Mobilfunk im Zug
Handyempfang in S-Bahnen und Regionalzügen
Pendler schätzen Züge mit guter Internetverbindung. Wie selbstverständlich ist ein guter Handy-Empfang im Regionalverkehr, in Regionalzügen und S-Bahnen? connect hat's getestet.

Als Leiter des Fahrgast- und Produktmarketing der DB Regio weiß Anatol Scholz, wie wichtig der Mobilfunkempfang seinen Kunden ist. Er weiß aber auch, dass das Netz gerade auf dem Land viele Lücken hat. Das haben Messungen im Jahr 2013 auf mehreren Strecken in Zügen mit und ohne Repeater gezeigt, die Scholz mit angestoßen hat. Die Ergebnisse waren zwiespältig: Hatte der Zug Repeater an Bord, ließ sich besser telefonieren, während die Qualität des Datentransfers abnahm.
Warum? Weil die derzeit eingesetzten Repeater zwar den für Telefonie guten GSM-Mobilfunk verstärken, nicht aber die für Daten viel besseren Standards UMTS und LTE. Smartphones bleiben folglich gerne in den verstärkten GSM-Netzen hängen und buchen sich in die schwachen Datennetze gar nicht ein. Es stellt sich allerdings die Frage, was 3G/4G-Repeater gegenwärtig überhaupt ausrichten könnten, denn: "Wo kein Netz ist, kann auch nichts verstärkt werden", so Bahnfachmann Scholz.
Regionalzüge und S-Bahnen
Diese Schlussfolgerung wird von neuen Messungen bestätigt, die soeben im Auftrag der Bahn den Empfang in Regionalverkehr und S-Bahn in 22 Städten und deren Umgebung erfassten. Im Regionalverkehr ergaben sich bei der Telefonie Erfolgsquoten von 87 (Telekom) bis 82 Prozent (Vodafone, E-Plus) - das ist deutlich niedriger als auf Autobahnen.
In ländlichen Gebieten bleibt der Mobilfunk auf der Strecke, hier müssten die Netzbetreiber Lücken schließen. Die S-Bahnen hingegen lassen die Autobahnen mit Erfolgsraten von 95 bis 96 Prozent hinter sich. Zum Niveau in den Städten fehlen nur noch rund 2 Prozent, das ist erfreulich. Im städtischen Umfeld ist die Versorgung gut, in S-Bahn-Tunneln teils weniger.

Das hohe Niveau in den S-Bahnen behaupten Telekom und Vodafone auch beim mobilen Internet - hier macht sich der gute LTE-Ausbau bemerkbar. E-Plus und O2 hingegen brechen auf Erfolgsraten um 92 Prozent ein, was zum Teil unter dem Niveau auf Autobahnen ist.
Immerhin: Im Erfolgsfall sorgen sehr hohe Transfergeschwindigkeiten zwischen 8 und 23 Mbit/s dafür, dass eine schlechte Versorgung auch sehr schnell bemerkt wird. Da hilft es oft schon, den Up- oder Download nach kurzer Pause erneut zu starten.
Viele Datentransfers bleiben fehlerhaft
Im Regionalverkehr trübt sich das Bild: Schon bei der Telekom traten bei spürbar mehr als einem von zehn Up- oder Downloads Fehler auf, bei Vodafone blieb schon einer von fünf Transfers fehlerhaft, E-Plus und O2 waren noch einmal deutlich schwächer. Die Datennetze sind eben noch längst nicht so gut ausgebaut wie die überwiegend für Sprache genutzten GSM-Netze.

Besonders O2 und E-Plus haben in Sachen LTE abseits der Städte Nachholbedarf, doch auch bei der Telekom und bei Vodafone offenbarten sich substanzielle Lücken. Ansonsten gilt auch hier wie im Fernverkehr: Steht die Verbindung, ist die Geschwindigkeit bei allen Netzbetreibern flott. Man merkt also schnell, wann es sinnvoll ist, ins Netz zu gehen.
Repeater-Ausbau: Der Bahn sind die Hände gebunden
Beim Ausbau der Regionalzüge mit Repeatern sind der Bahn die Hände gebunden, denn seit der Bahnreform schreiben die Länder die Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs aus. Hier müssten explizit Repeater gefordert sein, damit sie in die Kalkulation einfließen könnten. Nur so wäre ein rentabler Ausbau mit der teuren Technik möglich - und der ist Voraussetzung dafür, dass die Investitionen der Netzbetreiber nicht ausufern und tatsächlich den Kunden zugutekommen.
Eine jetzt erfolgende Ausrüstung der Waggons mit Repeatern könnte mit sich bringen, dass neben dem auf Telefonie optimierten GSM auch die für schnelle Datenübertragung gedachten Standards UMTS und LTE unterstützt werden könnten. So könnte ein Repeater-Typ die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Züge über Jahre mit Sprach- und Datendiensten versorgt würden.
Das wäre auch für die Netzbetreiber eine zukunftssichere Lösung, die Investitionen in Sendemasten entlang der Strecke auf lange Sicht sinnvoll erscheinen ließe. Denn nur wenn Länder, Bahn und Netzbetreiber alle an einem Strang ziehen, ist die Versorgung von Regionalzügen mit stabilem Internet letztlich zu stemmen.