Testbericht
HTC Desire Eye im Test
Das HTC Desire Eye zeigt sich im Test als das Selfie-Phone schlechthin. Die halbe Welt knipst sich selbst, den Selfie-Trend haben deshalb auch andere Hersteller erkannt und optimieren stetig die Frontkameras ihrer Telefone. Aber keiner geht so weit wie HTC.
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Das große Auge über dem Display des HTC Desire Eye, das von einer Doppel-LED flankiert wird, zeigt sofort, was das Smartphone so besonders macht: Die Frontkamera ist genauso stark wie die Optik auf der Rückseite. Auch die übrige Ausstattung kann sich sehen lassen, denn das Selfie-Phone ist kein Mittelklasse-Modell, sondern erweist sich im Test als ein waschechtes Premium-Smartphone mit einer Preisempfehlung jenseits der 500 Euro. Technisch betrachtet handelt es sich um ein HTC One M8 (Test) mit verbesserten Kameras.
Gehäuse: Polycarbonat statt Metall
Grundlegende Unterschiede gibt es beim Gehäuse: Während HTC die One-Serie in einen edlen Metall-Unibody steckt, muss beim Desire Eye Kunststoff reichen. Das matte Polycarbonat fühlt sich zwar ganz gut an und das zweifarbige Design kann sich sehen lassen, aber haptisch ist das Desire Eye kein Leckerbissen - gerade mit Blick auf den hohen Preis muss man das so deutlich festhalten.
Die Verarbeitung ist dagegen außerordentlich gut. Die Unibody-Bauweise sorgt für eine hohe Gehäuseintegrität und die nur minimal herausstehenden Seitentasten bieten knackige Druckpunkte. Hinzu kommt, dass HTC diesmal wasserdicht baut - das Desire Eye ist das erste Smartphone des Herstellers, das nach IPX7 zertifiziert ist. Praktisch: Man braucht kein spitzes Werkzeug, um die Nano- SIM und Micro-SD zu wechseln, stattdessen zieht man die rechtsseitig in den Rahmen eingearbeiteten Kartenschlitten bequem mit dem Fingernagel aus dem Gehäuse.

Hardware: Display und CPU top
Das 5,2 Zoll große Display überzeugt. Die Darstellung ist mit 1920 x 1080 Pixeln knackscharf, die Leuchtkraft mit 515 Candela sehr hoch und auch die Kontraste sind ausgeprägt. Wer genau hinschaut, entdeckt ober- und unterhalb des Displays schmale Schlitze, die von einem schwarzen Lochgitter geschützt werden - hier versteckt HTC Frontlautsprecher, die druckvollen Stereosound liefern.
Die Performance gibt ebenfalls keinen Anlass zur Kritik. Unter dem Display werkelt ein Snapdragon 801 von Qualcomm, dessen 4 Kerne mit 2,3 GHz getaktet sind. 2 GB Arbeitsspeicher stehen dem System zur Verfügung. Das reicht auch für gehobene Ansprüche. Knapper ist es um den internen Speicher bestellt: Von den 16 GB stehen ab Werk nur rund 9 GB zur Verfügung, den Rest belegt das Betriebssystem. Zum Glück kann man mit Micro-SD-Karten nachrüsten, das Desire Eye schluckt Größen bis 128 GB.
Software: Sense macht Spaß
Über das Android-System (Version 4.4.4) stülpt HTC die Benutzeroberfläche Sense 6, die bereits auf dem One M8 mit ihrer modernen Optik und vielen sinnvollen Erweiterungen überzeugen konnte. Eines der zentralen Elemente und Alleinstellungsmerkmale ist der HTC Blinkfeed, ein personalisierbarer Startbildschirm, der die Meldungen aus sozialen Netzwerken und Webseiten sowie Termine und die eigenen Fotos in einem Nachrichtenstrom zusammenführt. Die Darstellung ist übersichtlich und eine echte Bereicherung, weil man viele Neuigkeiten auf einen Blick serviert bekommt.
Ein weiteres starkes Extra ist die Bedienung mittels Gesten trotz deaktiviertem Display: Ein Doppeltipp auf dem schwarzen Bildschirm führt direkt zum Homescreen, ein seitlicher Wisch direkt in den Blinkfeed. Hat man sich einmal daran gewöhnt, dann reduziert man im Alltag das Knöpfedrücken und spart ein bisschen Zeit.
Ausstattung: Starke Frontkamera
Im Fokus stehen beim Desire Eye natürlich die beiden Kameras, die sich nur geringfügig unterscheiden: Das Frontexemplar nimmt mit einer Weitwinkel-Brennweite von 22 mm einen größeren Bildausschnitt auf als die Rückkamera (28 mm), ist mit einer Blendenöffnung von f/2.2 aber nicht ganz so lichtempfindlich (Rückkamera: f/2.0). Hinter beiden Optiken sitzt Sonys 13-Megapixel-Sensor Exmor IMX214, den man hier ganz unterschiedlich bewerten muss. Die Bildqualität der Hauptkamera ist gut, reicht aber an Topmodelle wie das iPhone 6 (Test) oder das Xperia Z3 (Test) nicht heran.

Die mit demselben Sensor ausgestattete Frontkamera lässt allerdings alle anderen Smartphones hinter sich, weil kein anderer Hersteller vorne eine so gute Qualität einbaut. In Verbindung mit dem kräftigen Doppel-LED-Blitzlicht ist die Kamera-Ausstattung mit Abstand die beste, die Selfie-Fans momentan bekommen können, zumal HTC softwareseitig viele Extras implementiert.
Selfies lassen sich per Sprachbefehl auslösen, man kann Fotos und Videos von Front- und Rückkamera in einer Bildcollage arrangieren, und bei Videochats erkennt die Software bis zu vier Gesichter gleichzeitig und hält sie scharf im Bild. Dieses "Eye Experience" genannte Feature-Paket ist per App auch für andere HTC-Modelle erhältlich - aufgrund der unterschiedlichen Hardware werden aber nicht alle Funktionen unterstützt.
Labormessungen: Starke Funkleistungen
Im Labor überzeugen zunächst die hervorragenden Funkleistungen des HTC Desire Eye, was unter anderem dem Kunststoffgehäuse geschuldet sein dürfte, das keine Funkwellen blockt. Akustik und Sprachqualität bewegen sich ebenfalls auf sehr ordentlichem Niveau. Bei der Ausdauer sieht es nur auf den ersten Blick super aus, wenn man zum Vergleich aber die aktuelle Topliga heranzieht, gehört das Desire Eye genauso wie das Moto X 2014 (Test) zu den Kandidaten mit weniger Puste.
Fazit: Die Nummer 1 für Selfie-Fans
Die Selfie-Cam ist das herausragende Alleinstellungsmerkmal des Desire Eye. Wer darauf besonderen Wert liegt, kann bedenkenlos zugreifen.