HTC Smart im Test
Es ist sportlich und zugleich elegant - es passt zur Jogginghose, aber auch zum Frack. Vor allem aber ist das Smart für den mittlerweile renommierten Hersteller HTC ein Türöffner: Es soll das in Übersee bekannte Betriebssystem Brew in Europa salonfähig machen. Nach langem Engagement bei Windows-Phones und Übernahme der Vorreiterrolle bei Android-Geräten bringt HTC mit dem Smart sein erstes Smartphone mit dem von Qualcomm entwickelten Betriebssystem auf den Markt.

- HTC Smart im Test
- Datenblatt
- Wertung
Mit Brew stellt Qualcomm das Grundgerüst zur Verfügung, für das die Hersteller ein eigenes User-Interface programmieren müssen. HTC hat auf seine bewährte Sense-Oberfläche zurückgegriffen und stellt mit dem Smart für schlanke 179 Euro ein sehr günstiges E...
Mit Brew stellt Qualcomm das Grundgerüst zur Verfügung, für das die Hersteller ein eigenes User-Interface programmieren müssen. HTC hat auf seine bewährte Sense-Oberfläche zurückgegriffen und stellt mit dem Smart für schlanke 179 Euro ein sehr günstiges Einsteiger-Smartphone in die Regale.
Verarbeitung auf hohem Niveau
An der Verarbeitung und dem verwendeten Material schlägt sich der niedrige Preis jedenfalls nicht nieder. Über das leichte Knarzen des Akkudeckels kann man sich anfangs vielleicht ärgern, wirklich störend ist das jedoch nicht. Dank des leicht gummierten Überzuges ist das in mattem Schwarz gehaltene Gehäuse schön griffig und liegt angenehm und rutschfest in der Hand.

Alle Komponenten fügen sich perfekt ineinander, jede Schraube ist sauber im Gehäuse versenkt und es gibt keine störenden Erhebungen oder Kanten. Insgesamt wirkt das sehr handliche Smartphone wie aus einem Guss, ist mit einem Gewicht von knapp unter 110 Gramm erfreulich leicht und gerade mal einen Fingerbreit länger als eine gewöhnliche Kreditkarte. Optische Akzente setzen der metallisch glänzende Gehäuserahmen sowie die silberfarbenen Elemente an der Front- und Rückseite des Smartphones.
Als durchaus interessant, aber ein Stück weit gewöhnungsbedürftig hat sich das Bedienpanel direkt unterhalb des Bildschirms erwiesen: Die beiden äußeren Drücker outen sich schon aufgrund der dezenten grün-roten Farbmarkierungen als Tasten zum Annehmen beziehungsweise Beenden von Anrufen; die silberfarbene Pfeiltaste dazwischen ist mit verschiedenen Funktionen belegt. Vom Gefühl her und nach der bisher gesammelten Erfahrung mit Mobiltelefonen dürften viele Nutzer hinter der Auflegetaste auch noch den Befehl für das Schließen aktiver Anwendungen vermuten, allerdings wird beim Drücken dieser Taste lediglich der Screen verdunkelt, sprich gesperrt.
Bis man sich daran gewöhnt hat, schaltet man den Bildschirm wohl einige Male ungewollt ab und wieder an. Erst durch langes Drücken der Pfeiltaste werden Programme beendet und man kehrt zum Startbildschirm zurück; bei einmaligem kurzen Drücken dieser zentralen Taste gelangt man einen Schritt zurück respektive eine Ebene höher, je nach Kontext. Kontextabhängig ist auch der schmale, kaum auffällige Mini-Button schräg oberhalb der Annehmentaste.
Je nachdem, welche Anwendung gerade aktiv ist, werden die in diesem Menü verfügbaren Optionen und Einstellungsmöglichkeiten eingeblendet. So kann etwa im Telefonbuch ein Eintrag bearbeitet, eine Gruppe angelegt oder ein gänzlich neuer Kontakt eingetragen werden; ist beispielsweise der Posteingang geöffnet, können neue SMS geschrieben oder gespeicherte Nachrichten gelöscht werden. Da die Taste so klein ausfällt, ist sie leider nicht gut zu bedienen und sitzt zudem etwas locker mit leichtem Spiel im Gehäuse.
Touchscreen mit Schwächen
Abgesehen von der Lautstärkeregelung und der separaten Auslösetaste für die Kamera hat das HTC Smart keine sonstigen mechanischen Drücker - die weitere Bedienung erfolgt mithilfe des Touchscreens. Dieser ist resistiv, er reagiert also auf Widerstandsänderungen unter Druck. Wenn mit dem Finger, dem Fingernagel oder auch einem Eingabestift Druck ausgeübt wird, verbinden sich die beiden durch Abstandshalter voneinander getrennten, elektrisch leitfähigen Schichten, aus denen der Touchscreen besteht.

