Testbericht
EAT Yosegi im Test
Mit dem Yosegi bietet das Euro Audio Team nicht nur sein erstes, sondern auch gleich ein optisch einzigartiges MC-System am. Bei stereoplay musste es allerdings noch den Klangtest bestehen.

"Ui, das ist mal hübsch", entfährt es selbst Frauen, die bei Tonabnehmern sonst eher kopfschüttelnd wegschauen. Doch das Yosegi ist eben anders, mit seinem schicken Holzkörper eine echte Augenweide.
Doch die feine Optik dient auch einem höheren technischen Zweck. Das kunstvolle Zusammenkleben feiner Hölzchen, in Japan als Yosegi bekannt und dort als reine Intarsienarbeit hoch geschätzt, soll dem neuen MC-Abtaster des Euro Audio Team (EAT) zu besserem Resonanzverhalten verhelfen.
Acht unterschiedliche Hölzer sind beim Yosegi für 1.500 Euro verbaut. Die Palette reicht vom dunklen japanischen Katsura-Holz über braunes Kampfer und Maackia, violett schimmernde amerikanische Walnuss, rote chinesische Zeder, gelbe Maulbeere sowie Sumach bis hin zu hellem Spindelholz.

Durchaus vorstellbar, dass so ein Mix den gewünschten Zweck erfüllen kann. Schließlich besitzt jede Holzart eine spezielle Resonanzdämpfung, und durch das Mischen lässt sich eine breitbandigere Dämpfung erreichen, als wenn nur ein Material verwendet wird.
Eine Alternative wäre die Mitteldichte Faserplatte (MDF), die auch eine gute innere Dämpfung besitzt, was aber lange nicht so schön aussieht und laut EAT-Chefin Jozefina Lichtenegger nicht so effektiv ist wie diese spezielle Holz-Kombination.
Nicht nur schön
Ein nur schönes und resonanzoptimiertes Montagegehäuse macht jedoch noch keinen guten Tonabnehmer aus. Deshalb wandte sich Lichtenegger an Audio Technica, wo sie aus den vielfältigen Zutaten, die dieses Traditionsunternehmen bietet, schöpfte.
Bei der Nadel entschied sie sich für einen eliptisch geschliffenen Diamanten. Der Nadelträger ist aus massivem Bor und vergoldet, was ihn noch resonanzärmer machen soll. Die Spule aus langkristallinem PC-OCC-Kupfer, welches eine Reinheit von 99,9999 Prozent (6N) aufweist, ist beim Yosegi auf ein steifes und nichtmagnetisches Plättchen gewickelt. Was für ein Material das genau ist, wollte Lichtenegger aber nicht verraten.
Offener war sie mit der Angabe, dass der kräftige Magnet aus Neodym besteht. In Kombination mit den etwas größeren Spulen ist so die Ausgangsspannung trotz des unmagnetischen Kerns hoch genug.
Hörtest
Im Hörtest bewies das Yosegi-System schon mal seine Klasse, als es bei der Justage sehr deutlich zeigte, welche Einstellung besser oder schlechter war. Optimal eingebaut, bezirzte es im neuen Referenz-Plattenspieler AMG Viella 12 mit äußerst feinen und duftigen Höhen. So verlieh es etwa Streichern einen wundervoll natürlichen Glanz, ohne aber harzige Nebentöne zu vernachlässigen.
Auch die Ortbarkeit der einzelnen Instrumente ließ kaum Wünsche nach mehr aufkommen. So war erst das stereoplay Highlight Lyra Delos ein ebenbürtiger Gegner. Das Delos konnte zwar im Bass ein wenig muskulöser und auch direkter aufspielen, wodurch etwa die tiefen Synthesizer-Töne in Kruder & Dorfmeisters Depeche-Mode-Remix "Useless" ("K&D Sessions" / K7) etwas schwärzer und fulminanter rüberkamen. Dafür wob es aber nicht ganz so hauchzarte Hochtongeflechte wie das Yosegi.

Die Kehrseite der sensiblen Spielweise des EAT: Es reproduzierte Frauenstimmen, wie die der Begleitsängerin von Belle & Sebastian in "Sleep The Clock Around" ("Boy With The Arab Strap" / Jeepster Records), einen Hauch zu ätherisch und dadurch körperloser. Hier gab das Delos die Stimmen mit mehr Körper und Substanz wieder.
Praxis: Raumeinmessung selbst gemacht
Bei Orchesteraufnahmen schwankten die Tester, ob sie die etwas hinter die Lautsprecher versetzte Raumdarstellung des Yosegi oder die nach vorne verschobene des Delos bevorzugen. Denn an Tiefe und Breite beider Panoramen gab es nichts zu bemängeln.
So ist ein Punktegleichstand das Ergebnis - und die analoge Welt weiß sich um ein optisches wie auch klangliches MC-Schmuckstück reicher.
Meinung
Ich gebe es zu: Ein schmuckes Tonabnehmer-System wie das Yosegi erzeugt bei mir sogleich mehr Aufmerksamkeit als ein nüchternes, in einen schlichten Alu-Körper gepacktes. Dennoch: Ohne guten Klang sollte das Geld besser in feinen Schmuck investiert werden.
Diese Frage muss man sich aber anhand der natürlichen Wiedergabe und der eleganten Spielweise des Yosegi nicht stellen. Hier veredelt der kunstfertige Holzkorpus ein MC-System zu einem optischen Kleinod und führt durch gutes Resonanzverhalten zu besserem Klang. Ich würde mir mehr solcher audiophilen Schmuckstücke wünschen.