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Bluetooth-Lautsprecher

Bose SoundLink Plus im Test: Ein Gentleman mit Charakter

Um aus der breiten Masse herauszustechen, muss man manchmal eigene Wege gehen. Das hat Bose seit jeher verstanden – mit Erfolg. Inwieweit das Credo des Unorthodoxen auch auf den SoundLink Plus zutrifft, zeigt unser Test.

Autor: Frederick Heinz • 31.7.2025 • ca. 6:05 Min

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Der Bose SoundLink Plus erweist sich durch sein zurückhaltendes Design als wahrer Gentleman.
© Bose

Unkonventionelle Ansätze sind und waren schon immer das Geheimnis hinter dem Erfolg von Bose. Sei es der legendäre 901-Lautsprecher, das Wave Music System oder die Acoustimass-Systeme. Bose folgte einem „psychoakustischen” Ansatz und konnte sich damit bis heute am Markt behaupten.Ob sich diese...

Unkonventionelle Ansätze sind und waren schon immer das Geheimnis hinter dem Erfolg von Bose. Sei es der legendäre 901-Lautsprecher, das Wave Music System oder die Acoustimass-Systeme. Bose folgte einem „psychoakustischen” Ansatz und konnte sich damit bis heute am Markt behaupten.

Ob sich diese alternativen Herangehensweisen jedoch auch bei Bluetooth-Lautsprechern anwenden lassen und ob dies ausreicht, um sich in diesem hart umkämpften Segment von der breiten Masse abzuheben, ist eine andere Frage.

Um dies herauszufinden, haben wir den zweitgrößten Bluetooth-Lautsprecher der bekannten US-Marke in unserem Test auf Herz und Nieren geprüft. Frei nach dem Motto „You never get a second chance to make a first impression” nehmen wir als Erstes das Design und das Gehäuse genau unter die Lupe.

Marketingexperten wissen schließlich schon lange, dass sich die Klangcharakteristik eines Lautsprechers auch im Design widerspiegeln sollte.

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Nur bei professioneller Beleuchtung im Fotostudio kommt der SoundLink Plus so spektakulär zur Geltung. Sie betont die dezenten Mulden für die Bedientasten besonders gut.
© Bose

Design und Gehäuse: what you see is what you get

Dieses Prinzip weckt Vertrauen und kann, wenn es richtig umgesetzt wird für eine treue Fanbase sorgen. Beim SoundLink Plus fällt zunächst die angenehm zurückhaltend gestaltete, minimalistische und aufgeräumte Front positiv auf.

Sie wird von dem großen Lochgitter und dem dezenten Logo geprägt, das oben mittig platziert ist. Das Verhältnis von perforierten und geschlossenen Flächen folgt nahezu dem silbernen Schnitt.

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Neben frischem Zitrusgelb ist der Bose SoundLink Plus auch in kühlem blau und nüchternem Schwarz erhältlich.
© Bose / Bildmontage: WEKA Media Publishing GmbH

Die Designsprache ist souverän, unaufgeregt und elegant. Auch die verfügbaren Farben – Schwarz, Blau und Zitrusgelb – zeugen von Stilsicherheit.

Das Gehäuse ist an den Kanten stark abgerundet, was in Verbindung mit der Gummierung für eine sehr angenehme Haptik sorgt. Bei der Oberfläche habe ich allerdings Bedenken. Meiner Erfahrung nach können solche Gummierungen mit der Zeit klebrig und unansehnlich speckig werden, vor allem bei UV-Einstrahlung und Hitze.

Das wäre für einen Bluetooth-Lautsprecher, der für den Outdoor-Einsatz konzipiert wurde, was durch die IP67-Zertifizierung und das Marketing nahegelegt wird, sehr ungünstig.

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Mit dem neuen Bose SoundLink Plus wird die Lücke zwischen dem kleineren SoundLink Flex und dem größeren SoundLink Max geschlossen.
© Bose

Ob die Oberfläche des SoundLink Plus auch dieses Schicksal droht, kann nur ein Langzeittest zeigen. Ich kann nur hoffen, dass die Bose-Entwickler bei der Materialwahl an diese Gefahr gedacht haben.

Abgesehen von der sehr guten Haptik macht die Gummierung den SoundLink Plus kratzunempfindlich und schützt ihn effektiv vor Stößen und kleinen Stürzen.

Leider bleiben Abdrücke von fettigen Fingern auf der Oberfläche deutlich sichtbar, zudem haften Staub und Haare daran. Dank der hohen Schutzklasse kann man den SoundLink Plus sogar unter fließendem Wasser abwaschen. Ich empfehle trotzdem eher ein feuchtes Tuch.

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Mit einem Gewicht von 1,5 kg und Maßen von 23,1 cm Breite, 10 cm Höhe und 8,6 cm Tiefe ist er noch gut tragbar. Die recht dicke Tragekordel verleiht dem cleanen Design einen verspielten Touch, ist für meinen Geschmack allerdings zu kurz geraten.

