Testbericht
HTC Tattoo im Test
Schon auf den ersten Blick hat ein Modell wie das HTC Tattoo in der Android-Palette noch gefehlt. Denn das G2 alias Magic, das Hero und selbst das Galaxy von Samsung rangieren vom Preis her alle im oberen Sektor der Smartphone-Klasse, allein das schon etwas betagte G1 wird mittlerweile auch ohne Vertrag recht günstig angeboten.
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Dabei sind Androiden doch gerade etwas für die jüngere Generation, für die das Mobiltelefon mittlerweile den PC als Kommunikationszentrale abgelöst hat. Und die wird sich mit den für das HTC Tattoo verlangten 340 Euro ohne Vertrag viel leichter tun als mit den 500 Euro, die etwa ein Hero solo kostet.
Viele Gemeinsamkeiten zum großen Bruder
Mit dem hat das HTC Tattoo viele Gemeinsamkeiten. Dazu gehören etwa die unter dem Namen Sense zusammengefassten Android-Erweiterungen von HTC. Hier bietet HTC viele Widgets, um die Bedienoberfläche den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Wer immer schon auf dem Startbildschirm sehen will, was als nächster Termin wann im Kalender steht, oder wer einen direkten Zugang zu Twitter braucht, wird hier fündig.
Für Reisen praktisch ist die Möglichkeit, sich die Wettervorhersagen von mehreren Orten in einem Bildschirm zu platzieren - so kann man am Morgen bei der Kleiderwahl den optimalen Kompromiss zwischen Start- und Zielort einer Reise finden.
Auch die Kommunikation erleichtert das HTC Tattoo auf ähnliche Weise wie der Hero, indem es alle mit einer Person geführten Telefongespräche und ausgetauschten Nachrichten in einer Ansicht darstellen kann.

Apropos Nachrichten: Einen der größten Nachteile von Android sahen Kritiker bisher in der fehlenden Unterstützung von Exchange-Servern und Outlook. Für beide Aufgaben bietet HTC beim Tattoo wie beim Hero eigene Applikationen an. Damit dürfte Android den ersten Einstieg in die Berufswelt geschafft haben, wenngleich Großkonzerne wie Versicherungen und Banken sicher noch viel mehr verlangen. In einer Hinsicht ist der Hero natürlich auch bei der Software dem Android-Einsteigermodell Tattoo überlegen: Er bringt ein Programm zum Betrachten von Office-Dokumenten gleich mit. Wer dies braucht, kann aber auch unkompliziert nachrüsten.
Sparprogramm im Detail
Bei der Hardware sind die Unterschiede naturgemäß noch größer. Die entscheidende Bedeutung für den Nutzer hat dabei das Display des HTC Tattoo. Während alle bisherigen Android-Phones von HTC auf 3,2-Zoll-Anzeigen mit halber VGA-Auflösung (320 x 480 Pixel) setzten, muss sich das HTC Tattoo mit der Hälfte der Bildpunkte bei 2,8 Zoll Diagonale begnügen.
Im praktischen Einsatz ist der Unterschied zunächst geringer als vermutet. Das liegt unter anderem daran, dass alle Bedienelemente der Android-Oberfläche wegen der Fingerbedienung recht groß ausgefallen sind, sodass mehr Bildpunkte hier nur zu einem etwas gefälligeren Eindruck führen. Für die kompakte Darstellung textlastiger Inhalte ist hohe Auflösung natürlich schon praktisch; hier werden HTC Tattoo-Benutzer etwas mehr scrollen müssen.

