Preise, Ausstattung, erster Eindruck

Huawei P40 Pro im Hands-on-Test: Spitzenklasse!

26.3.2020 von Andreas Seeger

Mit dem P40 Pro gelingt Huawei das Kunststück, ein herausragendes Kamerasystem in ein handliches Format zu pressen. Unser Hands-On-Test!

ca. 6:05 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Huawei P40 Pro
Schmale Ränder: Beim P40 Pro baut Huawei dicht an der Kante, die Front besteht fast nur aus dem Display.
© connect

Pro

  • kompakte Bauform trotz Top-Kamera
  • glänzende und matte Variante
  • an vier Seiten gerundetes OLED mit 90 Hertz
  • herausragendes Kamerasystem mit unzähligen Extras
  • modernes SoC mit integriertem 5G-Modem
  • Dual-SIM und eSIM

Contra

  • ohne Google-Apps und -Dienste
  • mobiles Bezahlen und mobiles Banking nicht möglich

Fazit

Mit seiner hochklassigen Kamera und der kompakten Bauform macht das P40 Pro einen vielversprechenden ersten Eindruck. Aber ohne Google ist ein Erfolg auf dem Massenmarkt nur schwer möglich. Schade, dass Huawei hier so ausgebremst wird.

Das Huawei P40 Pro ist ab dem 2. Mai für 999 Euro in Deutschland erhältlich. Wer jetzt vorbestellt, bekommt die Huawei FreeBuds 3 und die Watch GT2e kostenlos obendrauf. Ein attraktives Angebot, mit dem Huawei dem Kunden den Abschied von Google versüßen möchte. Denn das Smartphone kommt ohne Google-Dienste und diese lassen sich auch – zumindest nach dem aktuellen Stand – nicht nachinstallieren.

Kompakter als das Galaxy S20 Ultra

Das ist eine schwere Hypothek und nachdem man das P40 Pro in die Hand genommen hat, wird das Bedauern darüber noch größer. Denn Huawei gelingt im Gegensatz zu Samsung das Kunststück, ein Vierfach-Kamerasystem auf absolutem Top-Niveau in ein handliches Format zu gießen. Das Smartphone ist spürbar leichter und kompakter als ein S20 Ultra, was die Hand dankbar zur Kenntnis nimmt. Die Kameraeinheit steht zwar ebenfalls knapp zwei Millimeter heraus, aber sie fällt nicht so massiv aus. Es ist damit das richtige Smartphone für alle, die keine Kompromisse bei der Kamera eingehen wollen, denen das Ultra aber zu mächtig ist.

Das Design ist sehr gelungen, die Frontseite besteht fast nur aus Display, weil Huawei die Fläche optimal ausnutzt. Auf starke Krümmungen verzichten die Chinesen, stattdessen sind die Ränder nur leicht gebogen. Gut gefallen hat uns, dass alle Seiten die gleiche Krümmung aufweisen, Huawei nennt das "overflow Display". Ein weiteres kleines, aber feines Detail sind die hochgezogenen Ecken des Metallrahmens, was neben dem Design auch einen ganz praktischen Grund hat: Das empfindliche Display soll so beim Aufprall besser vor Bruchschäden geschützt werden. Huawei setzt übrigens nicht auf Gorilla Glas, sondern auf gehärtetes Glas von einem nicht weiter benannten Hersteller. Eine IP68-Zertifizierung ist vorhanden, die Verarbeitung ist Spitzenklasse. 

Ein weiterer Pluspunkt: Huawei bietet dem Kunden sowohl eine matte als auch eine glänzende Variante an. Hier die Farben und Verfügbarkeiten:

  • black (glänzend), zum Verkaufsstart
  • silver frost (matt), zum Verkaufsstart
  • blush gold (matt), etwas später
  • Icy White (glänzend), nicht in Deutschland erhältlich
  • deep sea blue (glänzend), nicht in Deutschland erhältlich 
Huawei P40 Pro versus Samsung Galaxy S20 Ultra
Beim P40 Pro (rechts) steht die Kameraeinheit auch weit heraus, fällt aber nicht so massiv aus wie beim Galaxy S20 Ultra.
© connect

90-Hertz-Display und Top-Kameras

Das 6,6 Zoll große OLED zeigt 2340 x 1080 Pixel, die Darstellung ist auf den ersten Blick leuchtstark und auch in einer hellen Umgebung noch kontrastreich. Die Bildwiederholrate liegt bei 90 Hertz, was für besonders weiche Übergänge und Animationen sorgt. Huawei geht also nicht bis 120 Hertz hoch wie Samsung, aber das ist auch nicht nötig – Unterschiede lassen sich mit dem Auge nicht ausmachen. 

