzt, aber das ändert sich jetzt: Der PX ist der erste Kopfhörer von B&W mit Bluetooth und Geräusch unterdrückung. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 400 Euro stellen sich die Briten dem direkten Konkurrenzkampf mit Branchenführer Bose und sind dafür auch bestens ge rüstet: Der PX ist aus hochwertigen Materialien gefertigt und hervorragend verarbeitet.
Besonders gut gelungen ist das Design. Der Kopfhörer ist entweder als auffälliges Schmuckstück mit dunkelblauer Stoff bespannung und Applikationen in Gold oder als unscheinbarer Begleiter in Schwarz und Grau erhältlich. Dort, wo er am Kopf aufliegt, also an der Unterseite des Kopfbügels und an den Ohr polstern, ist er mit schwarzem Kunstleder bespannt.
Der PX ist ohrumschließend konzipiert, aber dafür äußerst kompakt gestaltet und liegt auch ziemlich eng an. Für den mobilen Gebrauch ist das ideal, und die Stabilität, mit der er auf dem Kopf sitzt, lernt man in hektischen Umgebungen wie dem morgendlichen Berufsverkehr schnell zu schätzen. An den straffen Sitz und die etwas kleinen Hörmuscheln muss man sich anfangs allerdings erst ein mal gewöhnen.

Smart-head-phone
Bowers & Wilkins punktet beim PX aber nicht nur mit attraktivem Design, sondern auch mit smarter Technik. Über Sensoren im Gehäuse registriert der Kopfhörer, wenn man ihn aufsetzt und schaltet sich automatisch ein. Wird man angesprochen während er läuft und hebt den Kopfhörer auf einer Seite vom Ohr ab, um sein Gegenüber besser zu verstehen, pausiert die Wiedergabe so lange bis der Kopfhörer wieder normal sitzt. Dasselbe passiert auch, wenn man den Kopfhörer um den Hals hängt.
Setzt man ihn ganz ab, geht er automatisch in den Standby-Modus. Solche Funktionen sind komfortabel und verlängern gleichzeitig die Akkulaufzeit, was beim PX jedoch nicht unbedingt nötig wäre. Ganze 22 Stunden soll der Kopfhörer bei vollem Betrieb mit Bluetooth und Noise-Cancelling durchhalten, ohne die beiden stromfressenden Funktionen sogar noch deutlich länger. Da ist es nicht weiter tragisch, wenn man unterwegs ist und das Ladekabel einmal vergessen hat.
Genauso beeindruckend wie die lange Akkulaufzeit ist die durchdachte Noise-Cancelling-Funktion. Weil eine maximale akustische Abschottung nicht in jeder Situation sinnvoll ist, lässt sich per App einstellen, wie stark Umgebungsgeräusche unterdrückt werden sollen. Drei vorprogrammierte Szenarien sorgen dafür, dass bestimmte Schallanteile hörbar bleiben. Besonders im Straßenverkehr kann so eine Funktion sogar überlebenswichtig sein.

In allen klanglich relevanten Punkten geht Bowers & Wilkins keine Kompromisse ein. Intern verarbeitet der Kopfhörer alle Signale mit 768 kHz und bei Bluetooth-Verbindungen unterstützt er den hochqualitativen Standard aptX HD. Solche Eckdaten sind aber noch lange kein Garant dafür, dass ein Gerät am Ende tatsächlich gut klingt. So war es schließlich immer noch überraschend, mit wie viel Esprit der PX zu Werke ging.
Voller Elan arbeitete er sich durch die Musiksammlung auf dem Smartphone, blieb dabei aber immer feinfühlig und ließ keine Details verloren gehen. Ein leicht überbetonter Grundton unterstreicht diesen Taten drang sogar noch, der PX ist ein wahrhaftiges Energiebündel, dem eine solche Abstimmung sehr gut steht.

Perfekt angepasst: Die Geräuschunterdrückung von Bowers & Wilkins
Die Noise-Cancelling-Funktion lässt sich beim Bowers & Wilkins PX über eine App feinjustieren. Dafür sind drei Szenarien vorprogrammiert: Im Flugmodus (Flight) wirkt die Geräuschunterdrückung am stärksten und blendet insbesondere tieffrequenten Lärm bis etwa 1 kHz äußerst wirkungsvoll aus, im Mittel beträgt die Dämpfung etwa 27 dB.
Der Stadtmodus (City) lässt dagegen relativ viel Schall passieren, um eine totale akustische Abschottung von der Umwelt zu verhindern. Die Dämpfung beträgt nur etwa 11 dB – das soll vor allem die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen.
Interessant ist der Büromodus (Office). Er unterdrückt den typischen Hintergrundlärm sehr effektiv, lässt aber Stimmen durch. So kann man schneller reagieren, falls man direkt angesprochen wird. Wenn die Noise-Cancelling-Funktion nicht aktiviert ist, schottet der Kopfhörer mit seinem geschlossenen Gehäuse schon relativ viel Schall ab.
Für die beiden Szenarien Stadt und Büro werden einzelne Frequenzbänder vom Kopfhörer sogar aktiv verstärkt, um den beabsichtigten Effekt zu erzielen. Über einen Schieberegler (Voice Passthrough) kann man dieses Verhalten dann noch genauer kontrollieren.
Fazit
Flottes Aussehen, smarte Technik und satter Klang: Mit diesem Kopfhörer ist Bowers & Wilkins ein Coup gelungen.