Das Display hält neben Größe und Auflösung noch einen weiteren Unterschied parat: Es arbeitet nach der resistiven statt nach der kapazitiven Methode. Das bedeutet, dass es zwar mit dem Finger bedient werden kann, aber nicht muss. Es reagiert im Gegensatz zu den anderen HTC-Androiden auch auf einen Stylus, der allerdings nicht zum Lieferumfang gehört.
Im Gegensatz zu gängigen Vorurteilen, die diesen Vorteil prinzipiell nur kapazitiven Touchscreens zuordnen, reagierte unser Testgerät sehr feinfühlig auf Berührung. Ein Haken ist dennoch mit der resistiven Technik verbunden: Hatte HTC dem Hero gerade in Eigenregie Zwei-Finger-Gesten beigebracht, etwa zum Aufzoomen einer Internetseite oder eines Bildes, so bleibt diese Eingabemöglichkeit beim HTC Tattoo außen vor, denn zwei Berührungen auf einmal kann ein resistiver Touchscreen von Natur aus nicht erkennen.
Einen anderen Vorteil bringt das HTC Tattoo dafür fast zwangsläufig mit: Während bisherige Android-Modelle von HTC eher in die größere und gewichtigere Smartphone-Kategorie gehören, ist der Neuling sehr kompakt. Zu diesem Pluspunkt kommen bei dem anständig verarbeiteten Gerät noch die abnehmbaren Oberschalen, die gegen alternative Vorlagen oder nach dem eigenen Geschmack frei designbare Cover ausgetauscht werden können; dazu kann man auf www.tattoomyhtc.com seinem Gestaltungstrieb freien Lauf lassen.
Praxistaugliche Ausstattung
Recht mager sind die 152 Megabyte verfügbarer Speicher im Gerät, zusätzlich packt HTC eine 2-Gigabyte-MicroSD-Karte mit in den Karton. Der zugehörige Slot liegt zwar unter dem Akkudeckel versteckt, die Karte lässt sich dennoch bei eingeschaltetem Gerät wechseln.
Beim Prozessor setzt HTC auf ein flott agierendes Qualcomm-Modell mit 528 MHz. Bei den Funkinterfaces bietet das preiswerte Android-Phone Bluetooth, WLAN (b/g) und Quadbad-GSM plus Dualband-UMTS inklusive HSDPA, aber ohne den schnellen Upload HSUPA. Bei Bluetooth werden audiolastige Protokolle vom einfachen Headset-Profil bis zu A2DP unterstützt.
Bei der ordentlichen 3,2-Megapixel-Kamera vermissen Partyfotografen ein Fotolicht für dunklere Lichtverhältnisse. Der Mediaplayer kommt hingegen mit den gebräuchlichsten Dateiformaten gut klar. Für Anhänger der Live-Übertragung hat der HTC Tattoo sogar ein UKW-Radio eingebaut, das mit Kopfhörer als Antenne in der Stuttgarter Innenstadt vergleichsweise guten Empfang zeigte.
Ordentliche Vorstellung im Messlabor

Noch etwas schwächer als von neueren Android-Phones gewohnt ist beim HTC Tattoo die Ausdauer. Für ein befriedigendes Urteil reichen die etwa vier Stunden Laufzeit im typischen Betrieb dennoch aus. Bei reinen Telefongesprächen im GSM-Netz sind auch längere Betriebszeiten drin. In der Praxis muss da der Rat aber lauten, das HTC Tattoo bei normaler Nutzung jeden Abend aufzuladen, damit am nächsten Tag wieder genug Reserven vorhanden sind.
Bei den Funkmessungen bietet das HTC Tattoo im UMTS- und mehr noch im GSM-Netz ordentliche Werte, die nur knapp an einer guten Bewertung vorbeischrammen. Die akustischen Qualitäten sind dann aber über jeden Zweifel erhaben: Mit dem HTC Tattoo erkennt man seinen Gesprächspartner beim Telefonieren an der Stimme. Unterm Strich erhält das HTC Tattoo damit eine gute Bewertung in der Kategorie Messwerte.
Wer bequemes Internet-Surfen nicht als Hauptmotivation für die Anschaffung eines Android-Phones sieht, bekommt mit dem HTC Tattoo ein besonders kompaktes und preiswertes Angebot. Eine Datenflatrate sollte aber auf jeden Fall mit einkalkuliert werden, was das Einsparpotenzial etwas relativiert.