Komplettsystem ohne Boxen
Magnat MC 400 im Test
Mit CD, DAB+, UKW und 2 x 200 Watt will der bei Köln beheimatete Lautsprecher-Spezialist seinen Boxen mit dem Internet-CD-Receiver MC 400 einheizen. Mit dem Multitalent fischt Magnat ungeniert im Revier der etablierten Elektronik-Riesen aus Übersee. Wie stehen die Chancen auf Erfolg?

Mit Modellen wie dem RV 1 hat Magnat sich als ausgewiesener Lautsprecher-Spezialist auf dem Verstärker-Terrain in der Vergangenheit mehr als achtbar geschlagen. Mit dem MC 400 wollen die Rheinländer gleich den gesamten Bereich zeitgemäßer Elektronik-Komponenten abdecken.
Der Internet-CD-Receiver bietet Tuner für UKW und DAB+, CD-Laufwerk, Phono-MM-Vorverstärkung, HDMI-Eingang, Bluetooth-Schnittstelle und unterstützt Streamingdienste sowie Multiroom. Damit nicht genug. Zweifler an der Nachhaltigkeit des Konzeptansatzes dürften spätestens bei der eigenen Magnat App mit Tidal-Conncet-Unterstützung und weiteren Streaming-Diensten aufhorchen. Formal lässt der (über Ethernet und WLAN) netzwerkfähige Receiver keine Wünsche offen.

Der MC 400 verfügt sogar über ein 2,8-Zoll-TFT-Display, das Albumcover in voller Farbenpracht anzeigen kann. Und das Multitalent sieht auch noch gut aus. Angesichts seiner Fähigkeiten und seiner gesamten Ausführung verspricht der Einteiler für 1500 Euro einen angemessenen Gegenwert.
Zum Schnäppchen-Angebot wird er allerdings selbst im Bundle mit einem Magnat-Boxen-Paar vom Typ Signature 707 (hier unser Test) nicht. Aber man kann immerhin 150 Euro sparen und spart sich außerdem das Grübeln über die passenden Lautsprecher. Vor dem Hörtest kann man also bereits feststellen, dass Magnat es ernst meint mit der vielseitigen Erweiterung der hauseigenen Elektronik-Linie. Schließlich achteten die Entwickler auch auf einen gewissen Touch.
So verwendeten sie Aluminium nicht nur für die massive, gebürstete Frontplatte, sondern auch für die erfreulich aufgeräumten Bedienungsorgane. Dort finden sich unter dem Schlitzeinzug für das CD-Laufwerk auch ein Full-Size-Kopfhörer-Anschluss und ein AUX-Eingang mit Mini-Klinke zum bequemen analogen Anschluss von Mobil-Geräten sowie ein USB-Eingang zur MP3-/ WMA-Wiedergabe von Massenspeichern mit bis zu 5 Gigabyte Kapazität.

Auf der Rückseite hält der MC 400 neben dem Phono-Eingang für MM-Tonabnehmer noch zwei Hochpegel-Eingänge und einen Tape-Ausgang bereit. Auch ein Subwoofer lässt sich hier über einen eigenen geregelten Mono-Ausgang ansteuern. Der hintere USB-Eingang bleibt zwar dem Aufspielen von Firmware-Updates vorbehalten, aber es gibt noch je einen optischen und koaxialen S/PDIF-Digital-Eingang sowie einen HDMI-Anschluss mit Audio-Rückkanal (ARC).
Bei den Lautsprecher-Klemmen war dann das Budget offenbar erschöpft. Magnat entschied sich zu zweckmäßigen Klemmen mit EU-konform verstopfter Öffnung für Bananenstecker, die allerdings mit Kunststoffschrauben auskommen müssen, statt mit goldenen Glitzer-Effekten die Augen von Audiophilen zum Strahlen zu bringen.
Sanfte Gemüter könnten sich zudem echauffieren, dass die Entwickler zur Anzeige des Lautstärkepegels ausgerechnet einen leuchtend gelben Balken auf das Display zaubern. Der ist zwar schon von Weitem nicht zu übersehen, lässt aber den auf Fotos sehr gediegen wirkenden CD-Receiver in der Realität etwas juveniler erscheinen.

Streaming mit Schwächen
Und auch der Klang blieb erst einmal etwas hinter den Erwartungen zurück. Voller Neugier nutzten wir nämlich zuerst den Streamer, der sich mit der Magnat-App gut bedienen ließ. An den Yamaha NS-2000A wirkte der All-in-One-Bandleader weder überaus dynamisch, noch konnte er den angestammten Kickbass der beiden Boxen abrufen.
Zudem mangelte es den Mitten an Flair und Transparenz. Die Wiedergabe wirkte trotz hochauflösender FLACs vom AUDIO-Netzerk-Server etwas flach und leblos. Der MC 400 konnte dementsprechend das Blatt selbstredend auch nicht mit AirPlay vom iPhone wenden.
Aus dem Messlabor
Frequenzgänge: Keine Impedanzabhängigkeit (Line an 8, 4, und 2 Ω, oben), sinnvolles Subsonic- Filter für Phono (unten). Rauscharme Phono-Stufe mit elektrisch günstigen Werten: SNR 80/ 78 dB (10 V, mit Normsystem); 47 kΩ II 40 pF. Lineund Digitalton ebenfalls rauscharm, jeweils 98 dB/ 10 V.
Recht schwacher Kopfhörerausgang mit hohen 810 Ω Ausgangswiderstand: 0,9 V an 32 Ω (25 mW) und 5,4 V an 300 Ω (100 mW). Klirr über Leistung: Erste Harmonische dominiert (rot), Klirr bei 40 W <0,1% THD. Leistung, Sinus 8/4 Ω: 43/ 62 W. Musikleistung an 8/6/4/3/2 Ω: 45/ 53/ 65/ 69/ 74 W. Stromverbrauch Standby/Betrieb: 0,6/16 W. AUDIO- Kennzahl 50

Trendwende durch CD
Daran war allerdings keinesfalls die Kombination aus teurem Lautsprecher und erschwinglichem Kombi-Gerät schuld. Die geschilderten Kritikpunkte gingen offenbar allein auf das Konto des Streaming-Moduls. Mit dem integrierten, leise und schnell agierenden CD-Laufwerk klang der Magnat MC 400 wie ausgewechselt.
Stimmen wie Instrumente machten buchstäblich einen Schritt nach vorne, kamen auf den Hörplatz zu, wirkten neutraler und deutlich lebendiger. Auch die Abbildung gewann an Plastizität und Stabilität. Das positive Bild bestätigte sich im weiteren Verlauf der Hörsession auch mit externen Analog- und Digital-Quellen. Unterm Strich ein gutes Ergebnis, die Zufriedenheit hängt aber von Prioritäten ab.
Fazit
Magnat liefert mit dem MC 400 einmal mehr einen guten Verstärker, der sein Preisniveau durch eine reichhaltige Ausstattung, allen voran eine sehr gute CD-Sektion, rechtfertigt. Wer auf die Tugenden einer klassischen Stereo-Anlage Wert legt und mal Webradio nutzen möchte, wird bestens bedient. Wer den Fokus auf Hi-Res-Streaming legt, dürfte nicht ganz so begeistert sein.