Testbericht

HTC Desire 820 im Test

6.2.2015 von Andreas Seeger

Das Desire 820 wurde bereits im September 2014 auf der IFA vorgesellt, kommt aber erst jetzt nach Deutschland. Im Test zeigt sich: Die Verzögerung hat dem mächtigen 5,5-Zoll-Smartphone nicht geschadet, im Gegenteil: HTC schnürt ein attraktives Gesamtpaket, das viele Freunde finden dürfte.

ca. 4:20 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
  1. HTC Desire 820 im Test
  2. Datenblatt
  3. Wertung
HTC Desire 820
HTC Desire 820
© HTC

Pro

  • tolle Verarbeitung
  • helles, 5,5 Zoll großes IPS-Display
  • moderner 64-Bit- Prozessor
  • sehr gute Funkeigenschaften

Contra

  • Displayauflösung nur 1280 x 720 Pixel
  • Foto-Qualität nur Durchschnitt

Das Desire 820 ist der Nachfolger des 816, das erst vor acht Monaten für eine Preisempfehlung von 379 Euro in den Handel kam. Das 820 zeigt sich im Test als technisch und optisch modernisiert und startet mit einem Preis von 330 Euro deutlich günstiger - ein Zeichen dafür, wie die harte Konkurrenz im Mittelklasse-Segment die Preise drückt. Aber auch dafür, dass HTC den Preis damals zu hoch angesetzt hat. Anders gesagt: Das Desire 816 (Test) war beim Marktstart etwas überteuert, der Nachfolger bietet dagegen ein sehr gutes Preis- Leistungs-Verhältnis.

Display: Hell, wenn auch nicht brillant

Allerdings nur, wenn man große Smartphones mag. HTC setzt konsequent auf den Trend zu riesigen Displays und baut ein 5,5 Zoll großes LCD-Panel ein, das zwar sehr farbtreu, blickwinkelstabil und leuchtstark ist (455 Candela), aber Inhalte nur mit 1280 x 720 Pixeln und damit nicht sonderlich scharf darstellt. Der Unterschied wird besonders deutlich, wenn man ein Full-HD-Display direkt danebenlegt. Das Honor 6 (Test), das in der gleichen Preisklasse spielt, bietet hier mehr. Allerdings macht es optisch viel weniger her als der HTC-Bolide.

HTC Desire 820
Markenzeichen und Herzstück der HTC-Oberfläche Sense: Der soziale Startbildschirm Blinkfeed. Wer lieber mit dem normalen Android-Homescreen arbeitet, kann den Blinkfeed auch abschalten.
© HTC

Dass HTC über Jahre eine eigene Designsprache entwickelt hat, sieht man dem Gerät sofort an: Die charakteristischen Bohrungen für die Frontlautsprecher über und unter dem Display, das große Auge für die Kamera, die farbigen Akzente, die am Rahmen und anderen Gehäuseelementen gesetzt werden - alles Details, die in der Summe den Unterschied zwischen einer Marke und einem B-Brand wie Honor ausmachen.

Die Verarbeitung ist exzellent. Das Desire 820 wurde in Unibody-Bauweise gefertigt, was dem Gehäuse eine hohe Integrität verleiht, obwohl es nur knapp acht Millimeter dünn ist. Den Akku kann man freilich nicht tauschen. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Materialwahl. HTC setzt auf Kunststoff mit glänzender Klavierlack-Oberfläche, die haptisch kein Leckerbissen ist und obendrein schnell verschmiert. Matter Kunststoff hätte dem Desire 820 besser zu Gesicht gestanden.

Ausstattung: Moderner 64-Bit-Prozessor

Das Desire 820 ist eines der ersten Smartphones weltweit, das mit Qualcomms Mittelklasse-Chipsatz Snapdragon 615 ausgestattet ist und einige Neuerungen bietet, die man bei Qualcomm bisher vermisst hat. Hervorheben möchten wir die 64-Bit-Architektur und den Einsatz von acht Kernen, wobei jeweils vier in Clustern gruppiert sind, die auf unterschiedlichen Leistungsniveaus arbeiten (1 GHz und 1,7 GHz). Hinzu kommt ein Arbeitsspeicher, der mit einer Größe von 2 GB auch hohen Anforderungen genügt.

HTC Desire 820
Stark: Wenn man Aufnahme-Parameter manuell anpasst, dann kann man sie in einem eigenen Profil abspeichern.
© HTC

Software: Android 4.4.4

Die installierte Android-Version 4.4.4 unterstützt die 64-Bit-Architektur allerdings noch nicht, das kann erst der Nachfolger Android 5 Lollipop. Man hält also de facto ein 64-Bit-Smartphone mit einem 32-Bit-System in der Hand. Sein volles Potenzial wird das Desire 820 erst ausschöpfen können, wenn HTC ein Update auf die neue Android-Version bereitstellt. Offizielle Angaben dazu fehlen bisher, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass eine entsprechende Aufrüstung bereits in Arbeit ist - in unserem Update-Fahrplan auf Seite 42 hat das Smartphone daher einen festen Platz.

