Testbericht

Burmester B30

1.3.2010 von Redaktion connect und Malte Ruhnke

Burmester ist eine der wenigen Marken, die auch außerhalb der High-End-Szene eine anerkannte Größe sind. So findet man die chromglänzende Elektronik der Berliner oft auch bei betuchten Musikfreunden, die sich um Kabelklang, Tuningmittel und audiophile LP-Pressungen nicht weiter scheren und einfach nur gediegen Musik hören wollen. Auch ein Burmester-Lautsprecher muss natürlich in repräsentativen, großen Räumen spielen - und das ist akustisch gar nicht so leicht, wenn er zugleich noch wohlgeformt schlank daherkommen soll. Wie die neue B30, die künftig als größtes Modell der "kleinen Serie" sich vor allem an Burmester-Fans wendet, deren Budget nicht unendlich ist und die fürs Geld auch viel Box als Gegenleistung verlangen.

ca. 2:00 Min
Testbericht
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  1. Burmester B30
  2. Datenblatt
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© Archiv

Die Burmester-Lösung sieht ein vollwertiges 3-Wege-Konzept vor, wobei der ovale Basstreiber auf die Boxenseite wandert und sowohl Mittel- wie auch Hochtöner mit speziellen Schallführungen versehen sind, die den Abstrahlwinkel maßvoll begrenzen.

Hinter der Hochtonführung sitzt nicht, wie bei Hörnern üblich, ein von High-Endern oft missträuisch beäugter Druckkammertreiber, sondern ein JET-Hochtöner nach dem Prinzip des Air-Motion-Transformers. Diese mehrfach gefaltete Magnetostatenmembran - also eine Folie mit aufgeklebten Leiterbahnen als Antrieb - zieht sich wie eine Ziehharmonika analog zum anliegenden Signal zusammen- und auseinander. Oft leidet diese Bauart an eingeschränkten dynamischen Fähigkeiten im unteren Einsatzbereich zwischen 3 und 5 kHz - hier hilft der Hornvorsatz ebenfalls, indem er mehrere Dezibel Empfindlichkeit und damit Dynamik herausholt.

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Kein horn: Die Schallführung vor dem JET richtet zwar die Höhen, verzichtet aber auf eine Druckkammer.
© MPS

Die Chassis sind, wie bei den Berlinern üblich, individuell für Burmester gefertigte Speziallösungen - so auch die mit 17 Zentimetern recht groß dimensionierte, getränkte Mitteltönermembran. Diese scheinbare Großzügigkeit hilft akustisch beim Übergang zum seitlich montierten Bass, der im seltenen Oval-Format daherkommt. Er arbeitet rückwärtig auf ein üppiges Bassreflexrohr, dass sich bei Bedarf mit einem mitgelieferten Stopfen verschließen lässt, um Dröhnen zu reduzieren.

Optisch sind Burmester-Produkte immer ein Leckerbissen, da macht die B30 keine Ausnahme. Wer einen Blick ins Innere riskiert, sieht schnell, dass hier kein Blender am Werke ist, sondern auch die Verarbeitung der Mitteltonkammer und die Bedämpfung der Gehäusewände äußerst sorgfältig geriet. Fast könnte man meinen, hier sei mehr Geld in die Schokolade, sprich in den Klang, geflossen als ins Äußere, denn auf glänzenden Chrom und große Metallplatten muss die kleine Serie von Burmester verständlicherweise verzichten.

Wer von einer so massig auftretenden und zudem hornähnlichen Box einen effektbetonten statt audiophilen Auftritt erwartete, sah sich angenehm überrascht: Im Gegensatz zur kleinen Schwester B25, die gerne die eigene Größe klanglich herausschleudert, spielte die B30 nicht übermäßig nach vorn, sondern überzeugte mit ausgewogener Zurückhaltung und einem sauber in die Tiefe gestaffelten Raum. Im Gegensatz zur Konkurrenz von Blumenhofer und Geithain nahm sie es auch mit der Aufstellung nicht ganz so genau und spielte schon ohne stundenlange Optimierung "out of the box" absolut überzeugend. Gladis Knights' "God Bless The Child" ("Before Me", Universal) demonstrierte das hervorragende Rhythmusgefühl der Burmester, die Bass und Schlagzeug zu einem musikalisch mitreißenden Groove vereinte, ohne eines der beiden unnatürlich herauszustellen.

Mit klassischen Klängen, etwa Bruckners 4. Sinfonie (Simone Young), gab sich die B30 betont dezent und zurückhaltend: Bescheiden nahm der Hörer einen Platz in hinteren Parkett ein und lauschte dem weit gefächerten Panorama und der stressfrei-selbstverständlichen Auflösung der im wahrsten Sinne romantischen Sinfonie. Da mochte man bei Streichern und Stimmen etwas Strahle-Glanz und Offenheit vermissen, doch die hervorragende Durchhörbarkeit und die genaue Zeichnung gerade der tiefen und mittleren Stimmen machten das mehr als wett.

Burmester B 30

Burmester B 30
Hersteller Burmester
Preis 9000.00 €
Wertung 99.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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