Das Kamerasystem besteht wie bei Samsung aus vier Optiken (wir zählen den ToF-Sensor mit), die von Ultra-Weitwinkel bis 5fach Tele (Samsung: 4fach) einen großen Brennweitenbereich abdecken. Im Detail sind die Unterschiede zwischen den beiden Phones sehr groß:

  • Ultra-Weitwinkel mit 40 MP / Samsung: 12 MP
  • Weitwinkel mit 52 MP auf 1/1.28 Zoll / Samsung: 108 MP auf 1/1.33 Zoll
  • 5faches Tele mit 12 MP / Samsung: 4faches Tele mit 48 MP

Zwei Aspekte verdienen eine besondere Erwähnung: Beim Ultra-Weitwinkel übernimmt das P40 Pro den hochauflösenden Sensor vom Mate 30 Pro, der dort bereits vollauf überzeugen konnte. Er liefert nicht nur sehr gute Bildergebnisse für diese aus technischer Sicht anspruchsvolle Brennweite, hinzu kommt eine Videoqualität (4K bei 60 fps), die man bisher von Huawei nicht gewohnt war.

Beim Hauptsensor macht Huawei das Megapixel-Rennen nicht mit und drosselt stattdessen bei 52 Megapixel. Die Chinesen legen den Fokus auf die Sensorgröße: Mit 1/1.28 Zoll schaffen sie es, sogar Samsung zu übertrumpfen. Es handelt sich um Sonys IMX700, nach unserem Wissensstand der größte Sensor, der bis dato in einem Smartphone eingebaut ist. Pixel Binning wird im Verhältnis 4 zu 1 angewendet, in der Standardeinstellung sind die Fotos 12,58 Megapixel groß. Statt des Bayer-Filters kommt wieder eine RYYB-Matrix für eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit zum Einsatz.

Unsere ersten Vergleichsfotos zeigen, dass das P40 Pro mit dem Weitwinkel mehr Licht einfängt als ein Galaxy S20 Ultra. Auch die Ultra-Weitwinkel-Aufnahmen waren bei Huawei besser. Bei der Tele-Brennweite hat dagegen Samsung die Nase vorn. Aber das sind nur die ersten Eindrücke, handfestere Ergebnisse kommen dann aus unserem Fotolabor.

Fotovergleich: P40 Pro links versus Galaxy S20 Ultra rechts
Fotovergleich Ultra-Weitwinkel bei wenig Licht (ohne spezielle Modi wie Nachtmodus): Das P40 Pro (links) hat hier gegenüber dem Samsung Galaxy S20 Ultra (rechts) deutlich die Nase vorn.​
© connect

Es würde hier zu weit führen, alle Features des Kamerasystems zu erläutern. Nur noch so viel: Softwareseitig hat uns "AI best Moment" besonders gut gefallen. Dabei werden nicht mehr nur wie bei der P30-Generation kurze Bewegungssequenzen vor und nach dem Druck auf den Auslöser aufgezeichnet, sodass jedes Foto auf Wunsch wie ein animiertes GIF in der Bildergalerie erscheint. Die Bewegungssequenz besteht jetzt aus hochauflösenden Fotos, die sich separat speichern lassen, sodass man nie mehr den richtigen Moment verpasst. 

Man muss es ganz klar sagen: Huawei ist bei der Smartphone-Kamera unerreicht, kein anderes Unternehmen bietet so viele Features auf diesem Qualitätsniveau. Porträtaufnahmen mit Bokeh zum Beispiel sind herausragend gut, auch mit der 32-Megapixel-Frontkamera, die zudem einen Autofokus hat und 4K-Videos bei 60 fps aufzeichnet.