Durch die Schlaufe passen je nach Umfang zwei bis drei Finger. Für das längere Tragen in der Hand gibt es bessere Lösungen. Dafür kann man aber hervorragend einen Karabiner daran befestigen. Die Kordel macht einen äußerst robusten Eindruck, ebenso wie das komplette Gehäuse, dessen Verarbeitung keinen Grund zur Kritik lässt.

Die Technik: Wie viel Extravaganz steckt im SoundLink Plus?

Ein Blick auf das Datenblatt verrät, dass Bose bei diesem Modell keinen exotischen Sonderweg eingeschlagen hat – wie auch bei den anderen Modellen der SoundLink-Serie. In ihm steckt solide und bewährte Technik. Doch auch aus unspektakulären Komponenten das Maximum herauszuholen, ist eine Spezialität von Bose.

Konnektivität und Akku

Der SoundLink Plus nimmt über Bluetooth 5.4 Verbindung auf und unterstützt aptX Adaptive, was Audiophile freuen dürfte.

Er lässt sich mit einem weiteren Lautsprecher koppeln. Dabei kann zwischen Stereo- und Party-Modus gewählt werden. Im Stereo-Modus wird zwischen linkem und rechtem Kanal unterschieden, während im Party-Modus beide Boxen ein identisches Mono-Signal erhalten.

Der Stereo-Modus ist allerdings nur sinnvoll, wenn zwei identische Bluetooth-Lautsprecher verwendet werden. Andernfalls kommt es zu klanglichen Abweichungen zwischen dem linken und dem rechten Kanal, wodurch die räumliche Wahrnehmung verfälscht wird.

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Auf der Rückseite befinden sich links unten der USB-C-Anschluss sowie oben rechts hinter dem Lochgitter zwei der insgesamt vier Bassradiatoren.
© Bose

Eine Kopplung von mehr als zwei Lautsprechern in leider nicht möglich. Ebenso wenig ist eine Kopplung mit Bluetooth-Boxen anderer Hersteller möglich, da Bose einen proprietären Standard verwendet. Dafür ist aber die Verbindung zu älteren Bose-Lautsprechern gewährleistet.

Insgesamt löst die Konkurrenz das Thema Kopplung mit weiteren Lautsprechern deutlich besser. Party-Modus mit mehr als zwei Lautsprechern und der herstellerübergreifende Auracast-Standard sollten bei Bose dringend auf der Agenda stehen.

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In der Bose-App können unter anderem Tipps zum Akku abgerufen und die Belegung der Shortcut-Taste geändert werden.
© WEKA Media Publishing GmbH

Die USB-C-Schnittstelle dient ausschließlich zum Laden des SoundLink Plus oder in der Funktion als Powerbank zum Laden angeschlossener Mobilgeräte. Leider wird die Übertragung verlustfreier Audioformate nicht unterstützt.

Mit 20 Stunden bei mittlerer und vier Stunden bei Maximallautstärke hat der Akku eine ordentliche Laufzeit, stellt aber keine Rekorde auf. Die Ladezeit fällt mit bis zu fünf Stunden im Vergleich zu den Mitbewerbern von JBL und Marshall, jeweils drei Stunden, etwas zu lang aus.

Da der SoundLink Plus über keine Schnelladefunktion verfügt, hat er in diesem Bereich ebenfalls das Nachsehen.

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Verstärker und Treiber

Wie es sich für einen Gentleman gehört, hüllt sich Bose bei den genauen Spezifikationen des Class-D-Verstärkers oder der verwendeten Treiber in Schweigen. Das erinnert ein wenig an die Zurückhaltung von Rolls-Royce bei der Angabe technischer Daten.

Auf die Frage nach der Motorleistung ihrer Luxuskarossen antwortet der britische Nobelhersteller nämlich lapidar: „Sie haben genug Kraft.“ Understatement pur!

Im SoundLink Plus sind an der Front ein Hochtöner, ein Tiefmitteltöner und zwei Passivmembranen verbaut. Auf der Rückseite befinden sich zwei weitere Passivmembranen im länglichen „Racetrack“-Format.

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Im SoundLink Plus sind auf der Vorderseite ein Hochtöner, ein Tiefmitteltöner sowie zwei Passivmembranen verbaut. Auf der Rückseite befinden sich zwei weitere Passivmembranen.
© Bose

Wichtiger als die nackten Zahlen ist jedoch die Tatsache, dass Bose seit Jahrzehnten versiert im Umgang mit DSPs (Digital Signal Processors) ist. Aufgrund dieser Erfahrung ist das Unternehmen in der Lage, selbst aus sehr günstigen Treibern eine erstaunliche Klangqualität zu erzielen.

Damit sind wir beim wichtigsten Thema eines Lautsprechertests: dem Klang.

Wie gut ist die Klangqualität des Bose SoundLink Plus?

Bose geht bei der tonalen Abstimmung eigene Wege, wodurch sich der SoundLink Plus von der Masse abhebt. Die US-Amerikaner wollen weder die Lautesten sein noch neue Tiefbassrekorde aufstellen.

