Huawei Ascend P6 im Test
Mehr zum Thema: HuaweiHuawei schaut sich fürs Ascend P6 ein bisschen was bei Apple ab, packt eigene Stärken dazu und landet im Test prompt einen Volltreffer mit guten Messergebnissen und schickem Design zu einem fairen Preis.

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Irgendwie dreist: Kaum ein anderer Hersteller hat sich bisher so viel vom iPhone abgeschaut wie Huawei beim Ascend P6. Andererseits profitieren wir Kunden, wenn Gutes übernommen und möglichst verbessert wird. Und so viel vorneweg: Das Ascend P6 ist ein exzellentes Smartphone - und auf sein...
Irgendwie dreist: Kaum ein anderer Hersteller hat sich bisher so viel vom iPhone abgeschaut wie Huawei beim Ascend P6. Andererseits profitieren wir Kunden, wenn Gutes übernommen und möglichst verbessert wird. Und so viel vorneweg: Das Ascend P6 ist ein exzellentes Smartphone - und auf seine Weise ein echtes Original.
Ausstattung: Gehobene Mittelklasse
Dass der ein oder andere Techie motzen wird, liegt an der im Vergleich zur aktuellen High-End-Klasse leicht abgespeckten Ausstattung. Dem Huawei Ascend P6 fehlen LTE und NFC, das Display bietet "nur" HD- statt Full-HD-Auflösung.
Wir sagen: Ball flach halten. LTE ist noch kein Massenthema, für NFC gibt es keine wirklich praxistauglichen Dienste, und Full-HD hin oder her: Der Bildschirm des Huawei Ascend P6 ist 4,7 Zoll groß und bietet eine Pixeldichte 313 ppi - mit bloßem Auge ist da kein Bildpunkt zu erkennen.
Außerdem ist der Screen des P6 richtig gut: Er strahlt schön hell, erfreut mit einer sehr natürlichen Darstellung und lässt sich von fast jedem Blickwinkel aus betrachten, ohne dass Farben verfälschen. Wer hier was zu meckern hat, ist Berufsnörgler.
Das gilt auch für die Funktion des Touchscreens: Ob Multitouch, die automatische Anpassung der Textgröße beim Zoomen (Pinch to Zoom) oder schnell aufeinander folgende Eingaben - alles kein Problem mit dem Huawei Ascend P6.
Garant für die schnelle Umsetzung von Eingaben ist der enorm rechenstarke Vierkernprozessor K3V2 der Marke Eigenbau. Anders als viele Smartphone-Hersteller kauft Huawei den Chip nicht etwa bei Qualcomm oder Intel ein, sondern baut ihn selbst.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der mit 1,5 GHz taktende Kern im Huawei Ascend P6 überzeugt mit durchweg flotter Performance. Dass Hardcore-Zocker ihn vielleicht ein wenig ins Schwitzen bringen, ist nicht auszuschließen. Im Internet surfen, E-Mails checken, Apps nutzen und auf Facebook posten - das klappt jedenfalls alles wie am Schnürchen.
Knapper Speicher drückt Preis
Gewünscht hätten wir uns einen etwas größeren internen Speicher. 5 GB sind schnell belegt, eine zusätzliche Speicherkarte für ambitionierte Nutzer somit Pflicht. Weil Huawei aber das Verschieben von Apps auf den externen Speicher erlaubt, was bei der installierten Android-4.2-Version keine Selbstverständlichkeit ist, ist der Geiz nur halb so schlimm.
Abgesehen davon hat die Limitierung auf 8 GB ROM einen ganz einfachen Grund: Es ist eine Preis- und somit auch Taktikfrage. Auf der Produktpräsentation Mitte Juni in London erklärte uns ein Huawei-Sprecher: Wäre das Ascend P6 mit 16 GB ausgestattet, käme es knapp 100 Euro teurer. Und somit wäre ein klarer Vorteil verpufft.
Smartphone-Markt: Huawei im Marken-Check
Huawei gibt eine Preisempfehlung von 449 Euro an, im Internet ist das Teil bereits ab 375 Euro zu haben. Was die Ausstattung angeht, können sicherlich auch andere Smartphones bei diesem Preis mithalten. Nicht aber beim Design.
Verarbeitung und Anmutung: Design aus der Oberklasse
Haptisch spielt das P6 in einer Liga mit dem iPhone 5 und dem HTC One - da können Nokia, LG oder Samsung nur staunen. Beim Gehäusedesign hat sich Huawei vom iPhone, sagen wir mal: inspirieren lassen. Konturen und Kanten sehen sich auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich.
Darüber hinaus besteht das P6 nahezu vollständig aus Aluminium, ist top verarbeitet, schön flach und ausgesprochen leicht - und dadurch sehr handlich. Die angekündigten 6,18 Millimeter Bauhöhe sind zwar etwas zu optimistisch formuliert, am äußersten Rand streckte sich unser Messschieber auf 6,7 Millimeter.