5G ist überall dabei

Bei der P40-Serie ist überall 5G mit an Bord (außer beim P40 Lite). Möglich macht es der Kirin 990 5G, das momentan einzige Smartphone-SoC mit integriertem 5G-Modem. Der moderne Chipsatz liefert nicht nur eine umfassende Connectivity (WiFi 6 Plus und Bluetooth 5.1), sondern auch eine Performance auf dem Niveau eines Snapdragon 865. Dual-SIM ist ebenfalls Standard, dabei ist ein Steckplatz hybrid und schluckt entweder eine Nano-SIM oder eine Speicherkarte – leider nur Huawei proprietäres Format NM Card. Statt einer zweiten physischen SIM kann man alternativ eine eSIM einbinden, das sorgt für maximale Flexbilität. Der Speicher ist 256 GB groß. Hier nochmal die technischen Daten im Überblick:

  • Größe und Gewicht: 158 x 73 x 9 Millimeter, 209 Gramm
  • Display: 6,6 Zoll, 2640 x 1200 Pixel, OLED, 90 Hertz
  • SoC: Huawei Kirin 990 5G
  • Speicher 256 GB ROM, 8 GB RAM, Steckplatz für NM Card
  • Connectivity: 5G, 4G, 3G, 2G, WiFi 6, Bluetooth 5.1, NFC, USB 3.1
  • Hauptkamera: 40 MP Ultra-Weitwinkel, 50 MP Weitwinkel, 12 MP Tele (5fach), ToF-Sensor
  • Frontkamera: 32 MP mit Autofokus
  • Akku: 4200 mAh, Schnellladen mit 45 Watt, Qi
  • SIM: Dual-SIM+eSIM
  • System: EMUI 10.1 auf Basis von Android 10, ohne Google-Dienste
  • Farben: schwarz (glänzend), weiß (matt), gold
  • Preis und Verfügbarkeit: 999 Euro, ab dem 2. Mai 2020

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Mit der AppSuche in die Zukunft

Technisch präsentiert sich das P40 Pro also auf der Höhe der Zeit. Nur bei der Software hapert es. Der erzwungene Verzicht auf die Google Mobile Services (GMS) schränkt ja nicht nur die App-Auswahl massiv ein. Auch viele selbstverständlich gewordene Dienste wie Google Maps oder Google Fotos fallen weg. Hinzu kommt, dass alle Banken auf SafetyNet setzen, die API ist ein Bestandteil der GMS. Das bedeutet: Smartphone-Banking per App ist mit dem P40 Pro ausgeschlossen, auch das Bezahlen mit dem Smartphone wird so unmöglich gemacht.

Das sind keine guten Aussichten, zumal es für Mobile Payment so schnell keine Lösung geben wird. Licht am Ende des Tunnels markiert aber die App "AppSuche", die man in der Huawei AppGallery findet. Sie bündelt verschiedenste App-Quellen außerhalb des Play Store, unter anderem den Amazon App Store, APKMirror, APKPure, APKMonk, sowie wo verfügbar die Webseiten der jeweiligen Apps. Die Installation von wichtigen Apps wie Instagram, Facebook oder Whatsapp wird so enorm vereinfacht.

Sicherheitstechnisch ist das natürlich ein Problem, weil sich APKs leichter manipulieren lassen. Aber uns gefällt der plattformübergreifende Ansatz, der hier durchscheint. Denn wer sagt denn, dass der Play Store oder der App Store der Weisheit letzter Schluss sind?

Der Nutzer denkt das, weil es so bequem dort ist und weil er keine Alternative hat. Hat schon mal jemand versucht, sein WhatsApp-Backup von iOS zu Android zu migrieren? Es ist ziemlich kompliziert, obwohl es aus technischer Sicht kein Problem wäre, ein entsprechendes Tool zu programmieren. Es sind Unternehmen wie Google und Apple, die hier künstliche Grenzen zum Nachteil des Kunden ziehen und wir begrüßen jeden Ansatz, der versucht, diese zu überwinden. Vielleicht hat Huawei hier einen guten Weg gefunden.

Die neue AppSuche auf dem P40 Pro in Aktion
Die AppSuche bündelt verschiedene App-Quellen außerhalb des Play Store. Auch APKs auf der Website der Anbieter (z.B. Facebook) werden hier eingebunden.
© connect/Entwickler

Fazit: Die Hardware top, die Software nicht

Ohne Google-Dienste kann das P40 Pro kein Verkaufsschlager werden. Wer dagegen auf Google verzichten kann beziehungsweise ohnehin Google-frei unterwegs ist, der wird hier glücklich. Denn mit seiner hochklassigen Kamera und der kompakten Bauform macht das P40 Pro einen mehr als vielversprechenden ersten Eindruck. Schade, dass Huawei so ausgebremst wird.

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