Bei geringer Lautstärke erfolgt die bei Bluetooth-Lautsprechern übliche Anhebung tiefer Frequenzen. Im Gegensatz zu anderen Herstellern erstreckt sich diese Anhebung beim SoundLink Plus jedoch über den Bass ab ca.80 Hz bis in den Grundtonbereich und erreicht ihr Maximum bei ca. 160 Hz.

Der weitere Frequenzgang ist leicht wellig, insgesamt aber neutral und harmonisch. Ab dem Superhochtonbereich fällt er steil ab.

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Die Diagramme zeigen den Frequenzgang mittig vor der Box in 1 m Distanz bei niedriger (blau) sowie hoher (rot) Lautstärke und die dabei auftretende Verzerrung (gestrichelt). Die SoundLink Plus musiziert mit leicht betontem Bass und ausgewogenen Mitten, aber etwas leisen Höhen. Bei hoher Lautstärke wird das Klangbild mitten­betont. Maximaler Schalldruckpegel bei 100 Hz und 1 kHz: 88/92 dBSPL. Lautstärkeabhängige untere Grenz­frequenz: 56–72 Hz (bei 86/90 dBSPL).
© WEKA Media Publishing GmbH

Bei hohen Pegeln entfernt sich der SoundLink Plus noch mehr vom Mainstream-Pfad. Anstatt den Frequenzverlauf durch Anhebung der Mitten und Höhen zu linearisieren, bleiben die Höhen vom DSP unangetastet, während der komplette Mittenbereich deutlich akzentuiert wird.

Davon profitieren vor allem sonore Männerstimmen und Saiteninstrumente. Helle Frauenstimmen und die für die Tragfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit der Stimme wichtigen „Sängerformanten” zwischen 2,6 und 3,4 kHz geraten hingegen etwas ins Hintertreffen.

Das klingt jetzt schlimmer, als es ist, denn es führt zu einer Fülle an Textur im Mittenbereich und einem warmen, niemals nervigen und geschmeidigen Klang.

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Durch eine gezielte Höhenanhebung lässt sich der dominante Oberbass- und Mittenbereich bei hohen Lautstärken ausgleichen.
© WEKA Media Publishing GmbH

Mithilfe des 3-Band-Equalizers lässt sich außerdem der Klang anpassen. So ist es möglich, Bass und Mitten abzusenken, um eine linearere Abstimmung zu erzielen – falls gewünscht. Noch besser wäre ein EQ mit mehreren Bändern, um beispielsweise den Bass unterhalb von 80 Hz anzuheben oder etwas mehr Glanz im Superhochtonbereich zu erreichen.

Allerdings sollte eine unbedachte Bassanhebung mit Vorsicht genossen werden, da die Treiber in diesem Bereich schnell an ihre Belastungsgrenzen kommen und Verzerrungen dadurch exponentiell steigen können.

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BoseSoundLink Plus
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Zusätzliche Infos
*Getestet durch Redaktion AUDIO+stereoplay
Juli 2025 Zum Produkt

Fazit:

Ein echter Gentleman zeichnet sich durch vornehme Zurückhaltung und Feingefühl aus. Wenn die Situation es erfordert, kann er auch zupacken. Dies tut er jedoch nie hektisch, sondern mit Bedacht und Souveränität.

Weder prahlt er, obwohl vorhanden, mit seinen Fähigkeiten, noch spielt er sich in irgendeiner anderen Form in den Vordergrund. Trotzdem ist er kein angepasster Mitläufer, sondern besitzt eine ausgeprägte Persönlichkeit und Charisma, die ihm eine natürliche Autorität verleihen.

All diese Eigenschaften treffen auch auf den SoundLink Plus zu: Er hat Charakter, klingt dabei aber nicht exzentrisch oder aufgesetzt. Trotz seiner eher unspektakulären technischen Daten ist er allen zu empfehlen, die seine akustischen Eigenheiten und Qualitäten zu schätzen wissen.

Technische Daten

Vollbild an/aus
Bose SoundLink Plus
Treiber:1 x Hochtöner, 1 x Tiefmitteltöner, 4 x „Racetrack”-Passivmembranen (2 x vorne, 2 x hinten)
Schnittstellen:USB-C (nur zum Laden und für die Powerbank-Funktion), Bluetooth
Bluetooth-Version: 5.4
Kopplung mit weiteren Lautsprechern:Ja, proprietär mit SimpleSync-Verbindung
Akkulaufzeit: 20 Stunden (4 bei maximaler Lautstärke)
Ladezeit: bis zu 5 Stunden
Schutzklasse: IP67
Materialien:Silikon, Polycarbonat, Stahl, Nylon
Maße (B x H x T):23,1 x 10 x 8,6 cm

Bose SoundLink Plus: Angebote und Alternativen

In unserem Vergleichs-Widget (unten / nur ohne Werbeblocker sichtbar) haben wir als Alternative und zum Vergleich neben dem Bose SoundLink Plus auch die Konkurrenten Marshall Middleton II und JBL Charge 6 aufgenommen.

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