Aber auch ohne Android 5 erweist sich das 820 als außerordentlich performant. Die Oberfläche reagiert butterweich, Apps starten schnell, und auch grafikintensive Spiele flitzen flink über den Bildschirm. Beim Spielen und beim Videoschauen fällt der gute Sound auf: Weil die Stereo-Lautsprecher auf der Frontseite untergebracht sind, richtet sich der Klang direkt in Richtung des Nutzers. Ein klarer Vorteil gegenüber allen Smartphones mit Lautsprechern auf dem Rücken oder an der Seite, und in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich.

Bedienung: Sense 6 mit vielen Extras

Die HTC-eigene Benutzeroberfläche Sense 6.0 wurde fast unverändert von der Premiumklasse um das One M8 übernommen, HTC hat nur auf einige Details verzichtet, die der schwächeren Hardware geschuldet sind: Weil dem 820 ein Co-Prozessor fehlt, der permanent die Sensoren überwacht, ist es nicht möglich, das Smartphone mit Gesten zu steuern, wenn das Display ausgeschaltet ist.

HTC Desire 820
Die Optik lässt sich vielfältig anpassen, zum Beispiel mit "Szenen", das sind vordefinierte Farbcodes.
© HTC

Davon abgesehen überzeugt die HTC-Oberfläche aber auf ganzer Linie, vor allem aufgrund der vielen sinnvollen Extras und Erweiterungen. Ein spezieller Energiesparmodus schaltet bestimmte Funktionen ab, um die Laufzeit zu verlängern; es gibt Office-Apps und eine Backup-Software. Herzstück von Sense ist aber der Blinkfeed, ein sozialer Homescreen, der Meldungen aus Facebook, Twitter und Co sammelt und übersichtlich aufbereitet.

Kamera: Für Selfie-Fans

Die Qualität der 13-Megapixel-Kamera ist dem Preis angemessen. Der Autofokus reagiert mitunter träge, bei starken Helligkeitsunterschieden leidet die Bilddynamik und Details gehen verloren. Stark sind vor allem die Möglichkeiten der Software: Alle Aufnahmeparameter wie Weißabgleich oder ISO lassen sich nicht nur verändern, sondern auch als Kameraprofil abspeichern, sodass man später wieder mit denselben Einstellungen fotografieren kann.

HTC Desire 820
Auch Grafikkracher wie Asphalt 8 laufen flüssig über den Bildschirm. Beim Spielen fallen die Frontlautsprecher sehr positiv auf.
© HTC

Bemerkenswert sind außerdem die Fähigkeiten der Frontkamera: HTC baut eine 8-Megapixel-Optik ein und reichert die Software mit Selfie-Funktionen an, bei denen das Morphing als Spaßfunktion heraussticht. Dabei werden zwei Gesichter in einem neuen Foto zusammengesetzt - mit zum Teil sehr witzigen Ergebnissen.

Laborwerte: Sehr guter Empfang

Im Vergleich mit dem Vorgänger hat sich die Laufzeit verschlechtert, der 2600 mAh starke Akku hält das 620er- Modell 6:05 Stunden am Leben (Desire 816: 7:25h). Es liegt damit im Mittelfeld, etwa auf einem Niveau mit Samsungs Galaxy S4, aber deutlich unter aktuellen Top-modellen wie dem One M8 (7:13 h) oder dem Galaxy S5 (8:17h). Sicher durch den Tag bringt das Desire 820 seinen Nutzer aber in jedem Fall.

Die Funkleistungen sind durch die Bank sehr gut, im UMTS-Netz schafft das Desire 820 sogar die Bestnote; bei LTE und GSM fehlen jeweils nur zwei Zähler zum Maximum. Auch die Sprachqualität ist sowohl in Sende- als auch in Empfangsrichtung außerordentlich - es gibt nur wenige Smartphones, die eine so hohe Punktzahl erreichen.

Fazit: Für die Mittelklasse top

HTC Desire 820
Bleibt im Gedächtnis: Das eigenständige Design macht den Unterschied zu B-Brands wie Honor.
© HTC

Die Displayauflösung ist relativ niedrig, der Klavierlack nicht jedermanns Geschmack, die Qualität der Kamera könnte besser sein. Aber alles andere passt. In der Mittelklasse gibt es vielleicht Smartphones mit einem schärferen Screen oder einer besseren Kamera, aber HTC schnürt ein besonders stimmiges Gesamtpaket. Es gehört mit zu den besten Smartphones, die man für 300 Euro kaufen kann.

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