Über Spannungsmessungen in x- und y-Richtung erkennt der Bildschirm dann den Berührungspunkt und führt den entsprechenden Befehl aus. Aufgrund der nötigen und beschichteten Displayfolien kommen die Farben des mit 240 x 320 Pixeln ohnehin nicht sehr hoch auflösenden Bildschirms weniger gut zur Geltung. Weiterer Nachteil: Konstruktionsbedingt gelingt die Fingersteuerung bei resistiven Bildschirmen nicht so elegant und geschmeidig wie bei kapazitiven Touchscreens, die auf bloße Berührung ansprechen - so muss man mit gelegentlichen Fehleingaben leben und auf Multitouch, also Gestensteuerung wie beim iPhone, verzichten.
Bewährtes User-Interface
Wie eingangs erwähnt, setzt Brew die Implementierung einer herstellereigenen Bedienoberfläche voraus - da sich HTCs Sense bereits als intuitives und nutzerfreundliches Interface beweisen konnte, ist dessen Einsatz nur folgerichtig. Auf insgesamt sieben teilweise frei gestaltbaren Startbildschirmen erstreckt sich der sogenannte Homescreen.
Der Nutzer kann verschiedene Widgets - etwa eine Wetteranzeige oder Favoritenkontakte - sowie Programm-Verknüpfungen direkt auf die Startansicht platzieren und hat somit direkten Zugriff auf die am häufigsten verwendeten Anwendungen, ohne den Umweg über das Hauptmenü gehen zu müssen. Besonderes Schmankerl: Durch die Möglichkeit, verschiedene Szenen zu definieren - im Grunde eine Art Profil für den Homescreen -, kann sich der Nutzer unterschiedliche Startansichten gestalten, etwa mit dem Fokus auf E-Mail und Kalender für die Zeit im Büro und den Musicplayer mitsamt der Friendstream genannten Social-Netzworking-Anwendung für den Afterwork-Drink.
Um zwischen den sieben Ansichten des Startbildschirms zu wechseln, wischt man ganz einfach von links nach rechts und umgekehrt. Auch durch das dreiteilige und mit selbsterklärenden Symbolen geschmückte Hauptmenü navigiert man per Verschieben der Ansichten. Dort findet man beispielsweise praktische und den Alltag erleichternde Organizer-Funktionen, einen für die Übersicht wichtigen Datei-Browser sowie einen einfachen Radioempfänger. Mit einem vertikalen Fingerwisch über den Bildschirm von oben nach unten klappt eine Statusleiste auf, die neben der Szenenauswahl auch aktive Anwendungen und verpasste Nachrichten oder Anrufe auflistet.
Kein Webshop fürs Softtuning
Im Kampf um die Gunst der Käufer sind Softtuning und Application-Stores mittlerweile ein Muss. Leider lässt das HTC Smart einen für viele Nutzer so wichtigen Webshop vermissen. Der Erfolg von Brew wird sich früher oder später an dieser Option messen lassen müssen - bleibt abzuwarten, ob die Netzbetreiber, die Qualcomm hierfür in die Pflicht nimmt, mitspielen werden. Wer dennoch Drittanbieter-Software installieren möchte, der kommt dank Java-Engine auch auf seine Kosten, muss dafür allerdings den etwas unbequemen Weg gehen und die Anwendung von einem Software-Portal erst auf seinen Computer herunterladen, per mitgeliefertem USB-Kabel auf das Smart übertragen und dann vom Handy aus die Installation starten.
Ist das Smartphone schon mal mit dem PC verbunden, lässt es sich dank HTC-Sync-Software (verfügbar unter www.htc.com im Support-Bereich) auch gleich mit Outlook-Nachrichten und -Kontakten abgleichen. Aber auch POP3- und IMAP-Postfächer etwa von GMX oder Web.de lassen sich spielend leicht auf dem E-Mail-Client des Smart einrichten und verwalten. Eine Einschränkung: Anhänge können zwar versendet und empfangen, Office- und PDF-Dokumente jedoch nicht ohne Zusatzsoftware geöffnet werden.
Für die Nachrichtenverwaltung bietet der 2,8 Zoll große Bildschirm ausreichend Platz; beim Websurfen setzt die Bildschirmgröße der Übersichtlichkeit jedoch natürliche Grenzen - da man recht viel und oft scrollen muss, macht mobiles Internet auf dem HTC Smart nicht ganz so viel Spaß.
Fingerübung auf engstem Raum