Mit nur 120 Gramm ist das P6 aber tatsächlich ein Fliegengewicht. Wie gut es sich mit einer Hand bedienen lässt, entscheidet letztlich die individuelle Griffelgröße, allzu große Probleme sollte es aber nicht geben.
Die Karteneinschübe für die Micro-SIM- und Micro-SD-Karte sitzen am rechten Metallrand. Um sie aus dem Gehäuse zu lösen, steckt man einen Stift in die kleine Bohrung. Der ist vorne dünn und entspricht hinten dem 3,5-Millimeter-Klinken-Standard - sodass er bei Nichtgebrauch im Kopfhörereingang aufbewahrt werden kann. Eine sehr spezielle Lösung, die Huawei da entwickelt hat; so richtig überzeugt sind wir aber nicht.
Auch mit der Platzierung des Kopfhörereingangs können wir uns nicht richtig anfreunden. Er sitzt am linken Gehäuserand des Ascend P6 und nicht etwa an der Stirnseite, was viel sinnvoller wäre.
Denn wer nicht die mitgelieferten, mit rechtwinkelig abgeführtem Kabel ausgestatteten Kopfhörer nutzen möchte, kann das Telefon nicht mehr so bequem in die Hosentasche stecken, weil die Kabel dann unschön wegknicken.
Labormessungen: Probleme beim Funk? Nö!
Metallgehäuse und Funkwellen - kann das gut gehen? Abgesehen davon, dass ein Kunststoffgehäuse kein Garant für gute Funkeigenschaften ist, hat die Aluschale bei iPhone 5 und HTC One zu vergleichsweise schwachem Empfang geführt. Für das P6 gilt das aber nicht: Ihm bescheinigt unser Messlabor gute Funkeigenschaften - sowohl bei GSM als auch UMTS.

Bedienung: Das User Interface spaltet
Insofern kann sich das Huawei Ascend P6 durchaus positiv vom iPhone abheben, rückt ihm beim Blick auf die Benutzeroberfläche aber wieder etwas näher. Huaweis Emotion UI genannte Oberfläche verzichtet auf den bei Android üblichen App-Drawer, das Sammelbecken für alle installierten Anwendungen; es gibt nur den Homescreen mit App-Verknüpfungen, Ordnern und Widgets.
Touchwiz, Sense & Co.: Android-UIs im Vergleich
Wer sich auskennt, weiß: Diese einschichtige Bedienstruktur ist typisch für das iOS-Betriebssystem von Apple - und das gilt gemeinhin als das intuitivste OS für mobile Geräte. Ist das nun gut oder nicht? Darüber herrscht in der Redaktion keine Einigkeit.
Während einige Kollegen auf den App-Drawer schwören, finden andere die vereinfachte Struktur zielführender.

Einig sind wir uns aber darin, dass Huawei Ascend P6 eine sehr clevere Oberfläche mit tollen Features gebastelt hat. Beispielsweise lassen sich verschiedene Designs, Soundprofile und Screen-Animationen einstellen. Es gibt Backup-, Notiz-, Wetter- und Videoschnitt-Tools und eine Office-Vollversion ab Werk.
Die vielleicht wichtigste Zusatzfunktion ist aber der Berechtigungsmanager. Hier lässt sich einstellen, welche App auf welche Inhalte (Kontakte, Nachrichten, Standort usw.) zugreifen oder über welches Netzwerk (3G und/oder WLAN) sie ins Internet darf.
Der Clou: Versucht eine neu installierte Anwendung etwa auf den Kalender zuzugreifen, poppt automatisch eine entsprechende Warnung auf. Das gibt es so in der Form bei keinem anderen Android-Gerät.
Fazit: Ein echter Geheimtipp
Die Inspiration durch erprobte und bewährte Muster (Design), ergänzt um eigene Stärken (Prozessor, Funktechnik) und eine Prise Innovation (Emotion UI) machen aus dem Huawei Ascend P6 ein echtes Original.
Firmenporträt: Huawei - die Vorantreiber
Hier stimmt einfach alles: Design und Haptik sind herausragend, die Ausstattung ist zeitgemäß, die Laborwerte sind top, das Preis-Leistungsverhältnis aktuell ungeschlagen. Dieses Paket ist uns eine uneingeschränkte Empfehlung wert.