Mit variabler Blende zu besseren Fotos?
Huawei P60 Pro im Test: Schickes Top-Smartphone mit Mankos
Huaweis neues P60 Pro kommt mit einer einzigartigen Rückseite und variabler Blende bei der Hauptkamera. 5G fehlt leider weiterhin. Unser Test.
- Huawei P60 Pro im Test: Schickes Top-Smartphone mit Mankos
- Huawei P60 Pro im Kameratest

Huawei lässt nicht locker und bringt ihre Smartphones unbeirrt weiter nach Deutschland. Trotz fehlender nativer Google-Services und keiner 5G-Vernetzung. Das neue Huawei P60 Pro ist nun das neueste Top-Phone der Chinesen und geht am 22. Mai ab 1.199 Euro in den Verkauf.
Fokus ist wieder einmal die Kamera, für die sich Huawei in 2023 etwas Besonders einfallen lassen hat: Mit einer variablen Blende, die sich bis F1.4 öffnet, möchte das P60 Pro besonders viel Licht einfangen und auch sonst mit einem starken Kamerasystem punkten.
Im Test haben wir uns das Huawei P60 Pro genauer angeschaut und unser Kameralabor die Fotoqualität genauestens prüfen lassen.
Huawei P60 Pro im Test: Abgefahrenes, einzigartiges Design
Besondere Anerkennung verdient Huawei für das Design des P60 Pro, beziehungsweise für die Gestaltung der Rückseite. Statt wie aktuell üblich einfach eine normale Glasrückseite zu verwenden, die dann in schnödem Weiß, Schwarz oder einer anderen Farbe daherkommt, ist jedes Smartphone mit der Farbe „Rococo Pearl“ einzigartig. Huawei nutzt ein mineralisches Pulver, das unter Druck eine perlmutt-artige Struktur bekommt. Und die fällt jedes Mal anders aus.
Das P60 Pro sieht nicht nur schick aus, es fasst sich durch die matte Oberfläche auch sehr schmeichelhaft an. Für seine Abmessungen (161 x 75 x 8 Millimeter) ist das Smartphone mit 200 Gramm zudem vergleichsweise leicht und liegt damit angenehm in der Hand. Huawei verarbeitet zudem einen hochwertigen Alu-Rahmen und schützt das P60 Pro per IP68 vor Wasser und Staub. Im Rahmen sitzen zwei Stereo-Lautsprecher, die eine starke Lautstärke haben und sogar einen guten Bass liefern. Nur die Position des oberen Speakers ist etwas ungünstig: Hält man das P60 Pro horizontal, verdeckt man den Lautsprecher leicht mit der Hand.

Hauptkamera mit variabler Blende und überragender Fotoqualität
Die Kameraeinheit des Huawei P60 Pro soll mit ihrem Design an einen alten Fotoapparat erinnern. Wichtiger als das Aussehen ist aber natürlich, was im Inneren steckt.
Huawei P60 Pro Kameraausstattung
- Hauptkamera: 48 Megapixel, F1.4-F4, OIS
- Ultraweitwinkelkamera: 13 Megapixel, F2.2
- Tele-Kamera: 48 Megapixel, F2.1, 3,5-facher optischer Zoom, OIS
- Selfie-Kamera: 13 Megapixel
Am spannendsten ist natürlich die Hauptkamera mit ihrer variablen Blende, die sich von F1.4 (weit offen) bis F4 (geschlossen) verstellen lässt. Dabei gibt es drei Möglichkeiten, die Blendenstufen zu ändern: Im Standard-, beziehungsweise Automatikmodus, regelt das P60 Pro je nach Lichtsituation automatisch in vier Stufen zwischen F1.4, F2, F2.8 und F4.
Manuelle Kontrolle über diese vier Stufen hat man im speziellen „Blenden-Modus“ der Kamera-App. Satte zehn Zwischenstufen bietet der „Pro-Modus“. Die meisten Nutzer sind wahrscheinlich froh über die automatische Entscheidung des P60 Pro. Hier greift das P60 Pro interessanterweise selbst bei viel Sonne nur auf F2 zurück, ohne für mehr Schärfentiefe auf F4 abzublenden.

Wer bei Offenblende fotografiert, bekommt jedenfalls ein richtig starkes Bokeh, wenn man näher an Objekte herangeht. Ideal für Porträts. Nachts fällt zudem auch sehr viel Licht auf den Sensor.
Im Testlabor hat das Kamerasystem des Huawei P60 Pro insgesamt mit einem „sehr gut“ abgeschnitten. Die Hauptkamera erhält von uns die Wertung „überragend“. Trotz der variablen Blende kommt die Fotoqualität allerdings nicht an den Spitzenreitern wie dem Honor Magic 5 Pro, Xiaomi 13 Pro oder Samsung Galaxy S23 Ultra vorbei.

Tele-Optik mit Makro-Fähigkeit und sehr guter Nachtqualität
Eine weitere Besonderheit des P60 Pro ist das Teleobjektiv. Es lässt mit einer Blende von F2.1 im Smartphone-Kosmos aktuell am meisten Licht auf den dahinterliegenden Sensor fallen. Zum Vergleich: Honors Magic 5 Pro hat eine Blende von F3, das 3-fach-Tele des Galaxy S23 Ultra F2.4. Bemerkbar macht sich das vor allem nachts, wo die Fotoqualität jene anderer Top-Smartphones im wahrsten Sinne in den Schatten stellt.
Ein weiteres Feature ist der Makro-Modus über die Tele-Optik, die sowohl auf weit entfernte als auch auf nahe Objekte fokussieren kann. Damit sind Detailaufnahmen mit weichem Bokeh im Hintergrund möglich. Wer noch näher ran möchte, nutzt zusätzlich den Digitalzoom und bekommt so ziemlich gute Vergrößerungen. Qualitativ sind solche Bilder nicht mehr ganz so stark (zumal Xiaomi mit dem 13 Pro und ähnlicher Technik einen etwas besseren Job macht).

