Exposure 2010S2 DAC im Test
Während die Firma Wadia mit Ausnahme weniger Exemplare des sagenumwobenen Power DAC keinen einzigen Verstärker gebaut hat, ist Exposure seit seiner Gründung 1974 in erster Linie Leistungs-Spezialist. Die Digital-Quellen der Firma - bisher ausschließlich CD-Player - tragen denn auch viele Konstruktionsmerkmale der Exposure-Amps. Etwa die vielfach und sehr großzügig stabilisierten Betriebsspannungen sowie diskrete Schaltungen, wo andere fast sicher ICs eingesetzt hätten.

Der 2010S2 DAC ist der erste D/A-Wandler des südenglischen Herstellers und setzt die Tradition fort: Am Rand der Hauptplatine stehen ein Dutzend daumendicker Elkos Spalier, und nach dem D/A-Wandler beginnt für das Audiosignal eine chipfreie Zone. Wie es sich für einen Amp-Experten gehört, ist de...
Der 2010S2 DAC ist der erste D/A-Wandler des südenglischen Herstellers und setzt die Tradition fort: Am Rand der Hauptplatine stehen ein Dutzend daumendicker Elkos Spalier, und nach dem D/A-Wandler beginnt für das Audiosignal eine chipfreie Zone. Wie es sich für einen Amp-Experten gehört, ist der Ausgangswiderstand des Wandlers schön niedrig.
Da der DAC-Chip, ein hochwertiger Wolfson 8742, einen Onboard-Lautstärkeregler bietet, macht Exposure auch gleich davon Gebrauch und legt den 2010S2 als DAC-Preamp aus, den man auch über längere Leitungen direkt an der Endstufe betreiben kann. Eine kleine Plastik-Fernbedienung steuert den Pegel vom Hörplatz aus und beherrscht praktischerweise auch die Grundfunktionen vieler Player - solange deren Bedien-Codes zur RC5-Familie gehört, was beispielsweise auch auf die Linn-Netzwerkspieler zutrifft.
Im Hörtest am Linn Sneaky DS, der bekanntlich serienmäßig ohne Fernbedienung kommt, konnten die Tester den Exposure-Drücker folglich als System-Fernbedienung nutzen. Zum Anschluss mussten sie das gewohnte Sunwire-Digitalkabel aber gegen eine andere Strippe tauschen - der Exposure erlaubt Koax-Verbindungen nur über BNC-Kupplungen, die die Briten wegen ihres korrekten Wellenwiderstands von 75Ω völlig zu Recht bevorzugen. Nörgler könnten anmerken, dass man doch wenigstens einen der drei elektrischen Eingänge in der universelleren Cinch-Variante hätte belassen können, aber Exposure war eben noch nie dafür bekannt, es jedem recht machen zu wollen. Im Zweifelsfall sorgt ein Zwischenstecker (geschätzte zwei Euro günstig) für die gewünschte Kompatibilität.Computer-Audiophile können den Exposure selbstverständlich auch über USB anschließen, müssen dann aber eine Besonderheit berücksichtigen: Unabhängig von der nativen Abtastrate der spielenden Datei akzeptiert der 2010S2 ausschließlich Signale mit 96kHz Sampling.
Praxis: Raumeinmessung selbst gemacht
In der Praxis fällt das gar nicht weiter auf, weil der angeschlossene Rechner automatisch eine passende Abtastratenwandlung durchführt. Die klanglichen Resultate stehen und fallen dann aber mit dem dabei verwendeten Verfahren: Manche Playerprogramme, etwa das zum Test auf dem Mac verwendete Decibel (https://sbooth.org/Decibel/ ) besitzen eigene, auf Einsatzzweck und Rechenleistung abstimmbare Algorithmen und "klingen" damit am Exposure signifikant besser als Standardsoftware a la iTunes.

Selbst mit Dezibel-Unterstützung ließ sich der USB-Eingang aber nicht so frisieren, dass er den BNC-Inputs klanglich den Rang abgelaufen hätte. Der 2010S2 musizierte via Koax einfach fokussierter und straffer. Und passt damit perfekt in die Klangtradition der englischen Marke, die zuletzt mit dem exzellenten Vollverstärker 1010 Aufsehen erregte.
Sehnig und energieprall spannte der Wandler Rock-Rhythmen auf, schien an der dynamischen Struktur zu haften wie ein gutes Sportfahrwerk am Asphalt. Mit akustischem Material, etwa Sun Kil Moons traumhaft sanftem Album "Admiral Fell Promises", wirkte der Exposure im direkten Vergleich schlanker als etwa der NuForce-DAC, auch das Farbenspektrum des Engländers hatte eine etwas schlichtere Note.

Die betonte Schnörkellosigkeit schien aber auf der anderen Seite dem Timing zugute zu kommen, der inneren Logik der Gesangs- und Gitarrenphrasen, die mit großer Selbstverständlichkeit und zugleich kraftvollem Ausdruck in den Hörraum strömten.Äußerlich unscheinbare Aufnahmen wie die Sun Kil Moon profitierten vom Exposure am meisten, weil sie vom ersten bis zum letzten Takt keine Sekunde lang unentschlossen oder gar belanglos wirkten. Dass die DACs von Wadia und Arcam mit größerem Raum und reicheren Nuancen aufwarten konnten, nahmen die Hörer wohlwollend zur Kenntnis - nach zwei Minuten Musik dachten sie aber nicht mehr groß darüber nach.