Etwas humorlos ist anfangs auch der Umgang mit der virtuell eingeblendeten Tastatur. Wer im Hochformat tippen möchte, bekommt eine klassische Handytastatur mit T9 als Schreibhilfe angeboten. Dabei drängen sich die einzelnen Tasten auf recht engem Raum - Fehleingaben sind vorprogrammiert, flottes und sicheres Schreiben zunächst kaum möglich. Mit etwas Übung kriegt man den Dreh jedoch raus und arrangiert sich mit dem gelegentlichen Einsatz der Delete-Taste. Ähnliches gilt auch für die im Querformat eingeblendete Qwertz-Tastatur: Um die schlanken Tasten sicher zu bedienen, braucht man Übung und Geduld; mit der Zeit wird man des Minenfeldes aber Herr und kann einigermaßen flott schreiben.
Am besten gelingt das, indem man das Smartphone auf die Fingerflächen legt und mit beiden Daumen tippt. Was wir von anderen Handys kennen: Um die im Deutschen nicht zu vermeidenden Umlaute zu erhalten, muss der Finger zwei Sekunden auf dem entsprechenden Vokal - also a, o oder u - verweilen; sofort wird ein Zusatzfenster eingeblendet und der passende Umlaut kann ausgewählt werden. Da es auf der virtuellen Tastatur ohnehin recht eng zugeht, ist dies die wohl angenehmste Lösung für die Platzierung der Umlaute. Für das Umschalten vom Hoch- ins Querformat und umgekehrt noch wichtig zu wissen: Das HTC Smart hat keinen Lagesensor, sodass man die Displayausrichtung manuell per Tastendruck bestimmen muss.
Kleine Schwächen im Labor

Um den für Smartphones niedrigen Preis von unter 180 Euro zu realisieren, hat HTC den Rotstift bei der Ausstattung angesetzt und auf WLAN und GPS-Empfänger verzichtet; auch eine Speicherkarte für den MicroSD-Slot muss zugekauft werden. Dafür funkt das Smart in allen GSM-Netzen und überträgt Daten via HSDPA mit brutto bis zu 3,6 Mbit/s. Die mitgelieferten Kopfhörer klingen sehr dürftig - die Bässe scheppern und beim Regulieren der Lautstärke ist ein Knacken zu hören. Glücklicherweise kann an der Gehäusestirn ein besserer Kopfhörer per 3,5-mm-Klinke angedockt werden.
Die Labormessungen absolvierte der smarte HTC-Neuling durchwachsen: Die Akkuleistung bewegt sich mit rund fünf Stunden im typischen Nutzungsmix auf dem für Smartphones üblichen Niveau. Leichte Schwächen offenbarten sich bei der Akustik und bei der Empfangsqualität im UMTS-Betrieb. Bleibt festzuhalten: Mit seiner Brew-Premiere ist HTC ein optisch wie funktional sehr anständiges Einsteiger-Smartphone gelungen. Wir hoffen auf eine baldige Fortsetzung - allerdings auch auf einen App-Store für bequemes Softtuning.