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Testbericht

HP Touchpad im Test

Mit dem Touchpad zeigt HP, dass das von Fachleuten hochgeschätzte Web OS zu Größerem berufen ist. Connect hat das Tablet ausführlich getestet.

Autor: Bernd Theiss • 14.9.2011 • ca. 3:45 Min

Touchpad
Touchpad
© HP
Inhalt
  1. HP Touchpad im Test
  2. Datenblatt
  3. Wertung

Dass HP viel mehr in Web OS sah als ein gutes Smartphone-Betriebssystem, ist kein Geheimnis. Schon beim Kauf des Smartphone-Spezialisten Palm im April 2010 kündigte HP an, das vom Übernahmekandidaten entwickelte Betriebssystem breit einsetzen zu wollen. Vom Smartphone über Mobilrechne...

Dass HP viel mehr in Web OS sah als ein gutes Smartphone-Betriebssystem, ist kein Geheimnis. Schon beim Kauf des Smartphone-Spezialisten Palm im April 2010 kündigte HP an, das vom Übernahmekandidaten entwickelte Betriebssystem breit einsetzen zu wollen. Vom Smartphone über Mobilrechner jeder Bauform und Größe bis zu Druckern sollte die Palette der Geräte reichen, die auf Basis der Web-OS-Software laufen. Mit dem Tablet-PC Touchpad ist HP auf dem Weg einen Schritt weitergekommen - hat aber zwischenzeitlich den Bettel hingeworfen und den Ausstieg aus dem PC- und Smartphone-Geschäft angekündigt. Die noch im Markt befindlichen Geräte wurden zu Schleuderpreisen ab 99 Euro verkauft.

Weit vom Smartphone entfernt

Screenshot
Clevere Hochstapler: Von einem Programm können auch mehrere Fenster offen sein.
© connect

Schade, denn sowohl das erste  Web-OS-Smartphones unter HP-Ägide, das Veer, und auch das erste Tablet zeigen, dass das Betriebssystem ein großer Wurf ist und mit den unterschiedlichen Gegebenheiten auf unterschiedlichen Geräten klarkommen kann. Das fängt beim Display an, das beim Touchpad mit auf 9,7 Zoll verteilten 1024 x 768 Pixeln natürlich ganz andere Möglichkeiten bietet als der 2,6-Zoll-Bildschirm des Veer. Damit liegt das Touchpad auf Augenhöhe mit dem iPad 2, auch wenn das Apple-Gerät im Freien etwas besser ablesbar ist. Bis zu einem Blickwinkel von rund 30 Grad bietet das HP sehr gute Kontrastwerte. Wer schräger auf das spiegelnde Display schaut, etwa weil es flach auf einem hohen Tisch liegt, muss mit Qualitätseinbußen rechnen; auch das kann Apple besser. Insgesamt gehört das HP-Display aber zu den besseren.

Ein entscheidender Unterschied zum Smartphone ist der Verzicht auf ein Mobilfunkteil, was die Freude am Einsatz auf Reisen schmälern kann. Hier schaffen jedoch viele moderne Smartphones Abhilfe, die sich als WLAN-Hotspot einrichten lassen (Tethering) und die Internetverbindung an das Tablet weiterreichen.

Genug Kondition für Ausflüge bringt das Touchpad jedenfalls mit:  Mit fast genau sieben Stunden typischer Betriebszeit aus einer Akkuladung stellt es jedes andere bisher bei connect getestete Tablet in den Schatten. Das zeigt, dass Web OS das kritische  Energiemanagement sehr gut beherrscht. Schließlich haben viele andere Tablets spürbar größere Akkus verbaut als die Flunder aus Amerika.

Sinnvolle Ausstattung

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Stetiges Wachstum: Der App Catalog von Web OS füllt sich langsam.
© connect

Am Durchhaltevermögen hat natürlich auch der Prozessor seinen Anteil. Im Touchpad rechnet die Kennern aus wenigen High-End-Smartphones bekannte 1,2-GHz-Dual-Core-Version des Qualcomm Snapdragon. Innerhalb von Anwendungen sorgt der Zweikern-Rechner für ordentlich Power, zu Verzögerungen bei der Bedienung folgt später mehr. Großzügig ist der Datenspeicher mit 16 oder in unserer Version 32 Gigabyte bemessen; Nachschub in Form von Speicherkarten akzeptiert das Touchpad aber nicht. Auch eine Fotokamera auf der Gehäuserückseite fehlt. Doch ehrlicherweise ist das Format eines Tablets auch nicht wirklich zum Knipsen geeignet.

Da macht die Chatkamera auf der Front deutlich mehr Sinn. Vom Gewicht her gehört das Touchpad zu den dicken Brocken, vergleichbare Geräte wiegen 50 bis knapp 200 Gramm weniger. Stabilität und Verarbeitung liegen auf dem hohen Niveau, das man von einem Hersteller wie HP erwartet.

Multitasking für Fortgeschrittene

Dem Betriebssystem des Touchpad ist deutlich anzumerken, dass Multitasking bei der Entwicklung ganz weit oben auf der Prioritätenliste stand. Das Management mehrerer offener Programme und das Handling einzelner Aufgaben innerhalb eines Programms geht hier ganz einfach von der Hand. Generell lässt sich Web OS nach kurzer Eingewöhnungszeit kinderleicht bedienen. Sehr hilfreich ist die "just type" genannte Suche. Es genügt, auf dem Startbildschirm (der jederzeit mit einem Tastendruck erreichbar ist) einen Begriff einzugeben, schon scannt das Gerät von den Kontakten über die Standardsuchmaschine Google bis zur Filmdatenbank IMDb alle möglichen und unmöglichen Bereiche durch. Wobei der Nutzer weitgehend frei festlegen kann, welche Inhalte in die Suche einbezogen werden.

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Bis 30 Grad Blickwinkel zeigt sich das Display mit hohen Kontrasten von seiner besten Seite. Darüber hinaus beginnt die Qualität sichtbar zu leiden.
© connect

Apropos Tastendruck: Web OS braucht nur eine echte Funktionstaste. Die dient zur Minimierung des gerade laufenden Programms und ist beim Touchpad als Hardwaretaste ausgeführt, Fehlbedienungen wie bei manchem mit Sensortasten bewehrten Android-Gerät bleiben einem erspart.

Alle Tablet-Tests von Connect auf einen Blick

Dafür geht das Umschalten der Displayausrichtung sehr gemächlich vonstatten. Eine frühere Version soll hier allzu flott jede Bewegung des Pads mit geänderter Anzeigerichtung quittiert haben, zum Testzeitpunkt fiel das HP in das andere Extrem. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Mit Mobilfunkteil hätte das Touchpad beste Chancen gehabt, unter die wenigen mit "gut" bewerteten Webpads zu kommen. Und wenn HP mehr Mut in die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen gehabt hätte, hätte die Welt eine gute Alternative zu Android und Apple gehabt. Bleibt zu hoffen, dass Web OS an anderer Stelle eine neue Chance erhält.

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