Großes, vierfach abgerundetes OLED-Display
Auf der Front des P60 Pro blickt man auf ein großes 6,7-Zoll-Display, das Huawei sanft zu allen vier Seiten hin abrundet. Es löst mit 1.220 x 2.700 Pixeln ausreichend scharf auf. Eine fixe Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz sorgt dabei für flüssiges Scrolling. Dank LTPO-Technologie kann das P60 Pro variabel zwischen 1 und 120 Hertz justieren.
Qualitativ macht das OLED einen sehr guten Eindruck. Es liefert satte Farben und knackige Kontraste. Die Helligkeit ist gut, kommt aber nicht ganz an das ziemlich leuchtstarke Honor Magic 5 Pro heran. Draußen ist die Ablesbarkeit bei Sonneneinstrahlung dennoch durch einen guten Boost gegeben.
Geschützt wird der Screen des P60 Pro übrigens durch Huaweis eigenes kratz- und bruchresistentes Kunlun-Glas. Wie gut es Stürze im Vergleich zu üblicherweise verbautem Gorilla Glass übersteht, haben wir allerdings besser nicht getestet.

Chipsatz ohne 5G und schnelles Laden mit 88 Watt
Als Antrieb verbaut Huawei im P60 Pro Qualcomms Snapdragon 8+ Gen 1. Unser Testgerät kommt mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher. Zwar stammt der Chipsatz aus 2022, liefert aber trotzdem noch eine starke Leistung ab. Klar, der diesjährige Snapdragon 8 Gen 2 ist noch etwas performanter in den Benchmarks, doch im Alltag sollte das keine Rolle spielen. Das P60 Pro bedient sich sehr flüssig und hat auch genügend Leistung für aktuelle Games.
Ein größeres Manko ist eher das fehlende 5G-Modul, auf das Huawei verzichten muss. Für ein Top-Smartphone, das mindestens 1.200 Euro kostet, gehört das eigentlich zur Pflichtausstattung. Gerade auch für eine hohe Zukunftssicherheit.
Die restliche Connectivity ist mit WiFi 6, Bluetooth 5.2 inklusive HiRes-Audio sowie USB 3.1 auf hohem Niveau. Durch Display-Port-Unterstützung schließt man das P60 Pro auch an einen Monitor an.
Über den USB-C-Anschluss und das beiliegende 88-Watt-Netzteil lädt man das P60 Pro ziemlich rasant. In 10 Minuten sollten 50 Prozent Akku im Display stehen. Der Netzstecker hat dabei einen echten Clou: Damit er mit möglichst viel Zubehör kompatibel ist, hat er gleich zwei Anschlüsse. Einen USB-A- und einen USB-C-Port. Kabellos sind beim P60 Pro 55 Watt drin, auch Peripherie lässt sich auf dem Smartphone nachladen – Stichwort Wireless Reverse Charging.

P60 Pro und Google: Altbekannte App-Thematik
Auch bei der Software wird der US-Bann wieder einmal deutlich. Doch zuallererst: Es macht keinen guten und hochwertigen Eindruck, wenn man ein neues Top-Smartphone einrichtet und auf dem Home Screen mit über 35 vorinstallierten App-Icons begrüßt wird. Darunter viele Spiele und andere Anwendungen, die ein Durchschnittsnutzer wohl eher nicht auf seinem Gerät installieren würde. Immerhin sind die Apps fast alle in Ordner sortiert und lassen sich anstandslos löschen.
Als Betriebssystem spielt Huawei EMUI 13.1 aufs P60 Pro. Da der Google-Play-Store nicht genutzt werden kann, lädt man Apps weiterhin über Huaweis App Gallery herunter. Die Auswahl dort ist mittlerweile ziemlich groß. Sind Apps nicht direkt über die App Gallery verfügbar, schlägt sie die Installation über eine APK-Datei vor.
Sogar Google Maps lässt sich nun installieren. Einige Apps wie Google Fotos, Youtube, Drive oder Gmail allerdings nicht. Hier wird dann auf eine Web-Version zugegriffen, die zwar funktioniert, aber optisch teils nicht wirklich ans Smartphone angepasst ist. Das Nutzungsgefühl ist somit nicht optimal. Wer häufig Google-Anwendungen verwendet, könnte mit dem P60 Pro schnell frustriert sein.

Huawei P60 Pro: Fazit
Huawei erlaubt sich beim neuen Top-Smartphone P60 Pro keine Fehler, was die Verarbeitung und das Design anbelangt. Das hohe Niveau, was wir schon immer von Huawei gewohnt sind, wird auch beim P60 Pro gehalten. Mit der Rückseite ist den Chinesen zudem wirklich ein echter Hingucker gelungen.
Auch die Kamera bietet eine insgesamt sehr gute Qualität. Der Vorteil der variablen Blende bei der Hauptkamera schlägt sich allerdings nicht in unserem Kameratestverfahren nieder. Andere Top-Smartphones mit Fixblende erreichen dennoch eine bessere Fotoqualität. Der künstlerische Faktor ist natürlich dennoch vorhanden und die ingenieurstechnische Meisterleistung steht außer Frage.
Ignorieren können wir weiterhin nicht den fehlenden Google Play Store sowie die umständliche Benutzung der Google-Apps. Außerdem gehört natürlich eine 5G-Vernetzung in ein Topgerät dieser Preisklasse. Wer jeweils ohne leben kann, finden mit dem Huawei P60 Pro einen guten Begleiter.